
Alba Berlin hat die vakante Position des Cheftrainers nach dem Abgang von Sasa Obradovic mit dem jungen türkischen Coach Ahmet Çaki (40) neu besetzt. Çaki erhält in der deutschen Hauptstadt einen Vertrag für die nächsten zwei Spielzeiten. Albas neuer Coach hatte in der vergangenen Saison gegen Ende April das Team von Anadolou Efes Istanbul nach dem Abgang von Dusan Ivkovic als head coach übernommen und bis ins Finale der türkischen Meisterschaft geführt. Dort unterlag das Team jedoch dem Euroleague-Finalisten und Stadtrivalen Fenerbahce Istanbul mit 2-4 Siegen.
Wer ist Ahmet Çaki?
Ahmet Çaki, dessen Namen ins Deutsche übersetzt „Taschenmesser“ bedeutet, wurde 22. Juni 1975 in der südtürkischen Millionenmetropole Mersin am Mittelmeer geboren. In seiner Heimatstadt begann er auch seine Trainerkarriere, zunächst auf niedrigem level. Von 1997 bis 2004 war er als Assistenztrainer bei Darussafaka Istanbul und wurde zur Saison 2004/05 Mitte November zum Cheftrainer befördert. Für die Playoffs reichte es in seinem ersten Jahr in verantwortlicher Position bei einem Erstligaclub weder in der Liga noch im ULEB Cup. Auch in der kommenden Saison verpasste man wie schon im Vorjahr um einen Sieg die Playoffs.
Nach der Absolvierung des Wehrdienstes setzte er 2007 beim Erstligaclub Mersin BB SK in seiner Heimatstadt seine Trainerkarriere fort und schloß diese Saison mit dem 10. Tabellenplatz ab. Einer seiner Spieler dort war Kevin Burleson, der auch mal bei den Walter Tigers Tübingen sowie in der NBA bei den Charlotte Bobcats (39 Spiele) tätig war. Im darauf folgenden Sommer 2008 arbeitete er als Assistent von Bogdan Tanjevic bei der türkischen Nationalmannschaft und gewann mit dem Team um Ilyasova, Tunceri, Gönlum, Savas, Türkoglu und Ex-Albatros Cemal Nalga in einer back up Rolle alle sechs Spiele zur EM-Qualifikation gegen die Ukraine, Belgien und Frankreich. Über den Kontakt mit Tanjevic, der auch die italienische Staatsbürgerschaft hat und als Nationalcoach die italienische Nationalmannschaft zum EM-Titel 1999 geführt hatte kam der Kontakt zum ersten Auslandsengament Cakis bei Air Avellino als Assistenztrainer zustande. Lange dauerte dieses Engagement – bisher sein einziges außerhalb der Türkei – jedoch nicht, da sich Ende November die Chance auftat, das Erstligateam Erdemirspor zu übernehmen.
Erdemirspor hatte von den ersten acht Spielen nur eines gewonnen, was Trainer Tastimur den Job kostete und Caki dieses Engagement einbrachte. Einer seiner dortigen Spieler war Alba Berlins ehemaliger Spieler und Sportdirektor Mithat Demirel. Nach dem mißglückten Saisonstart schaffte Erdemirspor noch 11 Siege bei 11 Niederlagen, aber das reichte aufgrund der Hypothek aus den ersten acht Spielen in der Endabrechnung nur noch für Platz 11. Im Pokal konnte man im Halbfinale Galatasaray Istanbul besiegen, verlor jedoch das Finale gegen Efes Istanbul. Im Folgejahr erreichte das Team den achten Platz und die Playoffs, wo man jedoch im Viertelfinale 0-2 an Efes Istanbul scheiterte. In den Spielzeiten 2010/11 und 2011/12 schaffte es das Team mit 10 bzw. 11 Siegen nicht in die Playoffs und schloß die Saison auf den Plätzen 11 bzw. 12 ab. Für Caki war es Zeit für den nächsten Karriereschritt, er wechselte zu Tofas Bursa. (Erdemirspor wurde ein Jahr später aus der türkischen Liga zurück gezogen, nachdem der Sponsor, das Stahlunternehmen Erdemir, sein Sponsoring einstellte.)
Mit Tofas SK Bursa erreichte Caki in der Saison 2012/13 wieder die Playoffs der TBL, schied dort jedoch im Viertelfinale gegen Galatasaray Istanbul mit 0-2 aus. In der FIBA Eurochallenge erreichte Caki mit Bursa die Runde der besten 16 Teams. Einen ähnlichen Verlauf gab es auch in der Saison 2013/14, wieder erreichte das Team die Playoffs, wieder auf Platz acht, wieder schied es in der ersten Runde sieglos aus. Dieses Mal gegen Banvit. Danach trennte sich Bursa von Ahmet Caki … und stieg im Jahr darauf aus der TBL ab.

Für Caki war es nun Zeit, zu einem der großen türkischen Vereine zu wechseln. Bei Anadolou Efes Istanbul erhielt er 2014/15 einen 2-Jahres-Vertrag als Assistenztrainer von Dusan Ivkovic mit der versprochenen Perspektive, in Zukunft auch in verantwortlicher Position mit ihm zu planen. Auf jeden Fall war es für Caki die Chance, vom erfahrenen Serben Ivkovic mit fast 40 Jahren Erfahrung als Coach und unzähligen gewonnenen Titeln bei nationalen und internationalen Meisterschaften, zu lernen. Zudem ergab sich die Möglichkeit, mal mit wirklich großen europäischen Stars zu arbeiten wie Kristic, Lasme, Heurtel, Janning, Draper oder dem jungen Osman. Im ersten Jahr wurde die Hauptrunde auf Platz 2 abgeschlossen, in den Playoffs schaffte es das Team bis ins Finale, unterlag dort aber überraschend den „Nobodies“ Pinar Karsiyaka. In der Euroleague erreichte Efes das Viertelfinale, wo man dem späteren Titelträger Real Madrid unterlegen war. Nachdem Ivkovic in der abgelaufenen Saison die Playoffs der Euroleague verpasst hatte, wurde er Ende April bei Anadolou Efes entlassen und Ahmet Caki nahm seinen Platz als Head Coach ein. Die letzten drei verbleibenden Spiele der Hauptrunde konnte Caki gewinnen und die Hauptrunde auf Platz 1 abschließen. Ebenso wurden das Viertelfinale und das Halbfinale der Playoffs gegen Gaziantep und Darussafaka gewonnen, jeweils zu null. Erst im Finale musste man sich dem Euroleague-Vize Fenerbahce Istanbul mit 2-4 geschlagen geben.
Fazit
Trotz des für einen Coach jungen Alters kann Caki schon auf ca. 20 Jahre Erfahrung als Trainer zurück blicken. Allerdings hat er, mal vom Ende dieser Saison abgesehen, noch keine große Erfahrung in Playoffs oder gar beim Kampf um Titel. Auch ist seine Erfahrung in europäischen Wettbewerben gering, wenn man mal von den zwei Jahren mit Bursa in der drittklassigen Fiba Eurochallenge und acht Spielen im ULEB-Cup absieht. Er hat Talent als Trainer und wird auch als sehr ehrgeizig beschrieben, diesen Ehrgeiz wird er auch brauchen, wenn er sich in verantwortlicher Position bei Alba in der starken Bundesliga durchsetzen will. Caki mag das schnelle, offensive Spiel, erzielte in den Spielen als Head Coach mit Anadolou Efes im Schnitt deutlich über 80 Punkte. In dieser Hinsicht sollte sich der Spielstil bei Alba in der kommenden Saison ändern. Von seinen Spielern verlangt er Fleiß und vollen Einsatz in der Defense. In dieser Hinsicht sollte sich der Spielstil bei Alba in der kommenden Saison nicht ändern.
Eines der Anforderungskriterien an den Job des Cheftrainers bei Alba Berlin ist die Einbindung junger Spieler. Gute Nachwuchsarbeit wird Caki ebenfalls nachgesagt, er hatte immer wieder türkische Nachwuchsspieler in seinen Teams und hat diesen auch schon in jungen Jahren recht viel Verantwortung gegeben. Auch wenn das Team von Anadolou Efes 2015/16 natürlich nicht von ihm selbst zusammen gestellt war, so hat er doch den jungen Talenten wie Cedi Osman oder Dario Saric in den Playoffs unter seiner Verantwortung mehr Spielzeit gegeben, als sie in der Hauptrunde zuvor unter Ivkovic erhalten haben.