Beinahe hatte Reggie Redding den Ball verloren. Gerade hat Alba den Tip-Off gewonnen, der US-Amerikaner rutschte aus und landete mitsamt des Spielgeräts auf dem Boden, zwei Bayern Spieler machten sich schon bereit, sich auf den Boden zu werfen. Erstaunlicherweise gelang es Redding, den Ball nicht nur weiter zu dribbeln, er ließ sogar noch die Verteidiger stehen und setzte Jamel McLean in Szene, der krachend per Dunking vollendete. Die ersten Alba-Punkte im dritten Halbfinale und eine richtungsweisende Szene für diesen emotionalen Nachmittag, bei dem für Berlin der immens wichtige 101-88 Sieg heraussprang.

Die ersten Minuten des ersten Viertels schienen eine Verlängerung der vorherigen Begegnung zu werden: viel Kampf, viele taktische Fouls und viele Nickligkeiten prägten das Spiel. Erst nach einer Weile konnten spielerische Akzente gesetzt werden, als Alex Renfroe und Marko Banic von der Bank kommend zu Punkten kamen. Bei Bayern war es erneut Paul Zipser der das Spiel belebte. Und viele Freiwürfe. Die Gäste, die erneut ohne Heiko Schaffartzik antreten mussten, verstanden es, Albas defensiven Druck durch das „Annehmen“ von Fouls zu umgehen und konnten auch deswegen das Spiel zum Schluss des ersten Viertels knapp halten (26-21).
Die Marschrichtung aus dem ersten Viertel bestätigte sich auch nach der Viertelpause. Bayern hatte dem defensiven Druck wenig entgegenzusetzen, nach knapp 90 Sekunden musste Svetislav Pesic seine zweite Auszeit nehmen weil Alba sich erstmals eine zweistellige Führung erspielte (31-21). Der ehemalige Alba-Trainer brachte überraschenderweise Lucca Staiger und Robin Benzing aufs Feld, die allerdings auch nicht sonderlich auffällig wurden. Neben den Einwechslungen, versuchten die Gäste mit einer Ganzfeldpresse und der Zonenverteidigung die Berliner aus dem Konzept zu bringen – mit eher mittelmäßigen Erfolg: Alba ging mit einer 50-44 Führung in die Halbzeitpause.
Mit einer 2-3 Zone erwischte Bayern einen guten Start ins dritte Viertel und verkürzte den Vorsprung schnell auf vier Punkte. Mit Distanzwürfen gelang es Alba zwar den Vorsprung zu halten, die Stimmung schaukelte sich jedoch nach einem unsportlichen Foul von Renfroe an Nihad Djedovic nochmal besonders auf. Emotional schienen damit die Gäste besser zu Recht zu kommen, die sich offensiv nach der Halbzeitpause wesentlich verbessert zeigten. 80 Sekunden vor Ende des dritten Viertels brachte Bryce Taylor Bayern erstmalig wieder in Führung, die Gäste hatten sich zurückgekämpft und das Spiel stand nun auf der Kippe. Ein Tip-In mit der Schlusssirene von Marko Banic sorgte vor der letzten Pause für den Ausgleich (74-74). Alles auf Null in den letzten zehn Minuten hieß es also in diesem so wichtigen dritten Spiel.
Wiederum war es Alba, die offensiv besser ins Spiel fanden. Distanzwürfe fanden ihr Ziel, auch am Brett gelangen wichtige Punkte. Auf der anderen Seite verließ Bayern zunächst das Wurfglück und selbst völlig offene Dreier fielen nicht mehr. Sechs Minuten vor dem Ende erspielte sich Alba wieder ein 6-Punkte-Polster. Immer wieder war es Reggie Redding, der von Bayern nicht zu halten war und selber punktete oder Akeem Vargas in Szene setze. Während es den Gästen im entscheidenden Moment nicht gelang, Niveau aus dem dritten Viertel zu halten, konnte Alba die entscheidende Schippe draufpacken, als es darauf ankam und die wichtigen Würfe treffen. Sinnbildlich für das Kopf-Verlieren der Bayern war Dusko Savanovic, der eine Minute vor Schluss mit zwei technischen Fouls der Halle verwiesen wurde. Zu diesem Zeitpunkt war das Spiel bereits entschieden. Nach dem höchst emotionalen Sieg hat Alba nun am Dienstag in München den Matchball für den Finaleinzug.