Euroleague 2012/13, Teamvorstellung: Mens Sana Montepaschi Siena

Alba Berlin spielt dank Wildcard wieder im Konzert der “Reichen und Schönen” des europäischen Basketballs mit, ALBA goes Euroleague. Albainside freut sich darauf und seit Freitag, 06.07.2012, wissen wir, gegen wen unser Team in der Königsklasse des europäischen Basketballs antreten darf. Die Auslosung der Vorrunde brachte eine Mischung aus Schwergewichten des europäischen Basketballs und Teams, mit denen Alba um den Einzug in die Top 16 – und damit weitere 14 Euroleague-Spiele – kämpft und sich auch realistische Chancen auf ein Weiterkommen machen kann. Albainside möchte diese Teams – Maccabi Electra Tel Aviv, Mens Sana Montepaschi Siena, Club Baloncesto Unicaja Málaga, Asecco Prokom Gdynia und Elan Chalon sur Saone – hier näher vorstellen:

Mens Sana Montepaschi Siena

gegründet:

  • 1871 als Mens Sana in Corpore Sano 1871
  • 1934 Gründung der Basketball-Abteilung

nationale Erfolge:

  • ital. Meister 2004, 2007 – 2012
  • ital. Supercup 2005, 2008 – 2012
  • ital. Pokal 2009 – 2012

internationale Erfolge:

  • Saporta Cup 2002
  • Euroleague Final Four 2003, 2004, 2008, 2011

Halle:          Pala Sport Mens Sana
Kapazität: 7.025
Media:        facebook, homepage, euroleague-page

Der Seneser Basketballverein kann auf eine fast 80-jährige Geschichte zurück blicken. Aus dem 1871 als Associazione Ginnastica Senese „Mens Sana in Corpore Sano 1871“ gegründeten Stammverein ging 1934 die Basketball-Abteilung hervor. Diese spielte zunächst eine bescheidene Rolle und pendelte oft zwischen erster und zweiter Liga. An Titel und Pokale war zunächst nicht ansatzweise zu denken. In dieser Zeit (90/91) spielte auch Alba-Legende Wendell Alexis in Siena, diese damals gerade mal wieder in der zweiten Liga.

Der Aufschwung kam dann pünktlich zur Jahrtausendwende mit dem Einstieg des heute noch aktuellen Namenssponsors Banco Monte dei Paschi di Siena. Die international tätige Bank stellte dem Verein die finanziellen Mittel zur Verfügung, die ihn nach und nach zu einem power house nicht nur des italienischen sondern des europäischen Vereinsbasketballs werden liessen. So wie ALBA Berlin gewannen die Nord-Italiener erst einen internationalen Titel vor dem ersten nationalen, Siena den Saporta-Cup 2002, Alba den Korac-Cup 1995. Dann war im Prinzip kein Halten mehr, die Entwicklung kannte nur noch eine Richtung: nach oben. Ab 2004, spätestens 2006, beherrschte Siena die italienische Liga nahezu nach Belieben und auch das Auftreten in der Euroleague wurde immer erfolgreicher. Das Ergebnis: sieben italienische Meisterschaften, und zehn Pokale. Allein in den letzten vier Jahren wurde immer das triple aus Meisterschaft, Pokal und Supercup gewonnen.

Der erste Auftritt in der Euroleague 2002 war dann gleich ein richiger Big Bang! Nur wenige Teams in Europa – wenn überhaupt eines – werden von sich behaupten können, bei der ersten Teilnahme gleich ins Top Four gekommen zu sein. Das Team um Stars wie Alphonso Ford (Namensgeber des Euroleague top scorer awards), Mirsan Türkcan (MVP), Mindaugas Zukauskas, Roberto Chiacig oder Michalis Kakiouzis erreichte auf Anhieb Platz 3. Nachdem man die Vorrunde mit Ach und Krach überstanden hatte, ging es dann recht souverän bis ins Top Four. Ein Jahr darauf erreichten David Vanterpool, David Andersen, Bootsy Thornton & Co wiederum das Top Four, verloren jedoch im Halbfinale sowie im Spiel um Platz drei jeweils knapp. In der folgenden Saison reichte es noch für die Top16, 2005/06 war bereits nach der Vorrunde Schluss und 2006/07 konnte sich das Team nicht für die Euroleague qualifizieren. In der Spielzeit 2007/08 konnte sich die die neue Generation in Siena um Terrell McIntyre, Kšyštof Lavrinovič, Romain Sato und den Ex-Bonner Rimantas Kaukenas gleich wieder für das Top Four qualifizieren und wieder den dritten Platz erringen. 2008/09 war gegen den späteren Champion Panathinaikos Athen nach vier harten Spielen im Viertelfinale Schluss, sodaß die Berliner Fans Siena leider nicht beim Top Four in der O2 world bewundern konnten. Nachdem es 2009/10 “nur” zum Top16 reichte, wurde das Team nochmals deutlich verstärkt. Das Ergebnis war wiederum das Erreichen des Top Four in der Saison 2010/11 mit solchen Stars wie Bo McCalebb, Nikos Zisis, Malik Hairston und Marko Jaric. Und wieder einmal reichte es zum “Abonnement”-Platz 3.

In der letzten Saison sollte mal wieder der große Angriff auf das Euroleague Top Four erfolgen, nationale Titel wurden ja inzwischen als Nebenprodukt und Selbstverständlichkeit angesehen. Dafür wurde dann ein schlagkräftiges – und teures – Team zusammen gestellt. Die Guards Bo McCalebb, Nikos Zizis, Rimantas Kaukenas, Igor Rakocevic, Bootsy Thornton, dazu die Forwards Kšyštof Lavrinovič, Stonerook, Moss und Ress sowie der dänisch-australische Star-Center David Andersen bildeten ein Grundgerüst, das für das Top Four stark genug erschien, eventuell im Frontcourt nicht tief genug auf allerhöchstem Niveau besetzt. Am Ende schied dieses Team wie schon drei Jahre zuvor am späteren Champion aus. Wieder ein griechisches Team, dieses Mal jedoch Olympiakos Piräus.

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Zur neuen Saison 2012/13 kommt nun – alles andere als freiwillig – ein riesiger Umbruch. Einbruch trifft es wohl sogar besser. Hauptsponsor und -geldgeber Monte dei Paschi di Siena ist in den Strudel der europäischen Wirtschaftskrise geraten und muss deutlich kleinere Brötchen backen. Und das muss somit der von der Bank finanzierte Basketball-Verein auch. Die Auswirkungen sind dramatisch. Mit der Liste der Abgänge liesse sich ohne Weiteres ein Team zusammen stellen, welches in der BBL um die Meisterschaft mitspielen würde. Besonders schwer wiegt vor allem der Abgang des langjährigen Erfolgscoaches Simone Pianigiani, welcher gleich auch noch die beiden absoluten Leistungsträger Bo McCalebb und David Andersen zu seinem neuen Verein Fenerbahce Istanbul mitnahm. Immerhin hat Siena für die vorzeitige Auflösung der Verträge ein “Schmerzensgeld” von 2,3 Millionen Euro kassiert. Die beiden Litauer Kaukenas und Lavrinovic zog es zurück in die Heimat zu Zalgiris Kaunas, Zisis und Rakovic gingen in die ACB nach Spanien zu Bilbao. Bootsy Thornton, Andrea Michelori und Pietro Aradori wechselten innerhalb der italienischen Liga nach Sardinien (Sassari), Caserta und Cantu, Jonas Maciulis zu Panathinaikos Athen und als ob das noch nicht genug Veränderung wäre, hat auch noch “Mr. Siena”, Shawn Stonerook – über 7 Jahre ein verlässlicher Leistungsträger und Defensivanker der Norditaliener -, seine Karriere beendet. Alles in allem elf Abgänge!

Alles auf Null, re-start. Geblieben ist immerhin der langjährige Assistenztrainer Luca Banchi. Aus der Not wurde eine Tugend gemacht, der “Assi” zum Headcoach befördert. Zur Seite gestellt wurde ihm mit Marco Crespi ein erfahrener Assistenz mit fast 30 Jahren Erfahrung in der Trainerbranche. Auf viel bekanntes Personal kann Coach Banchi dabei nicht zurück greifen. Aus der vergangenen Saison geblieben sind die Veteranen guard-forward Marco Carraretto und  forward-center Tomas Ress, Nachwuchscenter Luca Lechthaler und als einziger Ausländer Forward David Moss. Um diese Spieler herum musste Coach Banchi – gezwungenermaßen – ein nahezu komplett neues Team aufbauen. Dabei trifft man mit Bobby Brown, Aleksandar Rašić (beide ex-Alba), Mario Kasun (ex-Köln, ex-Frankfurt) und Kristjan Kangur (ex-Leverkusen) auf bekannte Namen aus der BBL – ob das ein Zeichen pro oder contra Qualität ist, mag der geneigte Leser selbst entscheiden.

Kader (externer link)

backcourt
Bobby Brown, Aleksandar Rašić
Daniel Hackett, Matt Janning, Marco Carraretto
David Moss, Marcelus Kemp

frontcourt
Victor Sanikidze, Kristjan Kangur, Tomas Ress
Mario Kasun, Benjamin Eze, Benjamin Ortner, Luca Lechthaler

coach
Luca Banchi

Auf alte Bekannte trifft man als Berliner auf der Aufbauposition. Bobby Brown und Aleksandar Rašić haben schon mal – mit unterschiedlichem Erfolg – in Berlin gespielt; Brown war maßgeblich an der letzten Berliner Meisterschaft beteiligt, Rašićs Leistungen im Alba-Trikot waren überschaubar. Über beide braucht man wohl nicht mehr viel erzählen. Rašić beschränkt sich mehr auf die Spielorganisation und auf die Defense, Brown drückt dem Spiel auch offensiv seinen Stempel auf – und ist damit dem DaShaun Wood der letzten beiden Jahre nicht unähnlich. Defensive zählt nicht zu seinen Stärken, da lässt er ab und an mal einen durchlaufen, um selbst nicht in Foulprobleme zu kommen – und auch da kann man Paralellen zum „alten“ Wood finden. Auf der shooting guard position bleiben den Senesi mit den beiden aktuellen italienischen Nationalspielern Daniel Hackett und Marco Carraretto zwei Spieler aus der vergangenen Saison erhalten. Der junge Combo guard Hackett (23) wird bei den Senesi wohl hauptsächlich auf der zwei zum Einsatz kommen. Seine Stärke liegt eher in einem kraftvollen Zug zum Korb als einem gefährlichen Wurf von aussen. Hackett gilt als guter Verteidiger und ist für einen combo guard recht groß (2m ohne Frisur). Die Berliner Nationalspieler Schaffartzik und Schultze hatten bei der letzten EM bereits das Vergnügen, gegen ihn zu spielen, größeren Eindruck dürfte er mit seinen 5 Punkten und 2 Rebounds gegen Deutschland jedoch nicht hinterlassen haben. Swingman Marco Carraretto geht in seine 17. Profisaison, ist mit allen Wassern gewaschen, hat aber mit fast 35 Jahren seine beste Zeit als Basketballer wohl hinter sich. Er geht in seine siebte Saison in Siena und kann dem Team mit ein paar Minuten von der Bank immer noch helfen. Starten wird auf der shooting guard position jedoch der junge Matt Janning, der zusammen mit dem neuen Assistenten Crespi aus Casale kam. Der amerikanische Combo-guard ist neu im Team und bestreitet in Siena seine zweite Saison in Europa. Janning ist ein guter Schütze von aussen, Co-Coach Crespi hält eine Menge von ihm. Mit Brown, Rašić, Hackett und Janning hat Siena gleich vier Spieler im Team, die als point guard eingesetzt werden könnten. Zudem sind die guard Positionen relativ groß besetzt, deutlich größer als die eher kleinen Alba-guards. Einer wird wohl öfter auch auf der kleinen Forward-Position spielen, gerade, da zur Zeit der angestammte small forward Marcelus Kemp momentan verletzt ist. Die offensiven Fähigkeiten Kemps, der in seiner Karriere schon mehrmals nachgewiesen hat, dass er immer für 20 Punkte gut ist, werden den Senesi zum Beginn der Saison fehlen. Somit bleibt die Hauptlast auf der Flügelposition weiterhin auf den Schultern von David Moss, der in seine dritte Saison in Siena geht. Der Amerikaner ist von jenseits der Dreierlinie ungemein gefährlich, dauerhaft über 40 % selbst auf Euroleague level stellen jeden Gegner vor Probleme.

Als Starter auf der Power Forward Position ist Siena mit Viktor Sanikidze eine interessante Neuverpflichtung gelungen. Der georgische Nationalspieler ist für seine nur 2,03 m ein extrem guter Rebounder. Von dem sind auch immer wieder spektakuläre Dunks und alley oops zu erwarten. Einen Dreier kann er auch immer mal wieder mit einstreuen, die Stärken liegen aber ganz klar am Brett. Sanikidze war im gleichen draft Jahrgang 2004 wie Albas Albert Miralles und wurde drei Plätze hinter diesem an Position 43 gedrafted. Die Rechte liegen inzwischen bei den San Antonio Spurs. Genau gegen diese Spurs hat Sanikidze vor wenigen Tagen mit Siena im Rahmen der Euroleague America Tour gespielt und dabei 5 Punkte und 11 Rebounds erzielt. Dahinter kommt mit dem Kapitän der estnischen Nationalmannschaft, Kristjan Kangur, ein erfahrener back up. Der fast 30-jährige mit BBL-Erfahrung (Leverkusen 2004 – 2006) erledigt solide seinen Job vor allem in der Defense, steht aber vielleicht symbolisch für den eingeschlagenen Sparkurs in Siena; in den letzten Jahren hätte es jemand von der Qualität Kangurs es eher nicht in den Kader von Siena geschafft.  Viel Erfahrung findet sich auf der Center-Position wieder, wo sich die beiden Ex-Nationalspieler Benjamin Eze (31, für Nigeria) und Mario Kasun (32, für Kroatien) abwechseln. Beide – noch – im besten Center-Alter. Eze hat seine Stärken ganz klar in der Defense. In der letzten Saison stand er zwar im Kader (und wohl auch auf der Lohnliste) von Mailand, hat aber nie auch nur eine einzige Sekunde gespielt – es dürfte an Spielpraxis fehlen. Kasun, der die ersten Jahre seiner Karriere in Deutschland (Köln, Frankfurt) verbrachte und über echte NBA-Erfahrung (Orlando Magic) verfügt, ist wohl der grösste Name im Team. In den ersten Saisonspielen zeigte er schlechte Form, scheint aber bei den aktuellen Spielen in den USA wieder zurück in die Spur gefunden zu haben. Kasun hat eher offensive Fähigkeiten und ergänzt sich damit gut mit Benjamin Eze. Mit Tomas Ress steht für beide Frontcourt Positionen ein erfahrener Spieler zur Verfügung, der in seine 6. Saison für die Senesi geht. Ress hält sich lieber an der Dreiergrenze als unter dem Korb auf, nimmt fast doppelt so viele Dreier wie Zwei und holt dementsprechend weniger als 2 Rebounds pro Spiel. Der junge Luca Lechthaler wird wohl kaum signifikante Einsatzzeiten bekommen.

[update 13.11.]
In den letzten Wochen hat sich bei Montepaschi Siena Einiges getan. Der Italo-Nigerianer Benjamin Eze hat sich verletzt und fällt längere Zeit aus. Für ihn wurde der österreichische Nationalspieler Benjamin Ortner (29) nachverpflichtet, der zuvor für wenige Wochen in Giessen für den dort verletzten Elvir Ovcina ausgeholfen hat. Ortner ist nur für die Euroleague verpflichtet worden, in der Lega A wird er nicht eingesetzt. Gewinner der letzten 5 Wochen ist ohne Zweifel Bobby Brown, dessen Formkurve steil nach oben geht. Der verdiente Lohn war zwei mal hintereinander die Auszeichnung zum Euroleague-MVP der Woche. In dem Maße, wie Brown Gewinner der letzten Wochen ist, ist Aleksandr Rasic ein Verlierer der jüngsten Vergangenheit. Seine Einsatzzeiten sanken sowohl in der italienischen Liga als auch in der Euroleague in den niedrigen einstelligen Minutenbereich. Für die wenige Zeit, die auf der point guard Position eh nur hinter Bobby Brown (30+ Minuten in EL und Lega A) bleibt, vertraut Coach Luca Banchi eher den beiden amerikanischen combo guards Daniel Hackett und Matt Janning. Ein Fragezeichen steht auch hinter dem amerikanischen small forward Marcelus Kemp. Kemp war beim Hinspiel von Alba Berlin in Siena verletzt, spielte dann viel und gut in der Euroleague, kam in der italienischen Liga nur ein mal zum Einsatz (Anfang November). Bei diesem Spiel hat er sich verletzt und dann in Gdynia sowie am Montag, 12.11.2012, beim Auswärstspiel in Rom ausgesetzt. Bis zum Euroleague Spiel in Berlin könnte er aber wieder einsatzfähig sein. Große Rätsel geben die Einsatzzeiten vom vermeintlichen Star-Center Mario Kasun auf.  Kasun, früher mal einer der Top-Center Europas, kommt in Siena einfach nicht in Schwung! Sein bestes Spiel hat er noch gegen Alba gemacht, danach gingen seine Einsatzzeiten als auch seine Leistungen bergab; Tiefpunkt 6 Minuten in Gdynia ohne einen einzigen Wurf.

Trotz vorgenannter Probleme und Problemchen geht die Formkurve von Montepaschi Siena steil nach oben. In der Euroleague folgten auf drei Niederlagen zuletzt zwei Siege, der letzte überragend mit +35 Punkten in Gdynia. In der Liga gab es vor einer Woche (05.11.) eine Heimniederlage gegen den designierten “Thronfolger” Sienas in Italien, Mailand. Siena war jedoch nicht so chancenlos, wie man es vor der Saison angesichts Kaderzusammenstellung von Mailand, respektive Siena vermuten musste.

Pala Mens Sana - home court of Montepaschi Siena
Pala Sport Mens Sana – home court of Montepaschi Siena

Die Spiele in der 50.000 Einwohner Stadt Siena werden im über 7.025 Zuschauer fassenden Pala Sport Mens Sana ausgetragen. Die fast 40 Jahre alte Sporthalle ist nicht mehr modern, ganz schön in die Jahre gekommen, aber nichtsdestotrotz ist die reine Basketballe eine der stimmungsvollsten in Italien. Zum großen Teil verantworlich für die lautstarke, teils leicht aggressive Stimmung ist das sog. „Commando Tigre„. Wie allgemein in Italien üblich, sind diese eher den aus dem Fussball bekannten Ultra-Gruppen als der deutschen Basketball-Fanszene ähnlich. Es wird viel gesungen, eigentlich das ganze Spiel hindurch:

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Alba Berlin und Mens Sana Montepaschi Siena trafen bisher fünf Mal aufeinander, in allen fünf Partien zog Alba jedoch bisher den Kürzeren. In der Saison 2000/01 kreuzten sich in der FIBA-Suproleague – der Konkurrenz zur ULEB Euroleague – zum ersten Mal die Wege von Alba und Siena. Im Hinspiel gab es eine knappe 79-80 Niederlage nach Verlängerung. Marko Pesic (16), Dean Koturovic (16), Wendell Alexis (13), Derrick Phelps (11) und Jörg Lütcke (10) punkteten zweistellig für die Berliner. Der junge Sven Schultze war damals auch schon mit dabei. Deutlicher war es beim 83-93 im Rückspiel. Wendell Alexis (19), Marko Pesic (18), Dejan Koturovic (18) und Derrick Phelps waren die Leistungsträger für Alba. Und was hat es Siena genützt? …. GENAU! Alba kam mit 9-9 weiter und erreichte später das 1/4-Finale, wo man dann an Panathinaikos Athen scheiterte; für Siena war mit 6-12 bereits als Vorletzter nach der Vorrunde Schluss.
Das nächste Mal trafen die beiden Teams in der Saison 2006/07 aufeinander. Beim Spiel in Siena am ersten Spieltag gab es eine deutliche 63-79 Niederlage. Für die Norditaliener waren damals schon Benjamin Eze, Marco Carraretto und Luca Lechthaler am Start, die auch aktuell noch bzw. wieder im Team der Senesi stehen. Eze war damals der effektivste Spieler mit 9 Punkten und 13 Rebounds. Für Alba waren William Avery (20), Julius Jenkins (14) und Chris Owens (12) am erfolgreichsten. Das Rückspiel am Nikolaustag 2006 war überschattet von einem schweren Unfall von Demond Greene. Viele können sich sicher noch an den Verrenkungsbruch mit um 180° verdrehten Fuss und heraus stehendem Knochen erinnern. Davon geschockt verlor Alba das Spiel dann knapp mit 71-73. Chris Owens (19), Nenad Canak (17) und Koko Archibong (12) waren die erfolgreichsten Albatrosse.
Zum bis jetzt letzten Mal trafen 2009 die beiden U19-Teams der beiden Clubs im Rahmen des Nike International Junior Tournaments in Berlin aufeinander. Auch dort konnten sich die Senesi knapp (82-76) durchsetzen. 27 Punkte von Niels Giffey reichten nicht zum Sieg.

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Wie erwähnt, könnte man mit den Abgängen von Siena einen BBL-Meisterschaftsvaforiten zusammen stellen. Der Aderlass war riesig. Dass Siena deutlich weniger Geld zur Verfügung hat, ist ebenfalls offensichtlich. Trotzdem hat das Team von Mens Sana Siena immer noch einiges an Qualität zu bieten, nominell mehr, als Alba aufbieten kann. Der Abstand ist jedoch bei weitem nicht mehr so groß, wie er in den letzten Jahren gewesen wäre. Somit ergeben sich für Alba im Auswärtsspiel Aussenseiterchancen. Die Vorbereitung von Siena war durch die 8-tägige Teilnahme an der Euroleague America Tour, die sie nach San Antonio und Cleveland führte (-29, -6), sicher nicht optimal. Der Fakt, daß Marcelus Kemp zur Zeit nicht eingesetzt werden kann, schadet Alba auch nicht gerade. Siena ist im Heimspiel natürlich immer noch Favorit, für Alba muss Vieles perfekt laufen, aber völlig abwegig ist ein Sieg nicht.

[update 13.11.]
Im Rückspiel (15.11.) wird Alba Berlin auf ein verändertes – genauer: verbessertes – Team aus der Toskana treffen. Dank des blowout Siegs in Gdynia haben die Italiener inzwischen Selbstbewusstsein bis Oberkante Unterlippe. Die Formkurve Sienas hängt ganz stark mit der Formkurve Bobby Browns zusammen. Sicherlich hat Siena noch einige andere starke Spieler, aber Brown ist ganz klar der Schlüssel, der über Erfolg oder Nichterfolg entscheiden wird. Die letzten Gegner konnten Brown kaum stoppen, die Frage ist, ob und wie Albas guards seinen Wirkungskreis wenigstens einengen können. Ganz wesentlich für die jüngsten Erfolge ist die steigende Treffsicherheit aus der Distanz, in den letzten drei Spielen haben die Senesi 39, 56 und 45 Prozent Dreier getroffen. Ganz entscheidend für ein Team, welches in diesen Spielen mehr Dreier als Zweier geworfen hat. Sasa Obradovics Ansatz aus dem Hinspiel “If they kill us with the three, they kill us with the three” könnte angesichts der aktuellen Treffsicherheit Sienas aus der Distanz schwierig sein. Auf die guards von Alba kommt im Rückspiel viel, viel Arbeit zu. Auch im Rückspiel wird Siena wieder viele Dreier werfen (Hinspiel 27 Dreierversuche), eine bessere Quote (41 %) darf Alba keinesfalls zulassen. Siena spielt über weite Teile des Spiels ohne klassischen Center; wenige Minuten für Kasun, wenige Minuten für Ortner, Tomas Ress, der mehr power forward als Center ist, übernimmt über längere Zeit die Center-Rolle. Daß bei Alba mit Randle ein Power Forward ausfällt, ist gerade im Spiel gegen Siena ein größerer Nachteil, Miralles und Idbihi könnten gegen die small ball Aufstellung Sienas eventuell nicht schnell genug sein. (Randnotiz: Mit Randle gab es zwei Siege in der Euroleague, ohne ihn drei Niederlage). Generell kommt viel Laufarbeit auf das gesamte Alba-Team zu, muss eng verteidigen, Siena zu schlechten Würfen zwingen. Für einen Sieg muss Vieles bei Alba sehr gut funktionieren. Der Trend ist nicht Albas friend; Siena zuletzt mit zwei Siegen, Alba mit drei Niederlagen – Zeit für eine Trendumkehr!

Stimmen zum Spiel:

Yassin Idbihi:
„Die Euroleague-Qualifikation haben wir uns als Mannschaft letztes Jahr so wie wir gespielt haben auf jeden Fall nicht verdient. Berlin ist aber wichtig für den europäischen Basketball, deshalb haben wir die Wildcard auch gekriegt und jetzt müssen wir dafür sorgen, dass wir Berlin auch gut repräsentieren. Wir wollen das letzte Jahr einfach vergessen machen.“
„In der Euroleague ist es unser Ziel die zweite Runde zu erreichen. Wir reisen nach Siena um dort zu gewinnen, natürlich ist es schwer, es ist eine sehr starke Mannschaft, eine europäische Topmannschaft. Wir gehen aber in jedes Spiel rein mit dem Ziel zu gewinnen. Ich glaub schon dass wir Siena schlagen können. Man darf nicht vergessen Quakenbrück hat auch gegen Frankfurt zu Hause verloren, die machen einen nicht so guten Eindruck im Moment und Dallas hat gegen Barcelona sogar hoch verloren. Man darf die Siege also nicht überbewerten.“
ob die Amerika Tour Sienas ein Vorteil für Alba Berlin sein könnte: „Das sind alles Ausreden. Man spielt und ist auf dem Feld und die bessere Mannschaft wird auch gewinnen. Wenn man jetzt nach Ausreden sucht, das zählt alles nicht, es ist alles egal.

Sasa Obradovic:
„Wir fahren nicht nach Siena, um zu verlieren. Sie sind aber die großen Favoriten. In den Staaten haben sie gerade sehr gut gespielt. Es wird interessant zu sehen wie wir reagieren, auf die lauten Fans und die
Schiedsrichter, die sich davon beeinflussen lassen. Können wir ruhig bleiben und unser Spiel machen?“
„Der Schlüssel, um Siena zu schlagen wird sein, die Atmosphäre dort zu kontrollieren. Bobby Brown zu stoppen wird auch wichtig sein. Wir dürfen die
Aggressivität nicht verlieren. Moss ist mit seinem Lowpostspiel auch ein Schlüsselspieler, den wir kontrollieren müssen. Wir müssen die Rebounds kontrollieren. Wir dürfen keine leichten Würfe zulassen. Bei Rasic und Kasun bin ich überrascht, dass sie nicht viel spielen.“

Brian Randle:
„Ich glaube ich soll schon ein wenig gegen Siena spielen, ich denke mal nicht viel. So ca. 10 Minuten vielleicht, es könnten auch plus / minus 10 Minuten sein, ich weiß es nicht. Aber ich glaube, die Coaches  möchten mich schon ein wenig spielen lassen. Es liegt an ihnen, aber auch an mir. Daran, wie schnell ich mich integriere. Die Jungs sind seit August hier und hatten schon einige Spiele, ich dagegen bin frisch im Team. Ich möchte also nichts aus dem Gleichgewicht bringen und einfach helfen und werde sehen, welche meine Rolle sein wird und danach werden wir weiter sehen …“

4 Gedanken zu „Euroleague 2012/13, Teamvorstellung: Mens Sana Montepaschi Siena“

  1. Schöner Artikel. Nur eine kleine Anmerkung: Commandos Tigre hat sich vor dieser Saison aufgelöst, da tritt nun eine andere Gruppe in die großen Fußstapfen.

  2. Das Commando hat sich nach 17 Jahren aufgelöst. Gründe sind wohl die Differenzen beim Generationswechsel innerhalb der Gruppe. Außerdem prangern sie äußere Umstände im italienischen Basketball an ( z.B. Kommerzialisierung und ein vom TV diktierter Spielplan, der es immer schwerer macht die Mannschaft auch auswärts zu begleiten).

    1. Danke JaRu für die Zusatzinfo. Ultra von ’nem Erfolgsclub zu sein ist auch irgendwie uncool. So gesehen ist die Auflösung vom timing schon ein bisschen schlecht, denn nach halbiertem Etat ist ja nun Sienas Rolle wieder etwas anders.

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