Teamvorstellung: Phoenix Hagen

Teamfoto Phoenix Hagen; Quelle: (c) Phoenix Hagen GmbH
Teamfoto Phoenix Hagen; Quelle: (c) Phoenix Hagen GmbH

Hagen. Zwieback. Ische. Etrabreit. Thomas Pletzinger. Basketball. Historie. Hagen ist Gründungsmitglied der BBL, ein Urgestein im deutschen Basketball, Geschichte satt. Hagen hat schon Titel und große Siege erlebt, die Ischeland-Halle ist eine der wenigen Basketball-Spielstätten, die den unerträglich inflationär verwendeten Beinamen „Hölle“ auch wirklich verdient(e). Die Ischeland-Halle wurde komplett erneuert, hat etwas von ihrem Flair verloren und trägt nun den Namen eines Sponsors. Willkommen im 21. Jahrhundert. Gedanken an Hagen sind weitgehend rückwärts gewandt, überlebt hat die Fanszene mit ihrer Wagenburg-Mentalität. Basketball hatte schon bessere Zeiten an der Volme. Der Film „Phoenix in der Asche“ (2011) von Jens Pfeifer, beschreibt die Tristesse des Abstiegskampfs in der Provinz, desillusioniert, schminkt ab, macht aber auch gleichermaßen die Faszination von Basketball in Hagen für Hagen spürbar.

Immerhin erlebt man in Hagen die kommende Saison überhaupt in der höchsten deutschen Basketball-Spielklasse. Der Klassenerhalt stand bis zum letzten Spieltag auf der Kippe. Coach Ingo Freyer (41) wird weiterhin das Team von der Seitenlinie dirigieren. Für die neue Saison hat er das Team bei den Leistungsträgern kräftig durchgewirbelt, einige Spieler mussten gehen, andere konnte man nicht halten. Der Abgang von Zygimantas Jonusas nach Italien wiegt schwer.

Kader (externer link)

Backcourt:
David Bell, Ole Wendt
Davin White, Max Kramer
Larry Gordon, (Abe Lodwick), Adam Hess, Fabian Bleck

Frontcourt:
Dino Gregory*, Abe Lodwick, Moritz Krume
Bernd Kruel, Björn Schoo

Headcoach:
Ingo Freyer
* – Tryoutvertrag

Backcourt Top, Frontcourt Fl … ähm fällt deutlich ab – ist vielleicht ein zu starke Vereinfachung, trifft es aber im Kern wohl doch ganz gut. Aber war es unter Ingo Freyer je anders? Hagen setzt auf schnelles, offensiv geprägtes Spiel mit starken Schützen und Freyer hat sich die Spieler dafür gesucht.
Der backcourt muss sich vor dem Mittelfeld der BBL keinesfalls verstecken. Die Rotation auf den Guard Positionen ist mit Rückkehrer David Bell (31) – kam nach einem Jahr in den Niederlanden zurück nach Hagen – Davin White (31) und Supertalent Ole Wendt (19) zwar klein, aber für ein Team der unteren Tabellenhälfte recht hochwertig besetzt.  Gerade die beiden erfahrenen amerikanischen Guards bringen „unlimited firepower“ mit, sind gut und gerne mal für 20+ Punkte im Spiel gut. Beide kennen Hagen und die BBL bereits, sodaß in dieser Hinsicht keine negativen Überraschungen zu befürchten sind. Talent Ole Wendt wird angesichts der kleinen Rotation viel spielen müssen. Für einige Minuten kann Larry Gordon (25) auf der shooting guard Posistion aushelfen, die meiste Zeit wird er jedoch auf der kleinen Flügelposition spielen. Dieser kam aus der österreichischen Liga und überzeugt mit viel Athletik und einem enorm gutem Reboundverhalten (drittbester Rebounder der österreichischen Liga). Die Spielzeit auf der kleinen Flügelposition wird er sich mit Adam Hess (31) teilen. Mit der Verpflichtung des langjährigen Leistungsträgers der Artland Dragons ist Hagen ein echter „steal“ gelungen, auch wenn er mit Jonusas‘ Abdruck in große Fußstapfen treten muss. Die größeren deutschen Vereine mochten den routinierten small forward nicht verpflichten, ein wenig hat er an Schnelligkeit verloren, 50 und mehr Spiele pro Saison wären vielleicht auch zu viel des Guten, aber für Hagen passt er wie die sprichwörtliche Faust aufs Auge. Da gibt es keine Doppelbelastung durch europäische Spiele und nach der Hauptrunde ist voraussichtlich auch die Saison zu Ende. Dahinter wartet mit Nachwuchs-Nationalspieler Fabian Bleck (19) ein vielversprechendes Talent auf seine Chance, sich bei den Profis zu beweisen.

So positiv die Situation im backcourt ist, so zweifelhaft ist sie im frontcourt. Man sollte sich natürlich bei Vergleichen vor Augen halten, daß Hagen nicht um die Meisterschaft mitspielt und dementsprechend den Frontcourt auch nicht mit Homan, Thompson, Popovic, Chubb und Co. vergleichen, aber selbst im Vergleich mit Teams aus der unteren Tabellenhälfte schneidet er nicht sonderlich gut ab. Die große Flügelposition sollen die beiden US-Amerikaner Dino Gregory (23) und Abe Lodwick (24) abdecken. Beiden werden eher defensive Fähigkeiten zugeschrieben. Gregory konnte in den Testspielen bisher noch nicht vollends überzeugen, Lodwick kann mit seiner Statur wenig unter den Körben ausrichten, ist eigentlich eher ein small forward.  Mit Bernd Kruel (36) und Björn Schoo (31) hat man zwar ein erfahrenes deutsches Center-Duo unter den Brettern zu stehen, aber wohl auch das unathletischste der gesamten Liga. Defensiv stellt man der Konkurrenz durchaus ordentlich Größe und Masse entgegen, aber wer soll da offensiv liefern? Riecht nach doughnut.

In diesem Bereich hat Hagen gut gearbeitet. Aus der ProA aus Paderborn konnte mit Ole Wendt (19) der starting Pointguard der U20 Nationalmannschaft verpflichtet werden. Aufgrund der nicht besonders tiefen Rotation auf den guard Positionen wird Wendt viel Spielzeit bekommen. Das kann seiner Entwicklung nur gut tun. Ebenfalls mit Spielzeit rechnen kann wohl Fabian Bleck (19), einer der absoluten Leistungsträger des starken Hagener NBBL-Teams, welches es bis ins Halbfinale des heimischen NBBL-Top4 geschafft hatte.  Weiterhin kann man auf die Dienste von Eigengewächs Max Kramer (23) setzen, der aber wohl nicht über Kurzeinsätze hinaus kommen dürfte. Ebenfalls Eigengewächs, aber mit einer deutlich größeren Rolle darf natürlich Bernd „Storch“ Kruel (36) rechnen. Mr. Basketball ist nicht nur eine Institution im Hagener sondern insgesamt im deutschen Basketball, ein Musterbeispiel an Einsatz, Wille und professionellem Verhalten auf und abseits des Courts. Auf keiner Position ist Erfahrung wichtiger als bei Centern, aber so langsam kommt der Storch auch in die Jahre. Besser wird er wohl nicht mehr. Darauf – also, daß er noch besser wird – kann man beim zweiten deutschen Center, Björn Schoo (31), hoffen, auch wenn er die 30 auch schon überschritten hat. Er bringt absolutes Gardemaß mit, stand sogar schon mal im Fokus des damaligen Nationaltrainiers Dirk Bauermann, hat es aber weder in den endgültigen Kader der Nationalmannschaft geschafft, noch konnte er sich bei seinem ersten BBL Engagement in Köln durchsetzen. Danach konnte er aber ein level tiefer, in der ProA, tolle statistische Werte (u.a. 14 pts, 8 rb) erzielen. Was das nun in der BBL wert ist, muss man sehen. Nicht vergessen darf man bei den Deutschen natürlich den gebürtigen US-Amerikaner Adam Hess (31), der im letzten Jahr die deutsche Staatsbürgerschaft angenommen hat. Er hat jahrelang in Quakenbrück bei den Artland Dragons seine Qualität nachgewiesen und wird ein wichtiger Faktor im Spiel der „Feuervögel“ sein. Mit diesen 4 bis 5 Spielern in der (erweiterten) Rotation ist Hagen bezüglich der „Quote“ gut aufgestellt.

Gut aufgestellt ist man in Hagen ebenfalls für die Zukunft. Mit den Leistungsträgern des starken letztjährigen NBBL-Jahrgangs um Niklas Geske (18), Sören Fritze (18) und Moritz Krume (18) steht bereits die nächste Generation an Nachwuchsspielern bereit, um in den nächsten Jahren zum Profi-Kader aufzuschließen.

Der Frontcourt bereitet wirklich Bauchschmerzen, ist eigentlich so nur sehr bedingt konkurrenzfähig, zumal auch noch alles andere als tief besetzt. Allerdings kann Phoenix Hagen noch einen ausländischen Profi verpflichten und das erscheint auch notwendig. Hagen hat aber noch nie besonders viel in den Frontcourt investiert – und es hat für den Klassenerhalt gereicht! Für die kommende Saison ist es aber schon extrem wenig. Wenig Sorgen muss man sich bezüglich des backcourts machen. Dieser ist wohl stärker besetzt als in der letzten Saison. Muss er auch, da er offensiv fast allein die gesamte Last tragen muss. Insgesamt ist Hagen offensiv aber stark aufgestellt und hinten hilft der liebe Gott.

Prognose: Wenn Hagen sich im Frontcourt noch gut verstärkt, sieht man einer ruhigen Saison im Niemandsland der Tabelle entgegen, wenn nicht, kämpft man mit anderen gegen den Abstieg.

Ein Gedanke zu „Teamvorstellung: Phoenix Hagen“

  1. „Wenn Hagen sich im Frontcourt noch gut verstärkt, sieht man einer ruhigen Saison im Niemandsland der Tabelle entgegen, wenn nicht, kämpft man mit anderen gegen den Abstieg.“

    Richtig, aber die Andreren werdet ihr schlagen!

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