flashback, ALBA gewinnt zwei Mal in einer Saison gegen Bamberg, Mondfinsternis ist öfter

Alba Berlin hat am Sonntag, den 4. Februar mit einer souveränen Leistung über drei Viertel und dank eines überragenden Peyton Siva (25 Punkte) mit 81-75 gegen den amtierenden deutschen Meister Brose Bamberg gewonnen. Der Grundstein für diesen Sieg wurde in einem starken dritten Viertel gelegt, indem sich die Berliner Gastgeber nur einen einzigen Ballverlust leisteten und 29 Punkte erzielten; in der ganzen ersten Halbzeit waren es insgesamt nur 36. Zwischenzeitlich konnte man sich bis auf 16 Punkte absetzen, ein Polster, das man auch brauchte. Denn im letzten Abschnitt zeigte der immer noch amtierende Champion aus Franken seine große individuelle Klasse und konnte nach und nach den Rückstand auf bis zu 3 Punkte verkürzen. Nicht zuletzt durch den Scharfschützen Lucca Staiger, der ohne Punkt ins letzte Viertel ging, dort jedoch drei Distanzwürfe erfolgreich versenkte, einen sogar mit Foul. Dass das Spiel nicht doch noch kippte hatten die Berliner besonders ihrem Anführer Peyton Siva zu verdanken, der 20 Sekunden vor Schluß ohne Nerven aus der Distanz seine Punkte 23, 24 und 25 erzielte und somit „den Deckel drauf“ und den zweiten Saisonsieg gegen den Meister perfekt machte.

Zwei Siege in einer Saison gegen Bamberg (wie auch immer die zum jeweiligen Zeitpunkt gerade hießen) haben absoluten Seltenheitswert. Ganz genau muss man sagen, zwei Siege in der Hauptrunde der Basketball-Bundesliga; mal BBL-Siege in Verbindung mit Siegen in der Euroleague, in den Playoffs oder beim Championscup gab es öfter mal. Es gibt diese zwei BBL Hauptrunden-Siege in einer Saison ganz dezent öfter als Einhörner zu bewundern, aber deutlich seltener als Mondfinsternisse. Die gab es nämlich seit dem letzten doppelten Triumph von Alba über  Bamberg gleich vier Mal in total finsterer Ausführung und sogar zehn Mal als halbe oder partielle Finsternis.

Flashback #1

Es ist Vorweihnachtszeit des Jahres 2007. Aus den Radios landauf, landab jault Timbaland / OneRepublic von der Spitze der deutschen Single Charts den Hörern die Ohren mit „Apologize“ voll. Für nichts, aber auch gar nichts muss sich Alba Berlin entschuldigen. Es neigt sich ein Jahr dem Ende zu, das von einer Wirtschaftskrise geprägt war, in dem Panathinaikos zum wiederholten Male die Euroleague gewonnen hatte, das iPhone auf den Markt erschien, Al Gore den Friedensnobelpreis bekam und Bamberg zum zweiten Mal Meister geworden war und Alba den Pokal gewonnen hatte. Selbst damals besaßen die zwei reichsten Menschen mehr, als die 45 ärmsten Länder der Erde zusammen, früher war auch nicht alles besser.

Zwei Tage nach Nikolaus mußten die Berliner beim amtierenden Meister in Franken antreten, auch damals schon eine schwer einzunehmende Festung, allerdings war es Alba schon wenige Monate zuvor beim Pokalfinale eindrucksvoll gelungen.  Auch das erste Spiel der BBL Hauptrunde 2007/08 sollte ähnlich verlaufen. Die Albatrosse mussten ohne ihren ursprünglich als Starter geplanten point guard Goran Jeretin antreten, der sich bereits vor der Saison verletzt hatte und letztlich kein einziges Spiel für das Team von Luka Pavicevic machen sollte. Auf immerhin zwei Spiele hatte es Center Michael Bradley gebracht, aber war zu diesem Zeitpunkt längst Geschichte. Der ehemalige NBA-Spieler (173 Partien) und der Berliner Basketballverein hatten deutlich und weit auseinander gehende Vorstellungen. Ideal waren vor der Partie die Voraussetzungen wahrlich nicht. Aber Alba startete sehr konzentriert mit Bobby Brown, Julius Jenkins, Dijon Thompson, „Marathonmann“ Goran Nikolic und Rekord-Nationalspieler Patrick Femerling in die Partie. Und legte gleich im ersten Viertel los wie die Feuerwehr, gewannen das mit 9 Punkten und bauten die Führung bis zur Halbzeit noch auf 12 Punkte aus. Nach einem ausgeglichenen dritten Viertel konnten die Gäste im letzten Abschnitt nochmals zulegen und so am Ende mit 80-60 den höchsten Sieg der Vereinsgeschichte gegen die Franken einfahren. Dafür musste die Starting Five schwer arbeiten, im Schnitt über 30 Minuten spielen und zeichnete für 65 der 80 Punkte verantwortlich. Demzufolge blieben für die Bankspieler Rasic, Dojcin, Subotic und Pantic nur 15 Punkte. Alba Berlin war treffsicherer und auch beim Rebound überlegen; mit Nikolic, Thompson und Brown holten drei Spieler je 8 Rebounds und damit zusammen nur einen weniger als das gesamte Bamberger Team. Topscorer war mit Darren Fenn (19) zwar ein Bamberger, aber er war auch der einzige bei den Franken, der zweistellig punkten konnte. Das war bei Alba Berlin deutlich ausgeglichener. Mit Jenkins (15), Femerling (15), Brown (14) und Nikolic (13) waren gleich vier Berliner in sog. double digits. Hervorzuheben wäre noch die tolle Allround-Leistung des Berliner Centers. Femerling traf 100% aus dem Feld, sammelte 5 Rebounds, spielte 4 assists und brachte vor allem mit 4 Blocks seine Gegenspieler an den Rand der Verzweiflung.

Flashback #2

Gut 5 Monate später. Musikalisch befindet man sich – kaum vorstellbar – klar auf einem absteigenden Ast. Ein „Duracell-Hase auf Speed“ namens Kuschel quiekt zu Pseudo-Techno-Rhythmen unverständliches Zeug. Früher war wirklich nicht alles besser! Aber auch sonst hat das Jahr bis Mitte April noch nicht viel Gutes zu bieten; ein Embryo wird geklont, Silvio Berlusconi gewinnt die Wahlen in Italien und Jan Ullrich kauft sich von einem Betrugsverfahren wegen Dopings frei. Immerhin warfen die Fußball EM und die Olympischen Spiele in Peking schon ihre Schatten voraus.

Alba Berlin hatte turbulente Wochen zwischen den beiden Spielen gegen Bamberg hinter sich, immerhin vier Spiele verloren und auch in knapp gewonnenen öfter nicht überzeugt. Zudem ließen Verletzungen und Ausfälle das Team nicht zur Ruhe kommen und personell gab es diverse Umstellungen. Vom Hinspiel fehlten Patrick Femerling, Sasa Rasic (beide verletzt) und Vujadin Subotic (im Febuar entlassen), dafür hatte man sich aus der „Konkursmasse“ des insolventen Rheinergie Köln mit Sasa Nadjfeji und Immanuel McElroy verstärkt. Aber auch Bamberg hatte einige Umstellungen im Kader und versucht durch personelle Änderungen auf die alles andere als positiv verlaufende Saison zu reagieren, unter anderem mit der Verpflichtung des Berliners Mithat Demirel, der dann aber auch nicht mehr richtig in das Bamberger Teamgefüge herein fand. Alba begann mit Bobby Brown, Julius Jenkins, Dijon Thompson, Sasa Nadjfeji und Goran Nikolic. Sie kontrollierten das Spiel von Beginn an und bei +20 war das schon zur Halbzeit entschieden. Lediglich im letzten Abschnitt gelang den Gästen noch etwas Ergebniskosmetik zum 83-68 Endstand. Coach Luka Pavicevic hat einiges positives in Berlin erreicht, als herausragender Förderer des deutschen Nachwuchs‘ wird er jedoch nicht in Erinnerung bleiben. Mit Philipp Zwiener setzte er nur einen einzigen Deutschen ein, der aber eines seiner besten Spiele für Alba machte (10 Punkte). Ebenfalls ein sehr gutes Spiel inklusive BBL high von 9 Punkten gelang in Abwesenheit von Femerling dem einzig verbliebenen Center Mladen Pantic. Neben Zwiener punkteten noch Nadjfeji (14), Jenkins (13), McElroy (11) und Brown (10) zweistellig, während Thompson mit 8 die meisten Rebounds einsammelte. Eines seiner letzten guten Spiele im Berliner Dress, drei Wochen später hat er in Hamburg etwas zu sehr die Niederlage im Pokal-Halbfinale „gefeiert“ und musste das Team verlassen.

history repeated?

Das letzte Mal als Alba Berlin innerhalb einer Hauptrunde zwei Mal den amtierenden Meister, zwei Mal die Brose Baskets schlug, endete die Saison für die Franken mit dem Aus im Viertelfinale. Alba hingegen gewann am Ende der Saison die Meisterschaft und reckte in der neu errichteten Bonner Halle das Schild in die Höhe. Nach genau 10 Jahren hätte wohl kein Berliner etwas gegen eine Wiederholung, wobei es ziemlich egal wäre, welchen Platz dann Bamberg erreicht.

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