
Seit 25 Jahren dauert inzwischen die „Ehe“ zwischen „einem der zehn größten Unternehmen in der Recycling-Branche“, so Dr. Axel Schweitzer, CEO der ALBA Group, und dem Basketballverein ALBA Berlin. Der Begriff ALBA steht nach nun über 25 Jahren – lt. Dr. Schweitzer die längste Sponsor-Partnerschaft im deutschen Profisport – absolut für Basketball, wird mit dem orangen Leder assoziiert. So sehr, dass Schweitzer oft erklären muss, dass er doch für das Recycling-Unternehmen steht. Bei diesem ist es gute Tradition, dass jeder Spitzen-Manager, zu Beginn der Tätigkeit einmal an der Basis mitarbeiten muss, mal auf einem Müllwagen mitfahren soll, um zu sehen, wie die Arbeit an der Basis abläuft, das Wesen des Unternehmens kennen lernt. Dieser Einblick sollte auch den Profis des Basketballteams verschafft werden und so hatte Schweitzer diese zum Lokaltermin auf den Schrottplatz an der Spandauer Nonnendammallee eingeladen.
All about recycling …
Anschaulich erklärten Mitarbeiter die Prozessabläufe, Unterschiede zwischen Schrott und Edelmetallen, sowie die Funktion der verschiedenen, imposanten Maschinen. Die Spieler lauschten interessiert, womit einer der größten Geldgeber eben dieses verdient. „Ich finde es immer wichtig, dass die Spieler wissen, wo sie überhaupt sind. Profisport ist geprägt durch mehr oder weniger lange Stationen, die Hallen sind die gleichen, das Spielfeld überall gleich groß, die Regeln sind die gleichen. Ich finde es wichtig, zu wissen, für wen man spielt, nicht nur wo. Dann kann man auch einen gewissen Bezug aufbauen.“ so der Geschäftsführer der Basketballer, Marco Baldi, in gewisser Weise der „Silberbräutigam“, Mann der allerersten Stunde und einer der Väter der nun schon seit einem viertel Jahrhundert dauernden Partnerschaft. „Die Alba Group ist unser wichtigster Partner von der Stunde Null an. Die Spieler sollen wissen, wofür Alba steht, nicht nur für Basketball, sondern auch für das, was wir hier auf dem Schrottplatz machen.“ so Baldi weiter, „Zudem sollen die Spieler auch die Stadt kennen lernen. Da werden wir den Spielern helfen, sich nicht nur in der Stadt zurecht zu finden, sondern auch, was die Stadt ausmacht. Das ist aber selten ein Problem, das wissen die oft recht schnell und die Spieler helfen sich da untereinander.“
All about preparation …
In gewisser Weise ist der Termin auf dem Schrottplatz aber auch der Auftakt in eine neue sportliche Saison. Eine Saison, die mit sechs neuen Spielern einen für die Verhältnisse im deutschen Basketball nicht übermäßig großen Umbruch bringt, aber durch die Verpflichtung des neuen Cheftrainers Ahmet Çakı eine neue sportliche Ausrichtung. Nach 14 Tagen ist es auch Zeit für ein erstes, vorsichtiges Zwischenfazit der bisherigen Vorbereitung. Diese läuft bisher „alles in allem ganz gut. Uns fehlen ein paar Spieler durch die Teilnahme an den verschiedenen Terminen der Nationalmannschaften,“ so Çakı, macht aber aus der Not eine Tugend, „aber das verschafft mir zum einen den Überblick darüber, was wir für junge Perspektivspieler wir haben und diese mit einzubinden. Wir arbeiten konzentriert und hart und werden jeden Tag ein wenig besser.“ Die späte EM-Qualifikation sieht auch Baldi als Problem. „Das mit der Nationalmannschaft ist schon Wahnsinn. Mit Giffey, Vargas und Kikanovic stoßen drei wichtige Spieler fünf Tage vor dem ersten Saisonspiel zum Team und dann muss der Trainer beginnen, diese irgendwie einzubauen. Die Clubs, die keine Nationalspieler haben, sind ganz klar im Vorteil, die können sich sechs Wochen lang kontinuierlich auf die Saison vorbereiten und sich einspielen. Ich will deswegen aber nicht lamentieren. Es ist ein Erschwernis, aber damit muss man irgendwie umgehen und ganz neu ist die Situation für uns ja auch nicht. Das hatten wir in den vergangenen Jahren genauso.“ In jedem Fall ist es schwierig für die Bildung des Teamgefüges, besonders für den neuen Coach, der wichtige Teile des Teams erst wenige Tage vor dem Saisonbeginn kennen lernen wird. „Um die Teamchemie bewerten zu können, müssten erst mal alle Spieler beisammen sein. Das ist ein Prozess, der seine Zeit braucht. Für die Spieler, die bisher hier sind kann ich aber sagen, dass diese ein großes Interesse daran haben, miteinander zu arbeiten. Das ist normal für den Saisonbeginn, wichtiger ist, wie die Teamchemie am Ende der Saison ist.“ In das gleiche Horn stößt auch sein „Chef“ Marco Baldi: „Teambuilding ist ein Prozess. Wir sind seit 10 Tagen zusammen und einige Spieler fehlen auch noch. Wenn die zurück sind, gibt es noch einmal Veränderungen. Aber ich denke, man hat heute gesehen, dass die Spieler sich nicht aus dem Weg gehen, ganz gut miteinander klar kommen. Die mögen sich, ganz klar, aber aus vielen Jahren Erfahrung weiß ich auch, dass sich die Stärke einer Gruppe nicht zeigt, wenn so wie heute die Sonne scheint, sondern wenn es mal Probleme, Verletzungen, Schwierigkeiten im privaten Bereich oder mal ein paar Niederlagen gibt. Wie dann der eine dem anderen hilft und man sich in solchen Situationen zusammenrauft, das ist entscheidend. In solchen Situationen wächst man aber richtig zusammen. Jetzt kann man dazu wenig sagen, in der Vorbereitung ist die Stimmung fast immer gut. Das ist aber auch kein Zufall. Wir gucken uns die Spieler sehr genau an, wen wir da verpflichten. Nicht nur auf die Qualitäten als Basketballer, sondern ganz stark auch, welche Persönlichkeit und welchen Charakter diese mitbringen. Wie gesagt, entscheidend wird es in schwierigen Zeiten sein, aber aktuell sehen alle noch ganz glücklich aus, da ist keiner dabei, der sich fragt, ‚Was mache ich hier überhaupt?'“

All about fun …
Als Spaßmacher im Team kristallisiert sich jetzt schon ziemlich offensichtlich Center Bogdan Radosvljevic heraus. Immer für einen Scherz aufgelegt stieg er spontan zum Kranführer in die Kabine, welcher am Arm seines Krans einen Korb montiert hatte, auf den die Spieler werfen sollten. „Boggy“, so der Spitzname von Radosavljevic, bewegte den Kranarm samt Korb immer höher und höher, bis er schließlich 7 Meter über den Spielern in der Luft hing. Für den neuen Aufbauspieler Peyton Siva, lt. Baldi ein weiterer Kandidat für den Spaßmacher des Teams, war auch diese Höhe kein Problem, um zu treffen. Spaß hatten auch die anderen Spieler, aber den haben Basketballer ja fast immer, sobald man ihnen einen Ball in die Hand drückt.

All about leading …
Schwieriger ist die Frage nach dem neuen Kapitän zu beantworten, noch gar nicht die nach dem Teamleader. „Das ist auch wieder so ein Thema, wo die Nationalmannschaft negativ wirkt. Mit Niels Giffey, Akeem Vargas und Elmedin Kikanovic stoßen fünf Tage vor dem Saisonstart drei Spieler zum Team, die im Prinzip Führungsspieler sind. Eigentlich müsste bis dahin schon die Frage nach dem Leader und der Hierarchie geklärt sein, aber das geht überhaupt nicht. Das wird dann noch ein paar Wochen brauchen.“ so Baldi „Wer Kapitän wird kann man im Prinzip nicht von oben bestimmen, das muss sich heraus bilden. Dafür ist auch nicht jeder Spieler geeignet. Manch einer reißt sich auch nicht darum. Es gibt Spieler, die halten sich lieber im Hintergrund und es gibt Spieler, die eine Führungsrolle anstreben. Das muss sich auf dem Feld herauskristallisieren und dafür müssen überhaupt erst mal alle Spieler da sein. Wir werden dieses Jahr zum Saisonbeginn schon ein Weilchen brauchen, bis sich das alles findet. Und das nicht nur spielerisch, sondern auch auf der menschlichen Ebene.“

All about sports …
Wer ist dieser Ahmet Caki und wofür steht er? Diese Frage können die Spieler nach zwei Wochen nicht so richtig beantworten. Ismet Akpinar, der sich mit dem Coach, Co-Trainer Fatih Gezer und Guard Engin Atsür fließend auf türkisch unterhalten kann und dies auch tut, sieht zwischen dem neuen und dem alten Coach Sasa Obradovic ein paar Unterschiede besonders vom Typ her: „Die beiden Trainer unterscheiden sich vom Typ her schon deutlich. Sasa war sehr fordernd, zielstrebig und auch steng. Coach Caki ist … ich würde nicht sagen locker. Aber so lange wir alles richtig machen, ist auch viel Spaß dabei. Beide haben aber eine sehr ähnliche Spielphilosophie. Über die Defense ins Spiel kommen, den Ball bewegen, gut zusammen spielen. Da sind beide nahezu gleich. Aber, wie gesagt, die Art und Weise, wie die Coaches ihre Ideen vermitteln, ist schon etwas anders. Zur Trainingsmethodik kann ich noch nicht viel sagen, wir sind gerade erst am Anfang der Vorbereitung, da geht es mehr um Kondition, Kraft, Ausdauer, so grundlegende Dinge. Um taktische Dinge wird es in den kommenden Wochen gehen, wenn die Vorbereitungsspiele beginnen.“ Ähnlich sieht es auch Rückkehrer Dragan Milosavljevic: „Wir sind erst seit zwei Wochen zusammen, da kann man noch nicht so viel sagen. Wir haben erst mal viel an der Ausdauer und Athetik gearbeitet, da kann man noch nicht so viele Unterschiede erkennen. Die beiden Coaches sind vom Typ her schon recht unterschiedlich, aber um die sportlichen Aspekte bewerten zu können, sollten wir noch zwei, drei Wochen länger warten.“ Ein paar serbische Elemente erkennt „Gagi“, so wie Milosavljevic von allen genannt wird, jedoch auch im neuen Team: „Der Coach hat bei Efes mit einem serbischen Coach zusammengearbeitet, dort eine Menge von Dusan Ivkovic gelernt und wurde von der serbischen Spielweise beeinflußt. Aber er hat auch seinen eigenen Stil.“ „Wir haben Bogdan, der zwar von der Nationalität her Deutscher ist, aber eine serbische Mentalität hat. Dann noch „Kika“ [Elmedin Kikanovic], der zwar Bosnier ist, aber das ist auch eine recht ähnliche Mentalität. Ein paar sind noch da, mit denen ich mich in meiner Muttersprache unterhalten kann,“ meint Milosavljevic, der die Nationalität aber nicht zu hoch hängen will, „aber es ist auch nicht so wichtig, wir hängen sowieso alle zusammen und können und alle auf englisch unterhalten. Es gibt keine Gruppenbildung, keine amerikanische Gruppe oder serbische Gruppe. Wir kommen unabhängig von der Nationalität gut miteinander klar, wir haben eine gute Teamchemie. Boggy [Bogdan Radosavljevic] macht ständig Scherze und Neckereien mit den anderen Spielern.“

Am meisten kann aber natürlich der neue Coach Ahmet Çakı selbst über seine Vorstellungen von erfolgreichem Basketball sagen: „Das Wichtigste ist sowohl offensiv als auch defensiv die Kontrolle über das Spiel zu haben, es selbst zu gestalten. Erfolgreicher Basketball ist nicht so sehr von Punkten abhängig, Trefferquoten oder Turnover kann man nicht immer komplett beeinflussen, aber es ist sehr wichtig, die Kontrolle über das Spiel zu behalten. Das kann den Gegner einschüchtern. Wenn es um eine Grundsatzidee in einem Wort geht, wäre das für mich Spielkontrolle.“ Für uns sieht das Team so zusammengestellt aus, als ob es prädestiniert für schnellen Basketball ist, für Çakı ist das aber nicht unbedingt die allererste Option: „Wenn sich die Möglichkeit für Schnellangriffe ergibt, werden wir diese natürlich nutzen. Es hat schon Vorteile, wenn man auf diese Weise einfache Punkte machen kann, aber es gibt oft genug Situationen, wo man das Spiel einfach nicht schnell machen kann. Dann brauchen wir Lösungen im Setplay Fünf gegen Fünf. Wir brauchen eine gute Balance aus schnellem Spiel und Setplay, ich mag Beides.“ Wir hatten hinter die Verpflichtung von Malcolm Miller ein leichtes Fragezeichen gesetzt, aber Çakı erklärt die Idee dahinter folgendermaßen: „Bei der Beobachtung der BBL ist mir aufgefallen, dass relativ viele Spieler auf der Position Vier gespielt haben bzw. in der kommenden Saiosn spielen werden, die vom Typ her eigentlich große Small Forwards sind. Einen solchen Spielertyp hatten wir bis zur Verpflichtung von Malcolm Miller noch nicht. Wir haben Brandon Ashley, der heute wegen einer Erkältung nicht dabei ist, welcher ein reiner Power Forward ist. Mit Malcolm Miller haben wir einen Spieler der beide Positionen spielen und diese kleinen Vierer und großen Dreier gut verteidigen kann. Generell denke ich nicht so sehr in Positionen; wir haben mit Miller einen jungen, talentierten Spieler, der vielfältig an beiden Enden des Feldes einsetzbar ist.“
All about returnees …

Sechs Spieler der vergangenen Saison werden auch in der kommenden wieder zum Team von Alba Berlin gehören. Da sich Niels Giffey, Akeem Vargas und Elmedin Kikanovic mit der deutschen bzw. bosnischen Nationalmannschaft derzeit auf die EM-Qualifikation vorbereiten und Brandon Ashley wegen einer Erkältung fehlte, waren beim Termin Spandau nur zwei der sechs Rückkehrer anwesend, nämlich Ismet Akpinar – inzwischen der dienstälteste „Albatros“ – und Dragan „Gagi“ Milosavljevic. Beide hatten etwas über den spielfreien Sommer zu berichten, wobei sich bei Akpinar überhaupt die Frage stellte, warum der Sommer überhaupt spielfrei war: „Ich hatte mit Henrik [Rödl, Bundestrainer der deutschen Basketball-Nationalmannschaft] schon im Frühjahr geredet. Der Plan war, dass ich für die A2-Nationalmannschaft spielen soll, was eine große Ehre für mich ist, den Schritt vom Nachwuchs in den Bereich Herren-Nationalmannschaft zu machen. Da wir ja noch in den Playoffs gespielt haben und die A2 recht früh begonnen hat, hatten wir vereinbart, dass ich den ersten Lehrgang noch aussetze und ein bisschen Abstand von Basketball und den Kopf ein wenig frei bekomme. Beim zweiten Lehrgang in Kienbaum habe ich dann teilgenommen, aber wieder Probleme mit der Leiste bekommen, die ich auch schon in der Saison hatte. Eine große Sache, aber da wollte ich auf Nummer Sicher gehen. Es war mir wirklich wichtig, absolut fit in die Saison zu gehen. Zudem gab es für die A2 in diesem Sommer auch kein ganz großes Turnier, ausser dieses eine in China. Da war es mir einfach wichtiger, gesund und erholt in die neue Saison zu gehen. Das hat auch die Nationalmannschaft verstanden, das war alles abgesprochen.“ Ganz auf Regeneration ausgerichtet war der Sommer von Milosavljevic: „Ich habe Urlaub mit meiner Familie gemacht, aber auch ein bisschen trainiert, so ganz kann ich den Basketball nicht so lange aus der Hand legen. Es war schön, mit meiner Familie und meinen Freunden zusammen zu sein, die ich fast ein Jahr lang nicht gesehen habe. Ich bin ausgeruht und voller Kraft. Ich hätte natürlich gern für Serbien bei den Olympischen Spielen gespielt, aber so hatte ich nun Zeit, mich zu erholen.“ Ohne selbst für die serbische Nationalmannschaft nominiert worden zu sein, verbringt Gagi trotzdem schlaflose Nächte, denn „die serbische Nationalmannschaft spielt bei den Olympischen Spielen in Rio leider immer sehr spät, aber ich versuche zu sehen, was geht. Morgen habe wir früh Training, da geht es leider nicht.“ Alles für eine erfolgreiche Saison mit Alba Berlin!
Fotogalerie
Hier nun noch jede Menge Impressionen von „Alba meets Alba“, alten und neuen Spielern, dem Coach, Wurfübungen, „Boggy“ als „Kranfahrer“ uam. (Vergrößern durch klick auf das Rechteck rechts oben, nächstes Foto mit klick auf das Dreieck mitte unten):
Ein Gedanke zu „„Silberhochzeit“ an der Basis“