Alba Berlin verpflichtet starken Rebounder Dennis Clifford für die Saison 2017/18

Mit Center Dennis Clifford hat Alba Berlin für die kommende Saison in Zentimeter investiert. Mit 2,16 m bringt der Amerikaner, der die letzte Saison beim Farmteam des NBA Champions Golden State Warriors, Santa Cruz Warriors, verbrachte Gardemaß mit. In der Gatorade League, der Entwicklungsliga der NBA (besser bekannt als NBA Development League, D-League oder NBDL), war der 25-jährige einer der zehn besten Rebounder und wurde zum Allstar Game der Liga eingeladen.
Klassiker gegen den Trend
Dennis Clifford ist ein Center, ist ein Center, ist ein Center. Sonst nichts! Damit geht Alba Berlin einen Weg, der ein wenig gegen den Trend geht. Sprunggewaltig, athletisch, dynamisch – so soll er eigentlich sein, der moderne Frontcourtspieler. Und am besten noch offensiv wie defensiv drei Positionen abdecken können. All das trifft auf Dennis Clifford nur sehr bedingt zu. Er ist ein Brettcenter, wie er angeblich am Aussterben ist. Euroleague-Teams leisten sich diesen Spielertypus jedoch immer noch. Das hat Gründe. Ein moderner Pointshootingforwardcenter, die sog. „eierlegende Wollmilchsau“, bietet zwar ein hohes Maß an Flexibilität, stellt aber immer auch einen Kompromiss dar. Der kann einige Dinge relativ gut, aber nichts wirklich sehr gut. Ein reiner, klassischer Center wie Dennis Clifford will nichts anderes sein, als ein Center und konzentriert sich ausschließlich auf die Aufgaben, die ein Center zu erfüllen hat: den eigenen Korb beschützen, Rebounds holen, Drecksarbeit machen, Blöcke stellen, auf kurzer Distanz Bälle im Korb versenken, vorzugsweise mit einem „Druckkorbleger von oben“, besser bekannt als Dunk.
Wasser im Wein
Hinter einem Spieler, der das erste Mal nach Europa kommt, stehen immer Fragezeigen. Die Erfahrung in Europa hätte er haben können, hat jedoch für 2016-17 ein lukratives Angebot aus Griechenland zugunsten der NBA Development League abgelehnt. Bisher hat Dennis Clifford auf dem College und in der D-League gespielt, beides Ligen, in denen der Druck zu siegen, nicht sonderlich hoch ist, in denen so etwas wie Abstieg ein Fremdwort ist. In Berlin ist eine komplett andere Situation, da muss jedes Spiel gewonnen werden, jedes Spiel hat Einfluss und Bedeutung. Andere Regeln in Europa tun ein Übriges, Clifford wäre nicht der Erste (und auch nicht der Letzte), der es überhaupt nicht glauben kann, was alles ein Schrittfehler sein kann. Zudem steht ein größeres Fragezeichen hinter der Gesundheit und Belastbarkeit des neuen Berliner Centers. In jungen Jahren ist er bereits anderthalb Jahre mit Knie- bzw. Fußgelenksproblemen ausgefallen. In den letzen drei Jahren hatte er allerdings keine gesundheitlichen Probleme mehr, hat jeweils zwischen 31 und 38 Spielen, zwischen 25 und 28 Minuten gespielt. In der kommenden Saison warten jedoch nicht knapp 40 Spiele auf ihn, sondern wenn es halbwegs erfolgreich läuft, bis zu 70 Spiele über lange Strecken im 3 Tage Rhythmus. Busfahrten nach Oldenburg oder Flüge nach Krasnodar sind für einen 2,16 m Mann auch nicht die pure Freude, genauer gesagt ziemlich fordern. Die entscheidende Frage ist allerdings, ob sich seine Vorteile als reiner Center durchsetzen oder die Nachteile gegen variablere, sprungstarke Athleten. Eine Freiwurfquote über die gesamte Karriere von 65 % könnten früher oder später ungute Erinnerungen an Sascha Hupmann oder Jonas Wohlfahrth-Bottermann aufkommen lassen.
Pros
Allerdings bringt Clifford auch ein paar Stärken mit nach Berlin … von denen wir uns auch erst einmal ein Bild machen mussten. In den letzten Jahrzehnten haben wir viele Basketballer kommen und gehen sehen, aber von Dennis Clifford hatten wir bis jetzt auch noch nie etwas gehört oder gesehen. Das mit dem Sehen kann man anhand von Videos ja nachholen. Bei dem folgenden Video aus seinem letzten Jahr am Boston College sieht man, dass er für einen so großen Spieler ziemlich beweglich ist und über eine gute Beinarbeit verfügt. Sollte das Video halbwegs repräsentativ sein, kann man daraus schließen, dass er auch aus der Mitteldistanz häufiger wirft und trifft, sogar ein Dreier ist dabei. Was man nicht sieht, sind Quoten, aber man kann annehmen, dass er bei der Menge an Versuchen wohl ganz ordentlich treffen dürfte. Erkennen kann man, dass die Wurftechnik in Ordnung ist. Ebenfalls zu erkennen ist, dass er das pick & roll gut spielen kann.
Die Atlantic Coast Conference (ACC), in der Clifford spielte, hat vor dessem letzen Jahr unter der Kategorie „players to watch“ u.a. auch den Neu-Berliner vorgestellt. Die Liga prognostizierte ihm eine erfolgreiche Zukunft und positive Entwicklung. So sollte es auch kommen.
fun fact: In dem folgenden Video trifft er einen Dreier, eher Vierer, von der eigenen Grundlinie. Da sage noch jemand, der hätte keine Range 😉
Zumindest war die Entwicklung positiv genug, dass der amtierende Champion Golden State Warriors genug Potenzial sah, um ihn in seinem „Farmteam“ unterzubringen, damit sie ihn weiter beobachten können. Die NBA Development League, die ab der kommenden Saison unter dem Sponsorennamen Gatorade League firmiert, ist eine von der NBA finanzierte Liga, in die jedes NBA-Team Spieler entsendet, die sie noch nicht reif für die NBA hält bzw. NBA-Spieler, die nicht dauerhaft im Kader stehen. Aus der D-League bzw. G-League kann ein NBA-Team „seine“ Spieler nach oben holen. Das D-League Team der Golden State Warriors sind die Santa Cruz Warriors. Einer seiner Mitspieler war James Southerland, der auch schon für den MBC und Würzburg gespielt hatte. Aufgrund der Leistungen von Clifford in der D-League kann man eigentlich das Fragezeichen streichen, wie gut er wohl mit der Athletik in der BBL klar kommen wird. Die D-League ist athletisch ohne Ende! Gegen all diese Super-Athleten hat Dennis Clifford in der vergangenen Saison 11.9 Punkte bei 59% Trefferquote erzielt. Vor allem hat er aber über acht Rebounds geholt und mehr als einen Wurf pro Spiel geblockt. Damit war er unter den zehn bzw. zwanzig besten Spielern der Liga und wurde zum Allstar Day eingeladen. Auf jeden Fall hat er nachgewiesen, dass er sich vor der Athletik der NBA Development League nicht zu verstecken braucht, vor der in der Basketball Bundesliga dann sehr wahrscheinlich auch nicht.
Sein Coach in der D-League, Casey Hill, war voll des Lobes über ihn. Eigentlich mit wenig Erwartungen verpflichtet, war er die positivste Überraschung im Team der Santa Cruz Warriors. Sein Coach attestiert ihm eine gute Physis, hohe Arbeitsmoral und einen guten Wurf bis zur Mitteldistanz. Zudem bescheinigt er ihm eine außergewöhnlich gute Fußarbeit und Variablität sowie lobt ihn als sehr guten und uneigennützigen Teamplayer.
Hier noch ein paar Impressionen aus der D-League: