Alba Berlin gewinnt das höchst wichtige Spiel gegen Roter Stern Belgrad mit 73:68. Vor 10.867 Zuschauern verspielten die Berliner nach der Halbzeit zunächst eine hohe Führung, trafen aber in den entscheidenden Momenten die richtigen Entscheidungen. Mit dem Sieg holte sich Alba nicht nur den „historischen“ sechsten Sieg im Top16, sondern bewahrt auch alle Chancen auf den Viertelfinaleinzug. Die Gäste aus Belgrad sind dagegen nun auch rechnerisch sicher ausgeschieden. Topscorer bei Alba wurde Marko Banic mit 18 Punkten
Der mit gewisser Anspannung erwartete Abend begann recht unspektakulär: obwohl im Vorverkauf für den Unterring kaum noch Karten verfügbar waren, klafften riesige Lücken im weiten Rund. Man muss es einfach sagen: der Rahmen war nicht Euroleague-würdig. Erschreckend das Bild im Berliner Fanblock, wo überraschend viele Plätze leer blieben. Ob dies mit den Vorkommnissen der Vorwoche zusammenhing, können wir im ersten Moment nicht beantworten. Erst im Verlaufe des ersten Viertels füllten sich die Plätze, weil die erhöhten Sicherheitskontrollen längere Zeit in Ansprunch nahmen. Mehrere serbische Fans hatten sich dagegen im Gästeblock eingefunden, trotz zahlreicher Zaunfahne wirkte der Gästeblock jedoch nur bedingt kompakt. Zahlreiche Sicherheitsleute sorgten penibel dafür, dass die Belgrad-Fans in ihrem Bereich blieben.

Wenig Überraschungen bot auch das Geschehen auf dem Spielfeld im ersten Viertel. Gleich im ersten Angriff für Roter Stern ging der Ball zum Hünen Boban Marjanovic, der sich trotz drei direkten Gegenspielern (!) in der Zone durchsetzen konnte. Im Gegenzug versuchte Alba zunehmend Angriffe aus der Mitteldistanz abzuschließen, vermutlich auch um die defensive Präsenz Marjanovics unterm Korb zu minimieren. Ein Plan der schnell aufging, weil Alba nicht nur offene Würfe bestrafte, sondern sich bei Fehlwürfen auch öfter Offensivrebounds schnappen konnte. Im Gegenzug wurde Marjanovic konsequent gefrontet (also das direkte Anspiel in den Post verhindert) und aggressiv über das komplette Spielfeld gepresst. Offensiv bekamen die Gäste nur wenig zustande und leisteten sich einige unnötige Fehlpässe. Alba erspielte sich damit zum Ende des ersten Viertels ein gutes Polster (22-9). Und die serbischen Fans? Sangen einfach unbeeindruckt weiter, es herrschte eine gute Atmosphäre.
Auch im zweiten Viertel lief vieles zugunsten der Heimmannschaft: Albas Defense stellte Roter Stern Belgrad weiter vor Probleme, auch als Marjanovic nicht auf dem Feld stand. Obwohl zunächst in der Offensive viele Möglichkeiten liegen gelassen wurden, wirkten die Berliner wacher, präsenter und motivierter. Zusätzlich bestand der Gameplan bei den Gästen oft einzig und allein darin, Marjanovic den Ball in den Lowpost zu geben und dann zuzuschauen. Das machte das Spiel für die Alba-Defense berechenbar. Mit einem Sprint über das komplette Feld und einen Korbleger mit der Sirene sicherte Renfroe die Halbzeitführung von 39-22.
Während die serbischen Gästefans die zweite Halbzeit mit einem politischen Statement eröffneten (es wurde ein Spruchband mit Bezug zum Kosovokrieg entrollt), blieb Alba weiter bei aggressiver Defense, die schnell zum Erreichen der Teamfoulgrenze führte. Zusätzlich hatte sich Roter Stern Belgrad in der Halbzeit besser auf die Verteidigung der Berliner eingestellt und ließ den Ball im Angriff mehr laufen. Nur dank einiger schwieriger Distanzwürfe mit Ablaufen der Shotclock durch Jonathan Tabu und Alex King konnte der Vorsprung zunächst im zweistelligen Bereich gehalten werden. Doch durch die verbesserte Verteidigung der Gäste und einige leichtfertige Ballverluste konnte Belgrad die psychologisch wichtige Grenze von 10 Punkten Rückstand unterschreiten. Durch den besseren Offensiv-Fluss boten sich zum Ende des Viertels auch wieder mehr Freiräume für Boban Marjanovic, die dieser eiskalt ausnutzte. Nur dank eines Korblegers von Marko Banic vier Sekunden vor Schluss konnte Alba wieder eine zweistellige Führung herstellen und ging damit mit 59-49 in die letzte Viertelpause.

Denkbar schlecht startete der letzte Spielabschnitt durch kassierte Punkte und ein anschließendes technisches Foul von Niels Giffey. Nach verworfenem Freiwurf sicherte sich Belgrad gleich zwei Mal Offensivrebounds und tippte den Ball in den Korb. Nach einem weiteren Ballverlust schloss Roter Stern Belgrad ein Fastbreak krachend per Dunk ab. Damit war der Vorsprung innerhalb kürzester Zeit auf drei Punkte zusammengeschmolzen. Nur wenig später blieb auch davon wenig übrig, als Jenkins die Führung per Distanzwurf egalisierte. Gästefans- und Spieler sangen, bzw. spielten sich in einen Rausch und plötzlich wackelte auch immer mehr das Händchen der erfahreneren Alba-Spieler. Es hätte der Wendepunkt des Spiels werden können. Wurde es aber nicht. Die Heimmannschaft behielt einen kühlen Kopf und zog wichtige Fouls und traf entscheidende Würfe, während im Gegenzug die Gäste überdrehten und schlechte Entscheidungen trafen. So konnte Alba die Führung zwischenzeitlich auf sieben Punkte erhöhen und letztendlich den Sieg mit Ach und Krach über die Zeit retten. Damit gehen alle Blicke nach Madrid und Istanbul, wo am Freitag die direkte Konkurrenz Maccabi bzw. Athen spielt.
Was noch auffiel:
– Cliff Hammonds feierte nach mehrwöchiger Verletzungspause sein Comeback und stand auch gleich in der ersten Fünf. Dennoch war die längere Abstinenz dem Pointguard anzumerken, der sich vor allem offensiv nicht so recht ins Spiel einbinden konnte. Das fiel jedoch nicht so schwer ins Gewicht, da Alex Renfroe (mal wieder) überzeugen konnte. In jedem Fall ist es gut, dass das Defensiv-As wieder an Bord ist. Hammonds dürfte wohl bald auch offensiv wieder voll dabei sein.
– Boban Marjanovic ist unbestritten der Star von Roter Stern Belgrad. Allein durch seine Körpergröße fällt der Serbe schon auf, doch auch spielerisch überragt er oft. Alba konnte jedoch die wichtigste Waffe des Gegners in der ersten Halbzeit gut ausschalten, verhinderte direkte Anspiele und sank oft ab. Roter Stern hatte darauf nur wenig Antworten und spielte offensiv sehr einfallslos. Erst zur zweiten Hälfte ändert sich dies, als die Gäste ausgeglichener agierten und damit Marjanovic mehr Freiräume ermöglichten. Verwundert dann zum Schluss der Blick auf den Boxscore: trotz allem defensiven Druck erzielte der Center letzendlich 27 Punkte!
– Zwei völlig gegensätzliche Halbzeiten erlebten die Zuschauer in puncto Körpersprache, Wille, Konzentration und Aggressivität. Während Alba von der ersten Sekunde an die erste Halbzeit dominierte und präsenter wirkte, wendete sich das Blatt nach dem Seitenwechsel. Plötzlich war Roter Stern Belgrad voll da, während sich Alba offensiv immer schwerer tat und meistens die Angriffe erst mit Ablauf der Shotclock abschließen konnte.
– Trotz des Sieges genießt Sasa Obradovic bei den serbischen Fans weiterhin Legendenstatus. Nach dem Spiel wurde der Alba-Trainer mit Sprechchören gefeiert, der sich daraufhin persönlich im Gästeblock bedankte. Unzählige Fans machten Selfies mit Obradovic oder ließen sich Autogramme geben.
Hi,
die Halle war zu Beginn erschreckend leer, was einfach daran lag, dass die Einlasskontrollen deutlich intensiver als sonst durchgeführt wurden. Erst während des 2. Viertels waren alle Zuschauer in der Halle. Etwas doof von Alba, dass die verschärften Kontrollen und längeren Wartezeiten nicht kommuniziert wurden – nach dem gegen Galatasaray hätte man sich das aber auch denken können. Die nächsten Spiele 20min früher kommen!