Teamvorstellung: Mitteldeutscher Basketball Club Weissenfels

Teamfoto MBC; Quelle: (c) Mitteldeutscher Basketball Club

Quelle: (c) Mitteldeutscher Basketball Club
Teamfoto MBC; Quelle: (c) Mitteldeutscher Basketball Club

Wenn man an den Mitteldeutschen Basketball Club (MBC) denkt, fällt einem als Assoziation als erstes „Fahrstuhl-Team“ ein. Kein Team der Beko BBL ist so oft auf- und auch wieder abgestiegen wie der Club aus Sachsen-Anhalt. Jetzt steigt der MBC also mal wieder auf und ist gekommen um zu bleiben. Nicht zum ersten Mal. Von Träumen einer Etablierung der Region Halle-Leipzig im nationalen und internationalen Basketballgeschäft, die in der Insolvenz und einer knallharten Landung in der Regionalliga gipfelten, spricht in Weissenfels derzeit niemand mehr. Man steht wieder mit beiden Beinen auf der Erde, Luftschlösser adé, es wird solide gearbeitet, wenn auch auf niedrigem Niveau. Dabei kann sich der MBC auf viele kleinere, regionale Sponsoren sowie eine treue, enthusiastische Fanbasis verlassen.

Nach nur einem Jahr „Zwischenstation“ in der 2. Liga, gelang der direkte Wiederaufstieg als ProA-Meister in die Beletage des deutschen Basketballs. Die „neue Bodenständigkeit“ der Mitteldeutschen spiegelt sich auch in der Zusammenstellung des Teams für die BBL wider. Die Hälfte des 2.Liga-Teams konnte gehalten werden, die andere Hälfte wurde durch Zugänge solider Spieler aus europäischen Ligen der zweiten und dritten Reihe wie Ungarn, Island, Österreich oder Finnland ergänzt. Dem Budget entsprechend konnten erwartungsgemäß keine großen Namen verpflichtet werden.

Kader (externer link)

Backcourt:
Sharaud Curry, Hördur Vilhjalmsson, Philipp Lieser
Chad Timberlake, Malte Schwarz
Kelly Beidler, Sascha Leutloff

Frontcourt:
Devin Uskoski, Steve Wachalski
Djordje Pantelic, Phillipp Heyden, Johannes Lange

Headcoach:
Silvano Poropat

Coach Silvano Poropat kann auf den back-up Positionen in hohem Maße auf vertrautes Personal vertrauen, die Starterplätze wurden komplett neu besetzt. Gerade bei den raren und begehrten deutschen Spielern wurde aus der Not ein Tugend gemacht und auf die Spieler gesetzt, die sich bereits in der zweiten Liga bewährt haben. Von den ausländischen Profis hat lediglich der isländische Pointguard Vilhalmsson „überlebt“, rutscht aber von der Starterposition auf die Bank.  Folglich sind die Starterpositionen sämtlich neu besetzt. Vier Amerikaner und ein Serbe werden das Spiel der „Wölfe“ weitgehend mitbestimmen.

Für die meisten ausländischen Profis ist die deutsche BBL nun die höchste Stufe auf der Karriereleiter, die meisten sind noch relativ jung – damit hat man gute Voraussetzungen, Spieler verpflichtet zu haben, die sich voll reinhängen werden und beweisen wollen. Aufgrund der finanziellen Möglichkeiten musste ein größeres Risiko bei den Verpflichtungen eingegangen werden, die meisten Spieler werden ihr Spiel auf ein höheres level heben müssen.

Floor General Sharaud Curry (25) kam mit guten Statistiken aus Österreich und besticht durch Schnelligkeit und ein gutes Auge für die Mitspieler. Er wird maßgeblich das Spiel des MBC lenken müssen, unterstützt durch Hördur Vilhjalmsson (23), der diese Aufgabe in der letzten Saison übernommen hatte. Amerikanische Firepower bringen Chad Timberlake (28) und Kelly Beidler (24) im Backcourt mit. Letzterer hilft oft auch auf der großen Flügelposition aus, auf der Devin Uskoski (26) für Gefahr gleichermaßen unterm Korb wie auch am perimeter sorgt. Uskoski hat sich von der Regionalliga über ProA und ProB nun bis in die BBL hoch gearbeitet und wird sich auf Top Level Niveau bewähren müssen. Direkt am Brett fühlt sich der defensivstarke serbische Center Djorde Pantelic (28) wohl,  welcher Erfahrung mitbringt und Stärken beim Pick & Roll hat.

Wie erwähnt, hat der MBC auf die angespannte Situation auf dem Markt für deutsche Spieler so reagiert, daß die in der 2. Liga bewährten Spieler auch für die BBL weiter verpflichtet wurden. Lediglich Ex-Berliner Philipp Lieser (22) stösst neu zum Team, wird aber wohl hauptsächlich beim Kooperationspartner BSW Sixers mit Ex-Berliner Stephen Arigbabu als Trainer eingesetzt werden. Insgesamt ergibt sich bei den Deutschen eine gute Mischung aus bewährten, erfahrenen Spielern und jungen, aufstrebenden Talenten. An erster Stelle steht da Leitwolf Sascha Leutloff (29), der seine ersten Basketball-Schritte in Berlin machte und in Weissenfels ein wichtigenrdefensiver Anker und Orientierungspunkt für die jüngeren Spieler sein wird. Shooting guard Malte Schwarz (23) hat beim MBC die „Lizenz zum Werfen“, nimmt mit die meisten Würfe im Team und sorgt für viel Gefahr von aussen. Er ist ein wichtiger Teil der Rotation und wird trotz jungen Alters viel Verantwortung übernehmen müssen. Ähnliches lässt sich auch über Forward Steve Wachalski (29) sagen, der einer der Garanten für den sofortigen Wiederaufstieg war.  Änlich wie Leutloff ein Spieler, der dem insgesamt jungen Team Erfahrung und Halt geben wird, aber über ein größeres offensives Potenzial verfügt. Philipp Heyden (23), der schon für Alba Berlin und Tus Lichterfelde Berlin auflief, ist der Backup für die Center-Position und wird sich dort beweisen müssen.  Guten offensiven Möglichkeiten steht noch Entwicklungspotenzial im defensiven Bereich gegenüber. Für einen Center noch jung an Jahren muss Heyden an der größeren Herausforderung eine Liga höher wachsen, gerade mental den Kampf annehmen und den nächsten Schritt vom Talent zum Leistungsträger machen. Eigengewächs Johannes Lange (27) gibt dem Team im Frontcourt mehr Tiefe.

Im Nachwuchsbereich hat der MBC – spät – die Zeichen der Zeit erkannt und darauf reagiert. Einige Talente musste man mangels Alternativen ziehen lassen. Die nun greifende Kooperation mit den BSW Sixers im Bereich NBBL ist in dieser Hinsicht ein Schritt in die richtige Richtung.

Der MBC hat sich in der Saisonvorbereitung, sicher für einige überraschend, sehr gut verkauft; Siege gegen BBL-Teams wie Würzburg, Giessen und nicht zuletzt ALBA Berlin eingefahren, lediglich gegen Tübingen gab es eine knappe Niederlage. Daraus kann das junge Team Mut und Selbstvertrauen für die Saison ziehen, deren Ziel der Klassenerhalt ist.

Das wird – trotz Hoffnung machender Vorbereitung – alles andere als einfach, aber ist nicht unrealistisch. Mit kampfbetontem Basketball und mit den eigenen enthusiastischen Fans im Rücken könnten im „Wolfsbau“ sicher einige Siege eingefahren werden, die zum Klassenerahlt reichen können.

Nichtsdestotrotz stehen einige Fragezeichen über der Saison. Es ist ein junges Team, die meisten Spieler haben noch Entwicklungspotenzial, aber zum Verbleib in der Liga müssen einige Spieler den Sprung auf das nächste level schaffen. Schaffen die Spieler, die aus schwächeren europäischen Ligen kommen, die Anpassung an das höhere Niveau der BBL? Das Team des MBC lebt sowohl relativ stark von der Offensive als auch von der Quote von „downtown“, fast die Hälfte der Würfe nimmt das Team von jenseits der 3er-Linie; Beides ist nicht unbedingt verlässlich. Sicher ist das eine Reaktion auf die relative Schwäche unter dem Korb, wo man eigentlich nur Pantelic als Leistungsträger direkt am Brett hat. Uskoski zieht es oft hinter die Dreierlinie, bei Heyden muss man mal sehen, wie er sich entwickelt. Insgesamt ist man unterm Korb alles andere als tief besetzt.

Bei den Deutschen ist der MBC nicht schlechter aufgestellt als die Konkurrenz im Abstiegskampf. Da die meisten schon als Leistungsträger gemeinsam durch die 2.Liga-Saison gegangen sind, könnten in diesem Bereich sogar eher Vorteile gegenüber der unmittelbaren Konkurrenz bestehen.

Prognose: Nichtabstiegsplatz

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