ÌAlba hat das Prestige-Duell gegen den FC Bayern München deutlich mit 90-74 gewonnen. In einer Partie mit eher durchschnittlichem Niveau lag das Heimteam das komplette Spiel über komfortabel in Führung und baute den Vorsprung im letzten Viertel noch einmal deutlich aus. Alba bleibt mit dem Sieg in der Basketball-Bundesliga ungeschlagener Tabellenführer, während die Bayern wettbewerbsübergreifend ihre vierte Niederlage in Serie kassierten. Topscorer der Berliner wurden vor 14.052 Zuschauern Jordan Taylor und Elmedin Kikanovic (je 16 Punkte).
Starting Five Alba: Cherry, Vargas, Milosavljevic, Watt, Loncar
Starting Five Bayern: Gavel, Djedovic, Rivers, Thompson, Bryant
So sehr dieses Duell auch elektrisiert und emotional aufgeladen ist: Vor dem Spiel galt der Aufmerksamkeit der Terror-Opfer in Paris, derer mit einer Schweigeminute gedacht wurde.
Alba startete gut und mit viel Druck in die Partie, nach knapp 2 Minuten stand bereits eine 8-0 Führung auf dem Videowürfel. Bayern konnte mit der Aggressivität der Berliner nicht mithalten und gönnte sich dazu in der Defensive noch einige Aussetzer. Das sollte sich grundsätzlich nach einer frühen Auszeit von Pesic nicht ändern, auch wenn Cherry früh sein zweites Foul kassierte. Generell gaben die Schiedsrichter eine klare Linie vor, es wurde recht kleinlich gepfiffen. Das führte dazu, dass der Spielfluss etwas ins Stocken geriet. Auf Berliner Seite war jedoch auch der eingewechselte Jordan Taylor mitverantwortlich, dem es zunächst nicht gelang, die richtigen Entscheidungen zu treffen und eine klare Struktur ins Offensivspiel zu bringen. Ein toller Wurf in letzter Sekunde von der Mittellinie von Alex King sorgte für den ersten richtig lauten Jubel in der Halle und die 24-15 Führung nach dem ersten Viertel.
Auch nach der Viertelpause wirkte Alba wacher, konnte jedoch zunächst kein Kapital daraus schlagen. Nach einen 6-0 Zwischenspurt der Bayern drohte der Rhythmus endgültig verloren zu gehen, ein Auszeit von Obradovic sorgte allerdings wieder für Ordnung. Auch die konsequente Linie der Schiedsrichter setzte sich fort, was den Münchenern eher in die Karten spielte. Generell war das zweite Viertel ein ständiges Hin-und Her. Immer wenn Alba auf dem Weg war sich abzusetzen antworteten die Bayern mit einem kleinen Lauf. Und immer wenn die Gäste an Fahrt aufnahmen, stellten die Berliner umgehend ihre kleine Führung von 6 bis 10 Punkten wieder her. Erst zum Ende des Viertels kippte das Spiel immer mehr Richtung Heimteam, auch weil im Angriff immer wieder der offene Niels Giffey gefunden wurde oder sich die Bigmen erfolgreich in Brettnähe positionieren konnten. Mit einer, auch in der Höhe, verdienten 49-38 Führungen für Alba ging es in die Halbzeitpause.
Im dritten Viertel traten die Schiedsrichter ebenfalls oft in Erscheinung. Für den Geschmack der meisten Zuschauer viel zu oft. Zwei schnelle Fouls von John Bryant beförderten den Center direkt auf die Bank. Auch KC Rivers, bis dahin einer der wenigen offensiven Lichtblicke der Gäste, kassierte früh sein viertes Foul. Ohne Savanovic und den auf der Bank sitzenden Bryant, fehlte den Bayern der benötigte werfende Bigman. In Folge dessen, gestaltete sich das Offensivspiel der Münchener sehr statisch. Auf der Gegenseite tat sich allerdings auch Alba schwer, das Spiel wurde nun insgesamt mehr an der Freiwurflinie verbracht als mit Spielaktionen. Erst zum Ende des Viertels gelangen den Albatrossen mehrere erfolgreiche „Durchstecker“ in die Zone auf Loncar und Wohlfarth-Bottermann. In welche Richtung dieses Spiel nun endgültig gehen würde zeigte Anton Gavel: einen vollkommen offenen Dreier aus der Ecke brachte der Deutsch-Slowake nicht einmal den Ring. Airball! Unnötige Ballverluste im Gegenzug zeigten jedoch auch, dass das Spiel stark an Qualität verloren hatte. Die strengen Schiedsrichter-Entscheidungen hatten ihren Beitrag dazu geleistet. Die Führung von Alba blieb jedoch auch mit Ende des dritten Viertels deutlich: 66-53.
Im letzten Abschnitt versuchte Alba von Beginn an die Vorteile am Brett konsequent auszunutzen, in der Defensive häuften sich nun allerdings die Unachtsamkeiten. Der Knackpunkt des Spiels ereignete sich dann 6 Minuten vor dem Ende: KC Rivers kassierte sein fünftes Foul, geriet darüber in Rage und verursachte zusätzlich noch ein technisches Foul. In der Folge gelang Alba ein 9-2 Lauf, der die Führung auf +19 Punkte (83-64) anschwellen ließ. Der Rest blieb entspanntes Auslaufen, in dem Niels Giffey mit einem schönen behind-the-back Pass noch für den Glanzpunkt des Abends sorgte.
Was sonst auffiel:
- Bayern verzichtete etwas überraschend auf Dusko Savanovic, dafür erhielt Andreas Seiferth recht viel Spielzeit (die er allerdings nicht wirklich nutzen konnte). Ohne den wurfstarken Savanovic konnten die Bayern die gegnerische Verteidigung nicht so effektiv auseinanderziehen wie sonst, das vereinfachte es den Berliner Guards defensiven Druck auszuüben.
- Vor dem Spiel stellte sich die Frage, wie Alex Renfroe empfangen werden würde. Die Reaktionen fielen gemischt aus: Lautes pfeifen, aber auch viel Applaus war zu vernehmen. Da kamen andere Ex-Alba Spieler in der Vergangenheit wesentlich schlechter davon.
- Obwohl Alba durch Foulprobleme von Bryant am Brett lange Zeit einen Vorteil besaß, sorgten die Distanzwürfe im letzten Viertel für den entscheidenden Durchbruch. Insgesamt strahlten die Berliner von der Dreierlinie viel Gefahr aus.