
Wenn ALBA Berlin am Samstag, 18 Uhr, in der heimischen Mercedez Benz Arena zum dritten Mal auf die EWE Baskets Oldenburg innerhalb von acht Tagen trifft, geht es um nicht mehr und nicht weniger, als darum, sich einen „Matchball“ in der Serie nach dem Modus „best of three“ zu erspielen. Für beide Seiten. Die Berliner, als klarer Favorit in die Playoffs gegen Oldenburg gestartet, unterstrichen im ersten Spiel gleich eindrucksvoll diese Rolle, manövrierte sich aber mit einer 100-105 Niederlage nach Verlängerung in Oldenburg in eine Position, nun fast schon gewinnen zu müssen. Gegen einen Gegner, der nun wieder an seine Chance glaubt und weiß, dass man die Berliner schlagen kann.

Eigentlich ist es ja ein wenig „verschüttete Milch“ sich nachher noch groß Gedanken über ein vergangenes Spiel zu machen, es gilt ja immer nur auf das nächste Spiel zu schauen. Ein kurzer Blick zurück kann aber helfen, Rückschlüsse für das kommende Spiel zu ziehen. „Als allererstes hat Oldenburg einen super Job am Dienstag gemacht, alles in die Waagschale geworfen, was sie hatten und super getroffen.“ so Alba Berlins Guard Joshiko Saibou. „Was bei uns nicht so gut gelaufen ist, war, dass wir den Rhythmus des Spiels nicht bestimmt haben und dass es Oldenburg gelungen ist, das Tempo des Spiels phasenweise niedrig zu halten. Das hat es ihnen erlaubt, das Tempo mitzugehen, obwohl einige Spieler sehr viele Minuten gespielt haben. Und am Ende hat sich auch ihre Erfahrung ausgezahlt, sie hatten das Publikum im Rücken und haben die wichtigen Würfe getroffen. Und wir nicht.“ Und auch Coach Aíto Garcia Reneses hat Fehler im zweiten Spiel gesehen: „Ja, viele. Ich war zufrieden mit unseren Wurfquoten, aber wir haben viel zu oft den Ball verloren. Oldenburg hat eine gute Defense gespielt.“
Die Frage nach der Verteidigung stellt sich zwangsläufig, wenn man bei regulärer Spielzeit 88 bzw. 92 Punkte kassiert hat, selbst wenn man berücksichtigt, dass das offenisvstärkste Team (Alba) auf das mit der viertbesten Offense (Oldenburg) trifft. „Ja, Defense ist immer ein Thema, aber in der Serie treffen auch zwei Teams aufeinander, die offensiv sehr stark sind, da kann man kein totales low score game erwarten.“ so Saibou „Unser Schlüssel muss sein, das Tempo sehr hoch zu halten. Wenn sie müde werden, wird es für unsere Defense auch leichter und für sie entsprechend schwerer. Wir müssen viel Energie auf das Feld bringen, viel rotieren und die richtigen Entscheidungen treffen. Wie viele Punkte das am Ende werden ist nicht so wichtig, so lange es mehr sind, als beim Gegner.“ Auch Coach Aíto sieht in diesem Bereich Handlungsbedarf: „Sorgen mache ich mir nicht wegen der Defense, es wäre in dieser Phase der Saison absolut nicht hilfreich, wenn ich mir Sorgen machen würde. Das wäre nicht die richtige Ausstrahlung. Aber ich sehe natürlich Dinge, die wir verbessern müssen. Beim Zug zum Korb von Oldenburg oder deren pick & roll hatten wir teilweise Probleme, da müssen wir etwas anpassen.“ Einen Aspekt sieht der Coach auch in dem hohen und leichten Heimsieg im ersten Spiel: „Mentalität ist auch ein Punkt, nach dem hohen Heimsieg waren wir vielleicht etwas zu selbstsicher. So etwas passiert immer wieder mal. Wenn man so hoch gewinnt, denkt man, es geht so einfach weiter. Aber so einfach ist es eben nicht. Oldenburg hat zu Hause mit einer viel größeren Intensität gespielt und es ist immer schwer, auswärts zu gewinnen, ganz besonders in den Playoffs. Das sieht man auch an den anderen Serien, München hat in Frankfurt verloren und Bamberg war sehr dicht dran, in Bonn zu verlieren.“ Inzwischen dürfte vom spielenden Personal bei Alba niemand mehr glauben, es würde leicht werden. Dieses „Problem“ dürfte nicht mehr bestehen.
Was muss nun passieren, um wieder in die Erfolgsspur zurück zu finden? Pace, also die Geschwindigkeit ist da ein nahe liegender Schlüssel gegen ein relativ altes Team wie Oldenburg mit Spielern wie Rickey Paulding (35). Gefühlt rechnet man auch Center Rasid Mahalbasic den älteren Spielern zu … und reibt sich verwundert die Augen, dass er erst 27 Jahre alt ist. Der Eindruck entsteht wohl, weil er sich nicht übermäßig schnell über das Parkett bewegt, was seiner nicht unerheblichen Masse zuzuschreiben ist, die er jedoch sehr effizient einsetzt. Das durften Albas Center Dennis Clifford und Bogdan Radosavljevic im zweiten Spiel erfahren. So sieht auch Joshiko Saibou eine Lehre aus Spiel 2 im Spieltempo: „Die Konsequenz lautet kurz gesagt: Laufen, laufen, laufen! Es muss ganz klar der Plan sein, ihre 7er Rotation viel zu bewegen. Wir haben die größere Rotation und wenn wir das Tempo hochhalten dürfte es schwierig für Oldenburg sein, das Tempo mitzugehen.“ Der Coach sieht jedoch noch weitere Punkte, bei denen man ansetzen muss „Das Spiel schnell zu machen ist ein wichtiger Aspekt, aber nicht der einzige.“ so Aito „Genauso kommt es darauf an gut zu rebounden, sicher in der Defense zu stehen, offensiv einen guten Rhythmus zu haben, es kommt auf alle Facetten des Spiels an.“ .
Oldenburg spielt mit einer kurzen Rotation, hat selbst bei Verlängerung nur mit 7 Spielern mit relevanter Spielzeit gespielt und war dabei stark von Paulding und Mahalbasic abhängig, die 40 bzw 35 Minuten gespielt und über die Hälfte der Oldenburger Punkte erzielt haben. Da liegt es nahe, sich speziell auf diese beiden Spieler zu konzentrieren. Dem Coach ist das jedoch zu kurz gegriffen „Nein, man würde einen Fehler machen, sich nur auf diese beiden zu konzentrieren. Moore, der in der Hauptrunde nicht so stark war, spielt jetzt sehr gute Playoffs, Massenat ist gut, um ein Spiel zu entscheiden, Tadda hat sehr gut in Oldenburg gespielt. Wir müssen auf alle Spieler gucken.“, um dann weiter auszuführen, dass es nicht nur um Mahalbasic, sondern generell um Intensität geht „Ja, Intensität ist ein Schlüssel. Wir haben besser gespielt, wenn wir das Spiel schnell gemacht haben und werden das wieder machen. Aber so einfach ist es nicht, einfach nur Mahalbasic müde zu spielen, Oldenburg hat taktisch noch weitere Möglichkeiten.„ Und auch Joshiko Saibou sieht den Schlüssel eher in der Konzentration auf das eigene Spiel, statt einer speziellen Vorbereitung auf Mahalbasic: „Wir wissen ziemlich genau, was er gut kann. Wenn er Zeit und Platz hat, das Spiel relativ statisch ist, ist er unglaublich stark. Das hat er im letzten Spiel gezeigt. Wenn das Spiel schnell ist und man hoch und runter läuft, sieht es schon wieder ganz anders aus. Wir müssen unsere Vorteile ausspielen, dann müssen wir uns nicht speziell auf Mahalbasic vorbereiten. Dafür kennen wir ihn eigentlich auch gut genug und er wird im nächsten Spiel nicht etwas komplett Neues machen. Mahalbasic ist nur ein Schlüssel bei Oldenburg. Wenn wir das Spiel schnell machen, werden wir mal sehen, wie viele Spieler von denen das Tempo mitgehen können.“ Luke Sikma hat es gut gemacht, wenn er gegen Mahalbasic gespielt hat, hat den schweren Oldenburger Center dazu gezwungen, sich viel zu bewegen, immer wieder nach außen zu gehen. Da könnten Albas Center Clifford und Radosavljevic ansetzen, da sie selbst über einen guten Mitteldistanzwurf verfügen. Ein positiver Nebeneffekt wäre mehr Platz in der Zone, wenn man Mahalbasic dort raus bewegt. Helfen könnte dabei unter Umständen auch wieder Tim Schneider. „Er nimmt wieder am Teamtraining teil,“ so Aíto, „aber wir müssen sehen, ob es schon für einen Einsatz im Spiel reicht.„

Generell werden die Berliner nicht umhin kommen, konsequent dort hin zu gehen, wo es weh tut. Eine kleine Rotation in Foulprobleme zu bringen, ist ein probates Mittel. Zudem gilt es, bei einer mutmaßlichen Reboundüberlegenheit auf schnellen Angriff umzuschalten und so zu einfachen Punkten zu kommen. Für einige Alba-Spieler sind Playoffs noch absolutes Neuland, aber auch die sollten nach der Erfahrung in Oldenburg nun wissen, wie der Hase läuft. Es gilt, sich zu quälen und an die eigenen physischen Grenzen zu gehen, spielerische Vorteile zählen in den Playoffs nur noch wenig.
Auf geht’s ALBA, kämpfen und siegen!

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