JBBL/NBBL-Top4 – recap NBBL, Halbfinals

Als die NBBL Basketball GmbH die Vergabe des Top4, also das Aufeinandertreffen der jeweils vier besten Teams im Bereich U16 (JBBL) und U19 (NBBL) bekannt gab, war die spontane Reaktion „Was? Schon wieder?“, denn bereits vor vier Jahren machte das Turnier in Westfalen Station. Allerdings haben sich gleich in beiden Altersklassen die Teams von Phoenix Hagen für die Endrunde qualifiziert und vor vier Jahren hatte Hagen bereits bewiesen, dass sie solch ein Turnier ausrichten können, also alles richtig gemacht.

JBBL-NBBL-Top4

Der erste Tag des Top4 ist für Fans, Zuschauer und schreibende Zuft oft eine echte Herausforderung. Schließlich gilt es vier Halbfinalpartien in JBBL und NBBL zu bewältigen, was dann in Summe auf doch 10 Stunden Basketball hinaus läuft. Wer dann noch mehrere Stunden Anreise hat, ist um 22:30 Uhr dann relativ „breit“. Die Erkenntnis aus vielen Top4-Turnieren in den letzten Jahren ist: Schon am Freitag anreisen! So lassen sich die vier Spiele doch recht angenehm geniessen.

day 1, game 3: Phoenix Hagen Juniors – Eintracht Frankfurt (NBBL)

Wenig Abtasten gab es beim ersten Spiel des älteren Jahrgangs (U19) zwischen dem zweiten Team des Gastgebers, den Phoenix Hagen Juniors, und dem Nachwuchsteam der Fraport Skyliners, Eintracht Frankfurt. Hagen zwar mit dem leicht besseren Start, dann aber ein ausgeglichenes Spiel, bei dem beide Mannschaften schnell den Abschluss suchten. Bei den Hagenern setzte im ersten Viertel der NBBL-MVP Hujic Akzente, bei den Gästen war es der aus Paderborn an den Main gewechselte Jugend-Nationalspieler Niklas Kiel. Die offensive Ausrichtung beider Mannschaften spiegelte sich in einem score von 20-18 nach dem ersten Viertel wider.

Im zweiten Viertel spielt dann nur noch Frankfurt, an beiden Endes des Courts stark, hinten holten sie die Rebounds, vorne waren sie treffsicher. Den Hagenern gelangen gegen die Frankfurter Defense ganze 4 Punkte in den ersten fünf Minuten des zweiten Viertels, die Hessen erzielten in der gleichen Zeit 15. Immer wieder punktet Kiel für Frankfurt, vom MVP Haris Hujic kommt in dieser Phase zu wenig für die Phoenix Hagen juniors. Aber ähnlich wie bei den Youngsters kämpfen sich die Juniors zurück ins Spiel. Hier ein Rebound mit Willen gegriffen, dort einen schweren Wurf versenkt, 2 Minuten vor der Halbzeit ist Hagen auf 5 dran. Frankfurt antwortet eiskalt mit zwei Dreiern, die eine weitere Aufholjagd stoppen. Da ein Hagener buzzer knapp den Korb verfehlt, geht es mit 34-41 in die Halbzeit.

Hangtime!
Hangtime!

Nach der Halbzeit ähnliches Spiel, Frankfurt spielt die Angriffe lange aus und ziehen dann das Foul, Hagen spielt emotional, mit viel Energie und hustle, belohnen sich aber u.a. durch technische Fehler (Fuss im Aus usw) nicht dafür. Während bei den Hessen sehr viel über Kiel läuft, kann Hagen auch auf einige Spieler wie Grof oder Kessen setzen, die schon mal in bescheidenem Maße Bundesligaluft geschnuppert haben. Kessen ist es dann auch, der Hagen mit einem krachenden dunk bis auf zwei Punkte heran bringt. Das Momentum ist nun bei Hagen, immenser Einsatz in der Defense verhindert weitere Punkte der Hessen, eigene vier Zähler bringen seit langem wieder die Führung für die Gastgeber. Frankfurt wird nervös, wozu wohl auch die inzwischen lautstarke Halle beitrug. Resultat sind technische Fehler, was Hagen den letzten Ballbesitz im dritten Viertel sowie 1,2 Sekunden vor Schluss Freiwürfe und die 54-49 Führung besorgt.

Hag-Fra_1

Das letzte Viertel begann von beiden Seiten nervös und mit vielen Fehlern. Die Frankfurter waren dann die ersten, die nach einer Flaute wieder punkten konnten. Bei Fouls, Fehlwürfen und Turnovern sah der Ball selten mal den Korb. Stattdessen gab es Kampf um jeden Zentimeter, um jeden Ball. Zwei Punkte von Hagen in 6 Minuten waren das Resultat, etwas stärker die Hessen die immerhin sechs erzielten. Das Spiel war mit dem ersten Viertel nicht mehr zu vergleichen. Pech bei einem in and out für Hagen 2,5 Minuten vor Schluss, im Gegenzug gelingt Frankfurt per Dreier die Führung durch Dang Akodo. Eine spannende Schlussphase war also garantiert. Hagen würde seinen 4 Punkten in acht Minuten des letzten Viertels noch welche zufügen müssen, wenn sie ins Finale einziehen wollten. Frankfurt lässt an der Freiwurflinie einen liegen, Hagen gleicht mit langem Zweier aus. Hujic lässt sich billig blocken, Hagen muss schnell foulen, um den fast break zu verhindern. Auch dieses Mal trifft Dang Akodo nur einen, Frankfurt bleibt aber in Ballbesitz und kann am Brett zum 63-60 aus deren Sicht verwandeln. Ein steal von Dang Akodo bringt die Vorentscheidung zum 65-60, aber Hagen antwortet eiskalt per Dreier. 2,4 Sekunden vor Schluss geht Hujic an die Linie, macht den ersten und auch den zweiten, der kaum noch für möglich gehaltene Ausgleich! Frankfurt bekommt noch mal trotz wenig Zeit auf der Uhr eine gute Möglichkeit, aber spektakulär endet die reguläre Spielzeit mit einem Block.

Die overtime eröffnet der in der Schlussphase bärenstarke Dang Akodo mit einem trockenen Dreier und legt kurz danach noch einen nach. Aber auch Hagen ist nervenstark, sichert sich nach verworfenem Freiwurf den Offensivrebound und netzt einen Dreier ein. In der Schlussphase übernimmt Jonas Grof für Hagen Verantwortung, nimmt wichtige Würfe und zieht Fouls. Eine gute Defense von Kessen gegen Kiel bringt Hagen in Vorteil, allerdings geht der Wurf zur Führung daneben. Musovic für Frankfurt mit ganz viel Druck an der Linie, verwandelt aber nur einen, 5,1 Sekunden vor Schluss wieder Grof zum Ausgleich für Hagen. Frankfurt wirft weit vorbei, die nächste overtime!

Dang Akogo mit wildem Spiel zu Beginn der zweiten overtime, kriegt aber ein Foul an sich gepfiffen. Der zweite Freiwurf geht vorbei, der Ball bleibt bei Frankfurt und Dang Akogo legt einen Dreier nach. Wenig später noch zwei Freiwürfe und ist der Mann der Overtime. Alle sechs Punkte gehen auf sein Konto. Hagen kann in den drei Minuten er zweiten Verlängerung nur einen Punkt erzielen, Frankfurt acht, aber Hagen hat im Spiel bis dahin bewiesen, dass man sie erst abschreiben kann, wenn wirklich der Schlußpfiff ertönt. Nachdem es 90 Sekunden vor Schluss 75-84 steht, setzt aber wohl kaum noch jemand auf Hagen. Frankfurt spielt die Uhr runter, Hagen muss schnell foulen. Eine halbe Minute vor Schluss macht Dang Akodo an der Freiwurflinie mit einem Punkt zum 85-77 wohl den Deckel drauf. Die letzten Sekunden vergehen mit einigen Fouls und Freiwürfen, aber Hagen läuft immer mehr die Zeit weg und letztlich setzt sich nach langem und hartem Kampf das Frankfurter  Team durch und zieht ins Finale ein. Damit ist dann leider auch das zweite Gastgeberteam raus, was für die Stimmung am Finaltag eher nicht so von Vorteil sein dürfte.

Hag-Fra_2

day 1, game 4: Bayern München Basketball – Alba Berlin (NBBL)

Was im Profibereich ein absolut brisantes Duell darstellt gab es auch zum Abschluss des Tages beim Top4: Bayern – Alba! Das ist auch ein wenig das Aufeinandertreffen verschiedener Philosophien. Bei München viel Physis und individuelle Klasse, bei Berlin wird Defense und Teamwork groß geschrieben. Ob ein NBBL-Team, dessen Zweck die Förderung des deutschen Nachwuchses ist, gleich vier ausländische Leistungsträger braucht oder verträgt, wie das der Münchner, ist eine Frage, die man sehr kritisch stellen kann. Es hilft sicher dem FC Bayern München Basketball, aber hilft es auch der Entwicklung des deutschen Basketballs? Aber letztlich ist es bei den Profis der Münchner auch nicht anders, dort spielen bekanntlich Bosnier und Slowaken mit deutschem Pass, während deutsche Nationalspieler am Ende der Bank sitzen.

So ist es dann auch konsequent, dass in der starting five eines deutschen NBBL-Teams gleich drei Ausländer standen. Noch nie dagewesen dürfte es sein, dass die ersten 17 Punkte eines NBBL-Halbfinales ausschließlich von ausländischen Spielern erzielt wurden. Wem irgend etwas an der Entwicklung des deutschen Nachwuchs-Basketballs gelegen ist, muss darüber nachdenken, wie diese Entwicklung gestoppt werden kann. Werden nächstes Jahr aus vier Ausländern acht, in zwei Jahren zwölf? Ein Coach auf Münchner Seite, der ein deutsches NBBL-Team auf englisch coacht, ist auch etwas, woran man sich nicht unbedingt gewöhnen möchte. Bayern München ist gut für Bayern München, ob Bayern München gut für den deutschen Nachwuchs-Basketball ist, kann wohl bezweifelt werden. Allerdings machte es Alba Berlin den Spielern in Münchner Trikots auch sehr leicht, immer wieder Ballverluste ermöglichten es den Münchnern zu einfachen Punkten zu kommen.  Auf der anderen Seite war für die Berliner gegen die bayrische Defense kaum ein durchkommen. Berlin wirkte überrascht, hatte sichtlich Probleme, ins Spiel zu finden. Folgerichtig die 24-10 Führung für das Team aus dem Freistaat.

Muc-Alba_1

Ein anderes Spiel sahen die spärlichen Zuschauer – im Wesentlichen die Fans der beiden Teams – im zweiten Viertel. So langsam nahmen die Berliner den Kampf an, gingen energischer in die Zweikämpfe und ließen kaum noch zwingende Aktionen der Bayern zu. In der eigenen Offense taten sie sich jedoch nach wie vor schwer, mussten für jeden Punkt hart arbeiten. Positive Ausnahme auf Berliner Seite war Tim Schneider, der sich immer wieder mit viel Energie am Brett durchsetzte. Ab dem zweiten Viertel waren beide Teams auf Augenhöhe, das Viertel ging 10-9 aus, aber München hatte immer noch den Vorsprung aus den ersten 10 Minuten und ging mit 34-19 in die Pause.

Nach der Halbzeitpause setzte sich das Spiel des zweiten Viertels durch, vorbei ist die Münchner Dominanz, aber auch Alba Berlin schafft es nicht, wesentlich zu verkürzen. In der Defense tun sich die Berliner gegen die langen Zweier durch den Bosnier Kovacevic schwer, die Münchner können den NBBL defense player of the year, Jannes Hundt, ihrerseits nur schwer stoppen. In diesem Viertel haben letztlich die Berliner mit 17-16 die Nase vorn. Für eine echte Chance müssten die Berliner mehr als nur einen Dreier bei 13 Versuchen treffen.

Muc-Alba_2

Zu Beginn des vierten Viertels kämpft sich Alba Berlin wieder auf bis 10 Punkte heran, aber zwei Dreier der Münchner lassen den Vorsprung wieder komfortabel anwachsen. So langsam kommen die Berliner auch in foul trouble. Unter dem Korb geht wenig für die Münchner, aber Alba Berlin macht nicht genug daraus. Der Vorsprung der Münchner pegelt sich bei um die 15 Punkte ein und es wirkt nicht so, als könne Alba Berlin noch irgendwie in die Nähe des Sieges kommen, schon gar nicht, als einer der besten Berliner, Tim Schneider, mit fünf Fouls vom Feld muss. Nach einem Dreier von Herwig und zwei Punkten aus dem fast break von John keimt bei -10 5 Minuten vor Schluss doch noch mal so etwas wie Hoffnung auf ein spannendes Spiel auf. Noch größer wird diese, nachdem Alba per Freiwurf und Zweipunktewurf auf 7 Punkte verkürzen kann. Ein unglücklicher Offense-Foulpfiff gegen Wagner stoppt dann diesen Lauf. München schwächelt von der Linie, Berlin verkürzt auf 6, aber so langsam läuft ihnen auch die Zeit weg. Bei einer Minute auf der Uhr muss für die Berliner bei Ballbesitz und -8 eine Menge klappen, wenn das noch gewonnen werden soll. Klappt es aber nicht, der Einwurf landet bei München, diese ziehen auf 10 weg und entscheiden in diesem Moment das Spiel. Noch ein paar Freiwürfe auf beiden Seiten, dann ist das Spiel aus. München gewinnt mit 66-56 und zehrt das ganze Spiel von dem Vorsprung aus dem ersten Viertel. Damit ist die Europa-Auswahl aus der bayrischen Hauptstadt für das Finale qualifiziert und trifft dort auf die Eintracht Frankfurt.

Muc-Alba_3

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert