Alba Berlin hat in diesem Sommer gleich vier Spieler verpflichtet. Die fantastischen Vier sind Bennet Hundt, Hendrik Drescher, Jonas Mattisseck und Jonathan Malu. Diese sollen in fernerer oder näherer Zukunft das Profiteam der Berliner verstärken, sind zunächst aber – zumindest in drei von vier Fällen – als Investitionen in die Zukunft zu betrachten. Es sind strategische Entscheidungen, talentierten Nachwuchs langfristig zu binden. Bennet Hundt (18), Hendrik Drescher (16) und Jonas Mattisseck (16) gehören zu den hoffnungsvollsten deutschen Talenten ihres Jahrgangs und werden zunächst noch Alba Berlins Leistungsteams in Nachwuchsbereich verstärken. (Etwas anders liegt der Fall beim 23-jährigen Johnathan Malu). Diese jungen Spieler stehen noch nicht so im Fokus der Öffentlichkeit, aber Alba Berlin besteht eben bei weitem aus mehr, als den 12 Spielern des Profi-Kaders. Solche Spieler, die noch nicht so im Rampenlicht stehen, wollen wir euch in loser Folge bei alba-inside vorstellen.

Los gehen soll es vor dem Hintergund der gerade begonnenen U18-Europameisterschaft in Samsun, Türkei, mit Bennet Hundt (18). Dieser wird oft auf seine Größe reduziert, wobei dann eigentlich oft fehlende Größe gemeint ist. Zu Unrecht! Denn es gibt nicht zu kleine oder zu große Basketballer, sondern man muß aus den Möglichkeiten, die man hat, das Optimale heraus holen. Hundt, mit knapp unter 1,80 m wahrlich kein Riese für einen Basketballer, hat es schon immer verstanden, den vermeintlichen Malus fehlender Länge durch andere Dinge wettzumachen. Er kann Dinge, die nicht in Statistiken auftauchen, versteht das Spiel, kann es dirigieren und Mitspieler effektiv einsetzen. Alba Berlins Sportdirektor Himar Ojeda hatte sich im großen alba-inside-Interview auch zu dem Trend zu kleinen point guards um die 1,80 m im europäischen Basketball geäußert (Bobby Dixon, Nate Robinson, Dontaye Draper, Khalid El-Amin, Bo McCalebb uam): „Wenn man sich an der Dreierlinie aufhält, dann kann man 2,50 m oder 1,50 m groß sein, entweder man kann werfen oder nicht.“ Basketball liegt bei Hundt in den Genen; sein Vater war schon vor drei Jahrzehnten als Austauschstudent an genau der gleichen High School, für die Bennet spielte, sein Bruder spielte lange für die Nachwuchsteams von Alba Berlin und in dieser Saison ProB für Lok Bernau.
Seine ersten Schritte im Basketball tat Bennet Hundt – wie so viele Berliner Spieler – beim renommierten Nachwuchsverein TuS Lichterfelde. Dort begann auch seine Laufbahn im Leistungssport. Im ersten Jahr in der Jugend-Basketballliga JBBL – mit noch 14 Jahren – brachte er es schon auf viele Minuten Einsatzzeit (33 Minuten im Schnitt) als Starter auf der Aufbauposition. Im zweiten Jahr folgte dann auch der Durchbruch im Scoren mit 20 Punkten. Das brachte ihm im Sommer 2014 auch die Berufung in die U16-Nationalmannschaft ein, wo er trotz übersichtlicher statistischer Werte auf über 20 Minuten Einsatzzeit als starting point guard kam. Die drittmeiste Spielzeit der deutschen Spieler und das bei drei Punkten im Schnitt. Das ist immer ein Zeichen, dass der Coach etwas anderes als Punkte vom Spieler will … und wohl auch bekommen hat. Die Saison 2014/15 verbrachte Bennet Hundt in den USA an der Dalton High School bei den Catamounts. Für die Persönlichkeitsentwicklung ist so ein Jahr im Ausland immer etwas besonderes, aber auch sportlich hat es ihn weiter gebracht. Nicht nur wegen der Rolle des Starters, der 12 Punkte, 4 Assists oder 3 Steals, sondern auch wegen der Gewöhnung an ein anderes Athletiklevel und eine deutlich höhere Geschwindigkeit des Spiels in Amerika. Sein Trainer war voll des Lobes und meinte, er konnte Bennet nicht mehr viel beibringen, vor allem nicht bei den Basics, da hatte TusLi gute Arbeit geleistet. Nach der Rückkehr dann der Wechsel zu Alba Berlin mit der langfristigen Perspektive Profibasketball. In seinem ersten Jahr bei Alba – jedoch noch im jüngeren Jahrgang der Nachwuchs-Basketballbundesliga NBBL – verbesserte er vor allem seinen Wurf aus der Dreierdistanz auf 38 %. Das ist – neben einer noch stärkeren Physis – sicher ein Schlüssel, wenn es in Richtung Profibasketball gehen soll. Mit dem Team gelang gleich die deutsche Vize-Meisterschaft bei der U19 (NBBL). Der wohl größte Erfolg gelang Bennet Hundt jedoch schon in diesem Frühjahr. Als Starter der deutschen Nationalmannschaft führte er das Team zum Gewinn des renommierten Albert-Schweitzer-Turniers, der inoffiziellen Weltmeisterschaft und kam dabei auf die meiste Einsatzzeit aller deutschen Spieler und den drittbesten +/- Wert. Beim adidas next generation tournament der Euroleague konnte er sich im Vergleich mit den besten U18 Talenten Europas gut in Szene setzen, 11 Punkte im Schnitt erzielen und starke 46 % Dreier versenken. Auch in diesem Sommer war bei den Spielen zur Vorbereitung auf die inzwischen abgesagte U18 Europameisterschaft immer der Starter der deutschen Nationalmannschaft.
In der aktuellen Saison gehört Bennet Hundt im Kader des NBBL-Teams von Alba Berlin, der Verein hat jedoch entschieden, zumindest in der Hauptrunde den ältesten Jahrgang 1998, zu dem Hundt gehört, nicht einzusetzen. Im Kader von Kooperationspartner Lok Bernau steht er ebenfalls, hat es aber dort nur zu einem Kurzeinsatz gebracht. Sicherlich auch durch Überschneidungen, denn Hundt wird hauptsächlich und regelmäßig in der zweiten Mannschaft von Alba in der Regionalliga Nord eingesetzt. Dort gehört er zu den absoluten Leistungsträgern, ist Starter als Point Guard und dirigiert das Spiel. Er gehört mit 13,8 Punkten im Schnitt zu den 20 besten Scorern der Liga (zu den fünf besten Deutschen), mit einer Dreier-Quote von 39,5 % gehört er ebenfalls zu den Top20, wobei nur vier Spieler mehr Dreier getroffen haben, als Hundt (17). Mit 2,5 Assists pro Spiel findet er sich in den Top15 wieder. Innerhalb des eigenen Teams ist er der beste Scorer, Zweiter bei Dreierquote, Effektivität und Assists. Gleich am ersten Spieltag ließ er mit 24 Punkten und für seine Größe erstaunlichen 6 Rebounds aufhorchen, beides Saison-Bestwerte.
Aktuell ist jedoch die komplette Konzentration auf die Europameisterschaft U18 im türkischen Samsun gerichtet. Das deutsche Team gehört mit zum Kreis der Favoriten auf den Titel, Bennet Hundt ist Starter dieses Teams. Diese Rolle trauen ihm die Nachwuchs-Coaches der Nationalmannschaften schon seit Jahren zu. Mit Grund! Allerdings erkennt man diese nicht auf den ersten Blick auf dem Statistikbogen. Aber Basketball ist in erster Linie Teamsport. Im ersten EM-Spiel gegen Finnland gelangen Hundt 5 Punkte und eine Effektivität von 6 in 17 Minuten – keine sensationellen Werte. Aber er macht ohne Zweifel das Team besser. Trotz überschaubarer eigener Statistiken hat er den zweitbesten +/- Wert, d.h. während Hundt auf dem Feld stand, war das deutsche Team besonders erfolgreich. Zudem strahlt der beste Dreierschütze des gesamten Albert-Schweitzer-Turniers („inoffizielle“ Weltmeisterschaft), immer potenzielle Gefahr von aussen aus, den kann die gegnerische Defense nicht an der Dreierlinie frei stehen lassen, was Platz für die Mitspieler schafft.
Ausblick
Wo kann es sportlich hingehen für Bennet Hundt? Reicht das für eine Karriere als Profi? Selbst wenn er mit 18 Jahren noch ein bisschen wachsen sollte, 1,90 m wird er mit Sicherheit nicht mehr, eher wohl auch nicht mehr 1,85 m. Mit dem Malus seiner Größe muss er leben, dafür aus seinen Stärken das Maximale heraus holen. Das gelingt altersklassen-spezifisch schon recht gut, aber wird das für den Männerbereich reichen? Wie weiter oben erwähnt, gibt es einige Basketballer um die 1,80 m auf höchstem Niveau (NBA, Euroleague, europäische Top-Ligen), diese sind oft aber physisch stärker. Wobei es Dontaye Draper mit 1,81 m und 81 kg trotzdem zu Real Madrid geschafft hat. In den Bereichen Physis und Athletik ist für Hundt aber auf jeden Fall noch Luft nach oben, da gibt es noch Potenzial, das ausgeschöpft werden kann. Ohne seine Vorteile bei der Geschwindigkeit einzubüßen! Konstante Gefahr von außen ist ebenfalls ein Schlüssel. Knapp 40 % sind nicht schlecht, müssten für eine Perspektive als Profi angesichts einer Zweier-Quote von unter 40 % – die im Männerbereich eher nicht besser wird – aber eher noch stärker sein. Es bleibt trotz gewisser Nachteile sein unbestrittenes Talent bei der Spielgestaltung, das wird mit zunehmender Erfahrung eher noch besser. Die Trainer der U18-Nationalmannschaft Harald Stein und Hendrik Rödl wissen das zu schätzen, auch im Profi-Bereich gibt es Coaches, die nicht nur auf physische und statistische Werte schauen. Mit 18 Jahren ist auch noch kein Spieler komplett ausentwickelt. Es stehen einige Hürden im Weg von Bennet Hundt auf dem Weg zum Profi, unüberwindbar erscheinen die jedoch nicht.
Vier gewinnt! – Die 4 ist seit Jahren die Trikotnummer von Bennet Hundt in allen möglichen Mannschaften … und war bekanntlich auch die Nummer eines der ganz Großen der Alba-Geschichte. Auch einer dessen Wert für das Team sich nicht über sensationelle Statistiken definiert hat…
Hier noch etwas „Basketballtechnik“ mit Bennet Hundt: