
Alba Berlin hat für die nächsten drei Jahre das deutsche Center-Talent Bogdan Radosavljevic (22) verpflichtet. Das Mitglied der A2-Nationalmannschaft, das auch zum erweiterten Kader des A-Teams gehört, spielte in den letzten drei Jahren für den Bundesligisten Walter Tigers Tübingen, im letzten Jahr in der starting five und erzielte dabei durchschnittlich 9,4 Punkte und 4,4 Rebounds. Im Nachwuchsbereich gehörte Alba Berlins Neuzugang zu den dominierenden Spielern und durchlief auch die U-Nationalmannschaften. Albas neuer headcoach Ahmed Caki attestiert dem jungen Center „Einsatzbereitschaft, Spielfreude und ein großes Potenzial„, Radosavljevic selbst verrät, dass „bei Alba zu spielen, schon immer mein Wunsch“ war. Ach! Das war ja noch nie bei einem Spieler anders … Der neue Alba-Spieler hat eine interessante Vita und trotz jungen Alters schon einige Meriten, die wir euch vorstellen möchten.
Mit 22 Jahren steht man gerade als Center noch am Anfang der Karriere, Center sind oft erst mit Ende 20 auf dem Höhepunkt der Leistungsfähigkeit angelangt. Das muss man bei der Bewertung von Radosavljevic mit berücksichtigen. Mit 2,13 m bringt er allerdings ein Gardemaß mit und wie sagt man so schön? „You can’t teach height“. Sicherlich ist dieser Spruch nicht mehr in dem Maße gültig, wie er es vor vielleicht 10 Jahren noch gewesen wäre, da im modernen Basketball die pure Länge etwas an Bedeutung verliert, trotzdem sind Center mit über 2,10 m immer noch begehrt. An Muskelmasse muss er sicher noch zulegen. Für jemanden mit 2,13 m Größe hat er nur durchschnittlich lange Arme. Seine Spannweite von 2,16 m ist fast 10 cm geringer als die des gleich großen John Bryant. Albas Brandon Ashley ist knapp 12 cm kleiner, hat aber eine 6 cm größere Spannweite. Albas Neuzugang erreicht eine maximale Sprunghöhe von knapp 65 cm, was in etwa so viel ist, wie bei Elmedin Kikanovic. Brandon Ashley erreicht eine maximale Sprunghöhe von über 90 cm, der damit im Bereich von Blake Griffin, Dwight Howard oder Dwayne Wade liegt. Kurzum, ein überdurchschnittlicher Rebounder ist Radosavljevic nicht, muss seine Gegenspieler gut ausboxen, damit seine Mitspieler die Rebounds holen. Auf der Habenseite steht bei Radosavljevic auf jeden Fall sein guter Wurf. Den trifft er auch von jenseits der Dreierlinie bei ca. jedem dritten Versuch, wobei er ihn sparsam einsetzt, d.h. weniger als ein Mal pro Spiel aus dieser Distanz wirft. Den Dreier hat er sich erst in den letzten Jahren erarbeitet, den hatte er in früher Jugend noch nicht drauf. Dem Alter entsprechend fehlt es ihm natürlich noch an Erfahrung im Stellungsspiel und Cleverness beim Kampf um die gute Position am Brett. Das kann mit zunehmender Spielpraxis alles noch besser werden. Ob die Zusammenarbeit zwischen Alba Berlin und Bogdan Radosavljevic eine Erfolgsgeschichte wird, wird davon abhängen, wie er sein zweifellos vorhandenes Potenzial noch mehr in konstante Leistung umsetzen kann.
Das Basketballspielen hat Radosavljevic nicht in Deutschland erlernt, sondern in seiner serbischen Heimatstadt Jagodina. Nach dem Umzug nach Deutschland im Alter von 14 Jahren wurden aufgrund seiner Größe und seines Könnens auch schnell die deutschen Basketball-Experten auf ihn aufmerksam. Das seinerzeit renommierteste deutsche Nachwuchs-Programm Alba Urspring Ehingen nahm den Youngster unter seine Fittiche. Zur Saison 2010/11 wechselte er dann zum FC Bayern München Basketball, wo er hauptsächlich in der Nachwuchs-Bundesliga eingesetzt wurde und mit 20 Punkten und 10 Rebounds ein sog. Double-Double im Schnitt erzielte. 21 Rebounds gegen Bayreuth gehören dabei zu den herausragenden Einzelleistungen in der NBBL-Geschichte. Den Durchbruch im Profi-Kader der Münchner hat Radosavljevic jedoch nicht geschafft, sondern hat zwei Jahre lang die Härte der Ersatzbank kennengelernt. Mit 8 bzw. 9 Spielen je Saison wurde er nur sporadisch und meist weniger als 5 Minuten eingesetzt. Zwangsläufig war nach zwei Jahren mit nahezu keiner Spielzeit der Wechsel zu den Walters Tigers Tübingen. Dieser Wechsel zu einem kleineren Team erwies sich als absolut richtig. Schon in seinem ersten Jahr in Schwaben – mit gerade 20 Jahren – bekam er gut 15 Minuten Spielzeit und zahlte das Vertrauen mit 7,7 Punkten und 3 Rebounds zurück. In den folgenden beiden Spielzeiten konnte er seine Leistungen kontinuirlich steigern, in der letzten Saison waren es in knapp 20 Minuten 9,4 Punkte und 4,4 Rebounds.
Seit der Jugend spielte Radosavljevic auch immer eine gute bis dominierende Rolle in den verschiedenen Nationalmannschaften. Für die U16 noch wegen des Wechsels aus Serbien nach Deutschland für internationale Spiele gesperrt, gehörte er ab der U17 zu den deutschen Leistungsträgern. Er vertrat die deutschen Farben zunächst bei der U17-Weltmeisterschaft, für die Deutschland als Ausrichter qualifiziert war. Dort war er der drittbeste Scorer und zweitbeste Rebounder des deutschen Teams und erzielte gegen Spanien 18 Punkte mit 70% Trefferquote und 6 Rebounds. Im Jahr darauf war er für die U18 Nationalmannschaft bei der EM am Start und wurde Deutschlands bester Scorer (13,9 Punkte und bester Rebounder (7,1) – jeweils vor einem gewissen Dennis Schröder und einem gewissen Paul Zipser. Lohn dieser guten Leistungen war die Nominierung zum European U18 Allstar game der besten U18 Basketballer Europas. Bei diesem Spiel erzielte er die meisten Offensivrebounds und die drittmeisten Rebounds insgesamt. Zwei Jahre später bei der U20 Europameisterschaft war Radosavljevic wiederum Topscorer der deutschen Mannschaft (15,4 Punkte) und zweitbester Rebounder (5,2 – hinter dem Berliner Leon Tolksdorf). Beachtlich auch, dass er mit weniger als 23 Minuten im Schnitt der 10.-beste Punktesammler der EM wurde. Nahezu nahtlos war der Übergang zum Seniorenbereich, bereits im folgenden Sommer wurde er zunächst zur A2-Nationalmannschaft, danach auch zum A-Team berufen und bestritt am 10.07.2014 gegen Italien beim Turnier in Trento, sein erstes A-Länderspiel, dem vier weitere folgen sollten. Einer der größten Erfolge der jungen Karriere von Bogdan Radosavljevic war der zweite Platz mit der A2-Nationalmannschaft bei der Universiade 2015 in Korea bei der er der Top-Rebounder (7,4) des deutschen Teams war. Im Laufe des Sommers wurde er auch in den erweiterten Kader der A-Nationalmannschaft berufen, schaffte es jedoch nicht in den 12er-Kader für die EM. Auch für den Sommer ist wieder ein zweigleisiger Einsatz in A2- und A-Mannschaft geplant.
Ein Gedanke zu „Think Big! – Talent unter Albas Körben“