Es ist off-season, die schlimmste Zeit für einen Basketball-Fan, da es vermeintlich keine Spiele gibt, es sei denn, man bewegt sich selbst auf den Freiplatz und wirft ein paar Körbe. Und in diesem Jahr war die Season nach einem ernüchternden 0-3-Viertelfinal-Aus gegen die Fraport Skyliners bereits am 14.05.2016 und somit deutlich früher als gewöhnlich off. Früher als von Team, Staff und Fans erwartet. Trotzdem ist die off-season eine spannende Zeit, denn genau jetzt werden die Weichen für die neue Saison gestellt. Es fallen Entscheidungen und Vorentscheidungen bei unserem Verein und bei der Konkurrenz, die den Erfolg der kommenden Saison maßgeblich beeinflussen können. Außerdem sind die diversen Nationalmannschaften aktiv. Ein mal pro Woche wollen wir für euch übersichtlich die Dinge zusammen fassen, die in der abgelaufenen Woche so bei Alba und drumherum, also bei der Konkurrenz, passiert sind.
Das Ende einer Ära – Obradovic geht

Am 14.05.2016 endete in Frankfurt für ALBA Berlin eine ambivalente Saison, die mit dem grandiosen Saisonstart, dem Pokalgewinn in München gegen München und einer ordentlichen Saison in Europa einiges an Licht hatte, aber eben auch eine Menge Schatten, wie z.B. eine Rückrunde in der BBL mit nur 9 Siegen und acht Niederlagen, enorm schwankende Leistungen mit Niederlagen gegen „kleinere“ Teams wie Würzburg, Braunschweig oder Bremerhaven und natürlich das chancenlose Ausscheiden in den Playoffs gegen die Frankfurter. Natürlich überlegt man als Verein nach so einer Saison, wie man weiter bzw. was man anders machen will.
Lange hat es bei Alba Berlin nicht gedauert – genauer gesagt neun Tage – bis man zu dem Entschluss kam, dass man auf der zentralen Position des Coaches etwas ändern wolle bzw. müsse. Auch Sasa Obradovic war wohl der Meinung, nach vier Jahren bei Alba Berlin, dass es Zeit für den nächsten Schritt in seiner Karriere wäre. Auch deshalb war man sich wohl schnell einig, getrennte Wege zu gehen.
Schon beim Saisonabschluss von Team und Fans am 17.05.2016 verfestigte sich der Eindruck, dass dem Buch „Alba Berlin und Sasa Obradovic“ wohl kein neues Kapitel mehr hinzugefügt werden würden. Auch wir zogen bereits vor der offiziellen Verkündung eine Bilanz für die 4 Jahre: Alba und Obradovic – das Ende eines Weges? Damals noch mit (leichtem) Fragezeichen, was inzwischen Gewissheit ist. Was bleibt? Nach drei Coaches (Pavicevic, Katzurin, Herbert) mit deutlich unterschiedlichen Stilen zwischen Januar 2011 und Mai 2012 brachte Obradovic wieder zum einen Konstanz zum anderen ein klares Profil in die deutsche Hauptstadt. Was bleibt? Eine sportliche Bilanz die sich in Zahlen in 164 Siegen (nur Svetislav Pesic hatte mehr), einem Unentschieden (im Eurocup gegen Bayern München Basketball) und 96 Niederlagen darstellt. Dahinter verbergen sich drei Pokaltitel, eine Vizemeisterschaft, aber auch zwei Mal das Ausscheiden im Viertelfinale der Playoffs. Es bleiben überdurchschnittliche Auftritte in europäischen Ligen, das Viertelfinale im Eurocup und vor allem Meilensteine des deutschen Basketballs in der Euroleague: der erste Sieg eines deutschen Teams in den Top16 der Euroleague und als absoluter Höhepunkt mit Platz 5 in den Top16 der EL, die beste Leistung eines deutschen Teams aller Zeiten. Was bleibt? Persönliche Ehrungen für den Coach als BBL Coach of the year und als drittbester Coach der Euroleague 2014/15. Was bleibt? Dem Coach viel Erfolg beim nächsten Karriereschritt und dem Team von Alba Berlin ein glückliches Händchen bei der Wahl des Nachfolgers zu wünschen.
Alba und der Nachwuchs

Aufgrund des frühen Saisonendes der Profis fielen in diesem Jahr auch viele Ereignisse im Nachwuchsbereich in die sog. „off season“, wobei es für die natürlich „in season“ war, geradezu DER Höhepunkt der Saison.
Einer dieser Höhepunkte war das adidas next generation tournament, das hochkarätigste Turnier in Europa für U18 Mannschaften im Rahmen des Euroleague Final Fours in Berlin. Per Wildcard war auch Alba Berlin (verstärkt durch Gastspieler) – quasi als „Gastgeber“ – beteiligt und hat sich gut und teuer verkauft. Gegen den späteren Vize Roter Stern Belgrad und Real Madrid hat das Team gut mitgespielt, am Ende fehlten jedoch Kleinigkeiten. Gegen Lietuvos Rytas Vilnius gelang dann im letzten Spiel Historisches, der erste Sieg eines deutschen Teams bei der ANGT-Finalrunde. Neben dem erfreulichen Auftritt der Mannschaft gab es auch individuelle Bestleistungen durch Albas Ferdinand Zylka. Der Berliner Guard wurde Topscorer des Turniers und ins „ANGT first team“ gewählt.
Eine Woche später traten Teile dieses Teams mit Albas NBBL-Team beim Top4 in Ulm zum Kampf um die deutsche U19-Meisterschaft an. Im Halbfinale konnte sich das Team mit einer überlegenden und überzeugenden Leistung gegen die Artland Dragons Quakenbrück mit 81-53 durchsetzen (Schneider 16 pts, 15 rbs / Zylka 21 / 8, Turudic 17/5). Im Finale musste man sich dann einem an diesem Tage deutlich stärkeren Kontrahenten aus Breitengüssbach klar mit 46-65 geschlagen geben und somit die Saison als Vizemeister abschließen.
In den letzten Wochen fanden auch einige deutsche Altersklassen-Meisterschaften mit Beteiligung von Alba-Teams statt. Und das mit einigen erfreulichen Ergebnissen. Die Jüngsten, die mU14 hatte sich in Berlin für die Endrunde um den DBB-Pokal (gleichzusetzen mit den Deutschen Meisterschaften der Altersklasse) qualifiziert, musste dann beim Endturnier jedoch zwei Niederlagen gegen Bayern München und den MTV Kronberg hinnehmen, was in der Endabrechnung den 4. Platz bedeutete. Ebenfalls beim Top4 vertreten war die mU16 von Alba Berlin. Im Halbfinale wurden die Rheinstars Köln klar mit 68-50 besiegt, im Finale gab es eine knappe 60-64 Niederlage gegen den TTL Bamberg, aber man konnte den Titel des Vizemeisters (2. DBB-Pokal) feiern. Das Team der mU18 setzte noch einen drauf. Nach einem deutlichen 81-52 Erfolg im Halbfinale gegen die Hertener Löwen wartete im Finale der Gastgeber VfB 1900 Giessen auf die Albatrosse. Nach einem knappen und sehr ausgeglichenen Spiel hatten die Berliner in der Schlußphase die besseren Nerven und sicherten sich wenige Sekunden vor Schluss den hauchdünnen 68-66 Erfolg und konnten den Titel des Deutschen Meisters (DBB-Pokalsieger) 2016 feiern. Etwas zu feiern gab es auch für die mU20, die in Cuxhaven durch einen 71-60 Erfolg im Finale gegen den SC Rist Wedel Norddeutscher Meister (höchstmöglicher Titel in dieser Altersklasse) wurden.
Alba und die Nationalmannschaften …

Für das A-Team (deutsche A-Nationalmannschaft) wird es erst am dem 31. August mit der EM-Qualifikation ernst, ab Mitte Juli beginnt dort erst die Vorbereitung, aber über den Sommer sind diverse Teams des DBB im Nachwuchsbereich am Start. Dafür wurden auch wieder einige Berliner / Alba-Spieler in die entsprechenden (erweiterten) Kader berufen.
Im jüngsten Jahrgang (mU15) vertritt Franz Wagner die Farben der Berliner, für das aktuelle Turnier in Litauen ist er jedoch freigestellt, da er ebenfalls zum Kader der mU16 gehört. Auch in diesem Team sind die Berliner stark vertreten durch eben Wagner, Joshua Lübken (beide Alba Berlin) sowie Henrik Drescher und Jonas Mattisseck (beide Tus Lichterfelde). Die deutsche mU18-Nationalmannschaft hat in diesem Frühjahr zum ersten Mal überhaupt das renommierte Albert-Schweitzer-Turnier gewonnen. Durch diesen Erfolg entwickelt sich auch eine Erwartung für die Europameisterschaft im Sommer, wo das Team es weit bringen können. Zum erweiterten Kader (18 Spieler) gehören gleich 6 Berliner Spieler, die sich mehr oder weniger große Hoffnungen auf die Teilnahme an der EM machen können: Badu Buck, Bennet Hundt, Filip Stanic und Ferdinand Zylka (alle Alba Berlin) sowie Akim-Jamal Jonah (DBV Charlottenburg) und Nelson Weidemann (Ex-Alba, Nürberg). Das älteste Team im Nachwuchsbereich, mU20, hat bereits mit der Vorbereitung auf die Europameisterschaften begonnen. Beim ersten Test gegen Tschechien, der deutlich gewonnen wurde, vertraten Robert Glöckner und Tim Schneider (beide Alba Berlin) die Berliner Farben. Zum erweiterten Kader gehören weiterhin Ferdinand Zylka (Alba Berlin) und Moritz Wagner (College UofM Michigan). Last, but not least, die A2-Nationalmannschaft. Diese startet Ende Juni ins Sommerprogramm. Mit dabei sein wird Ismet Akpinar von Alba Berlin, mit David Brembly und Mauricio Marin sind noch zwei weitere Ex-Berliner mit am Start.
Und sonst so? …
Gerüchteküche … daran wollen wir uns bewusst nicht beteiligen. Jedenfalls nicht daran, dass Agenten über diverse News-Seiten ihre Spieler und Trainer ins Schaufenster stellen und mit Alba Berlin in Verbindung bringen. Selten genug bewahrheitet sich eines dieser Gerüchte oder anders gesagt, bei 100 gestreuten Gerüchten ist auch mal ein Treffer dabei. Wenn wir jetzt 100 Trainer als neuen Alba-Coach ins Gespräch bringen, können wir später mal darauf verweisen, aber … gäääähn. Was wir nicht selbst aus uns bekannten Quellen erfahren und selbst einschätzen können, wird hier nicht auftauchen.
Fleißig, fleißig … sind bereits einige Alba-Spieler, vornehmlich aus dem Nachwuchsbereich, aber auch Profi Akeem Vargas, der sich auch zu seiner Situation in der abgelaufenen Saison äußert. Albas Sportdirektor Himar Ojeda hat zwei herorragende Individual-Coaches organisiert, die die Jungs fit für die neue Saison machen. Zudem äußert sich Ojeda auch ein wenig zum Zeitplan für Verpflichtungen. Die Verpflichtung eines neuen Coaches könnte in einigen Tagen unter Dach und Fach sein, bzgl. neuer Spieler muss man sich noch gedulden. Sehenswert:
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Was macht die „Konkurrenz“ so?
In regelmäßigen Abständen wollen wir hier auch auf die Konkurrenz von Alba Berlin schauen und deren Kader für die neue Saison kurz beleuchten.
Fast abgeschlossen mit der Kaderplanung haben die EWE baskets Oldenburg. Die sind richtig flott bei der Sache. Nachdem mit Albas Ex-Coach Mauricio Parra der Vertrag verlängert wurde, ist das alte Trainergespann auch das neue. Auch beim Personal in kurzen Hosen setzen die Norddeutschen hochgradig auf Kontinuität. Gleich acht Spieler der vergangenen Saison bleiben, mit Frantz Massenat wechselt ein dynamischer Guard vom Liga-Absteiger MBC an die Hunte und ersetzt somit Scott Machado und Klemen Prepelic, die nicht zum Kader der Saison 2016/17 gehören werden. „Never change a running system“ – beim erfolgreichen Hauptrunden-Zweiten sieht man wenig Grund für tiefgreifende Veränderungen, trotz katastrophaler Playoffs. Fraglich ist, ob der serbische Forward Nemanja Alexandrov wieder zum Team gehören wird, auf der Position des Power Forwards besteht noch Potential für ein Upgrade. So wird der nicht besonders tief besetzte aber qualitativ hochwertige Oldenburger Kader 2016/17 aussehen (blau = verbliebene Spieler, kursiv = deutsche Spieler), Doppellizenzspieler Kaderplätze 11, 12 nicht berücksichtigt:
back court:
Frantz Massenat, Chris Kramer,
Vaughn Duggins, Dominic Lockhart,
Ricky Paulding, Philipp Schwethelm, Jan-Niklas Wimberg
front court:
Neu, Robin Smeulders, Marko Bacak
Brian Quale, Dennis Krämer
Next! Was wird/könnte die aktuelle Woche bringen?
Wenn man zwischen den Zeilen bei Albas Sportdirektor Himar Ojeda zuhört, könnte es in der kommenden Woche eventuell schon die Verkündung des neuen Coaches geben. Von unserer Seite wird es noch einmal ein großes Interview mit Sasa Obradovic geben. Wir waren vor vier Jahren die ersten, die ausführlich mit ihm gesprochen haben, nun werden wir kurz vor seiner Abreise in die Heimat vermutlich auch die letzten sein.
See you next week, stay tuned!