
Eine Saison, die für die Basketballer von Alba Berlin deutlich mehr Tiefen als Höhen brachte, neigt sich dem Ende zu und biegt auf die Zielgerade ein, manche meinen „Gottseidank“, aber „it’s not over ‚til the fat lady sings“! Noch sind – mindestens – zwei Spiele gegen den FC Bayern München Basketball zu spielen. Zeit für eine Analyse und einen Rückblick auf diese turbulente Saison wird sich im langen Sommer noch finden, der Respekt vor den Spielern, von denen viele erwarten, dass sie sich „den Arsch aufreissen“ – bildlich betrachtet eine äußerst unschöne Vorstellung, die auch den Basketball nicht besser macht – gebietet es, damit noch zu warten.
Der Pessimist hat allen Grund pessimistisch zu sein, die Ergebnisse der letzten Wochen und vor allem der Start in die Playoffs gegen Bayern München bestätigen ihn in seiner negativen Grundeinstellung. Mancher „Thekentrainer“ hat es – selbstverständlich – schon von Anfang an gewusst. Es gibt wenig, wobei man dem Pessimisten kontra geben könnte, Zahlen lügen nicht, vor allem Körpersprache lügt nicht. Und die war schlecht, aus jeder Pore quoll am Samstag in München fehlendes Selbstbewusstsein. Die Ausfälle von Siva und Milosavljevic sowie ein Trainerwechsel kurz vor den Playoffs machen das Schwarz des Pessimisten eher noch schwärzer, Licht am Ende des Tunnels: Fehlanzeige! Fehlanzeige?

Der Optimist lebt vom „Prinzip Hoffnung“. Für Hoffnung braucht man keine Fakten und Realitäten, die nährt sich aus dem emotionalen Bereich. Glück, Pech und Statistik haben kein Gedächtnis. Statistisch betrachtet würfelt man ca. jeden sechsten Wurf eine 6. Tatsächlich kommt es genauso häufig vor, dass man zwei Mal hintereinander eine 6 hat, wie dass man zwölf mal gar keine 6 würfelt. Es ist statistisch nicht wahrscheinlich, dass am Donnerstag gegen München alles für Alba spricht, die Würfe hochprozentig fallen, mehrere Münchner Spieler einen schlechten Tag haben, die Schiedsrichter es außerordentlich gut mit den Berlinern meinen usw. usf. Möglich ist es zumindest statistisch schon. Die Hoffnung ist ja die Letzte, die stirbt …

Optimist schon von Berufs wegen ist Thomas Päch, aus dem Nichts in einer außerordentlich schwierigen Situation zum Cheftrainer befördert worden. Natürlich glaubt er noch an den Erfolg, wenn nicht der Coach, wer dann noch? Dafür findet er kleine Hoffnungsschimmer aber auch tatsächliche sportliche Ansatzpunkte. Einer der kleinen Hoffnungsschimmer ist, dass die Mannschaft in dieser Woche in der heimischen Mercedes Benz Arena trainieren kann. „Wir haben selten die Situation, in unserer Spielstätte auch trainieren zu können. Deshalb ist es umso wichtiger, dass wir seit Montag schon in der Mercedes Benz Arena trainieren können. Man hat einfach definitiv ein besseres Gefühl für die Körbe, wenn man öfter darauf werfen kann.“ Ein weiterer Hoffnungsschimmer ist die Entwicklung der angeschlagenen bzw. gerade erst in den Spielbetrieb zurück gekehrten Spieler. „Peyton [Siva] war leider sehr lange raus, man kann nicht zu viel von ihm erwarten. Als Persönlichkeit hilft er extrem. Im locker room, im Training, er macht Ansprachen und die Leute hören ihm zu. Ich hoffe, dass ihn die Trainingseinheiten in dieser Woche wieder etwas mehr rein bringen, er mehr Sicherheit gewinnt und uns auf dem Feld noch etwas mehr helfen kann.“ so Päch, der am Donnerstag auch wieder auf shooting guard English setzen kann „Carl trainiert seit Dienstag wieder voll mit. Es ist bei einer Mandelentzündung so, dass man zwei Tage komplett „durch“ ist, leider waren diese zwei Tage bei ihm genau Freitag und Sonnabend.„

Sportlich setzt er – natürlich – nicht auf das Prinzip Hoffnung, sondern sieht Ansatzpunkte beim Spiel in München, die es zu verbessern gilt. „Ich glaube, dass wir im Hinspiel gerade zu Beginn einen sehr guten Job gemacht haben. München hat einfach extrem viel Qualität, hat sehr viele schwierige Würfe getroffen. Und dann waren sie einfach zu selbstbewusst und zu gut, dass wir gegenhalten konnten.“ so Albas Headcoach „Gerade zu Hause, wenn wir das was wir im ersten Viertel gespielt haben, aufs Parkett bringen können, mit der Energie spielen, die wir dann hoffentlich zu Hause haben und es gelingt das Spiel knapp zu halten, haben wir eine Chance. Wenn wir dann mal ein bisschen Blut lecken und eine Chance sehen, sind wir da!“ So sehr den Berlinern in München zu Beginn der Wille anzumerken war, den Kampf anzunehmen, so schnell ging allerdings auch die Köpfe nach unten, als ein paar Dinge nicht klappten. So wird man auch Spiel 2 nicht gewinnen können und Thomas Päch sieht darin auch ein Problem. „Das ist momentan unsere größte Herausforderung. Wie gehen wir mit Situationen um, wenn es nicht so läuft, wie wir es geplant hatten. Bayern war irgendwann in einem Rausch und wir konnten sie nicht stoppen. Was dagegen hilft, sind Erfolgserlebnisse im Spiel. Wir müssen nicht nur gut verteidigen, sondern auch erfolgreich verteidigen, wir müssen Bayern daran hindern zu scoren, um daraus Selbstbewusstsein zu ziehen. Das ist der Schlüssel. Das sind Dinge, die im Basketball schnell gehen können. Gegen einen Gegner wie Bayern ist das aber nicht einfach.“
Mental kann es durchaus gelingen, sich gerade in der eigenen Halle noch einmal voll zu fokussieren, in den Bereichen Technik und Taktik geht in wenigen Tagen am Ende der Saison naturgemäß wenig, da haben sich Routinen eingeschliffen und sind nicht so leicht und kurzfristig aufzubrechen. „So viel Zeit hatte ich allgemein nicht, noch in großem Maße etwas technisch-taktisch zu ändern. Ein paar Sachen haben wir gemacht, die wurden gut angenommen und sie haben auch einigermaßen gut gefruchtet.“ meint Päch, „Jetzt geht es um Feintuning, um Kleinigkeiten, die wir besser machen bzw. konstant besser machen müssen. Und am Ende geht es wirklich darum, was ich den Jungs auch schon gesagt habe: Wir müssen Eins gegen Eins den Mann stoppen! Technisch-taktisch ist das Eine, aber am Ende kommt es irgendwann zum Eins gegen Eins und da war Bayern München am Samstag einfach besser.“ Besser war München am letzten Samstag auch vom Perimeter, traf 13 Dreier mit fast 50 % Trefferquote und damit mehr als doppelt so viele wie die Gäste aus Berlin (6 Dreier, 32 %). In gewisser Weise war das Problem aber auch systembedingt „Es ist ja immer das Gleiche, wenn man dem Gegner auf der einen Seite etwas wegnimmt, wie z.B. die Zone, muss man auf der anderen Seite etwas öffnen. So viele freie Dreier waren gar nicht dabei, es waren auch zwei aus der transition von Redding, da wo er drei Dreier hintereinander getroffen hat, da war er einfach eiskalt. Unser erstes Ziel war es, in der Zone nicht so viele einfache Punkte zu kassieren und das machen wir deutlich besser, aber wenn Bayern dann so einen Tag wie am Samstag hat und die Dreier so hochprozentig trifft, wird es einfach schwierig.„
Für diejenigen unter den Zuschauern, Fans, die es gut mit dem Team aus der Hauptstadt meinen, gilt es am Donnerstag auch, wenn sie das Team nicht zum letzten Mal in dieser Saison zu Hause sehen wollen. Mit Leib und Seele genauso auf dem Parkett wie auf den Rängen – gemeinsam zum Erfolg!
Auf geht’s Alba, kämpfen und siegen!
It ain’t over ‚til the fat lady sings.