Plötzlich im Rampenlicht

deutsche Spieler im Fokus: Akeem Vargas, Ismet Akpinar uam.
deutsche Spieler im Fokus: Akeem Vargas, Ismet Akpinar uam.

Alba Berlin steckt in einem komplizierten Jahr: Fehlverpflichtungen, Verletzungen und schwankende Leistungen auf dem Spielfeld. Das wirkt sich auch auf die deutschen Spieler aus, die bereits ihre dritte Spielzeit an der Spree absolvieren. Konnten diese in den Jahren zuvor noch in Ruhe ihren Job erledigen, wird nun die Leistung wesentlich kritischer betrachtet. Vor dem Topspiel gegen Oldenburg dürfte sich an dieser Wahrnehmung nichts ändern.

Manchmal reicht eine kleine Formalien-Änderung und eine Person wird aus einem ganz anderen Blickwinkel betrachtet. So dürfte es auch Kresimir Loncar diese Woche ergangen sein. Durch seine Einbürgerung stand der gebürtige Kroate in dieser Woche plötzlich vermehrt im Fokus, extra Pressemitteilung und Statement mit Foto beim Medientraining inklusive.
Paradoxerweise reiht sich Loncar in die Riege von Spielern ein, die bei Alba eher weniger im Rampenlicht stehen, d.h. die Akteure mit deutschem Pass. Jonas Wohlfarth-Bottermann, Akeem Vargas oder Alex King waren in den letzten zweieinhalb Jahren allesamt Teil der Rotation, erfüllten pflichtbewusst ihre Arbeit und waren aus dem Kollektiv nicht mehr wegzudenken. Die große Aufmerksamkeit bekamen sie, zumindest unter sportlichen Aspekten, eher nicht. Es waren die Reddings, McLeans oder Logans, die in der offensive die Akzente setzten, mit individueller Klasse beeindruckten und in den entscheidenden Momenten auf dem Feld das Zepter übernahmen. King, Vargas und Co. mussten dann einfach nur ihren Job erledigen: gut verteidigen, im Angriff hin und wieder einen offenen Wurf treffen.

Mit mehr Verantwortung: Alex King und Jonas WoBo
Mit mehr Verantwortung: Alex King und Jonas WoBo

In dieser Saison läuft jedoch einiges anders. Seit dem vergangenen Sommer herrscht bei Alba viel Unruhe, radikaler Kaderumbruch, neuer Sportdirektor, Entlassungen, Nachverpflichtungen und Verletzungen. „Es sind Spieler gegangen und gekommen. Das ist eine stockende Saison, es läuft nicht alles so, wie man es sich vorgestellt hat“, sagt Alex King. Das machte sich, nach dem glänzenden Saisonstart, auch vermehrt auf dem Spielfeld bemerkbar. Besonders in der Offensive zerfällt das Team öfter mal in Einzelaktionen und trifft schlechte Entscheidungen. Das wirkt sich auch auf die deutschen Spieler aus, die sonst als Offensivoption nur eine untergeordnete Rolle spielen: „Ich persönlich bekomme ja keine Spielzüge, sondern muss durch die Kreation eines Mitspielers einen offenen Wurf bekommen. Wenn ein Spielzug dann nicht durchgespielt wird, ist es schwer für mich oder Akeem einen offenen Wurf zu bekommen“, sagt King.

Es mag unfair erscheinen, aber gerade weil die ausländischen Spieler sich noch teilweise sehr schwer tun, wird von den deutschen Akteuren mehr erwartet. Dabei machen Alex King und Akeem Vargas nicht so viel anders als in den letzten zwei Spielzeiten, die Wahrnehmung hat sich allerdings geändert. Das spüren die Spieler auch. King z.B. weiß, dass die Fans z.B. über seine gesunkene Dreierquote sprechen oder sein zögerliches Verhalten bei offenen Wurfchancen kritisieren. Keine leichte Situation, ein bisschen ist es auch Kopfsache: „Dieses Jahr haben wir diesen Spielfluss und die Ballbewegung nicht so. Wenn man fünf, zehn Angriffe zuvor nicht die Spielzüge durchgespielt hat und ich nehme dann noch einen schnellen Wurf, dann rastet Sasa an der Seitenlinie aus und denkt sich ‚Wieso nimmt er jetzt auch noch einen Wurf‘“, sagt der Kapitän. Eigentlich, so King, wolle Sasa noch lieber den einen Extra-Pass sehen. Doch das Team breche zu oft und zu früh aus den Systemen heraus und verfalle in Einzelaktionen. Wenn man dann noch beim Wurf nachdenke, mache sich das eben auch bemerkbar. „Wenn ein Spielfluss vorhanden ist, dann nimmt man auch den Wurf mit mehr Selbstvertrauen“, so King.

Alex King, Kapitän von Alba Berlin
Alex King, Kapitän von Alba Berlin

Auch weil Niels Giffey nun schon so lange fehlt, wird von Spielern wie Vargas und King mehr offensive Verantwortung erwartet. Beim schweren Spiel gegen Oldenburg wird sich daran wohl nichts ändern. Auch mit der Einbürgerung von Loncar bleiben die Optionen für Sasa Obradovic beschränkt. Neben Giffey wird er noch länger auf Robert Lowery und Ismet Akpinar verzichten müssen. Weil Jordan Taylor unter der Woche ebenfalls für ein paar Tage verletzt ausfiel, konnte die wertvolle Trainingszeit nur bedingt genutzt werden. Zudem muss auch Brandon Ashley bis zu den Playoffs integriert werden. Die spielerischen Schwankungen bei den Leistungsträgern, also den ausländischen Spielern, dürften weiter anhalten. Will man noch den dritten Tabellenplatz holen, muss gegen Oldenburg allerdings ein Sieg herausspringen. „Das ist ein sehr wichtiges Spiel, Oldenburg ist ein direkter Konkurrent. Und wir haben aus dem Hinspiel noch eine offene Rechnung“, sagt Alex King. Sollte ein Sieg und ein positiver Trend herausspringen, wären Alex King und seine deutschen Kollegen über einen Platz abseits des Rampenlichts sicherlich nicht unglücklich.

PS: Alex King trifft schon Dreier, bloß meistens steht er einfach zu dicht dran ….  😉  :

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