Ein turbulentes und verrücktes Jahr neigt sich dem Ende zu: drei verschiedene Trainer, eine verlorene Finalserie, Spieler kamen und gingen, Siegesserien, Niederlagenserien, Tränen, Stolz. Es war einfach alles dabei. Da kommt nun zum Abschluss ausgerechnet der ewige Rivale aus dem Westen zu uns in die Heimat!
Der vorläufige Tiefpunkt im Jahr 2011 war eine desaströse Heimniederlage gegen die Baskets aus Bonn. Ausgerechnet vor heimischem Publikum in einer ausverkauften O2-World wurde man von eigentlich schwächelnden Bonnern deklassiert. Buh-Rufe und Pfiffe in Richtung der eigenen Spieler: Alba war am Boden.
Mit dem letzten Spiel des Jahres schließt sich nun der Kreis: Bamberg hin oder her, Berlin gegen Bonn zieht immer. Das Duell Hauptstadt gegen Ex-Hauptstadt, das böse Imperium gegen den ewigen Vizemeister oder wie es die Bonner nennen: die Mutter aller Spiele. Kein anderes Duell zieht so viele Menschen in die o2-World. Die letzten drei heimischen Begegnungen waren alle ausverkauft, durchschnittlich kamen seit dem Umzug in die Arena am Ostbahnhof 13.500 Zuschauer zu den Spielen gegen die Baskets und auch dieses Mal scheint die Hütte wieder voll zu werden.
Dabei hat zumindest die sportliche Rivalität in den vergangen zwei Jahren stark nachgelassen: beide Teams, insbesondere Bonn, schwächelten in der Vergangenheit National. Wirklich spannende Spiele kamen auch nicht auf. Die wirklich letzten großen Schlachten wurden im Pokalfinale 2009 und in den anschließenden Playoffs ausgetragen.
Während Alba zuletzt national größtenteils wieder sehr souverän agierte, tut sich das Team mit den Magenta-Trikots trotzt guten Saisonstarts schwer: Nach fünf Niederlagen in Serie rutschte man auf einen Nicht-Playoff Platz. Löste der umgekrempelte Kader zu Beginn noch für Euphorie am Rhein, pendelte sich mit der Zeit Ernüchterung ein: mit einer ausgeglichenen Bilanz (7-7) stehen die Bonner nun auf einen enttäuschenden elften Platz. Auch die kritischen Stimmen an Headcoach Michael Koch mehren sich.
Trotzdem können wir uns am Freitag auf interessante Duelle freuen: Auf der Pointguard-Position kriegen es DaShaun Wood und Heiko Schaffartzik mit dem Regisseur schlechthin, Jared Jordan, zu tun. Nach einem Jahr im Ausland, kehrte der US-Amerikaner nach Bonn zurück und ist bisher der beste Passgeber (7,4 Assists pro Spiel) der gesamten Liga. Die Flügelpositionen sind fest in Litauischer Hand: Benas Veikalas und Simonas Serapinas liefern zusammen gut 23 Punkte pro Spiel, zeigen sich aber für litauische Verhältnisse nicht besonders stark von jenseits der Dreipunkte-Linie. Unter dem Korb regieren zwei US-Amerikaner: Neuzugang Tony Gaffney ist als Powerforward gesetzt. Am Freitag wird auch Torin Francis erstmalig Bekanntschaft mit den Ellenbogen von Chris Ensminger machen. Ense-Sense bringt auch mit 38 Jahren immer noch überzeugende Statistiken und holzt unter dem Korb munter weiter. Unbedingt beliebter macht ihn das aber in Berlin weiterhin nicht. Seit 12 Jahren teilt der Amerikaner in der Bundesliga munter aus, seit seiner Bamberger Vergangenheit ist der Holzhacker in der Hauptstadt Staatsfeind Nummer eins.
Und auch so kann man sich, trotzt des mittelmäßigen Tabellenplatzes der Bonner, auf eine packende Begegnung zweier Erzrivalen freuen. Berlin und Bonn sind zwei der wenigen Vereine die im Verlaufe der vergangenen Jahrzehnte relativ konstant immer vorne dabei sind. Beide Vereine sind nicht ständigen Namensponsoren-Wechseln unterworfen. Beide Vereine besitzen eine relativ breite Fanbasis, wobei man als Berliner neidlos anerkennen muss, dass Stimmungsmäßig spätestens seit dem Umzug in die o2-World, die Bonner die Nase vorne haben. Hier kann man als Berliner Zuschauer aktiv was dagegen tun und zum Jahresabschluss nochmal alles geben. Die Jungs von Block212 planen zum Spiel auch eine kleine Überraschung. Man kann gespannt sein.
Alba Berlin- Telekom Baskets Bonn
30.12.2011, 18:30- o2 World