Teamvorstellung: BBC Bayreuth

Teamfoto BBC Bayreuth; (c) Design: www.gmk.de, Cyperior Photography by Karolina Parot
Teamfoto BBC Bayreuth; (c) Design: www.gmk.de, Cyperior Photography by Karolina Parot

Als Berliner ist man in der nahen Vergangenheit nicht unbedingt gerne in das Frankenland gereist. Man denkt an Bamberg oder seit kurzem auch an Würzburg und verbindet damit schnell keine besonders netten Gedanken. Dabei vergisst man vielleicht, dass auch beim dritten Team aus dem Norden Bayerns in der vergangen Spielzeit auswärts nix zu holen war;  zu Jahresbeginn gab es in Bayreuth eine empfindliche Niederlage. Der BBC stieg vor zwei Jahren in die erste Liga auf und konnte sich in der vergangenen Spielzeit rechtzeitig aus dem Abstiegskampf verabschieden (anders als im ersten Bundesliga-Jahr, als bis zum letzten Moment gezittert werden musste). Ein positiver Trend, der auch in diesem Jahr mit einem veränderten Kader fortgeführt werden soll. Dafür holte Headcoach Marco van den Berg Verstärkung aus der Bundesliga (u.A. ex-Albatros Nico Simon) und aus dem Ausland.

Kader (externer link)

Backcourt:

Kevin Hamilton / Nicolai Simon / Simon Schmitz
Nate Rohnert / Bryan Bailey
Arvydas Siksnius / Beckham Wyrick / Tom Spöler

Frontcourt:

Jason Cain / Joe Trapani / Peter Zeis
Gary McGhee / Stefan Schmidt

Headcoach: Marco van den Berg

Der niederländische Trainer geht in seine erste vollständige Spielzeit in Bayreuth, nachdem er letztes Jahr schon früh den erfolglosen Andreas Wagner ablösen konnte. Van den Berg machte mit dem übernommenen Kader einen guten Job, zwischenzeitlich wurde in Bayreuth sogar von den Playoffs geträumt. Dementsprechend groß ist auch das Vertrauen in den 47-Jährigen, dessen Vertrag schon im Februar bis 2014 verlängert wurde. Van den Berg konnte diesen Sommer eine Team nach seinen Vorstellung aufbauen, vielleicht auch ein Grund weshalb der personelle Umbruch so groß ausfiel. Ein Umbruch, der sich nun aufgrund von Verletzungen im Frontcourt sehr schwierig gestaltet. Mit Kevin Hamilton, Nate Rohnert und Arvydas Siksnius fallen drei potenzielle Starter zum Teil für mehrere Wochen aus und verpassen damit einen Teil der Vorbereitung oder sogar die ersten Saisonspiele. Die Franken mussten handeln und verpflichteten kurzfristig den Bundesliga-erfahrenen Combo-Guard Bryan Bailey (32, ex-Quakenbrück) und holten mit Beckham Wyrick (28) einen Spieler aus dem letztjährigen Kader zurück. Sicherlich nicht die Premium-Lösungen, aber beide Spieler kennen die Liga und werden keine lange Eingewöhnungsphase brauchen, besonders Bailey ist ein mehr als solider Spieler, der für Entlastung auf den Guard-Positionen sorgen kann. Solange Hamilton (28) verletzt fehlt, gilt es für Neuzugang Nico Simon (25) die Fäden im Spielaufbau zu ziehen. Nach zwei Jahren in Tübingen möchte der ex-„Rookie of the year“ mehr Verantwortung übernehmen. Diese dürfte er auch bekommen, solange Rohnert (25) und Hamilton ausfallen. Auch Simon Schmitz (22) dürfte wie schon im vergangenen Jahr einige Minuten Spielzeit abgreifen, kurzfristig dürfte man damit den Ausfall von Hamilton halbwegs auffangen. Dass mit Siksnius (24) erst einmal der etatmäßige Small Forward ausfällt wiegt jedoch umso schwerer. Der Litauer gilt zwar nicht wie viele seiner Landsleute als Scharfschütze, bringt aber interessante Anlagen mit sich und hat mit 24 Jahren auch Entwicklungspotenzial. Ob Beckham Wyrick ihn halbwegs ersetzen kann, ist fraglich; auch wenn Wyrick die Bundesliga mittlerweile gut kennt, mehr als ein Ergänzungsspieler ist er nicht. Auch Tom Spöhler (24) wird aufgrund der Verletzungen seine Chance kriegen, mal sehen was er daraus macht.

Im Frontcourt setzt man fast ausschließlich auf ausländische Spieler. Vom Liga-Konkurrenten Bremerhaven kam Jason Cain (27). Der Spieler mit dem markanten Oberlippenbärtchen kann mit seinen Dunkings viel Energie ins Spiel bringen und kennt zudem noch Kevin Hamilton bereits aus vergangen Tagen in Braunschweig. Jedoch waren seine Leistungen in Bremerhaven nicht ganz so gut wie in Braunschweig, katastrophal war außerdem auch seine Dreierquote in der letzten Spielzeit. Als zweiter Power Forward kommt Joe Trapani (24) nach Bayreuth. Der Italo-Amerikaner hat außer einem kurzen Aufenthalt in Italien keine Europa-Erfahrung und spielte zuletzt in der D-Leauge. Trapani scheint von allem etwas zu können, ob seine Fähigkeiten auch für die Bundesliga ausreichen, muss man abwarten. Am Brett suchte Headcoach van den Berg zu Beginn der Offseason „einen großen und beweglichen Center, der wirkungsvoll spielen kann“. Die Wahl fiel auf Gary McGhee (23). Der US-Amerikaner, der von einem NBA-Engagement träumt, gilt als physisch stark und hat seine Stärken vor allem in der Defensive. Ihm zur Seite steht Stefan Schmidt (23), der schon in der vergangen Spielzeit zu einigen Einsätzen kam und für gut 10 bis 15 Minuten pro Spiel McGhee sicherlich entlasten kann.

Ganze acht Ausländer stehen gerade bei Bayreuth unter Vertrag. Dies ist natürlich auf die aktuelle Verletzungsproblematik  zurückzuführen, jedoch erweckt es auch den Eindruck, dass die deutschen Spieler keine wirklich tragende Rolle innehaben werden. Am ehesten wird wohl Nico Simon Verantwortung tragen dürfen. Der 25-Jährige hat schon bewiesen, dass er eine solide Rolle in der Bundesliga spielen kann. Das könnte, zumindest wenn Hamilton und Rohnert wieder fit sind, eine negative Auswirkung auf die Spielzeit von Simon Schmitz haben, der in den letzten beiden Jahren durchschnittlich auf 10 bis 12 Minuten Einsatz kam. Auch Tom Spöler ist durch die Verletzung von Siksnius vermehrt gefragt, Wunderdinge kann man hier jedoch auch nicht erwarten. Unter dem Korb wird Stefan Schmidt eine Back-Up Rolle einnehmen, hinter McGhee werden jedoch auch nicht viele Spielminuten verfügbar sein. Für ein wenig Drecksarbeit und Rebounds wird es aber reichen. Wirklich berauschend liest sich das Aufgebot der deutschen Spieler in Bayreuth also nicht, die wichtigsten Säulen des BBC sind allesamt mit einem ausländischen Pass ausgestattet. Dies muss nicht unbedingt schlecht sein, ein solider Rollenspieler von der Bank kann auch wichtig sein. Ob das jedoch – vor allem bei Verletzungen der Leistungsträger – ausreicht, scheint fraglich.

Marco van den Berg war es wichtig, seinen Kader möglichst früh beisammen zu haben. Dementsprechend zeitig stand auch der Kader fest, McGhee war Anfang August der (eigentlich) letzte Zugang. Der erhoffte Vorteil den man sich durch die schnelle Planung erhofft hatte, könnte angesichts der zahlreichen Verletzungen jedoch schon verpufft sein. Das mehrere Leistungsträger Teile der Vorbereitung und/oder den Saisonstart verpassen ist alles andere als optimal. Es fällt zudem auf, dass die Bayreuther Mannschaft extrem jung ist: einzig Bailey überschreitet die 30-Jahre Grenze, Kevin Hamilton ist mit 28 Jahren der nächstälteste. Es bleibt also abzuwarten, wie das Team reagiert wenn der Saisonstart aufgrund der Verletzungen verpatzt wird. Sollten die Neuzugänge wie McGhee, Trapani, Siksnius oder Rohnert einschlagen, könnten die Bayreuther überraschen. Zu schlecht verlief jedoch die Vorbereitung und die durchschnittlichen deutschen Spieler werden auch nicht ausreichen, um Bayreuth auf die nächste Stufe zu hieven.

Prognose: Stillstand ist Rückschritt. Im Falle der Bayreuther aber glauben wir, dass man aufgrund der aktuell beschwerlichen Lage sich durchaus über einen Platz im gesicherten Niemandsland der Tabelle freuen würde, der Tabellenkeller ist aber auch nur zwei, drei unglückliche Niederlagen entfernt. Schade eigentlich, denn der Kader hat ansatzweise durchaus Potenzial.

2 Gedanken zu „Teamvorstellung: BBC Bayreuth“

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