Die Enttäuschung ist groß. Sang und Klanglos mit 0-3 verabschiedete sich Alba Berlin aus den Playoffs. Es ist das zweite Erstrundenaus in Folge, das dritte seit dem Umzug in die Arena am Ostbahnhof. Ist es eine völlig verkorkste Saison?

Nein behaupten viele, mit Blick auf das Abschneiden in der Euroleague und dem Pokalgewinn. Natürlich waren die Achtungserfolge in Europa gut für das Ansehen im In-und Ausland. Ein Pokal, der mit zwei Heimsiegen geholt wurde, überzeugt dagegen nicht wirklich. Insbesondere nicht, wenn das Kerngeschäft Bundesliga, arg zu wünschen übrig gelassen hat.
Verletzungen und die Doppelbelastung hatten natürlich eine große Auswirkung auf den Liga-Betrieb. Nichtsdestotrotz ist der 5. Platz, eine Auswärtsbilanz in der regulären Saison von 6-11 (inklusive sehr peinlichen Auftritten wie z.B. in Bayreuth), teilweise blutleere Vorstellungen in eigener Halle und dem krönenden Ausscheiden im Viertelfinale ein klarer Rückschritt. Das erneute frühzeitige Saison-Aus wirft die übliche Frage auf: kommt wieder ein Komplettumbruch?
Eins ist klar, in dem diesjährigen Kader steckten viel mehr Möglichkeiten und Potenzial als im vergangenen Jahr. Das bedeutet, dass ein Teil der Mannschaft durchaus den Kern für die kommenden Saisons bilden könnte. Doch dafür müssen erst einige Fragen geklärt werden. Bleibt z.B. Sasa Obradovic Trainer? In welchem europäischen Wettbewerb spielt man nächstes Jahr? Wie sehen die finanziellen Möglichkeiten aus?
Das Pointguard Trio aus Wood, Schaffartzik und Avdalovic funktionierte hervorragend…bis sich letzterer verletzte. Das Duo aus Wood/Schaffartzik scheint nicht zum Erfolg zu führen. Heiko hat zwar noch einen Vertrag für die kommende Saison, von einen Verbleib würden wir aber trotzdem nicht zu 100% ausgehen. Wood zeigte auch in diesem Jahr Leistungen zwischen Genie und Wahnsinn. Unbestritten, dass der US-Amerikaner ein dominierender Point Guard sein kann. Ob Avdalovic sich von seinem Kreuzbandriss überhaupt erholen wird, scheint fraglich. Die Point-Guard Position wirft also für den Sommer eine Menge Fragen auf. Mit welcher Kombination man in die nächste Saison geht ist kaum vorhersehbar. Man darf außerdem nicht vergessen, dass mit Ismet Akpinar bereits ein interessantes Talent verpflichtet wurde.
Auch auf den Flügelpositionen besteht Handlungsbedarf: Die Nachverpflichtungen Derrick Byars und Je’kel Foster konnten nicht überzeugen. Vor allem letzterer konnte die Erwartungen nicht erfüllen. Derrick Byars hätte man im Endeffekt vielleicht mehr Spielzeit gewünscht, das Team weiterbringen dürfte er aber auch in Zukunft nicht. Auf Nihad Djedovic und dessen Potential kann dagegen durchaus aufgebaut werden. Man darf nicht vergessen, dass der Bosnier immer noch sehr jung ist und sich in Zukunft weiter verbessern dürfte. Der 23-Jährige hat schon verkünden lassen, dass er in Berlin bleiben möchte. Des Weiteren gibt es eine Option auf Verlängerung in seinem Vertrag. Ein Verbleib wäre wünschenswert, schließlich hat Djedovic durchaus die spielerische Klasse um eine der absoluten Topspieler in der Bundesliga zu werden. Ebenso bei Zach Morley. Der US-Amerikaner war eine positive Überraschung der abgelaufenen Saison und ist als vielseitiger Spieler sicherlich auch im kommenden Jahr von Nutzen.
Auch auf den großen Positionen dürfte es einige Fragezeichen geben. Deon Thompson überzeugte in den Playoffs nicht wirklich, spielte aber über die gesamte Saison konstant gut. Der US-Amerikaner hat durchaus Entwicklungspotenzial und würde in meinen Augen ebenfalls gut zum Kern der kommenden Saison passen. Ob er ohne die Aussicht auf Euroleaguenächte den Albatrossen erhalten bleibt, ist fraglich. Eine Frage die sich ebenfalls stellt, ist wie weit sich Nathan Peavy von seinem Kreuzbandriss erholt hat. Ein großer Spieler, der auch von weiter außen konstant gut trifft hat in der Serie gegen München eindeutig gefehlt. Für diese Rolle scheint Sven Schultze, so sehr wir ihn auch mögen, nicht mehr gut genug zu sein. Der Veteran kann zwar noch die eine oder andere Minute abgreifen, für die feste Rotation dürfte das aber definitiv nicht mehr reichen. Bei den Centern stehen ebenfalls viele Fragezeichen.
Ali Traoré liegt eigentlich außerhalb Albas Preisklasse, seine Verletzung dürfte ihn aber vermutlich wieder in Reichweite bringen. Die Frage ist, wie viel Geld man für einen Spieler ausgeben möchte der sich seit geraumer Zeit mit Verletzungen rumplagt. Albert Miralles hat sich, trotz zwischenzeitlicher Degradierung auf die Tribüne, stets professionell verhalten und immer alles gegeben. Seine spielerischen Mängel waren dennoch offensichtlich. Auch bei Yassin Idbihi scheiden sich die Geister. Auch wir wünschten uns vor einiger Zeit eine vorzeitige Vertragsverlängerung, die anschließende Debatte in den Medien über die Vertrags-Verhandlungen wirkten sich deutlich auf die Leistungen des Deutsch-Marokkaners aus. Trotzdem sollte man Yassin eine weitere Chance geben, schließlich hat er in 3 Jahren bei Alba im Großen und Ganzen tolle Leistungen gezeigt.
Kontinuität muss ein Ziel dieses Sommers sein. Ein erneuter komplett-Umbruch wäre Fatal. Sasa Obradovic rotierte im Verlaufe der Saison viel um die Spieler für die lange Saison zu schonen. Ein wirklicher Kern auf dem man baut konnte man aber nicht erkennen. Die vielen Verletzungen taten ihr Übriges, Alba spielte pünktlich zu den Playoffs (mal wieder) den schlechtesten Basketball. Es wird Zeit wieder den Fokus endgültig auf die nationale Liga zu richten, um wieder an alte Zeiten anknüpfen zu können.