Unruhe zum richtigen Zeitpunkt

Manchmal kommt es erstens anders und zweitens als man denkt. Noch zu Beginn der Woche hatten wir die Verpflichtung von Brandon Ashley als „letzte Anpassung“ am Kader angekündigt, nun hat Alba Berlin doch noch eine Änderung vorgenommen. Seit Freitagmittag ist das Kapitel Mitchell Watt bei Alba Berlin offiziell beendet. Der Vertrag mit dem US-Amerikaner wurde einvernehmlich aufgelöst, Watt kehrt zu seinem alten Verein Ironi Nes-Ziona zurück. Ein Abgang, der wohl die wenigsten Alba-Fans wirklich traurig stimmt, zu oft konnte der Power Forward nicht überzeugen. Nun steht das Grundgerüst für die entscheidende Phase der Saison, Sasa Obradovic bleiben zwei Monate Zeit, um eine bisher durchwachsene Bundesliga-Saison in eine gute zu verwandeln.

Aus vier mach drei: Taylor, WoBo und Vargas spielen zukünftig ohne Watt

Vielleicht passte diese eine Situation aus der Partie am Dienstag gegen München am besten zum großen Missverständnis zwischen Mitchell Watt und Alba: Kurz vor Ende des dritten Viertels steht es 54-51 für die Gastgeber, die Berliner Aufholjagd gerät durch soeben kassierte Fastbreak-Punkte ins Stocken. Der direkte Gegenangriff wird durch ein schlechtes Anspiel vermasselt, Dusko Savanovic rettet den Ball gerade noch vor dem Aus, für einen kurzen Bruchteil kullert dieser direkt an Mitchell Watt vorbei. Behäbig beugt sich der Power Forward, das Spielgerät ist da allerdings schon längst weg und Bayern leitet direkt den nächsten Angriff ein. Watt trabt gemächlich zurück in die Defensive und verpasst dadurch die gute Chance, Deon Thompson aus der zweiten Reihe zu blocken. 56-51 für die Bayern, Auszeit Alba.

Vielleicht wusste Mitchell Watt zu diesem Zeitpunkt schon, dass seine Tage in Berlin bereits gezählt sind und es bald für ihn zurück nach Israel gehen wird. Vielleicht aber auch nicht. Das Schlimme ist, es würde vermutlich gar keinen Unterschied machen. Die ganze Saison über ließ der US-Amerikaner bereits eine gewisse Körperspannung und Aggressivität vermissen. Individuelle Klasse um dies wettzumachen hatte er allerdings auch nicht. Watt war zu weich um sich in Brettnähe durchzusetzen, sein Wurf zu wackelig um ihn außerhalb der Zone als Waffe einzusetzen, seine rechte Hand quasi inexistent. Seine langen Arme und Athletik konnten nicht über fehlende Defensivfähigkeiten hinweg täuschen. Sowohl Alba, als auch Watt hatten sich vor der Saison mehr voneinander versprochen. Diese Wette ist allerdings für beide Seiten nicht aufgegangen.

Michtell Watt, Alba Berlin
Michtell Watt, Alba Berlin, in der Vorbereitung noch optimistisch

Für Sasa Obradovic bedeutet das, dass noch einmal Bewegung und damit Unruhe in den Kader kommt. Nach emotionalen Wochen mit schlechten Bundesliga-Spielen, Pokalgewinn und Eurocup-Ausscheiden ist das nicht die beste Nachricht. Vom Zeitpunkt allerdings, hätte es durchaus schlimmer kommen können. In knapp zwei Monaten beginnen die Playoffs, etwas Zeit gibt es also noch um Justierungen vorzunehmen und Brandon Ashley in das Team zu integrieren. Zudem bringen Änderungen am Kader zwar auf der einen Seite Unruhe, auf der anderen Seite kann eine neue Ausrichtung von Hierarchien auch eine ganz neue und andere Fokussierung mit sich bringen. Das Eurocup-Aus könnte sich sogar als Vorteil erweisen, da nun Spiele unter der Woche wegfallen und mehr Zeit zum Trainieren bleibt. Man sollte nämlich nicht vergessen, dass die Saison-Vorbereitung durch die Basketball-EM nicht sonderlich einfach ausfiel. Keine gute Ausgangslage wenn es darum ging, alle neu verpflichteten Leistungsträger zu integrieren.

Für die Monate März und April stehen insgesamt elf Spiele im Kalender, davon sieben in eigener Halle. Die Reisestrapazen halten sich nun also in Grenzen, das Restprogramm bietet eine gute Mischung aus „schlagbaren“ Gegner und Konkurrenten um die direkten Playoff-Plätze wie Oldenburg, Frankfurt und Ulm. Als absoluter Härtetest wartet dann am vorletzten Spieltag das Spiel in Bamberg. Bis dahin wird man vielleicht sagen können, welchen Weg Alba in den Playoffs einschlagen wird. Denn bisher war Berlin vor allem eins: konstant inkonstant. Vielleicht schlägt das Pendel zum Saisonende zugunsten der Albatrosse aus. Eines ist klar, auf Mitchell Watt wird man die Schuld zukünftig nicht mehr schieben können.

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