Gegen Frankfurt in die Erfolgsspur?

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Kann Jonas Mattisseck mit seiner starken Defense die Kreise von Quantez Robertson einengen?

Schon zum 80. Mal treffen heute abend (19 Uhr, Mercedes Benz Arena) ALBA Berlin und die Fraport Skyliners aufeinander. Ein Duell, das nie die Brisanz, Rivalität und Emotionalität entwickelt hat, wie zum Beispiel Begegnungen gegen Leverkusen, Bamberg oder München, aber inzwischen fast unbemerkt zu einem Klassiker entwickelt hat. Dabei gingen die letzten acht Partien doch recht deutlich an die Hauptstädter, die diese Serie auf 9 ausbauen wollen. Bei der 80. Auflage geht es für die Gastgeber um eine Menge, wenn man gleich zum Saisonbeginn unschöne Diskussionen vermeiden möchte.

Denn die Saison begann gegen die Telekom Baskets Bonn mit einem Fehlstart und offenbarte vor allem noch einige Baustellen. In der Offseason haben die Berlin mit Peyton Siva und Jayson Granger zwei sehr erfahrene Guards abgeben müssen bzw. wollen. Bisher können deren Nachfolger Tamir Blatt und Jaleen Smith noch nicht in die großen Fußstapfen treten. Das ist nicht überraschend, Erfahrung und Zusammenspiel sind Prozesse, die sich entwickeln müssen. Das geht nicht von einem Tag auf den anderen. Zumindest vom MVP der letzten Saison, Jaleen Smith, hat man sich aber wohl erhofft, dass er bei diesem Prozess schon weiter wäre. Tatsächlich sucht er aber noch sehr nach seiner Rolle im Team, ist unsicher, wann er selbst den Abschluß suchen und wann er seine Mitspieler in Szene setzen soll. Tamir Blatts beste Qualität ist ein sehr gutes Passspiel, davon wird Alba sehr profitieren, sobald erst einmal die Automatismen sehr gut funktionieren. Aktuell funktionieren sie noch nicht. Coach Israel meint, „wir müssen physisch besser werden“, da wird ihm niemand widersprechen wollen. Bei der Niederlage gegen Bonn hat auch ein wenig Aggressivität gefehlt. Offeniv wie defensiv. Daran wird man in den letzten Tagen gearbeitet haben und es wird interessant sein, zu sehen, wie man sich in diesen Punkten verbessert hat. Mit den Fraport Skyliners kommt ein Gegner, der aktuell mit Problemen zu kämpfen hat.

Verletzungssorgen in Frankfurt

Im Sommer blieb in Frankfurt kaum ein Stein auf dem anderen, gleich neun Spieler der Kernrotation heuerte andernorts an und auch auf der Trainerposition geht man in Frankfurt neue Wege. Mit Diego Ocampo (45) geht die Hispanisierung von BBL-Trainerstühlen weiter. Der Spanier, der von 2012 bis 2014 Assistent von Aíto in Sevilla war, ist aktuell einer von vier spanischen Headcoaches in der deutschen Beletage (Israel Gonzales, Pedro Calles, Jesús Ramírez und eben Diego Ocampo). Bei der Zusammenstellung des neuen Teams musste er wenig Rücksicht auf bestehende Verträge nehmen. In der aktuellen (nicht verletzten) Rotation finden sich lediglich Rasheed Moore und Quantez Robertson wieder. Die Neuzugänge zeigen, dass Frankfurt finanziell nicht auf Rosen gebettet ist. Einen Star sucht man darunter vergebens. Bestens bekannt ist natürlich Lorenz Brenneke, der letzte Saison noch für seinen heutigen Gegner die Sneaker schnürte. Auf der Centerposition verpflichteten die Frankfurter direkt vom College mit dem Niederländer Matt Haarms (24) gleich den – neben Albas Christ Koumadje – den größten Spieler der BBL (2,21 m). Physisch ist er jedoch recht schmal und konnte im ersten Saisonspiel auch noch nicht seine Länge besonders effektiv einsetzen (6 Punkte, 2 Rebounds, 1 Block). Da schmerzt es, dass der zweite neu verpflichtete Center, Brooks DeBishopp (23), zur Zeit verletzt ist. Obwohl er volle vier College-Jahre (Northern Arizona) absolviert hat, kann er in seinen jungen Jahren schon auf ein Jahr Erfahrung als Profi in Europa zurück blicken. In Bulgarien gelang ihm mit 12 Punkten und 9 Rebounds fast ein Double-Double im Schnitt. Für die so wichtige Position des Pointguards haben sich die Frankfurter die Dienste von Donovan Donaldson (24), der mit seiner Schnelligkeit und Treffsicherheit zum Spielstil der Frankfurter passt, auch wenn er das im ersten Saisonspiel noch nicht unter Beweis stellen konnte. In den letzten beiden Jahren sammelte er bereits Erfahrung in kleineren europäischen Ligen in Mazedonien und Ungarn. Die bekannteste Verpflichtung ist sicher Nationalspieler Lukas Wank (24), der in Tokio bei den Olympischen Spielen die deutschen Farben vertrat und danach aus Braunschweig an den Main wechselte. Im ersten Saisonspiel kam der Guard jedoch nur auf gut 4 Minuten Einsatzzeit. Kurz vor Saisonbeginn konnten die Frankfurter noch vom B-Team des FC Barcelona mit Brancou Badio (22) ein riesiges Pointguard-Talent verpflichten, das bereits mit dem neuen Coach in Spanien zusammengearbeitet hatte. Der Senegalese konnte im Sommer mit der Nationalmannschaft den dritten Platz bei der Afrikameisterschaft erringen und war dabei zweitbester seines Teams bei Punkten (15,8), Assists (5,5) und Steals (1,8). Sein großes Potenzial konnte er auch gleich im ersten Saisonspiel zeigen, bei dem er zwar auch fünf Mal den Ball verlor, aber auch mit 14 Punkten, 4 Rebounds und 4 Assists überzeugen konnte. 

Wenn man über Frankfurt redet, muss man auch über Verletzungen sprechen. Diesbezüglich ist man mindestens so gebeutelt wie die Berliner, hat aber nicht so einen tiefen Kader und kann das folglich noch schlechter wegstecken. Mit Len Schoorman, Bruno Vrcic und Richard Freudenberg fallen gleich drei deutsche Talente langfristig aus, ebenso schmerzt der Ausfall von Center DeBisschop. Ebenso wie in Berlin setzt man in Frankfurt stark auf Nachwuchsförderung. Der kann und muss in solchen Fällen einspringen, kann aber die fehlenden Leistungsträger noch nicht voll ersetzen. Die „schmale“ 9er-Rotation war sicher auch ein Grund dafür, dass dem Team im ersten Saisonspiel gegen Braunschweig in den letzten 5 Minuten der Saft ausging, nachdem man bis dahin gut mithalten konnte.

Man kann ebenfalls nicht über Frankfurt reden, ohne über den „ewigen“ Quantez Robertson (36) zu sprechen, der gefühlt alle der 80 Partien zwischen beiden Mannschaften mitgespielt hat. In der Realität waren es immerhin die der letzten 13 Jahre, denn so lange zieht er schon Saison für Saison immer wieder das Trikot der Frankfurter über. Und wird dabei offenbar immer besser! Im ersten Saisonspiel stellte er gleich einmal mit 29 Punkten (6 Rebounds, 3 Assist) eine persönliche BBL-Bestleistung auf. Mit 36 Jahren! Er ist wie guter Wein, wird mit dem Alter immer besser. Er ist der absolute Anführer in einem sehr jungen Team, reißt mit seinem Einsatz und Willen die anderen mit. Er ist natürlich DER Schlüsselspieler, den es für Alba zu stoppen gilt.

Kader (aktuell einsatzfähig)

Backcourt

Badio – Donaldson – Meredith
Robertson – Wank (Hecker)

Frontcourt

Moore – Brenneke – Samare
Haarms (Richardson) 

Frankfurt hat ein sehr junges Team – ausser Robertson (36) und Moore (26) ist kein Spieler über 24 Jahre alt, spielt aber mit viel Energie, Tempo und Aggressivität. Darauf sollte Alba vorbereitet sein. Unter Druck machen die jungen Spieler noch relativ viele Fehler, verlieren oft den Ball. Auch das ist ein Weg, wie die Berliner zu schnellen und einfachen Punkten kommen könnten. Grundsätzlich geht es für Alba Berlin immer erst darum, die eigene Spielidee umzusetzen, in diesem Spiel zu Saisonbeginn auch noch darum, diese weiter zu entwickeln.

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