
Nach nicht-öffentlichen Tests mit Siegen gegen Ehingen (ProA, 89-61, Spielbericht, Video), die Eisbären Bremerhaven (BBL, 99-75, Spielbericht, Video) und zwei mal in Kroatien gegen Zedevita Zagreb (66-54 Spielbericht / 68-58) hatte sich das Team von Alba Berlin für das erste öffentliche Testspiel – wie schon seit einigen Jahren in der Oranienburger MBS-Arena – den letztjährigen Dritten der polnischen Meisterschaft, das Team von AZS Koszalin, eingeladen. Gegen einen – vermeintlich – starken Gegner sollte erstmals das neue Alba-Team einer größeren Öffentlichkeit vorgestellt werden. Gut 1.000 Fans waren neugierig auf das neue Team und strömten in die MBS-Arena. Wie das Ergebnis jedoch sicher schon erahnen lässt, konnte der Gegner die Erwartungen als echter Prüfstein nicht ansatzweise erfüllen.
Den Sprungball konnte das polnische Team aus Koszalin noch für sich entscheiden, darüber hinaus lief jedoch für Koszalin wenig zusammen, es spielte nur noch Alba, die mit Clifford Hammonds, David Logan, Akeem Vargas, Jan Jagla und Leon Radosevic ins Spiel startete, jedoch aufgrund einer Magen-Darm-Infektion auf Reggie Redding verzichten musste – neben Alex King, Vojdan Stojanovski und Levon Kendall, die weiterhin für ihre Nationalmannschaften im Einsatz sind. Bei den polnischen Gästen fehlte der amerikanische Center Dane Johnson. Alba wollte sich im ersten öffentlichen Spiel den eigenen Fans gut präsentieren und ging dementsprechend engagiert ins Spiel, den Polen gelang – auch dank der aggressiven Defense der Berliner – nahezu nichts. Auf nahezu jede erfolgreiche Aktion in der Defense folgte ein erfolgreicher Angriff am anderen Ende des Feldes. Das Ergebnis: 22-0 nach sieben Minuten. Coach Sasa Obradovic wechselte zeitig durch, bereits im ersten Viertel wurden 10 Spieler eingesetzt, was dem Spielfluss und der Überlegenheit Albas aber keinen Abbruch tat. Bis zur ersten Viertelpause wurde der Vorsprung auf 32-8 ausgebaut. David Logan erzielte sieben Punkte ohne Fehlwurf, Jan-Hendrik Jagla ebenfalls sieben Punkte (in weniger als vier Minuten), Clifford Hammonds pflückte allein in weniger als fünf Minuten fünf Rebounds – und damit vier mehr als das gesamte polnische Team – und Akeem Vargas setzte seine Mitspieler gleich vier mal erfolgreich in Szene. Bereits nach dem ersten Viertel war wohl jedem in der Halle klar, daß dieses Spiel nur einen Sieger haben kann.
Das zweite Viertel verlief nicht wesentlich anders als das erste. Tolle Aktionen von Alba in Offense und Defense und ein Gegner, der dem wenig entgegenzusetzen hatte. Auffälligster Spieler der ersten Halbzeit war David Logan, der 14 Punkte ohne jeden Fehlwurf erzielte und seine Leistung noch mit drei steals und zwei assists abrundete. Der Vorsprung wurde auf 42 Punkte bis zur Halbzeit ausgebaut.

Aus der Halbzeitpause kam das polnische Team – wohl an der Ehre gepackt – aggressiver und konnte über einen gewissen Zeitraum (die ersten fünf Minuten der zweiten Halbzeit) das Spiel in etwa ausgeglichen gestalten. Aber es bedurfte nur ein wenig mehr Intensität seitens Albas, um den Vorsprung noch ein wenig weiter auszubauen. Auch gegen eine Aufstellung mit hauptsäclich jungen, deutschen Spielern – Ismet Akpinar, Bar Timor, Sebastian Fülle, Sven Schultze und Jonas Wohlfarth-Bottermann – konnten die polnischen Gäste keinen Boden gut machen. Mit 78-31 ging es in das letzte Viertel.
Im letzten Viertel spielte dann hauptsächlich die sog. „zweite Reihe“, Jan-Hendrik Jagla „musste“ überhaupt nicht mehr ran, David Logan und Clifford Hammonds kamen nur noch zu Kurzeinsätzen. Dafür spielte Ismet Akpinar das komplette Viertel durch, Jonas Wohlfarth-Bottermann acht Minuten, Sven Schultze sieben Minuten. Als letzter der elf Spieler auf dem Bogen kam auch noch David Herwig zum Einsatz. Das Team von Koszalin hatte zu diesem Zeitpunkt bereits komplett resigniert, Alba den Vorsprung bis Mitte des vierten Viertels auf 63 Punkte (96-33) ausgebaut, Clifford Hammonds (10 Punkte, 10 Rebounds) und Jonas Wohlfarth-Bottermann (11/10) schon ein sog. double-double auf dem Bogen zu stehen. Bereits vier Minuten vor Ultimo ging es nur noch darum, wer wohl den 100. Punkt für Alba erzielen würde … und das Spiel geriet urplötzlich ins Stocken, es gab mehrere erfolglose Würfe am Stück. David Herwig hätte die 100 an der Freiwurflinie klar machen können, traf aber nur einen von zwei. Letztlich war es an Ismet Akpinar, den 100. Punkt für Alba zu erzielen. Die letzten beiden Punkte für Alba gelangen Sebastian Fülle, ehe das polnische Team mit der Sirene den Endstand von 103-45 herstellte.
Es ist einerseits schade, daß Koszalin kaum die Möglichkeit für eine echte Standortbestimmung bot, vom Dritten der polnischen Liga hatte man sicher mehr Gegenwehr erwartet. Andererseits hatte das Spiel für die Zuschauer viel Unterhaltsames und Spektakuläres zu bieten. Gerade für die jüngeren Spieler gab es viel Spielzeit und Selbstvertrauen. Einige Spieler wussten die Möglichkeiten, die der Gegner ihnen bot, gut zu nutzen. Jan Jagla benötigte für seine 17 Punkte (Top scorer) nur 12 Minuten, Bar Timor bot eine rundum überzeugende Leistung (10 Punkte, 6 assists, 4 steals), Clifford Hammonds bewies seine Vielseitigkeit mit 10 Punkten, 10 Rebounds und sieben assist und Akeem Vargas knüpfte an seine guten Leisungen der bisherigen Testspiele nahtlos an (7 Punkte, 6 assist). Alle elf eingesetzten Spieler – vier fehlten ja – konnten Punkte erzielen.
Generell sind die Fortschritte bei der Entwicklung des Teamspiels unübersehbar, gerade defensiv hat sich die Mannschaft gegenüber den ersten Testspielen gegen Ehingen und Bremerhaven sehr positiv entwickelt. Nun besteht die Hoffnung, dass die beiden Spiele gegen das Euroleague Team Stelmet Zielona Gora in der kommenden Woche mehr Aufschlüsse darüber gibt, wo das Team inzwischen steht.
Stimmen zum Spiel, Ismet Akpinar:

„Das war ein super Spiel, ich glaube, das Ergebnis zeigt das. Wir haben trotz der hohen Führung nicht nachgelassen, das hat mir sehr gefallen. Obwohl wir mit 30, 40 Punkten vorn waren, waren wir noch voll motiviert, keinen Punkt zuzulassen. Das hat mir sehr gefallen, es hat sehr, sehr Spaß gemacht, dieses Spiel zu spielen und ich freue mich schon sehr auf die Saison.
Ich hatte am Anfang ein bisschen Probleme, ins Spiel reinzukommen, aber mit mehr Minuten hatte ich auch mehr Selbstvertrauen und am Ende war ich dann relativ zufrieden mit meinem Spiel.
Wir müssen noch an sehr sehr vielen Dingen arbeiten, am timing, die Spieler müssen sich kennen lernen, Wir sind jetzt seit drei Wochen zusammen und müssen uns noch besser kennen lernen, aber das kommt mit der Zeit. Wenn wir die Stärken und Schwächen unserer Mitspieler besser kennen, wird das eine sehr gute Saison.
Ich komme eigentlich mit allen Spielern gut klar, Jan Jagla finde ich ziemlich cool, wir unternehmen auch öfter etwas ausserhalb des Feldes, Sven Schultze finde ich ziemlich nett, zudem die jungen Spieler wie Sebastian Fülle, David Herwig, Akeem Vargas, Bar Timor, mit denen ich auch viel Einzeltraining mache, mit denen verstehe ich mich auch sehr gut.“

