Teamvorstellung: Eisbären Bremerhaven

Teamfoto Eisbären Bremerhaven; Quelle: (c) Eisbären Bremerhaven, Foto: Ulrich Budde
Teamfoto Eisbären Bremerhaven; Quelle: (c) Eisbären Bremerhaven, Foto: Ulrich Budde

8 – 18 – 6 – 8 – 11! Das sind keine Lottozahlen sondern die Platzierungen der Eisbären in den letzten fünf Jahren. Ein ständiges Auf und Ab. Eine Konstanz gibt es in gewisser Weise in den Partien mit Alba Berlin, da konnte man sich eigentlich immer auf spannende, meist gute Partien freuen. Auch in der letzten Saison lagen zwischen den beiden Kontrahenten 2 Punkte beim Sieg der Eisbären im Heimspiel bzw. 1 Punkt bei der Niederlage in Berlin. Im Rückblick erinnert man sich auch an einige schöne Playoff-Serien.

À propos Rückblick. Wenn man Konstanz als Indikator für Zufriedenheit annimmt, dann war man an der Nordseeküste im Rückblick auf die vergangene Saison alles andere als zufrieden. Das Team wurde – wieder einmal – komplett umgekrempelt. Aus der Vorsaison bleiben lediglich Anthony Canty und Jermain Raffington, der Rest ist neu an der Weser. Konstanz herrscht auf der Trainerposition, Dough Spradley steht auch in der Saison 2012/13 wieder an der Seitenlinie bei den Eisbären.

Kader (externer link)

Backcourt:
Stanley Burrell, Anthony Canty,
Alex Harris, Jusuf El Domiaty, Bazoumana Kante
Philipp Zwiener, Justin Stommes,

Frontcourt:
Jacob Burtschi, Jermain Raffington, Jonathan Malu
Scott Morrison, Keith Waleskowski

Headcoach:
Douglas Spradley

Coach Douglas Spradley (46) setzt also wieder einmal auf neues Personal. Aber das war in den Saisons davor auch nicht viel anders. Sicher kann man nicht immer die Spieler halten, die man gern halten würde, gerade bei borderline playoff teams wie Bremerhaven ist das schwierig, manche Spieler will man auch nicht weiter verpflichten, aber die Fluktuation im Spielerbereich ist bei den Eisbären schon überdurschnittlich und auffällig. Beim Blick von aussen wirkt das Team dadurch ein wenig profillos, etwas beliebig.

Nun also wieder alles auf Null. Immerhin wurde bei der Zusammenstellung des neuen Kaders auf viele Spieler zurück gegriffen, die in der BBL bzw. dem deutschen Basketball schon Erfahrungen haben. Lediglich drei Spieler sind wirklich komplett neu. Einer von diesen ist Stanley Burrell (28), der als point guard das Spiel der Eisbären lenken soll.  Burrell hat bereits Erfahrung im europäischen Basketball aus der bosnischen, belgischen und zuletzt polnischen Liga. In Slupsk überzeugte er mit Führungsqualitäten und guten offensiven Werten bei ebenfalls guten Quoten. Hinter Burrell geht als Backup der frischgebackene A-Nationalspieler Anthony Canty (21) in eine für ihn selbst wichtige Saison. Der gebürtige Berliner geht in seine vierte Saison an der Küste und dürfte damit der dienstälteste Eisbär sein.  Die Chance auf 10 – 15 Minuten Spielzeit besteht und wartet darauf, genutzt zu werden. Justin Stommes (21) ist ein typischer swingman, kann also sowohl die shooting guard als auch die small forward Position abdecken. Stommes, der in der letzten Saison in der ProA in Paderborn sein Profi-Debüt absolviert hat, hat das Management mit sensationellen Wurfquoten (50 % Dreier) überzeugt. Es fehlt ihm noch an Erfahrung auf BBL-level, er hat aber eine Menge Entwicklungspotenzial. Er erhält erst mal bis Mitte Dezember die Chance, bei den Eisbären sein Talent unter Beweis zu stellen. Auch der zweite swingman, Alex Harris (26), hat schon in Slupsk gespielt, verbrachte die vergangen zwei Spielzeiten beim Ligakonkurrenten Ludwigsburg. Dort war er in beiden Jahren Topscorer; da weiß man, was man für sein Geld bekommt. Eine spektakuläre Verpflichtung gelang den Bremerhavenern auf der kleinen Flügelposition. Aus Trier kehrt der gebürtige Bremer Philipp Zwiener (27) zurück an die Küste. In Trier reifte A-Nationalspieler Zwiener zu einem absoluten Leistungsträger und war einer der offensiv stärksten Spieler der Liga. Mit Jusuf El Domiaty (21) und Bazoumana Kante (18) runden zwei hoffnungsvolle Nachwuchsspieler den backcourt ab. Der ältere El Domiaty dürfte schon mit regelmäßigen Einsätzen im Profi-Kader rechnen können.

Mit Jacob Burtschi (28) wurde für die Power Forward Position ein Spieler verpflichtet, der die Liga schon aus seiner Zeit in Hagen und Frankfurt sehr gut kennt – und vor allem dort komplett überzeugen konnte. Für einen Power Forward nicht übermäßig groß und athletisch, macht er dies durch Schnelligkeit und einen guten Wurf wett. Ordentlich Größe und Masse bringt dafür der neue Center der Eisbären, Scott Morrison (26), mit. Der kanadische Nationalspieler wechselt ebenfalls (wie Point guard Burrell) aus Slupsk an die Weser, einem bereits gut einstudierten Pick & Roll steht damit nichts im Wege. Ungarn, Estland, Ukraine, Polen – sind nicht die renommiertesten Ligen Europas, dort konnte Morrison aber mit guten Leistungen und hohen Trefferquoten überzeugen. Die BBL ist nun das nächste level für den Kanadier, der für einen Center immer noch recht jung ist. Vor kurzem ist den Eisbären mit der Verpflichtung des Amerikaners mit deutschem Pass, Keith Waleskowski (32), noch ein echter Coup gelungen. Gute Center sind schwer zu bekommen, besonders deutsche sind extreme Mangelware. Über 10 Jahre Basketball-Erfahrung, davon viel in den ersten und zweiten Ligen Spaniens und Italiens sind ein echtes Pfund. Mit Jermain Raffington (27) bleibt den Bremerhavenern ein solider back up erhalten, der bereits in seine siebte Profi-Saison geht, seine zweite an der Küste.  Bereits im letzten Jahr hat er nachgewiesen, dass er den Frontcourt für ein paar Minuten effektiv entlasten kann. Für den jungen Jonathan Malu (19) geht es in der kommenden Saison hauptsächlich darum, zu lernen und sich weiter zu entwickeln.

Bezüglich der Quote ist Bremerhaven nicht schlecht aufgestellt. Mit Zwiener, Waleskowski und Raffington hat man drei erfahrene Spieler, die man problemlos in die Rotation einbinden kann. Das – ein vollwertiger Rotationsspieler zu werden – muss das Ziel für Anthony Canty für die kommende Saison sein. Er ist noch relativ jung, befindet sich aber gerade aktuell an der Grenze vom Talent zum Rotationsspieler. In der kommenden Saison kann dem frischgebackenen A-Nationalspieler der Schritt gelingen. Was für Canty gilt, gilt sinngemäß auch für Jusuf El Domiaty. Der Nachwuchs-Nationalspieler steht ebenfalls vor dem Schritt auf das nächste level.

Auch für die Zukunft braucht einem nicht bange zu sein. Das Bremerhavener NBBL-Team der letzten Saison gehört zu dem stärksten dieses Jahrgangs. Einige Male haben sich die Wege der NBBL-Teams von Alba und Bremerhaven schon gekreuzt, die Spieler konnte man also schon ein paar Mal live sehen. Besonders interessant erscheint Bazoumana Kante, der beim letzten NBBL-Top4 in Hagen eine sensationelle Leistung brachte. Er ist noch sehr wild und unorganisiert, aber mit einer extrem guten Athletik und einem starken Willen ausgestattet. Kante hat viele gute Ansätze, die es in die richtigen Ansätze zu lenken gilt.  Jonathan Malu hat im Nachwuchsbereich extrem von seiner Physis gelebt, das fällt im Männerbasketball nun weg. Er wird es nun – erst mal – recht schwer haben. Einige andere Spieler des NBBL-Teams, wie z.B. Helge Baues, könnten in den nächsten Jahren ebenfalls in den Profi-Bereich aufrücken. Mit Frank Müller hat man sich auch im Trainerstab noch mal deutlich verstärkt. Der Berliner mit viel Erfahrung als Spieler und Coach zeichnete zuletzt für das renommierte Nachwuchsprogramm in Jena verantwortlich. Zusammen mit Hameed Attarbashi, der seit Jahren an der Weser gut Arbeit leistet, hat man einen qualitativ hochwertigen Trainerstab im Nachwuchs beisammen.

Grundsätzlich ist Bremerhaven immer für einen Playoff-Platz gut. Wie immer könnte es knapp werden. Die Eisbären können noch einen Ausländerplatz besetzen; wie gut das gelingt, das könnte über das Erreichen der Playoffs entscheiden. Bremerhaven hat im Rahmen seiner Möglichkeiten gut verpflichtet, bei den meisten Spielern weiß man recht gut, was man bekommt, große negative Überraschungen muss man nicht befürchten. Mit entscheidend wird sein, wie gut Burrell, Stommes und Morrison mit dem höheren Niveau in der BBL klar kommen und wie gut die „borderliner“ Canty und El Domiaty den Schritt aufs nächste level hinbekommen. Das Niveau der BBL wird immer stärker, 10 – 11 Teams kämpfen um das Erreichen der Playoffs, eines davon sind die Eisbären Bremerhaven.

Prognose: Playoff-Kandidat. Aktuell (ohne 6. Ausländer) schrammen sie aber dran vorbei, die Konkurrenz hat auch gut gearbeitet.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert