
Vor einigen Wochen hatten wir in unserem Beitrag „Verschlimmbesserung – BBL-Chef Holz mit kontroversen Aussagen“ über Gedankenspiele und Überlegungen zu Themen wie Mindestetats, den Pokalwettbewerb, TV-Vermarktung, Insolvenzen uam. berichtet. Mit dem heutigen 24. April haben bei der Sitzung der Basketball Bundesliga die 18 Ligavertreter einige Änderungen zu o.g. Punkten ab der Saison 2018/19 bzw. 2019/20 bekanntgegeben. Wie zu erwarten war, muss man bei der BBL immer vom worst case ausgehen und das schlimmstmögliche Szenario ist tatsächlich eingetreten.
- Pokal mit 16 Teams, kein Top4 mehr
Schlimmer hätte es nicht kommen können. Auf der einen Seite ein Spiel und zwei Wochenenden mehr, die für den sportlich eher wenig bedeutenden Pokal drauf gehen. Jedes Team muss seine Spielstätte für 4 Termine blocken… und wird sie wenn es schlecht läuft an keinem dieser Termine benötigen. Für die wenigen Teams, die ihre Halle mehr oder weniger exklusiv zur Verfügung haben, vielleicht kein größeres Problem, für die, die in Mulitfunkionshallen mit 200 Versanstaltungen im Jahr spielen, ganz sicher. Das könnte auch ein finanzieller Aspekt sein. Ob man tatsächlich die Halle benötigt, erfährt man im schlechtesten Fall keine drei Wochen vorher. Vernünftige Planung ist da kaum möglich. Es gibt Vieles, was am bisherigen Pokal-Modus NICHT gut war, einer der wenigen positiven Aspekte war das Top4. Dieses Format ist übrigens auch im Handball, Volleyball und anderen Mannschaftssportarten ein Erfolgsmodell – vollkommen unnötig und komplett gegen die Interessen der Fans, davon abzurücken. In jeder Hinsicht eine Verschlechterung für alle Seiten. Ob die weiter oben erhoffte höhere Aufmerksamkeit eintreten und höhere Umsätze generieren wird, darf bezweifelt werden. Weiterhin fällt durch die Pokal-Quali nun auch ein Spannungspunkt der Hauptrunde weg. Für einige Mannschaften entwickelten sich zum Ende der Hinrunde irgendwelche 0815-Spiele zu kleinen Do-or-die-Spielen für die Pokal-Quali. Diese Spannung fällt nun für diese Teams weg. - Etaterhöhung auf 3 Millonen Euro
Eine eher plakative Entscheidung, die praktisch keine großen Auswirkungen haben wird. Schließlich wird ja betont, dass die meisten Teams bereits jetzt schon einen Etat in dieser Höhe haben. Grundsätzlich ist es aber richtig, da es zumindest etwas den Abstand zwischen Top und Bottom verkleinern kann. Indirekt kann es auch zu einer Anhebung des Niveaus in der 2. Liga führen. Potenzielle Aufsteiger werden in der ProA auch schon mit einem höheren Niveau an den Start gehen, um den Abstand zur BBL nicht zu groß werden zu lassen. Ein positiver Nebeneffekt ist, dass ein bestimmter Prozentsatz in die Jugend fließen muss und bei höheren Etats auch dieser Beitrag höher werden wird. - Basketball bis 2023 bei Telekom Sport
„Das ist eine gute Nachricht für den deutschen Basketball“ so lässt sich BBL Geschäftsführer Dr. Stefan Holz auf der BBL-Homepage zitieren. Kommt darauf an! Kommt darauf an, ob man eher Pessimist ist oder Optimist. Immerhin ist gesichert, dass die Hardcore Fans (die sich in Internetforen über gefühlt 400 Seiten über Probleme mit Telekom Sport austauschen) bis 2023 irgendwie Basketball sehen können und das live und mit großer Auswahl. Für den Fan ändert sich nichts, generell ändert sich nichts. Allerdings bedeutet, wenn sich nichts ändert, Stillstand, Stagnation. Ist das eine gute Nachricht für den deutschen Basketball? Nur, wenn man Pessimist und sich denkt, es hätte noch schlimmer kommen können. Progressiv ist das Ganze nicht! Basketball bleibt damit in den nächsten 5 Jahren im Pay-TV, im für die Verbreitung der Sportart so wichtigen Free-TV bleibt die Mattscheibe auch in Zukunft im Wesentlichen schwarz. Über finanzielle Aspekte wurde zwar Stillschweigen vereinbart, aber wenn man berücksichtigt, dass sich die Liga – wie in unserem Beitrag Verschlimmbesserung beschrieben – bisher im Vergleich zu anderen Ligen schlecht verkauft hat UND man früh nur mit einem einzigen Bewerber, nämlich der Telekom, verhandelt hat, ist zu befürchten, dass man auch finanziell keinen großen Schritt gemacht und ein sehr niedriges Niveau für nun weitere fünf Jahre festgeschrieben hat. So richtig toll kann man das wohl nur finden, wenn man wie Dr. Holz die eigene Arbeit bewerten soll. Als außenstehender Beobachter erkennt man nicht den ganz großen Wurf.
Ein Gedanke zu „Paukenschlag oder Schlag ins Wasser?“