„Mike Koch hat mir den Arsch gerettet“- Alex King im Interview

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Alba Berlin hat einen neuen Kapitän: Alex King. Doch der deutsche Forward hatte auch sonst einen aufregenden Sommer, inklusive Hochzeit, verbracht. Im Gespräch mit uns, berichtet Alex King sowohl davon, als auch über gemeisterte und kommende Herausforderungen.

Hallo Alex! Zunächst einmal doppelt Glückwunsch: Einmal zur Hochzeit im Sommer und zur Nominierung als neuer Kapitän. Wie war dein Sommer insgesamt, abgesehen von der Hochzeit?

Wunderschön! Die Hochzeitsplanung war wunderschön, nach der langen Saison hat meine Frau eigentlich alles geplant, ich konnte nur ein wenig mitwirken. Die Flitterwochen danach waren auch wunderschön.

Wie lange konntest du komplett vom Basketball abschalten?

Insgesamt nur drei Wochen. Nach der Saison bin ich sofort nach Baden-Baden und hab meinen B-Trainerschein gemacht und danach war ich drei Wochen im Urlaub und dann ging das Training wieder los.

Jetzt bist du ja eigentlich genau im richtigen Basketballer-Alter: Da du den Trainerschein angesprochen hast, ist das schon ein Gedanke nach der aktiven Karriere den du da hast?

Um ehrlich zu sein war das nur, um im Sommer nicht nur rumzusitzen. Gerade in der Zeit als aktiver Profi kriegt man den Trainerschein günstiger. Deshalb war es eine Chance für mich, mitzumachen und reinzuschnuppern. Das war eine schöne Sache, das Ganze ging fünf Tage und ich habe viele Leute gesehen die ich kannte.

Gehen wir noch einen Schritt zurück: Du bist zweisprachig aufgewachsen, bist mit fünf Jahren von Amerika nach Deutschland gezogen. Inwiefern hat dich das geprägt?

Ich kann mich nur an wenig erinnern, was in Amerika passiert ist. Ich war im Kindergarten, hab ein paar Bilder im Kopf aber viel hab ich leider nicht mitgenommen. Ich bin zunächst einsprachig aufgewachsen aber im Kindergarten und in der Schule in Deutschland kriegt man die neue Sprache natürlich schnell mit. Ich bin Deutsch-Amerikaner, hab ein bisschen Ami und ein bisschen Deutschen in mir.

Und was überwiegt?

Mehr das Deutsche.

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Du warst als Kind Fußballfan von 1860 München, bist dann beim FC Bayern Basketball gelandet und jetzt bist du bei Alba und das Thema FC Bayern kommt immer wieder auf: Wie nimmst du das wahr? Bedeutet es eine besondere Motivation oder spielt es gar keine Rolle?

Es ist eine schöne Sache gegen den FCB zu spielen, weil man weiß, dass es eine gute Mannschaft ist, mit Topspielern. Dann ist man automatisch hoch motiviert

Aber Sechziger bist du nicht mehr?

Ne, das war zu meinen Zeiten als Fußballer. Danach bin ich ja zum FCB Basketball gegangen, dann wird man automatisch zum Bayern-Fan. Ich bin immer noch Fußballfan vom FC Bayern, beim Basketball natürlich eher nicht so.

Bis wann hast du Fußball gespielt und auf welcher Position?

(Überlegt kurz) Bis zu meinem 13. Lebensjahr. Ziemlich lange also, insgesamt habe ich 7 Jahre Fußball gespielt. Ich war linker Außenverteidiger.

Hat dir das später beim Basketball irgendwie geholfen und einen Vorteil verschafft?

Ja, athletisch hatte ich einen Vorsprung gegenüber den anderen Jugendspielern weil wir bei meinen Fußballvereinen schon Athletiktrainer hatten, das hat man dann schon gemerkt.

Später in deiner Karriere hattest du eine sehr schwere Zeit in Frankfurt. Angenommen man hätte dir damals gesagt: In knapp 10 Jahren wirst du Kapitän bei Alba Berlin. Was wäre dir dann durch den Kopf gegangen?

Da hätte ich erstmal gedacht: das wäre ne schöne Sache. Bevor ich zum Profi geworden bin, war ich schon ein Fan von Alba Berlin. Die Spiele von Alba liefen ja damals oft bei Sat1 im Fernsehen. Das war schon ein Traum für mich, für diesen Verein zu spielen. Ich hätte nie gedacht, dass dieser ganze Prozess so weit kommt. Ich bin glücklich und froh in dieser Position zu sein.

Damals war ja Alba noch die unangefochtene Nummer 1…

Richtig. Da war Alba die Nummer 1. Europa-mäßig, Meister, immer viel im Fernsehen gewesen. Für einen jungen Spieler, der das sieht, der wird automatisch zum Fan. Ich hab auch Wendell Alexis erleben können, ich war damals ein großer Fan von ihm.

Warst du in deiner Frankfurter Zeit wirklich kurz davor, deine Karriere zu beenden?

(Tonfall wird ernster) Ja, das war ich, weil ich die letzten zwei Jahre in Frankfurt wenig gespielt habe und ich wurde nicht mehr so gefördert, wie ich mir das vorgestellt habe. Das war eine schwierige Zeit, ich hatte keine Lust mehr auf Basketball, das hat einfach keinen Spaß mehr gemacht. Nach dem Jahr musste ich gucken, was ich mache. Und dann kam Bonn mit Mike Koch (Anm. damaliger Headcoach) und hat mir den Arsch gerettet

Da du gerade erwähnt hast, dass du Alba-Fan warst: In Bonn ward ihr erfolgreich, ward zwei Mal Vizemeister und einmal Vize-Pokalsieger. Zwei Finalniederlagen gab es gegen Alba, auf Berlin seid ihr immer wieder getroffen. Hat sich deine Perspektive dann da geändert?

Ja in der Zeit mit Bonn war das, auch mit der Geschichte Ex-Hauptstadt gegen Hauptstadt, ein Bonn-Alba Konflikt gewesen. Natürlich war es dann immer schön gegen Berlin zu spielen und zu gewinnen, wenn es ging. Das eine Jahr haben wir Berlin geschlagen im Halbfinale..

… das Spiel wird auf beiden Seiten niemand so schnell vergessen…

Das war ein Highlight. Die drei Jahre mit Bonn waren eine schöne Zeit. Es hat mich auch sehr weitergebracht, weil ich dort auch die Chance hatte, wieder Spaß und Freude am Basketball zu bekommen.

Zurück in die Gegenwart. Letztes Jahr hattet ihr mit Sven Schultze und Jan Jagla zwei Spieler –auch wenn wir das von Außen natürlich nicht so genau beurteilen können – die sehr wichtig für die Teamchemie waren. Hast du von den beiden etwas gelernt, was du umsetzen willst? Oder gehst du da eher deinen eigenen Weg?

Ich habe definitiv viel von Sven und Jan gelernt. Zum Glück hatte ich aus meiner Würzburger Zeit schon die Erfahrung gehabt, Kapitän zu sein. Ich versuche natürlich ich selbst zu bleiben. Ich bin jemand der sehr ernst sein kann, auch im sportlichen Bereich, was z.B. das Training angeht. Ich kann aber auch z.B beim Essen ein sehr lustiger Typ sein. Das möchte ich so beibehalten. Ich bin ein Typ, mit dem man reden kann, man kann auf mich zukommen. Ich versuche natürlich den jungen Spielern zu helfen. Es ist wichtig für Berlin, dass auch die Jugend viel Vertrauen bekommt und in der ersten Mannschaft spielt. Jungs wie z.B. Isi (Ismet Akpinar) und Moritz (Wagner). Ich versuche aber auch, an die anderen Spieler, die noch nicht so lange in der Bundesliga spielen wie ich es tue, meine Erfahrung weiterzugeben.

Es wurde oft betont, dass ihr letztes Jahr eine ausgesprochen gute Teamchemie hattet. Natürlich auch bedingt durch die vielen Siege. Jetzt ist die neue Mannschaft schon seit ein paar Wochen zusammen. Kannst du schon abschätzen wie sich das entwickelt?

Bis jetzt ist alles gut. Es sind ja drei, vier neue Jungs reingekommen. Das ist ein kleiner Kern, der die Mannschaft aber schon kennt. Ich meine, Niels ist Berliner, Jamal kennt Berlin aus Bonner Zeiten und Jonathan hat mit Saragossa gegen uns gespielt. Das sind alle sehr harte Arbeiter, die sich auch gut in die Mannschaft einfügen. Sie versuchen so gut wie möglich zu lernen und versuchen sich sehr gut einzubinden. Das macht meine Arbeit als Kapitän auch einfacher. Leute wie Cliff (Hammonds) oder Reggie (Redding) helfen dabei natürlich auch.

Zurück zum Sportlichen. Du sollst mehr in die Rolle des Power Forwards rücken. Wie kommst du damit zurecht? Was ändert sich für dich, auch von der Einstellung?

Als ich das mitbekommen habe, lag ich noch in der Sonne auf Ko Samui (Anm. in Thailand). Da habe ich nicht daran gedacht„ „Ich muss da jetzt stärker werden“. Ich habe zwei Jahre auf der „4“ in Würzburg gespielt, daher weiß ich schon, was auf mich zukommt. Ich versuche natürlich auf der Position mit meiner Schnelligkeit gegen andere Powerforwards gegenzuhalten. Ich bin physisch und mental stark, ich habe keine Angst, wenn ein stärkerer auf mich zukommt. Ich versuche da meine Schnelligkeit auszunutzen. Wir haben den Vorteil mit Niels und Jamal Spieler zu haben, die sowohl aus der Mitteldistanz, von außen aber auch am Brett spielen können. Das ist eine gute Mischung. Jetzt müssen wir erst mal sehen, wie weit das in der Euroleague klappen kann. Ich habe einige Jahre auf der „4“ gespielt, hab sogar ab und zu als Center ausgeholfen – auch in Europa. Wenn man weiß, wie man sich richtig anstellt, kann man auch gegen fünf Zentimeter größere Spieler Vorteile ausnutzen.

Dennis Rodman war ja auch nicht groß…

Ja oder z.B. Jeff Gibbs. Der war gefühlte 1,80 groß und hat auf der „5“ gespielt und dominiert. Wenn man weiß, wie man seinen Körper einsetzen kann, dann hat auch der größere Spieler keinen Bock sich mit dem kleineren anzulegen. Ich liebe es zu Rebounden und unter dem Korb physisch zu spielen. In der BBL gibt es auch nicht so viele Spieler auf der Position die Brecher sind. Troutman war der einzige Spieler, wo ich sagen kann: der macht mir Probleme unterm Korb. Da muss man gucken, wen es in der Liga so gibt. Hagen spielt ja auch mit großen Leuten, die 1,90 Meter groß sind.

Hagen ist ja auch ein Fall für sich…

Ja in jedem Fall, eine andere Sportart (lacht)

Alex, Danke für das Gespräch.

hier noch eine kurze Video-Botschaft von Alex King an die Fans von Alba Berlin:

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