
Mit einem schwer erkämpften 79-75 Heimsieg hat Alba Berlin vor nur 7.000 Zuschauern in der Mercedes-Benz-Arena gegen Unicaja Malaga das dritte Spiel des Viertelfinales im Eurocup gewonnen und sich damit für das Halbfinale qualifiziert. In Peyton Siva hatten die Gastgeber ihren besten Punktesammler (16), der zudem auch noch zehn direkt Vorlagen spielte. Die „magic moments“ hatte jedoch Albas Litauer Rokas Giedraitis (14 Punkte), der in der spannenden Schlußphase mit zwei wichtigen Aktionen den Sieg sicherte.
Das Spiel begannen beide Teams verhalten und waren zunächst darauf bedacht, Fehler zu vermeiden und dem Gegner kein leichten Punkte zu ermöglichen. Die ersten Punkte erzielte Carlos Suarez per Dreier; der taktische Kniff von Coach Casimiro, den Routinier in der Anfangsformation aufzustellen zahlte sich gleich aus. Die Berliner konterten mit Hermannsson und Sikma zur ersten Führung von Alba. Es sollten die einzigen Punkte von Sikma in der ersten Halbzeit bleiben, der von Malaga als einer der Schlüsselspieler ausgemacht wurde und sich besonderer Beachtung „erfreute“. Sieben Punkte in Folge vom bärenstarken Mathias Lessort (18 Punkte, 7/8 Zweier, 4/4 Freiwürfe, 6 Rebounds, 8 gezogene Fouls, Eff 29), den die Berliner im ganzen Spiel nicht in den Griff bekamen, sorgte für die erste etwas deutlichere Führung der Gäste (4-10, 4. Minute). Bis zum Ende des ersten Spielabschnitts holten diesen Rückstand jedoch wieder auf, besonders die Einwechslung von Joshiko Saibou zeigte eine positive Wirkung. Der Berliner Guard scheint für solche wichtigen Spiele geboren zu sein und zeigt da selten Nerven. Fünf Punkte in Folge von Peyton Siva brachte eine knappe Führung (23-21) für die Gastgeber zur ersten Pause. Dass es so knapp war hatte Malaga auch dem finnischen Scharfschützen Sasu Salin zu verdanken, der in den ersten 10 Minuten gleich drei Dreier bei vier Versuchen traf.
Im zweiten Abschnitt konnte sich Alba in den ersten drei Minuten durch Siva und Nnoko die Führung auf +4 (27-23) ausbauen, was bis eine Sekunde vor Spielende die höchste Führung bleiben sollte. Denn ab diesem Zeitpunkt verstand es Malaga immer besser, sich auf Albas Spielweise einzustellen, das Tempo des Spiels zu verlangsamen und die eigenen Vorteile unter dem Korb besser auszuspielen. Immer wieder bereitete Lessort den Berliner Big Man große Probleme und hat denen in der ersten Halbzeit schon 5 Fouls angehängt und 11 Punkte gegen diese erzielt. Mit nur drei Punkten Rückstand (36-39) ging es in die Halbzeitpause, nicht viel, wenn man bedenkt, dass mit Luke Sikma (2 Punkte) und Niels Giffey (0 Punkte) bis dato noch unter ihrem eigentlichen Leistungsvermögen geblieben waren und man sich von diesen noch eine Steigerung erwarten konnte.
Wieder einmal Lessort beendete zum Beginn des dritten Viertels einen viertel-übergreifenden 7-0 Lauf der Gäste (36-41). Fünf Punkte von Luke Sikma (2er, 3er), der sich offenbar mehr für die zweite Halbzeit vorgenommen hatte, brachte jedoch umgehend wieder den Ausgleich. Weiterhin fand Alba zu diesem Zeitpunkt keine Mittel den französischen Nationalspieler Mathias Lessort zu stoppen, der punktete fast wie er wollte und für Alba die Würfe in Brettnähe schwer machte. Bis zur 24. Minute hatte er schon 18 Punkte erzielt – es kam dann in den weiteren 16 Minuten allerdings kein einziger mehr dazu. Dem Spiel der Gäste tat das jedoch keinen Abbruch, ganz im Gegenteil. Nun übernahm Salin wieder und brachte mit zwei erfolgreichen Dreiern Malaga deutlicher in Front (50-56, 26. Minute). Das war Teil eines 13-3 Laufs, der durch Fehlwürfe und Ballverluste der Berliner geprägt war. Als zwei Minuten vor Ende des dritten Viertels wiederum Salin die Gäste mit 13 Punkten in Front brachte gab es wenig Hoffnung auf einen positiven Ausgang aus Berliner Sicht. Malaga bestimmte das Spiel und fand mit seinen erfahrenen Spielern immer wieder Wege, um erfolgreich abzuschließen. Alba musste ins Setplay und hatte damit gegen Lessort, Shermadini, Suarez und Co. offensichtlich Probleme. Es war dann eher ein „emotionales Aufraffen“ als eine besondere spielerische Lösung, das Alba wieder ins Spiel brachte. Ein wichtiger Ballgewinn von Johannes Thiemann, Punkte durch Tim Schneider sowie gleich drei Dreier durch Niels Giffey (seine ersten Punkte im Spiel), Joshiko Saibou sowie Tim Schneider mit der Sirene sorgten für einen 11-0 Lauf und dafür, dass die Berliner mit nur zwei Punkten Rückstand ins letzte Viertel gingen.
Der Turnaround? Mitnichten! Zunächst war erst mal wieder Malaga am Drücker, Die Andalusier agierten und führten immer mehr oder weniger knapp, Alba reagierte und hechelte hinterher. Immer, wenn sich Malaga etwas deutlicher abzusetzen drohte, konnte Alba per Dreier den Abstand wieder verkürzen, so durch Niels Giffey zum 65-68 oder Rokas Giedraitis zum 68-73. Man sollte meinen, beim dritten Spiel innerhalb von acht Tagen, kein Team das andere noch großartig überraschen könne, aber Coach Aito gelang es dennoch, indem er die Verteidigung auf Ball-Raum-Vertreidigung (zone defense) umstellte. Eigentlich im Spitzen-Basketball nicht mehr allzu häufig angewendet, da dieses System von den Top-Teams mit sehr guten Dreierschützen relativ leicht ausgehebelt werden kann, der Berliner Coach ging das Risiko ein, da die Schützen der Gäste an diesem Abend einen schwachen Tag hatten und der Kniff sollte aufgehen. Malaga gelang in den letzten sieben Spielminuten nur noch ein einziger erfolgreicher Abschluß, Mitteldistanzwurf von Dani Diez über Brett mit Ablauf der Uhr. Stattdessen verloren sie durch die zone defense ihr Konzept und den Kopf. Fehlwürfe und Ballverluste waren die Folge. Trotzdem blieb das Spiel bis zum Ende knapp, denn Alba musste ja erst einmal einen 8 Punkte Rückstand aufholen und ging eine Minute vor Ultimo durch Martin Hermannsson mit einem Punkt in Führung. Genug Zeit und Möglichkeiten für Malaga, das Spiel noch zu drehen und zu gewinnen. Da zitterte aber ein wenig das Händchen, Peyton Siva investierte klug sein viertes Foul an Lessort vor dem Wurf, Johannes Thiemann gelang ein wichtiger Steal gegen Lessort und ein wenig half auch der Basketballgott. Mit ein wenig Glück landete der Ball nach einem Fehlwurf von Rokas Giedraitis der Ball wieder beim Litauer, der diesen mit viel Willen durch die Reuse beförderte. Glück, dass man als Berliner beim letzten Rebound in Bamberg nicht hatte, Glück, dass man beim letzten Rebound in Spiel 1 gegen Malaga nicht hatte, Glück, dass man sich dann irgendwann auch mal verdient hat. Malaga hätte aber immer noch per Dreier ausgleichen und das Spiel in die Verlängerung bringen können. Eigentlich war klar, dass Sasu Salin den Wurf bekommen würde, der einzige Schütze der Gäste, der an diesem Abend touch hatte. Durch einen simplen Block wurde dieser auch frei an der Dreierlinie (hätte man besser verteidigen können), aber verwarf, nachdem er bis dahin mit 5/7 eine wirklich exzellente Quote hatte. Nachdem sich wie in Spiel 1 – wieder – Mathias Lessort den Offensivrebound sicherte, drohte ein deja vu, aber dessen Karma-Konto war wohl komplett aufgebraucht. Nachdem er kurz zuvor gegen Thiemann den Ball verloren und gegen Thiemann / Giedraitis den Rebound nicht sichern konnte, ließ er sich auch in dieser Szene von Giedraitis den Ball wegschnappen. Aus Sicht von Malaga sicher die tragische Figur. Aus Sicht von Alba Rokas Giedraitis der Matchwinner in der crunch time. Mit einem verwandelten Freiwurf setzte Luke Sikma dann den Schlußpunkt unter die Partie.
Schlüssel für den Sieg
- sehr gute Dreierquote bei Alba (46,4%, Sikma 3/5, Siva 3/6, Saibou 2/2), die die Schwächen unter dem Korb kaschierte
- Impact von den Bankspielern wie Saibou (10 Punkte), Giffey (6), Schneider (5), Thiemann (3 Punkte, 3 OffReb, 3 Steals) die immer wieder Entlastung brachten
- sehr gutes Reboundverhalten (Willensfrage?). Besonders eine Offensivreboundquote von 50% ist überragend und ermöglichte immer wieder zweite Wurfchancen
- einige Leistungsträger bei Malaga wie Dragan Milosavljevic (0 Punkte, 0/5 Würfe), Adam Waczynski (in 6:40 min ohne Wurf, 2 Turnover), Kyle Wlltjer (4 Punkte) oder Brian Roberts (1/7 Dreier) blieben unter ihren Möglichkeiten.
- Heimvorteil. Es waren nur 7.000 Zuschauer, aber diese haben das Team gepusht, wenn es mal zurück lag und den Gegner verunsichert
Men of the match
Eigentlich das Team, aber es gab doch den einen oder anderen, der noch heraus ragte. Da fällt einem natürlich Rokas Giedraitis ein, der die großen Momente in der Schlußphase hatte (an denen aber auch Johannes Thiemann unmittelbar beteiligt war). Aber auch Joshiko Saibou, der in weniger als 13 Minuten einen sehr positiven Einfluß auf das Spiel hatte, sich keinen Fehlwurf leistete und der zweit-effektivste Berliner Spieler war. Nicht zuletzt aber natürlich Peyton Siva, der mit 15 Punkten und 10 Assists direkt oder indirekt an über der Hälfte der Alba-Punkte beteiligt war und auch zum Eurocup-MVP gewählt wurde: