Litauischer Nationalspieler Marius Grigonis für drei Jahre zu ALBA Berlin

Neu bei Alba Berlin: Marius Grigonis (Bildmitte Hintergrund) Foto (c): agenciabrasil (https://commons.wikimedia.org/wiki/File:1035621-rj_07082016-_mg_6092.jpg), „1035621-rj 07082016- mg 6092“, https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/legalcode
Neu bei Alba Berlin: Marius Grigonis (Bildmitte Hintergrund) hier mit der litauischen Nationalmannschaft bei den Olympischen Spielen in Rio 2016
Foto (c): agenciabrasil, 1035621-rj 07082016- mg 6092, CC BY-SA 3.0

Mit Marius Grigonis hat ALBA Berlin für die nächsten drei Jahre einen jungen Spieler verpflichtet, der noch weiteres Potenzial für eine positive Entwicklung hat, trotzdem aber schon auf einige Erfahrung und Erfolge zurück blicken kann. Der 23-jährige Litauer kommt von Iberostar Teneriffa aus der spanischen ACB, mit denen er in der vergangenen Saison die Basketball Champions League BCL gewonnen hat und dabei MVP des Finales wurde.

Kontinuität und Identität

Vor einigen Tagen hatten wir uns lange mit Albas Sportdirektor Himar Ojeda unterhalten. Neben vielen anderen war eine Erkenntnis, dass man bei Alba Berlin „[…] einen Kern [an] Spielern haben möchte, vier oder fünf Leute, die über mehrere Jahre zusammenspielen“. In diese Richtung geht auch die Verpflichtung von Grigonis, der gleich für drei Jahre verpflichtet wurde und sollte es so weiter gehen, wird es im kommenden Sommer eine sehr, sehr langweilige off-Season. Aktuell unter Vertrag stehen:

Peyton Siva
Ferdinand Zylka
Joshiko Saibou
Akeem Vargas
Niels Giffey
Bogdan Radosaljevic
Luke Sikma
Marius Grigonis
Tim Schneider 
2018
2018
2019
2019
2019
2019
2019
2020
2020

Von neun unter Vertrag stehenden Spielern sind gleich sieben für mindestens zwei Jahre gebunden. Ja, Verträge können Klauseln enthalten, aber bei erfolgreicher Zusammenarbeit hat man im nächsten Sommer zumindest die Chance, zu einem großen Teil einen Kern des Teams zusammen zu halten und die von Fans immer wieder gewünschte Kontinuität zu zeigen. Da schlägt auch ein wenig die spanische Herkunft des Sportdirektors durch; in der ersten spanischen Liga bleiben die Teams durchschnittlich deutlich länger zusammen als in der BBL, das gilt auch für kleinere Teams.

Grigonis auf geradem Weg

Viel schief gelaufen ist bei der Entwicklung von Marius Grigonis bisher nicht. Ganz im Gegenteil, seine Entwicklung verlief sogar ausgesprochen geradlinig. Dabei hat er sich von Station zu Station immer ein bisschen verbessert. Die ersten vier Jahre seiner Karriere verbrachte er zwischen dem 16. und 19. Lebensjahr in seiner Heimatstadt an dem sehr renommierten, von Basketball-Legende Arvydas Sabonis gegründeten, Basketball Center (Sabonio Krepsinio Centras) von Kaunas. Dort werden nur die größten litauischen Talente angenommen und viele spätere National-, Euroleague und sogar NBA-Spieler wie z.B. Donatas Motiejunas, Adas Juskevicius, Paulius Jankunas, Mantas Kalnietis, Jonas Maciulis und andere mehr unternahmen an dieser Schule ihre ersten Schritte und erhielten dort eine sehr gute Grundausbildung.

Für Kaunas nahm er gleich drei Mal am Nachwuchsturnier der Euroleague teil (2010, 2011 und 2012). Im dritten Jahr war er bei Kaunas, die das Turnier auf dem dritten Platz beendeten, der effektivste, treffsicherste und korbgefährlichste Spieler und einer der fünf besten Scorer des Tournaments, was ihm die Nominierung für das NIJT All Tournament Team einbrachte.

Für alle litauischen U-Nationalmannschaften im Einsatz
Für alle litauischen U-Nationalmannschaften im Einsatz

In diese Zeit fielen auch Auftritte von Grigonis in allen litauischen Nachwuchs-Nationalmannschaften. Dab war er nicht nur dabei, sondern auch ein echter Leistungsträger. Mit dem U16 Team Litauens wurde er Vize-Europameister und war dabei der beste Scorer des Teams. Zudem war er auch noch der beste Dreierschütze, erhielt die meiste Einsatzzeit und war der viert-beste Rebounder der Balten.

Nicht weniger erfolgreich war er für die U18-Auswahl, mit der er 2011 und 2012 an den Europameisterschaften teilnahm. 2012 gelang wiederum der Gewinn der Silbermedaille. Auch da war er da am längsten eingesetzte litauische Spieler, deren bester Freiwerfer und zweitbester Punktesammler. Mit dem zweiten Platz hatte sich Litauen für die U19-Weltmeisterschaft qualifiziert.

Die Teilnahme an der WM in Prag war wie für die meisten jungen Spieler der Höhepunkt seiner Karriere im Nachwuchsbereich. Für Grigonis war es nicht nur die Teilnahme selbst, er kam auch dekoriert mit einer Bronzemedaille wieder (eine Halbfinal-Niederlage gegen die USA verhinderte ein noch besseres Abschneiden). Individuell war er wieder der beste Scorer und bei diesem Turnier auch noch der beste Rebounder der Mannschaft, sowie spielte die drittmeisten Assists.

Den Abschluss in Bezug auf internationale Nachwuchs-Meisterschaften bildete 2014 die U20-Europameisterschaft in Griechenland. Für Litauen reichte es ausnahmsweise mal nicht für eine Medaille (Platz 5), aber Grigonis war – ihr werdet es schon ahnen – wieder der beste Scorer des Teams. Dazu kamen die beste Dreier- und Freiwurfquote sowie zweitbeste Zweierquote bei Litauen. Zudem war er deren drittbester Rebounder.

Alles in allem kann man wohl zurecht sagen, dass Marius Grigonis nicht nur an Nachwuchsturnieren teilgenommen hat, sondern ein absoluter Leistungsträger in den jeweiligen Teams war. 

Professionalisierung Schritt für Schritt

Der Jüngste und der Beste bei Peñas Huescas
Der Jüngste und der Beste bei Peñas Huesca

Zum Einstieg in den professionellen Basketball ging es für Marius Grigonis im Alter von 19 Jahren gleich ins Ausland, obwohl er es in der Heimat sicher einfacher gehabt hätte. In der zweiten spanischen Liga, LEB Oro, in der Kleinstadt Huesca, bekam er als junger Spieler viel Spielzeit und wusste dort zu überzeugen. Hinter dem gerade für vier Jahre vom FC Barcelona verpflichteten und in den Kader der Nationalmannschaft für die EM 2017 berufenen Pierre Oriola kam er als Jüngster Rotationsspieler auf die zweit-meiste Spielzeit und die zweit-meisten Punkte. Zudem war er der beste Dreierschütze. Seine 49 % aus der Distanz und sein insgesamt gutes Spiel blieben nicht unbeobachtet. Ein Ergebnis war die Wahl in das ALL-LEB Oro 1st Team als jüngster Spieler und einziger Ausländer, sowie der anschließende Aufstieg in die ACB.

20-jährige Spieler sind in der ACB, nicht ganz so selten wie in der BBL, trotzdem aber immer noch außergewöhnlich. Grigonis‘ Start in der besten Liga Europas begann beim Kellerkind ICL Manresa, bei denen er als jüngster Spieler immerhin über 21 Minuten Spielzeit pro Spiel bekam und dabei knapp 8 Punkte bei 43 % Dreierquote erzielte.  Im zweiten Jahr konnte er seine Spielzeit auf gut 25 Minuten pro Spiel steigern (drittmeiste im Team), stand in 31 von 34 Partien in der Starting Five und erzielte knapp 10 Punkte (knapp hinter Ex-Alba-Spieler Je’kel Foster auf Platz 4). Gut genug, um den nächsten Schritt in seiner Karriere zu machen.

Vor diesem nächsten Schritt auf Vereinsebene kam aber zunächst der nächste Schritt in der Nationalmannschaft. Vom litauischen Nationaltrainer Jonas Kazlauzkas wurde Grigonis für das A-Team für die olympischen Spiele 2016 nominiert, eine große Ehre in einem Land, in dem Basketball Nationalsport Nummer 1 ist. Einige große Namen haben es im Gegensatz zu Grigonis nicht in den 12er Kader für Rio geschafft. Als einer der zehn jüngsten Spieler beim Turnier in Brasilien kam er als Rollenspieler immerhin auf 17 Minuten Einsatzzeit.

Der erste Titel

Zum ersten Mal im europäischen Wettbewerb, gleich der erste Titel: BCL Champion 2017
Zum ersten Mal im europäischen Wettbewerb, gleich der erste Titel: BCL Champion 2017

Der nächste Schritt im Vereinsbasketball war dann der Schritt zu einem Team, das neben der ACB auch im europäischen Wettbewerb tätig war. Ganz genau zu Iberostar Teneriffa, die in der Basketball Championsleague spielten und diese auch – mit Grigonis als Final MVP – gewannen. In der Liga schaffte das Team mit Platz 5 nach der Hauptrunde das beste Ergebnis der Vereinsgeschichte. In dem starken Kader, zu dem auch kurzzeitig bis zu seinem Wechsel zu Alba Berlin Carl English gehörte, war es für Grigonis schwerer, sich durchzusetzen, als bei den Stationen zuvor, in knapp 20 Minuten kam er auf 6 Punkte bei immer noch guten 36% Dreierquote. Besser lief es wie schon erwähnt jedoch in der FIBA Basketball Championsleague (BCL). Dort kam er auf knapp 10 Punkte pro Spiel, vor allem war er aber „da“, als es um alles ging, nämlich im Finale. Dort erzielte er 18 Punkte und versenkte 4 von 7 Dreiern und hatte entscheidenden Anteil am Titelgewinn seines Teams. Absolut zurecht wurde er mit dieser Leistung zum MVP des Finales gewählt:

Grigonis und Alba

Mit Marius Grigonis bekommt Alba einen Spieler, der mit gerade 23 Jahren – ein Jahr jünger als Bogdan Radosavljevic oder Malcolm Miller und ein Jahr älter als Ismet Akpinar – schon eine Menge im Basketball erlebt und auch schon eine Menge gewonnen hat. Zwei Mal EM-Vize, ein Mal WM-Dritter, ANGT All Tournament Team im Nachwuchsbereich, Sieger der Basketball Champions League, Finals MVP, LEB Oro First Team – das ist schon ganz ordentlich für einen 23jährigen. Dabei hat er in seiner bisherigen Karriere eine Menge richtige Entscheidungen getroffen, sich nicht immer für das am besten dotierte Angebot oder den am höchsten platzierten Verein entschieden, sondern für den besten Schritt in seiner Karriere. So hat er sich Schritt für Schritt immer weiter entwickelt. Dies kann er nun bei Alba Berlin so weiterführen. Potenzial, sich in den kommenden drei Jahren weiter zu entwickeln, ist vorhanden und Grigonis ist ehrgeizig genug, dieses auszuschöpfen. Früher vorrangig als Schütze aufgefallen, hat er in den letzten Jahren sein Repertoire noch erweitert. Er kann auch pick & roll spielen oder zum Korb ziehen. An allen Komponenten kann er noch arbeiten, sich in allen Bereichen noch verbessern. Mit Aíto Garcia Reneses hat er bei Alba Berlin einen Coach, der ihm dabei helfen kann, noch vielseitiger zu werden, eine bessere Spielübersicht zu bekommen, das ball handling auf ein anderes level zu bringen, die Mitspieler noch besser einzubinden.

Willkommen in Berlin, Marius Grigonis

 

  

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