Als die NBBL Basketball GmbH die Vergabe des Top4, also das Aufeinandertreffen der jeweils vier besten Teams im Bereich U16 (JBBL) und U19 (NBBL) bekannt gab, war die spontane Reaktion „Was? Schon wieder?“, denn bereits vor vier Jahren machte das Turnier in Westfalen Station. Allerdings haben sich gleich in beiden Altersklassen die Teams von Phoenix Hagen für die Endrunde qualifiziert und vor vier Jahren hatte Hagen bereits bewiesen, dass sie solch ein Turnier ausrichten können, also alles richtig gemacht.
Der erste Tag des Top4 ist für Fans, Zuschauer und schreibende Zuft oft eine echte Herausforderung. Schließlich gilt es vier Halbfinalpartien in JBBL und NBBL zu bewältigen, was dann in Summe auf doch 10 Stunden Basketball hinaus läuft. Wer dann noch mehrere Stunden Anreise hat, ist um 22:30 Uhr dann relativ „breit“. Die Erkenntnis aus vielen Top4-Turnieren in den letzten Jahren ist: Schon am Freitag anreisen! So lassen sich die vier Spiele doch recht angenehm geniessen.
day 1, game 1: Young Dragons Quakenbrück – TSV Breitengüssbach
Die Young Dragons sind die „letzten verbliebenen Mohikaner“ im Bundesliga-Basketball aus Quakenbrück nach dem sich das Profi-Team überraschend zurück gezogen hat und damit für viel Wirbel gesorgt hat. Wirbel, den das Nachwuchsteam möglichst von sich weg halten sollte. Der amtierende Titelträger hat mit Isiah Hartenstein den dominierenden Spieler nicht nur der eigenen Reihen, sondern des gesamten Jahrgangs aus Altersgründen verloren. Umso erstaunlicher, dass sie sich trotz dieses Aderlasses wieder für das Top4 qualifiziert haben. In der Vor- und Hauptrunde kassierten die Jungdrachen drei Niederlagen – u.a. gegen die ebenfalls beim Top4 vertretenden Youngster von Phoenix Hagen -, das Achtel- und Viertelfinale gestalteten sie dann gegen die Piraten Hamburg bzw. Giessen sehr souverän. Sehr viel bei den Dragons wird von der Leistung von Philipp Herkenhoff abhängen, der mit 21 Punkten und 14 Rebounds der überragende Spieler der Quakenbrücker im bisherigen Saisonverlauf ist. Unterstützung erhält er noch von Power Forward Henrik Prasuhn und den Guards Thorben Branko, Johann Potratz sowie Thorben Döding.
Verlieren, was ist das? – das ist das Motto des Nachwuchsteams der brose baskets, dem TSV Breitengüssbach. Die Franken gewannen alle ihre bisherigen Saisonspiele und waren selbst im Achtel- und Viertelfinale noch so überlegen, dass sie Spiele mit über 40 Punkten Differenz gewannen. Der dominierende Spieler der bisherigen Saison war bisher Nicolas Wolf mit 22 Punkten und 9 Rebounds. Aufgrund der Überlegenheit im leistungsstarken Süden war Breitengüssbach gegen die Artländer sicher leicht favorisiert.

Etwa 400 Zuschauer, darunter zwei Fanbusse aus Quakenbrück und mit vielen Trommeln „bewaffnete“ Breitengüssbacher Fans wollten die erste Begnung des Wochenendes sehen. Den Beginn der Partie dominierten die jungen Quakenbrücker, die mit einem Dreier von Potratz die ersten Punkte der Partie erzielten, durch jeweils zwei von Herkenhoff und Prasuhn am Brett nachlegten und Güßbach früh zu einer Auszeit zwangen. Nach Freiwürfen von Potratz und einem Block von Herkenhoff lief dann endlich auch für die Breitengüssbacher das Spiel besser; nach 4 Minuten erzielten sie ihre ersten Punkte durch Wolf und legten einen Dreier durch Haßfurther nach. Einen weiteren Zweier und Dreier von Wolf später hatten wir bei 12-10 ein ausgeglichenes Spiel. Bei den Quakenbrückern zog der schnelle Potratz immer wieder Fouls, liess an der Freiwurflinie aber ein paar liegen. Bei den Franken lief sehr viel über Wolf. Durch einige Freiwürfe und einen Dreier von Potratz konnten sich die Young Dragons wieder deutlicher absetzen, nach einem Dreier des Breitengüßbachers Feuerpfeil ging es mit 19-15 in die erste Pause.
Nach der Viertelpause punkteten zunächst zwei mal die Quakenbrücker mit Foul, konnten aber jeweils die Bonuswürfe nicht verwandeln. Im zweiten Viertel viel Energie von Henrik Prasuhn auf Quakenbrücker Seite an beiden Enden des Feldes, aber auch unglückliche Entscheidungen und schwache Würfe. Ein Dreier von Herkenhoff rückte Mitte des Viertels die Diffferenz in den zweistelligen Bereich, aber sechs direkte Punkte von Wolf und Haßfurther für die Breitengüßbacher gestalteten umgehend die Partie wieder knapper. Mit 33-26 endete die erste Halbzeit, die vom Duell Herkenhoff – Wolf stark geprägt wurde.
Der Beginn des dritten Viertels stand im Zeichen der Protagonisten des Spiels, Herkenhoff auf Quakenbrücker und Wolf auf Breitengüssbacher Seite, die jeweils vier Punkte markierten. Steals und leichte Punkte aus dem fastbreak durch Quakenbrück bis zur Mitte des dritten Viertel rückten den Vorsprung der Artländer wieder in den zweistelligen Bereich. Mit zunehmendem Sjpielverlauf machte sich bei Herkenhoff immer mehr der Kräfteverschleiß bemerkbar, da hätte ihm eine Pause gut getan, die er jedoch nicht bekam. Die Rebounds, die er in der ersten Hälfte noch holte, landeten nun bei Breitengüßbach. Wolf auf seiten der Franken konnte dem gegenüber noch zulegen und bis kurz vor Ende der Partie fast ausgleichen. Ein technisches Foul des Breitengüssbacher Coaches, mit dem er seinem Team einen Bärendienst erwies, und dann doch noch mal Punkte von Herkenhoff sorgten für eine knappe 51-46 Führung der Young Dragons.

Zu Beginn des letzten Spielabschnitts erhielt Herkenhoff die dringend nötige Pause. In dieser Phase kamen die Young Dragons nicht mehr ans Brett und trafen von aussen nichts, nach 7 Punkten in Folge ging Breitengüssbach in der 33. Minute zum ersten Mal in diesem Spiel in Führung (53-51). Nach einer Auszeit gab Herkenhoff wieder, aber beim gesamten Team der Young Dragons war der shooting touch weg. Allerdings konnte auch Breitengüßbach wenig daraus machen und als nach fast 5 Minuten die ersten Punkte des vierten Viertels für Quakenbrück durch einen Dreier von Potratz fielen und Döding noch einen Dreier nachlegte, hatten die Niedersachsen wieder die besseren Karten und die 57-53 Führung. Nach minutenlanger Punkteflaute hüben wie drüben konnte als erstes Breitengüßbach wieder offensiv Akzente setzen, Herkenhoff dann jedoch mit einer sehr entscheidenden Situation: Offensivrebound nach zwei verworfenen Freiwürfen und and-one zum 60-55 zwei Minuten vor Schluss. Haßfurther für zwei bei Breitengüßbach, Quakenbrück mit Airball und bei weniger als einer Minute auf der Uhr +3 für Quakenbrück. Wolf macht einen schweren Wurf nicht, bei Quakenbrück nutzt Döding eine gute Chance zur Vorentscheidung nicht selbst, sondern passt auf einen im Aus stehenden Mitspieler. Die letzen 23 Sekunden Güßbach mit Ball und drei Punkten hinten. Der Dreier von Feuerpfeil geht knapp daneben, aus dem schnellen Foul und den zwei Freiwürfen macht Hohler seinen einzigen Punkt für die Quakenbrücker und die 4 Punkte Führung. Der nächste Dreier der Güßbacher ist deutlich zu kurz, den Rebound sichert sich – ja, wer wohl? – Philipp Herkenhoff. Dass er dann beide Freiwürfe daneben setzt spielt keine Rolle mehr, die Young Dragons Quakenbrück ziehen mit einem 61-57 ins JBBL-Finale ein.
day 1, game 2: Phoenix Hagen Youngster – BBA Ludwigsburg
Die U16 des Gastgebers Hagen hatte relativ überraschend Alba Berlin trotz Heimvorteils der Berliner mit zwei Auswärtssiegen aus dem Wettbewerb eliminiert und konnte sich somit für das heimische Top4 qualifizieren, Ludwigsburg setzte sich gegen das Nachwuchsprogramm von Bayern München durch.
Dank Beteiligung der Hagen Youngster füllte sich zum zweiten Spiel die Halle zunehmend. Die Startphase des Spiels gehörte zunächst den Gastgebern, die immer wieder zum Korb zogen und dabei punkteten und dabei gefoult wurden. Nach knapp 6 Minuten gelangen den Gästen die ersten Punkte aus dem Feld, da hatte Hagen bereits 10 erzielt. Jasper Günther, der Bruder von Nationalspieler Per, ist so schnell, aber auch so klein wie der ältere Günter-Bruder. Ludwigsburg bringt eine Unmenge an Physis aufs Parkett, kann aber in der Anfangsphase die Geschwindigkeitsvorteile der Hagener nicht matchen. Mit Verlaub des Viertels brachte Ludwigsburg den Ball aber immer besser ans Brett und konnte verkürzen, Hagen stark, wenn es schnell wurde sowie mit Würfen von außen. Mit einer 19-13 Führung der Hagener ging es in den zweiten Spielabschnitt.
Das zweite Viertel begann so wie das erste. Ludwigsburg mit schnellem Spiel, steals und einfachen Punkten. Bei zweistelligem Rückstand (15-25) sah sich der Coach der Ludwigsburger gezwungen, eine Auszeit zu nehmen. Ludwigsburg mit starken Vorteilen am Brett, machen aber zu wenig daraus, Hagen mit schönem Passspiel und unglaublichem Einsatz.
In der Halbzeitpause hat der Coach der Ludwigsburger an den richtigen Stellschrauben gedreht, die Schwaben bekommen besseren Zugriff aufs Spiel und starten in den ersten vier Minuten eine 8-0 Serie. Hagen konnte sich kaum noch einmal durchsetzen. Als Ludwigsburg dann auch noch von aussen getroffen hat, lag Hagen schnell mit 10 hinten. Nur vier Hagener Punkte in über sieben Minuten sind natürlich auch Teil der Story. Mit viel Herz und Publikumsunterstützung kämpften sich die Hagener bis zum Ende des dritten Viertels noch mal auf -5 heran, die spielerischen Nachteile waren jedoch augenscheinlich.

Hagen hustled und fighted un jeden Ball, macht aber wenig daraus, belohnen sich nicht für ihren Einsatz. Ludwigsburg kann den Abstand konstant bei ca. 5 Punkten Vorsprung halten. Sie scheinen das Spiel im Griff zu haben. Scheinen! Denn Mitte des letzten Viertels gelingen den Hagenern auf einmal ein paar stops und eigene Punkte und plötzlich sind sie bis auf -1 dran. In den letzten Minuten entscheiden es dann immer wieder Offensivrebounds, teilweise gleich mehrere am Stück, die die Ludwigsburger mit ihrer überlegenen Physis und Athletik holen. 20 Sekunden vor Schluss macht ein krachender Dunking zum 60-67 den Deckel drauf, ein verwandelter Freiwurf stellt den Endstand zum 60-68 her. Die BBA Ludwigsburg trifft im Finale auf die Young Dragons Quakenbrück. Es wird interessant sein, ob und wie Quakenbrück die Ludwigsburger Athletik stoppen kann.
