hashtag? Nein, gemeint ist kein Tag, an dem man den Duft bewusstseinserweiternder Kräuter inhaliert, sondern die sog. „Doppelkreuzmarkierung“ oder auch „Raute“ in den ebenfalls sog. „sozialen Medien“, bei denen man sich immer wieder fragt, was genau denn sozial an ihnen wäre. Tatsächlich sollen diese Doppelkreuzmarkierungen bei der Suche nach Beiträgen zu gleichen oder ähnlichen Themen helfen. Eines der meistverwendeten hashtags im Basketball-Umfeld ist aktuell #playoffsbaby. Ein untrügliches Zeichen, dass diese unmittelbar vor der Tür stehen. Also die Playoffs, nicht die Babies. Höchste Zeit, sich auch mal mit dem Playoffauftakt von Alba Berlin (Sonntag, 10.05., 20:15 Uhr, O2 world Berlin) zu befassen.
In seiner 25. Saison geht Alba Berlin in seine 25. Playoffs in Folge, mit anderen Worten: hat diese immer erreicht. Das ist einsamer BBL-Rekord, ebenso wie 15 Finalteilnahmen in diesem Zeitraum. Aber All-time Rekorde und vergangene Erfolge zählen jetzt absolut nichts mehr, für die Playoffs 2014/15 sind die Uhren komplett auf Null gestellt, auch die sehr gute Hauptrunde von Alba Berlin, wenn auch am Ende wegen der Heimniederlage gegen die brose baskets „nur“ mit Platz 2 abgeschlossen, bringt nicht mehr als den Heimvorteil im Viertel- und einem möglichen Halbfinale. Man muss drei Mal erfolgreicher als der Gegner sein. Sonst nichts, egal wann, egal wo.
Als Gegner treffen die Berliner auf die EWE Baskets Oldenburg. Bereits zum vierten Mal in den vergangenen zehn Jahren. Bei den bisherigen drei Aufeinandertreffen in den Playoffs hat sich bisher immer Alba Berlin durchgesetzt, es waren jedoch immer spannende, teils dramatische Serien. Anders als gegen die brose baskets ist den Berlinern gegen die Norddeutschen noch kein sog. „sweep“ (Durchmarsch ohne Niederlage) gelungen. Zwei Mal ging die Serie sogar über die volle Distanz von fünf Spielen. Auch für die aktuelle Auflage ist trotz der sehr unterschiedlich verlaufenden Saison beider Teams nicht unbedingt mit einer klaren Sache zu rechnen.
Die Oldenburger, die eine turbulente Hauptrunde hinter sich haben, gehen nur als Siebter in die Playoffs, können dort aber relativ befreit aufspielen. So liess der geschäftsführende Gesellschafter der Oldenburger, Herrmann Schüller, gegenüber der Lokalzeitung NWZ verlauten, dass bei einem Ausscheiden im Viertelfinale „die Welt nicht zusammen [bricht]„. Schüller weiter: „Durch den Pokalsieg ist diese Saison bereits gerettet, diesen Titel kann uns keiner nehmen. Alles, was jetzt noch kommt, ist ein Bonus für uns.” Das klingt dann doch ein wenig nach dem berühmten „Pfeifen im Walde“; eine Organisation wie die EWE baskets mit den entsprechenden Strukturen und auch finanziellen Möglichkeiten sollte sich intern schon das Halbfinale zum Ziel gesetzt haben. Der größere Druck liegt aber selbstverständlich bei den Berlinern. Der erste Knackpunkt für die Oldenburger kam bereits früh in der Saison mit dem Abgang des Spielmachers Tywain McKee aus bis heute nicht kommunizierten Gründen. McKee begann sein kurzes Gastspiel an der Hunte mit 6 Punkten und Effektivität 8 und beendete diese nur drei Wochen bzw. 5 Spiele später mit 20 Punkten und Effektivität 32 und aufsteigender Tendenz. Er hätte den Oldenburgern sicher helfen können. Das trifft auf seinen Nachfolger Casper Ware nur bedingt zu. Dieser nimmt die meisten Würfe aller Oldenburger Spieler, hat dabei aber die schlechteste Wurfquote aller Rotationsspieler. Diese Kombination führt bei Mitspielern nicht immer zu Begeisterungsstürmen, auch wenn er ab und an auch gute Momente dabei hatte, mit seinen 26 Punkten maßgeblich zum Heimsieg gegen die brose baskets beigetragen hat. Generell glich die gesamte Saison der Oldenburger dem Spiel ihres gedachten Spielmachers Ware: einer Achterbahnfahrt! 19 Siegen u.a. gegen Top-Teams wie Ulm, Bonn, Bamberg und auch in Berlin sowie dem Gewinn des Pokals in heimischer Halle gegen die brose baskets standen auch immer wieder Rückschläge gegenüber, 15 Niederlagen und zum Teil richtig schlechte Leistungen in eigener Halle gegen Teams aus dem Mittelfeld oder gar Tabellenkeller in eigener Halle. Eine 60-80-Heimklatsche gegen den Absteiger TBB Trier hat dann Headcoach Sebastian Machowski den Kopf gekostet. Okay, der Kopf ist hoffentlich noch dort, wo er hingehört, aber das Management hatte endgültig den Glauben verloren, dass Machowski das Ruder noch herum reissen könne und immerhin der Job war weg. Besserung sollte der eigene Coach der ProB-Mannschaft, Mladen Drijencic, bringen … und tat dies … bedingt. Nach so viel Auf und Ab den Pokal zu gewinnen, war eine große Leistung. In der BBL ging die Unkonstanz jedoch so weiter wie bisher, vier Siegen stehen drei Niederlagen gegenüber (Machowski 15-12).

Pros & Cons
Welches Gesicht ist nun von Oldenburg in den Playoffs zu erwarten? Wie gesagt, ein Team, dem nach aussen hin vom Management kein Druck gemacht wird, das also befreit aufspielen kann. Ob das intern genauso ist, mag man glauben oder nicht. In jedem Fall ist Oldenburg aber ein Team mit genügend Qualität, um grundsätzlich jedes andere BBL-Team schlagen zu können. Das haben sie mit den zwei Siegen gegen die brose baskets, in Berlin und gegen einige andere Teams schon bewiesen.
Vorteil Oldenburg: Playoff-Erfahrung. Wenn ein Team weiß, worauf es in den Playoffs ankommt, dann Oldenburg. Allein Paulding, Jenkins und Chubb dürften zusammen mehr Playoffspiele absolviert haben, als das komplette Alba-Team zusammen. Aber auch Alexandrov, Kramer, Smeulders oder Zwiener haben bereits einige Playoffs hinter sich gebracht. Gerade in den Playoffs hat Erfahrung einen hohen Wert; zu wissen, wann das Team was von wem braucht.
Vorteil Alba: Stahlbad Europa. 24 Spiele in der Euroleague sind eine Erfahrung, die man mit noch so viel Training nicht simulieren kann. Wer sich regelmäßig mit den besten Spielern Europas mißt, verbessert dabei zwangsläufig sein eigenes Spiel. Zudem erhöhen Siege gegen absolute europäische Spitzenteams wie FC Barcelona, Maccabi Tel Aviv oder Panathinaikos Athen das Vertrauen in die eigene Stärke. Oldenburg hat fast schon traditionell den europäischen Wettbewerb (den auf 36 Teams aufgeblähten Eurocup) nicht besonders ernst genommen und nach einem 1-5 Start war die Richtung schon schnell klar. Viel Positives nahmen die Oldenburger aus der kurzen Euro-Saison nicht mit.
Vorteil Oldenburg: Frische. Aufgrund der erwähnten kurzen Europa-Saison hatte Oldenburg bisher nur 46 Spiele in dieser Saison zu absolvieren. Seit vielen, vielen Wochen haben sie nur noch ein Spiel pro Woche und relativ viel Zeit zur Regeneration. Bei Alba summiert sich das auf bisher 63 Pflichtspiele bzw. de facto eigentlich die komplette Saison durch zwei Spiele pro Woche. Das geht auf die Dauer an die Substanz.
Vorteil Alba: Rhythmus. Was einerseits ein Nachteil ist – Beanspruchung, Substanz – kann auf der anderen Seite aber auch ein Vorteil sein. Alba ist diesen Rhythmus mit zwei Spielen pro Woche schon die ganze Saison gewohnt. Mehr als Oldenburg. Gerade die Spiele zwei bis vier der Viertelfinalserie im Abstand Mittwoch – Freitag – Sonntag könnten für Oldenburg eine größere Herausforderung sein.
Nachteil Oldenburg: Alter. Kein Playoffteam ist so alt wie das der Oldenburger. Das Durchschnittsalter der Rotation ist über 28 Jahre, mit Chubb, Jenkins, Paulding und Zwiener hat fast eine handvoll Spieler die 30 bereits überschritten bzw. steht kurz davor. Bei Alba hat lediglich Kapitän Alex King seit ein paar Wochen eine 3 vorne zu stehen. Je länger die Serie geht, könnte das zu einem Faktor werden.
Vorteil Alba: Coach. Mladen Drijencic hatte durchaus positiven Einfluss auf das Spiel der Oldenburger. Dafür steht natürlich der Pokalsieg an erster Stelle. In der BBL gab es vier Siege bei drei Niederlagen. Was aber vor allem fehlt, ist Erfahrung in den Playoffs; die letzten fünf Jahre hat er im Amateurbereich oder als Assistenztrainer verbracht. Da hat Sasa Obradovic eindeutig mehr zu bieten. Der Serbe bringt die Erfahrung von einigen Playoff-Serien und dieversen Titeln in verschiedenen Ländern mit. Als ehemaliger Weltklasse-Guard kann er sich auch besser hinein versetzen, was für die Spieler in den Playoffs wichtig ist.
Vorteil Oldenburg: Druck. Der Druck auf die Oldenburger ist sicher nicht ganz so entspannt, wie von Schüller behauptet, mit einem Spieleretat nur wenige hundertausend Euro unter dem von Alba wird das interne Ziel nicht das bloße Erreichen der Playoffs sein. Trotzdem ist bei einer Konstellation Zweiter gegen Siebter natürlich der Druck bei Berlin deutlich größer. Alba will unbedingt in den europäischen Wettbewerb, dafür müssen sie mindestens das Halbfinale erreichen. Zudem muss Alba immer vorlegen, Oldenburg kann nachlegen. Gerade in Spiel Eins ist der Druck sehr hoch für Alba Berlin. Das kann auch mal zu einer Verkrampfung führen. Allerdings haben sie in dieser Saison auch schon bei Panathinaikos Athen bewiesen, dass sie auch mal gewinnen können, wenn sie gewinnen müssen.
Vorteil Alba: Defense! Alba Berlin hat die beste Defense der Liga. Statistisch haben die brose baskets zwar weniger Punkte kassiert, sich aber seit vielen Wochen nur noch auf die Bundesliga konzentriert, während sich Berlin zwischen zwei Euroleague-Spielen in der BBL ab und an nur auf das Nötigste konzentriert hat. Bei voller Fokussierung kann die Berliner Defense um den best defense player of the year, Cliff Hammonds, auch europäische Spitzenteams zur Verzweiflung treiben. Oldenburg hat über die Saison fast 80 Gegenkörbe kassiert, Berlin etwas über 73 – obwohl sie sich wegen der Doppelbelastung nicht bei jedem Spiel 100% defensiv reingehangen haben.
Vorteil Oldenburg: instant firepower. Oldenburg kann als Team sehr schnell sehr viele Punkte erzielen. Dafür haben sie gleich mehrere Protagonisten, die jederzeit heiss laufen können und nnerhalb weniger Minuten zweistellig punkten. Der absolute Spezialist dafür ist natürlich Rickey Paulding, aber auch Ware, Jenkins, Alexandrov und Stuckey sind dafür gut. Wenn gleich mehrere Oldenburger Spieler on fire sind, kann ein Spiel auch mal gut und gerne so wie das Ligaspiel in der Max-Schmeling-Halle ausgehen.
Zahlen, bitte!
Nahezu alle statistischen Werte sprechen für Alba Berlin. Der Vizemeister erielt mehr Punkte vorne und kassiert weniger hinten. Sie sind treffsicherer am Brett und aus der Distanz und somit auch in der Gesamt-Trefferquote vorn. Sie greifen sowohl mehr Offensiv- als auch mehr Defensiv-Rebounds. Sie spielen mehr Assists, stealen öfter den Ball und blocken öfter ihre Gegenspieler. Lediglich die Freiwurfquote ist bei den Norddeutschen besser, auch wenn sie sieben Freiwürfe weniger pro Partie werfen. Zudem verlieren sie ein Mal pro Partie weniger den Ball.
Zu viel sollte man allerdings nicht in diese Zahlen herein interpretieren. Mit Beginn der Playoffs wird wirklich alles auf Null gestellt und es beginnt faktisch eine neue Saison. Da ist Alba Berlin dank des Heimvorteils leichter Favorit, mehr aber nicht. Wer ins Halbfinale will, muss drei Mal gewinnen, sonst nichts! Egal wie, egal wo.