Spencer Butterfield – Scharfschütze … und mehr?

Spencer Butterfield (24), mehr als ein Scharfschütze für Alba

Gefahr von der Dreierlinie: Spencer Butterfield Foto: (c) fiba.com
Gefahr von der Dreierlinie: Spencer Butterfield
Foto: (c) fiba.com

Mit Spencer Butterfield (24) hat Alba Berlin für die Saison einen absoluten Scharfschützen für die Saison 2017-18 verpflichtet, der sich trotz guter Angebote anderer Vereine, u.a. vom Euroleague-Team Baskonia Vittoria-Gasteiz, für Berlin entschieden hat. Der Kalifornier hat in den letzten fünf Jahren – zwei am College Utah State, drei im professionellen Basketball – 387 Dreier getroffen bei 873 Versuchen (44,3 % 3er Quote), allein 11 in einem Spiel in der vergangen Saison mit JSF Nanterre 92 im FIBA Europe Cup. Damit sollte das Offensichtliche klar sein: Nämlich was der junge Mann gern tut und gut kann! Aber kann er noch mehr? Was ist er für ein Spielertyp? Damit und seine Persönlichkeit abseits des Courts wollen wir uns beschäftigen. 

Geboren wurde Spencer Darren Butterfield, so sein vollständiger Name, am 11. Oktober 1992 im Mitte des 19. Jahrhunderts von Mormonen gegründeten „Kaff“ Provo; eine dieser typischen, nahezu rein weißen (90% Weiße, 10% Latinos) Kleinstädte im Wüstenstaat Utah, bekannt für …. äähm … nichts! Immerhin mit einer Autobahn, um von dort wegzukommen. Diese Chance nutzte auch Familie Butterfield.

Die frühen Jahre

Butterfield Junior begann erst relativ spät, Basketball zu spielen, genauer gesagt, organisiert Basketball zu spielen. Denn selbstverständlich warf der kleine Spencer wie fast jeder kleine amerikanische Junge Bälle auf auf einen Korb im Hof, spielte Eins gegen Eins gegen seinen Bruder Taylor. An der Del Oro High School im kalifornischen Loomis spielte Butterfield zunächst neben Basketball auch noch recht erfolgreich American Football (für AF Nerds: 96 catches for 1,616 yards, 14 touchdowns für die Golden Eagles der Del Oro High School). Im Basketball war er aber nicht weniger erfolgreich und erzielte in seinem letzten Jahr an der High Scool 20 Punkte und 9 Rebounds im Schnitt. Ein prädestinierter Scharfschütze war er zu dieser Zeit noch nicht, sondern eher ein Allrounder.

Auf die High School folgte der Gang ans YUBA Junior College in Marysville, Cal., eine zweijährige kommunale Hochschule. Sicher nicht mit der klaren Perspektive Profi zu werden. Trotzdem spielte er auch während dieser Zeit erfolgreich Basketball für das College-Team der 49ers (nicht zu verwechseln mit dem Footballteam San Francisco 49ers) und wurde MVP der kalifornischen Junior Colleges. Ein „Titel“, dem man nicht zu viel Bedeutung beimessen muss. Zu dieser Zeit warf er noch öfter aus der Zweier- als Dreierdistanz, bewies jedoch schon sein Talent als Schütze von jenseits der Dreierlinie. In seinem besten Junior College Spiel erzielte er 42 Punkte, dabei 7 von 10 Dreier, 11 Rebounds, 5 Steals und ebenso viele Assists. Seine Qualitäten als Allrounder bewies er neben über 16 Punkten mit 9 sog. Double Doubles, 3 Assists, 2 Steals und vor allem über 8 Rebounds im Schnitt. Dabei traf er fast jeden zweiten Dreierversuch.

College Basketball @ Utah State
College Basketball @ Utah State

Mit klarer Basketball Perspektive schloss sich Butterfield für die letzten beiden College Jahre (Junior, Senior) dem NCAA I College Utah State University (USU) an. Die Aggies (von Agriculture), die solche Größen wie Jaycee Carroll (Real Madrid) oder den Ex-Bamberger Spencer Nelson hervorbrachten und generell zu den besseren NCAA I Colleges gehören, schafften es während der Zeit von Spencer Butterfield nicht in die Hauptrunde des NCAA Tournaments. An Butterfield lag das nicht unbedingt. Seine durchschnittlich 44.7 % Dreier während der beiden Jahre stellen den fünftbesten Wert in der Geschichte der Utah State dar und seine 117 getroffenen Dreier gehören zu den All time Top 10 der Universität, besonders bemerkenswert, da er diese in nur zwei Jahren geschafft hat, statt in normalerweise vier, wie am College üblich. Die Hälfte seiner Würfe nahm er jedoch aus der Nah- und Mitteldistanz und traf davon über 51 Prozent. 12,6 Punkte, 6,4 Rebounds und 2,6 Assists zeugen von Allround Qualitäten und einer ordentlichen College Karriere, ebenso wie einige „All-Irgendwas-of-the-year“-Auszeichnungen. Außergewöhnlich war auch sein Rekord von 20 Rebounds in einem Spiel, womit er sich in die Rekordlisten seiner Uni und der Conference eingetragen hat.  

Ordentlich ist nicht außergewöhnlich. Somit ist es dann nicht verwunderlich, dass Spencer Butterfield nach Ende des Colleges keine Rolle im NBA Draft spielte. Einfluß dürfte auch gehabt haben, dass er eben nur zwei Jahre an einem NCAA College war und dieses College während dieser Zeit eben nicht in der Hauptrunde war. Da findet man wenig Beachtung. Zudem waren seine Collegezahlen zwar ganz gut, aber jedes Jahr gehen hunderte 1,90 m Guards mit 13 Punkten, 6 Rebounds und 45 % Dreierquote von den Colleges ab.

Willensstark!

Für den Durchsetzungswillen von Spencer Butterfield spricht, dass er sich trotzdem von ganz unten im Profi-Basketball durchgebissen hat. Butterfield hat nach eigener Aussage irgendwann gemerkt, dass er keine 2 Meter groß werden wird und er deshalb auf einen starken Wurf setzen muss, wenn er es in den bezahlten Basketball schaffen will. Vor allem war nicht nur die Erkenntnis da, sondern auch der Wille, das konsequent umzusetzen. Wille ist ein zentraler Aspekt bei der Entwicklung von Spencer Butterfield. Er arbeitete mit unbändigem Willen an der Verbesserung seines Wurfs bis er es auf konstant gute Trefferquoten brachte. Für einen starken Willen sprechen auch seine für einen 1,90 m guard sehr guten Werte beim Rebound. Am College über 6 Rebounds, in Litauen über 6 Rebounds und selbst in der phyisch starken und athletischen französischen Liga immer noch über 4 Rebounds sind außergewöhnliche Werte. Rebounds sind neben Sprungkraft vor allem eine Frage der Antizipation und eben des Willens. Butterfield selbst bezeichnet seinen Willen, unbedingt den Rebound vor dem Gegner zu greifen, als eine seiner überdurchschnittlichen Qualitäten neben seinem guten Wurf.

Ganz unten im bezahlten Basketball zu beginnen, bedeutete für den damals 22jährigen Butterfield Afrika! Genauer gesagt die spanische Enklave Melilla in Nordafrika. Auf diesem trostlosen Flecken Erde hat schon der deutsche Nationalspieler Gerrit Terdenge gespielt … und wusste nicht allzuviel Gutes zu berichten. Für Butterfield war die Saison in der zweiten spanischen Liga aber der erste Schritt im Profi-Basketball, das Hobby als Beruf.

Leistungsträger in Litauen
Leistungsträger in Litauen Foto (c): fiba.com

Konsequent war der nächste Schritt nach Litauen im folgenden Jahr, selbst wenn Juventus Utena nicht gerade einer der hot spots des europäischen Basketballs ist. Aber es war ein Schritt nach vorn, eine stärkere Liga, Auftritte im FIBA Europe Cup. Im Europe Cup war er mit 15 Punkten nicht nur der beste Scorer der Litauer, sondern auch mit 5.9 Rebounds deren bester Rebounder. Zudem war er auch der effektivste Spieler. In den gleichen Kategorien, also Punkte, Rebounds und Effektiviät, führte er das Team auch in der nationalen LKL Liga an. 14,5 Punkte stellten den zweitbesten Wert der gesamten Liga dar, 6,2 die fünft-meisten Rebounds und zudem war er der viert-effektivste Spieler der LKL. Ein Highlight waren dabei sicherlich die 34 Punkte und 18 Rebounds (Effektivität 43) gegen Siaulai (gegen die hat Alba Berlin schon mal verloren).

Ein Schritt vorwärts: Nanterre 92
Ein Schritt vorwärts: Nanterre 92

Damit hatte Butterfield sich für den nächsten Schritt in seiner Karriere empfohlen, der ihn in die französische erste Liga und damit eine der stärkeren in Europa führte. Bei den Franzosen war er auch auf diesem höheren level einer der absoluten Leistungsträger. Er war deren zweitbester Punktesammler (12,2 pts), drittbester Rebounder (4,3 rbs), drittbester bei den Assists und fast schon erwartungsgemäß der treffsicherste Dreierschütze (41 %). Diese Werte kumulierten sich zur drittbesten Effizienz des Teams in der französischen ProA. Höhepunkt war der Gewinn des Pokals. Platz 3 nach der Hauptrunde war eine der besten Platzierungen in der Geschichte des Vereins, das Ausscheiden im Viertelfinale der Playoffs allerdings eine große Enttäuschung.

FIBA Europe Cup Sieger 2016-17: Spencer Butterfield
FIBA Europe Cup Sieger 2016-17: Spencer Butterfield; Foto: (c) fiba.com

Noch etwas besser lief es für Butterfield im FIBA Europe Cup, den er mit JSF Nanterre 92 nicht nur gewann, sondern auch einige historische und Saisonbestwerte des Cups aufstellte. 11 verwandelte Dreier gegen den türkischen Vetreter USAK stellen einen all time record dar, 39 Punkte in dieser Partie sind der Bestwert für die vergangene Saison. An diesem Abend hatte Butterfield einfach ein heißes Händchen, das Selbstvertrauen in seinen Wurf, da lief alles zusammen. Mit 52,9 % Dreiern hatte er die drittbeste Quote aller Spieler, ebenso stellen 54 getroffene Dreier den drittbesten Wert des Wettbewerbs dar.

Auch in der Summerleague der NBA hat sich Spencer Butterfield in den letzten beiden Jahren gezeigt. Dort hat er auch mit dem deutschen Nationalspieler Tibor Pleiß für die Utah Jazz gespielt. Auch auf diesem Level hat er sich sehr ordentlich verkauft, am besten in diesem Sommer in Las Vegas, wo er in drei von vier Spielen Starter für die Jazz war, in knapp 22 Minuten über 8 Punkte und über 4 Rebounds erzielte und mehr als jeden zweiten Dreier (52,5 %) versenkte. Für ein Engagement reichte das – zum Glück für Alba Berlin – nicht, er wird es im nächsten Sommer wieder versuchen.

Eine Beziehung zu Deutschland, wenn auch nicht zur deutschen Hauptstadt, hat der Neu-Berliner auch schon. In der vergangenen Saison spielte er schon erfolgreich im Halbfinale des FIBA Europe Cup in Bonn. Mit Preston Medlin spielte ein Buddy vom College in der vergangenen Saison für die Kirchheim Knights in der ProA und einer seiner besten Freunde an der Utah State University, Danny Berger, war in den letzten beiden Jahren einer der Leistungsträger bei den Steeples Ehingen in der Zweiten Basketball-Bundesliga.

Als eines seiner Vorbilder nennt Butterfield neben Steph Curry vor allem Klay Thompson. Das nicht nur wegen dessen schnellen Release, sondern auch aufgrund des Einsatzes sowohl offensiv wie defensiv. Diesen Einsatz setzt er sich selbst als Ziel. Einen sog. schnellen Release (Zeit vom Ball fangen bis zum Wurf) kann man auch Butterfield selbst bescheinigen, auch wenn zu Thompson noch ein bisschen was fehlt, der mal 60 Punkte in 29 Minuten erzielte und dabei gerade 90 Sekunden den Ball berührte. Dazu kommt die sehr gute Reboundarbeit, 20 Rebounds in einem Spiel am College, 18 in Litauen und auch gute durchschnittliche Werte. Der Wille zur rebounden ist bei Butterfield absolut vorhanden. In jedem Fall würde man einen Fehler machen, ihn aufgrund seines sicheren Dreierwurfs zu einem reinen perimeter shooter zu degradieren. Zu seinem Reportoire gehören wie gesagt auch Rebounds, der Zug zum Korb, Assists und Defense. Er ist ein kompletter Spieler.

 

   

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