Alba-Fan zu sein war in der Vergangenheit keine leichte Angelegenheit. Ein emotionales Wechselbad der Gefühle könnte man das abgelaufene Jahr 2011 nennen. Selbst ein neuer Trainer und Kader zur neuen Saison konnten dies nicht ändern. Nach einem schlechten Saisonstart und einer imposanten Siegesserie ab Oktober schenkte die Mannschaft sich selbst und den Fans vor Weihnachten die Tabellenführung. Ein wunderbares Gefühl und es machte auch richtig Spaß der Einheit, die auf dem Feld stand, zuzugucken. Doch nur zwei Wochen später hat sich das Blatt schon wieder gewendet: Nach drei ärgerliche Niederlagen befindet man sich urplötzlich nur noch auf Platz vier und hat Tabellenführer Bamberg aus den Augen verloren. Was ist passiert?
Es ging los mit der Niederlage in Quakenbrück: es ist durchaus keine Schande bei unseren Freunden im Artland zu verlieren. Viel schlimmer aber wiegt die darauffolgende Verletzung von Albas Center, Yassin Idbihi. Ausgerechnet gegen Bonn (und damit gegen Chris Ensminger) fehlte somit ein wichtiger Bigman und Energizer von der Bank. Was sich wohl beim Spiel in Quakenbrück schon einschlich und gegen Bonn noch extremer ausfiel, war eine wenig überzeugende Defense. Auch in der Offense offenbarte das Team plötzlich Schwächen und verursachte, wie Gordon Herbert es nennt „sloppy Turnover“. Die daraus entstandenen Fastbreaks für den Gegner konnten vom Team zu keiner Zeit unterbunden werden. Wenn man sich das Spiel noch einmal anguckt, merkt man wie orientierungslos zum Teil die Verteidigung auf die Schnellangriffe reagierte. Es sind genau diese einfachen Punkte, die es gilt zu unterbinden. Sven Schultze bestätigte den Eindruck, dass genau diese „easy baskets“ den Gegnern Selbstvertrauen schenkt: „Dann merken sie zur Halbzeit, das sie heute was holen können und spielen dann auch ganz anders.“
Selbiges könnte man auch zum Spiel in Würzburg schreiben. Gordon Herbert ist zwar der Meinung, dass die erste Halbzeit von der Leistung her zwar durchaus in Ordnung war. Insgesamt hatte er aber den Eindruck, dass das Team über die letzten Spiele nicht gekämpft, besser gesagt die Herausforderung nicht angenommen hat („We did not accept the challenge“).
Für die kommenden zwei Spiele gilt es also wieder den Weg in die Erfolgsspur zu finden und nochmal alle Kräfte zu sammeln. Das Spielprogramm im Dezember/Anfang Januar (Durchschnittlich alle drei Tage ein Spiel) hat an den Kraftreserven gezehrt. Da Bryce Taylor angeschlagen und Yassin Idbihi bekanntlich verletzt ist (könnte eventuell gegen Göttingen zurückkehren) und Lucca Staiger leider immer noch nicht richtig in die Rotation gerutscht ist, geht das Team derzeit auf dem Zahnfleisch. Nach den Spielen gegen Ludwigsburg und Göttingen gibt es erstmalig seit Anfang Januar die Chance eine mehrtägige Spielpause zu nutzen.
Alba Berlin befindet sich nicht in einer Krise. Die Siegesserie hatte nur vertuscht, dass das Team immer noch viel Arbeit vor sich hat. Vielleicht tut so ein Dämpfer mal gut: Lieber jetzt als in den Playoffs. Ich bleibe optimistisch bezüglich des Teams. Ich habe das Gefühl, wir haben ein Team zum anfassen, mit Charakter und einer Seele, dass uns bestimmt noch eine Menge Freude bereiten wird.
Ludwigsburg: Auf die Frage ob Torin Francis schon einmal was von John Bowler gehört habe, schüttelte der US-Amerikaner den Kopf. Auch sonst scheinen sich die Coaches und die Spieler mehr mit sich selbst zu beschäftigen. Gordon Herbert hatte sich persönlich bis Donnerstag nur sporadisch um die nächsten Gäste gekümmert. In seinen Augen sei es wichtiger, wieder die eigenen Stärken hervorzurufen. Bleibt zu hoffen, dass der Plan aufgeht: die Ludwigsburger zeigten zumindest in den letzten beiden Spielen eine leicht ansteigende Form. Spätestens morgen wird Torin Francis aber wissen, weswegen John Bowler in der Bundesliga relativ bekannt ist.
Alba Berlin- EnBW Ludwigsburg
5.1.2012, 20:00 Uhr- o2 World