Weihnachten, das ist die Zeit für Besinnlichkeit, Geschenke und gutes Essen. Im Großen und Ganzen also eine schöne Sache. Kombiniert man diese Zeit mit Basketball, um genau zu sein mit Alba Berlin, bleiben womöglich positive Nostalgiegefühle aus. Tatsächlich war diese Zeit vor der Jahreswende für den Verein oft genug mehr als problematisch. Obwohl der Zeitraum, mitten in der Saison und mit reichlich Luft Richtung Playoffs, eher ungefährlich wirkt, dürfte er den Berlinern schon so manche Spielzeit vermiest haben.

Man denke an das Jahr unter Headcoach Gordon Herbert, als Alba kurz vor Weihnachten die Tabellenspitze erklomm, nur um kurz danach in eine Krise zu schlittern. Plötzlich wollte nichts mehr klappen, Verletzungen kamen hinzu. Davon erholte sich das Team nicht mehr, entsprechend enttäuschend endete auch die Saison.
Oder das Ende des Jahres 2010, damals noch mit Luka Pavicevic, als eine Woche vor Heiligabend die Mannschaft die höchst peinliche, historische Pleite in Bamberg kassierte. Es wurde im Nachhinein das Ende der Pavicevic-Ära, der Verein rutschte in eine massive Krise und konnte das Ende der Saison nur mit zahlreichen Personalwechseln und unter größten Anstrengungen mehr als erträglich gestalten. Ja, diese verflixten letzten Wochen des Jahres haben für Alba Berlin immer einen wegweisenden Charakter.
Geradezu paradiesisch wirkt die Situation dagegen an diesem Jahresende für Ahmet Caki: Kein straffer Spielplan, keine strapaziösen Auswärtsreisen, keine Verletzungen und dafür einige machbare Gegner. Dieses Mal scheint das Timing zu stimmen. Die letzten zwei Wochen bieten eine gute Mischung aus Trainingszeit und Wettkampf. Bevor am 29. Dezember mit den Baskets aus Oldenburg ein direkter Konkurrent um einen möglichst guten Platz in den Playoffs in die Hauptstadt kommt, stehen die Spiele in Braunschweig und gegen Vechta an. Zwei Teams aus dem Tabellenkeller (siehe unten), die man einerseits schlagen muss, die andererseits aber auch die Möglichkeit bieten sich weiter zu stabilisieren. Denn konstant sind die Auftritte von Alba immer noch nicht, das Spiel in Tübingen in der vergangenen Woche belegte dies noch einmal, auch wenn der Trend zuletzt nach oben zeigte.
Caki und das Team müssen diese zwei Wochen, trotz all der Feiertage, sehr effektiv nutzen. Im Januar wird das Programm wieder straffer, es geht um das Weiterkommen im Eurocup, eine bessere Bundesliga-Platzierung und Mitte Februar steht dann auch schon das Top 4 in eigener Halle an. Die Basis für dieses Programm muss in diesen Wochen gelegt werden. Caki kann aus dem Vollen schöpfen, jetzt gibt es keine Entschuldigungen mehr. Albas Saison wird jetzt richtig interessant, jetzt wird sich zeigen, was unter diesem Trainer möglich ist – oder auch nicht.
Müde Löwen
Zum Auftakt des Feiertags-Programm geht es für Alba nach Braunschweig. Brüstet sich die BBL gerne als aufstrebende Liga, so dürften die Niedersachsen zu den Klubs gehören, die diesen Trend eher nicht mitgehen. Nicht nur die Mannschaft, sondern der gesamte Verein wirkt eher trist, die erfolgreichen Zeiten sind schon lange vorbei. Den letzten Glanz brachte noch Lokalmatador Dennis Schröder, seit einigen Jahren orientiert sich der Verein nach unten. Dazu passen auch die Zuschauerzahlen, Braunschweig hat mit 37,7% die mit Abstand schlechteste Hallenauslastung der Liga (Alba ist übrigens mit 68% auf dem vorletzten Platz, spielt allerdings auch in einer wesentlich größeren Arena). Die riesigen Lücken auf den Zuschauerrängen passen auch zur sportlichen Entwicklung der Löwen. Vorbei sind die Zeiten, als man um die Playoffs mitspielte und Überraschungserfolge erzielte. Auch diese Spielzeit bestärkt diesen Trend. Unter dem ehemaligen Bundestrainer Frank Menz, der im vergangenen Sommer verpflichtet wurde, kämpfen die Braunschweiger ums sportliche Überleben.

Unterschätzt werden darf das Heimteam allerdings nicht, besonders die letzten Partien gegen Würzburg und Frankfurt liefen für die Braunschweiger unglücklich, dort hätten auch durchaus Siege herausspringen können. Im Braunschweiger Team findet der Albafan mit Nico Simon einen alten Bekannten wieder, dessen Form aber auch eher absteigend ist. Die wichtigsten Stützen im Team sind die US-Amerikaner Medlock, Guyton und Groselle, dazu kommt noch der sehr interessante Flügelspieler Dyshawn Pierre. Der Kanadier erhält viel Spielzeit und ist – trotz wackligem Distanzwurf – Topscorer der Löwen. Ebenfalls interessant ist Geoffrey Groselle, der bereits beim Testspiel gegen Alba vor der Saison auffiel. Der Center bringt eine gute Mischung aus Größe, Gewicht und Beweglichkeit aufs Parkett. Also alles womit die Berliner Center Kikanovic und Radosavljevic gerne mal Probleme haben. Das Testspiel im August kann allerdings aus mehreren Gründen nicht als Maßstab genommen werden, beide Teams steckten damals noch mitten in der Vorbereitung, zusätzlich fehlten mehrere Leistungsträger.
Trotzdem geht Alba als Favorit in das Auswärtsspiel. Braunschweig war in der Vergangenheit gerne mal ein Stolperstein, dieses Mal dürfte es nicht so weit kommen. Bestätigen die Berliner die leichte positive Tendenz der vergangenen Woche, gehen sie als Sieger vom Parkett. Und bescheren sich selbst und den Fans damit ein erstes Weihnachtsgeschenk.