Immer wieder rannten sie an, mit voller Wucht. Über vierzig Minuten versuchte das Team von Alba Berlin in Führung zu gehen, unzählige Male standen sie kurz davor das Spiel an sich zu reißen. Doch das Bollwerk von Maccabi Tel Aviv wollte einfach nicht fallen. Mit 64:73 verloren die Albatrosse das entscheidende Spiel im Top-16 und verpassten damit denkbar knapp das Euroleague-Viertelfinale. 14.133 Zuschauer erlebten ein packendes Spiel, in dem das Heimteam kein ein einziges Mal in Führung gehen konnte und immer wieder nur zum Ausgleich kam. Ein Überragender Devin Smith sorgte mit 28 Punkten letztendlich für den Unterschied.

Sommerähnliche Temperaturen, strahlender Sonnenschein und eine volle Arena am Ostbahnhof: keine Frage, das Playoff-Gefühl stellte sich schon weit vor Spielbeginn ein. Und genau das war es ja auch: Do-or-Die, siegen oder fliegen oder einfach nur Entscheidungsspiel. Die Unruhe vor der Begegnung lag förmlich in der Luft, an diesem Abend sollte Großes passieren.

Unbeeindruckt davon startete jedoch Maccabi ins Spiel. In den ersten Angriffen wurde versucht den Ball ans Brett zu bringen, als zweite Option kam dann der Distanzwurf, den Devin Smith innerhalb weniger Minuten gleich drei Mal traf. Früh lag Alba mit 6-15 zurück. Zu diesem Zeitpunkt war die Nervosität bei den Anspielversuchen innerhalb der Zone zu merken, innerhalb der Dreipunktelinie wollte einfach nichts gelingen. Erst nach 8 Minuten fiel der erste Wurf aus der Mitteldistanz! Zuvor blieb Alba nur dank vier Dreiern im Spiel. Auch wenn Reggie Redding mit Ablauf des ersten Viertels einen Einwurf abfing und den Ball durch den Ring stopfte, konnte Alba nicht an die guten Starts wie zuletzt gegen Galatasaray und Belgrad anknüpfen und ging mit einem 17-21 Rückstand in die erste Viertelpause.
Auch im zweiten Viertel tat sich Alba schwer damit, direkt am Brett zu punkten. Auf der anderen Seite zeigte sich die Defense wesentlich verbessert, Maccabi wurde oft zu schlechten Würfen und Turnovern gezwungen. So konnte die zwischenzeitlich auf 9 Punkte angewachsene Führung der Gäste erstmals nach etwas mehr als 5 Minuten egalisiert werden, weil nun auch mehrere Mitteldistanzwürfe fielen. Ärgerlich, dass die Wirkung dieses Laufes innerhalb weniger Angriffe wieder von leichten Maccabi-Punkten zunichte gemacht wurde. In einigen Fällen reichte den Israelis nach einem Defensiv-Rebound ein langer Pass über das komplette Spielfeld um zu einfachen Punkten zu kommen. Dadurch betrug der Halbzeitrückstand aus Berliner Sicht letztendlich sieben Punkte (34:71).

Auch im dritten Viertel kam Alba zunächst einfach nicht in Brettnähe zu Punkten und suchte vermehrt den Wurf von außen. Dafür kassierte Maccabi allerdings recht schnell vier Teamfouls und besonders der Koloss Sofoklis Shortsanitis und Brian Randle katapultierten sich mit ihrem zweiten und dritten Foul direkt auf die Bank. Plötzlich drehte sich das Blatt zugunsten von Alba, doch in Brettnähe wollte zunächst immer noch nichts gelingen. Generell wirkte die Alba-Offense recht einfallslos, immer wieder mussten Notwürfe mit Ablauf der Shotclock genommen werden. Noch schlechter machte es glücklicherweise Maccabi, die nun von Albas Defense förmlich erdrückt wurden. Ärgerlich nur, dass die Berliner zwar immer auf der Schwelle standen, die Führung zu übernehmen oder zumindest auszugleichen um das Momentum zu erobern – dann aber die entscheidenden Würfe nicht trafen oder Offensivrebounds zuließen. So rettete sich Maccabi mit einer knappen Führung ins vierte Viertel (53-51).

Auch im Schlussabschnitt schien der Lauf von Alba weiterzugehen. Als durch Leon Radosevic dann der Ausgleich fiel und direkt im Anschluss die Gäste es nicht schafften einen Einwurf innerhalb von fünf Sekunden auszuführen, explodierte die Halle förmlich. Doch wieder konnte Alba davon nur bedingt profitieren, weil die entscheidenden Würfe zur Führung einfach nicht fallen wollten. Wie erwartet kam fünf Minuten vor dem Ende ein Lauf der Gäste, die sich wieder auf sieben Punkte absetzen konnten. Verunsicherung machte sich auf den Rängen breit, nicht jedoch auf dem Spielfeld. Gute Defense, Schrittfehler von Randle und das wichtige fünfte Foul von Shortsanitis brachte Alba wieder auf drei Punkte herran. Immer wieder war es jedoch Devin Smith mit seinen tödlichen Distanzwürfen, der Maccabi in Führung hielt. So sehr Alba in dieser Saison auch Comeback-Qualitäten bewiesen hatte, als 90 Sekunden vor dem Ende bei sechs Punkten Rückstand zunächst Jonathan Tabu und direkt danach Reggie Redding einfache Korbleger vergaben, machte sich immer mehr die Angst breit, dass es heute nicht reichen würde. Wenig später wurde aus der Befürchtung bittere Realität. Bei neun Punkten Rückstand und noch dreißig Sekunden auf der Uhr war der Drops gelutscht. Alba hatte an der Sensation geschnuppert, konnte aber nicht im entscheidenden Moment zugreifen. Trotz einer überragender Euroleague-Saison blieb direkt nach dem Spiel der bittere Beigeschmack, dass mehr möglich gewesen wäre.

Was noch auffiel:
Maccabi ließ oft Brian Randle den Ball nach vorne bringen. Alba presste zwar wie immer über das ganze Spielfeld, aber gegen den wesentlich agileren Randle hatten die direkten Gegenspieler King und McLean keine Chance Druck auszuüben, eine große Stärke der Berliner konnte damit halbwegs neutralisiert werden.
Anspiele auf Jamel McLean wurden von Tel Aviv sehr gut verhindert, auch sonst konnte Alba in Brettnähe so gut wie gar nichts ausrichten. Das Spiel von Alba verlagerte sich damit zwangsläufig weiter nach außen, Mitteldistanz- und Dreipunktwürfe hielten Alba in der ersten Halbzeit im Spiel.
Maccabi erlaubte sich eine unglaublich schlechte Freiwurfquote. Erst bei noch zwei zu spielenden Minuten im dritten Viertel fiel der erste Treffer von der Linie.
Ein Gedanke zu „Im entscheidenden Moment nicht zugepackt: Alba verliert das Entscheidungsspiel gegen Maccabi“