Die Saisonvorbereitung läuft auf Hochtouren, Alba Berlin hat bereits diverse Testspiele absolviert und verließ bisher stets als Sieger das Parkett (5 Siege, Keine Niederlage). Resultate spielen ja in Freundschaftsspielen bekanntlich eine sehr untergeordnete Rolle und bisher bekamen die Zuschauer den Eindruck, dass die meisten Gegner allesamt weit unter Albas Kragenweiter lagen. Umso gespannter machten wir uns am Donnerstag Abend auf dem Weg in die Trainingshalle in der Schützenstraße, um die Begegnung gegen Zielona Gora zu sehen. Schließlich ist der Gegner amtierenden polnischer Meister und wird in der kommenden Spielzeit in der Euroleague antreten. Wir erhofften uns also, mal unsere Albatrosse erstmals in dieser Saison gegen ein in etwa gleich starken Gegner spielen zu sehen.
Und wir wurden nicht enttäuscht. Schon früh merkten die anwesenden Zuschauer, dass das Spiel kein leichtes werden würde. Alba begann mit einer Starting Five aus Logan/Timor/Vargas/Jagla/Radosevic. Es fehlten bekanntlich Hammonds (in den Usa), Stojanovski (kommt heute früh in Berlin an), King (saß in Zivil in der Halle) und Kendall.
Alba gewann den Tip-Off, nur wenig später wurde Logan bei einem Dreier-Versuch gefoult, Sinnbildlich an diesem Abend, denn die Gäste bekamen den US-Guard im gesamten Spiel kaum unter Kontrolle. Von den anschließenden drei Freiwürfen wurden zwei verwandelt. Danach zeigten sich die Hauptstädter aggressiv in der Verteidigung und versuchten den Ballführenden Spieler öfters zu doppeln. Teilweise waren die Spieler zu engagiert am Werke, sodass schon zu Beginn das eine oder andere kleinliche Foul kassiert wurde. Zudem fehlte zu Beginn auch im Angriff ab und an die Abstimmung, die in Turnover (von Logan/Timor) resultierten. Die Polen ließen sich nicht irritieren, profitierten von den Fehlern und gingen schnell 2-9 in Führung. Anschließend schloss Bar Timor einen Fastbreak nach schönem Move mit Foul ab. Leider blieb es an diesem Abend eine der wenigen gelungenen Aktionen des Israeli.
Nach einer Auszeit von Zielona Gora, bauten die Gäste in Brettnähe die Führung erneut aus und erhöhten auf 5-13. So langsam kamen die Albatrosse nun besser in Schwung, Jagla netzte den ersten Dreier ein, wenig später schloss Jonas Wohlfahrt-Bottermann einen Fastbreak per Dunk ab (nach Steal von Logan). So konnte der Rückstand auf 12-13 verkürzt werden. Eine Auszeit der Gäste (4 Minuten vor Viertelpause) konnte den Lauf des Zugangs aus Bonn jedoch nicht verhindern. Ein Hook-Shot von „WoBo“ brachte die Heimmannschaft mit 14-13 wieder in Führung. Die Begegnung nahm nun wieder an Fahrt auf. Akeem Vargas zog erfolgreich zum Korb, täuschte mit einem tollen Pass-Fake die Verteidigung und verwandelte ohne Probleme den (18-17). Wenig später folgte eine der sehenswertesten Aktionen des Abends. Reggie Redding spielte auf Höhe der Mittellinie einen einhändigen scharfen Pass „aus der Hüfte“ genau in die Lücke der Verteidigung. Der Abnehmer Wohlfahrt-Bottermann schloss krachend per Dunking ab (20-19). Es war auch der Ex-Bonner, der nach Pass in allerletzter Sekunde von Ismet Akpinar, den Viertelstand von 22-19 herstellte.
Im zweiten Viertel zeigte Reggie Redding seine Vielseitigkeit und schnappte sich gleich einen Offensiv-Rebound, der anschließende Lay-Up konnte nur durch ein Foul gestoppt werden. So langsam fingen jedoch die Distanzwürfe der Gäste zu fallen, sodass Zielona Gora sich nach und nach die Führung zurückerspielte. Insbesondere Marcin Sroka fiel in diesem Viertel mit 4 von 4 Dreiern positiv auf. Generell war das Zusammenspiel zu Beginn dieses Spielabschnitts auf Seiten der Albatrosse etwas konfus, ein schönes „High-Low“ Anspiel von Wohlfahrt-Bottermann auf Radosevic sorgte jedoch für Applaus. Nach einer Auszeit, übernahm David Logan Verantwortung in der Offensive. Zuerst durch einen Dreier mit Ablauf der Shot-Clock (29-25), es folgte wenig später ein gezogenes Foul mit Freiwürfen, ein Mitteldistanzwurf zum 33-29 und etwas später noch ein Dreier zum 38-34. Zum Schluss des Viertels verwandelte Robinson bei den Gästen zwei Freiwürfe, nach Foul von Akpinar, zum Halbzeitstand von 42-42.
Die zweite Halbzeit begann mit vielen Punkten, die Führung wechselte ständig. Auf Seiten des Heimteams waren es insbesondere Logan und Wohlfahrt-Bottermann die für Scoring sorgten. Bei den Gästen sorgten die Distanzwürfe (Dreier und lange Mitteldistanzwürfe) für Kopfschmerzen. Hervorgehoben sollte in meinen Augen Russel Robinson werden, der mit klugen Entscheidungen in der Offensive sein Team lenkte. Ansonsten blieb in diesem Viertel noch ein Dunking von Radosevic erwähnenswert, der es beinahe schaffte die komplette Korbanlage zum Zusammensturz zu bringen. Mit einem knappen 63-66 Rückstand ging es anschließend ins letzte Viertel.
Abermals war es David Logan, der jetzt Verantwortung übernahm. Ohne den gegnerischen Russel Robinson auf dem Feld konnte der Guard nach Belieben das Spiel kontrollieren und öfters Problemlos zum Korb ziehen. Den konfusen Start in das Viertel konnte also besonders Alba ausnutzen. Erst nachdem Robinson zurück aufs Spielfeld kehrte, entwickelte sich ein spannender Schlagabtausch, ohne dass sich ein Team entscheidend absetzen konnte. Den Vorteil hatten jedoch die Hauptstädter in Form von David Logan, der nicht nur durch Punkte glänzte, sondern auch seine Mitspieler in Szene setzen konnte. 52 Sekunden vor Schluss lag Alba mit 80-79 in Führung. Der anschließende Angriff der Gäste wurde exzellent verteidigt, sodass nur noch ein Notwurf zustande kam. Es blieben also noch 28 Sekunden auf der Shot-Clock, die jetzt bis zum Schluss natürlich gemolken wurden. Logans Wurf in letzter Sekunde fand zwar nicht sein Ziel, die Polen sammelten noch den Rebound ein, bekamen aber keinen Wurf mehr zustande. Mit einem 80-79 Sieg bleibt also die Weste der Albatrosse in dieser Saisonvorbereitung weiß.
Insgesamt ein interessantes und aufschlussreiches Spiel. Die Intensität der Albatrosse gefiel uns, genauso wie das variable Offensiv-Spiel. Ob Zug zum Korb, Postspiel, Mitteldistanz: das Angucken machte Spaß. Den einen oder anderen offenen Dreier hätte das Team durchaus noch nehmen können, stattdessen wurde meistens lieber weitergepasst. In der Defensive stimmte manchmal die Abstimmung noch nicht zu 100% aber im Großen und Ganzen waren Intensität und Willen eindeutig zu erkennen. Interessant wird es sein, wie sich die Rotation mit der Ankunft der neuen Spieler ändern wird. Schultze und Akpinar dürften dann wohl nur noch sehr selten auf dem Parkett stehen.
Die einzelnen Spieler von Alba im Check
David Logan: Drückte offensiv dem Spiel seinen Stempel auf (25 Punkte, 3 Assists). Bewies, dass es nicht Gerecht ist ihn nur als Shooter abzustempeln, suchte oft den Weg zum Korb. Auch in der Defensive mit guter Defense am Ballführenden gegenspieler (insgesamt 4 Steals). Der eine oder andere Turnover (insgesamt 4) waren vermeidbar aber nicht tragisch.
Sven Schultze: Spielte nicht viel, für einen harten Block oder ein Foul immer noch zu haben. Dürfte durch die Ankunft von Kendall und King eher aus der Rotation rutschen.
Ismet Akpinar: Wirkte engagiert, ließ sich auch im Ballvortrag nicht unter Druck setzen. Gegen Zielona Gora merkte ihm man noch die körperliche Unterlegenheit (insbesondere in der Defense) an. Dürfte mit der Ankunft von Stojanovski und der Rückkehr von Hammonds ebenfalls aus der Rotation fallen.
Sebastian Fülle: kam nicht zum Einsatz
Akeem Vargas: Erhielt neben Logan die meiste Spielzeit (30 Minuten) und zahlte dies mit guter Leistung zurück. Verteidigte engagiert und bissig, leistete sich nur 1 Turnover. Erzielte seine 9 Punkte ohne einen einzigen Fehlwurf! Auch er zeigte, dass er nicht als reiner Spot-Up Shooter bezeichnet werden kann. Sammelte noch 3 Rebounds und spielte 4 Assists. Bisher sicherlich eine der positivsten Überraschungen der Vorbereitung.
Reggie Redding: Spielte eher unauffällig, seine Stats beweisen aber mal wieder seine Vielseitigkeit. 9 Punkte, 5 Rebounds und 5 Assists. Sein Pass auf Wohlfahrt-Bottermann in der ersten Halbzeit war zum Zunge schnalzen!
Bar Timor: Erwischte einen eher unglücklichen Abend. Spielte zwar sehr engagiert und zeigte einen sehr guten Zug zum Korb, jedoch auch mit einigen Fehlentscheidungen/Schrittfehlern (4 Turnover) und mehreren unnötigen Fouls (insgesamt 3). Sein potenzial konnte man aber erkennen.
Jonas Wohlfahrt-Bottermann: Sehr starkes Spiel des Ex-Bonners. Die Statistik spricht für sich (17 Punkte bei nur einem einzigen Fehlwurf aus dem Feld, dazu 4 Rebounds). Zeigte einen verlässlichen Hook-Shot und hielt auch in der Verteidigung gut körperlich mit.
Jan-Hendrik Jagla: Blieb im gesamten Spiel eher unauffällig. Insgesamt ein mehr als solides Spiel des gebürtigen Berliners. Auch hier wird es interessant zu beobachten, welche Rolle der Forward mit der Ankunft von Kendall und King einnehmen wird.
Leon Radosevic: Spielte auch fast 30 Minuten, zeigte sich engagiert und gallig. Im Abschluss aber oft unglücklich. Legte einige Bälle in Brettnähe daneben und auch der Mitteldistanzwurf wollte nicht so recht fallen. Scheint sich mit dem Gesicht zum Korb im High-Post wohler zu fühlen als am Brett.