Alba Berlin spielt dank Wildcard wieder im Konzert der “Reichen und Schönen” des europäischen Basketballs mit, ALBA goes Euroleague. Albainside freut sich darauf und seit Freitag, 06.07.2012, wissen wir, gegen wen unser Team in der Königsklasse des europäischen Basketballs antreten darf. Die Auslosung der Vorrunde brachte eine Mischung aus Schwergewichten des europäischen Basketballs und Teams, mit denen Alba um den Einzug in die Top 16 – und damit weitere 14 Euroleague-Spiele – kämpft und sich auch realistische Chancen auf ein Weiterkommen machen kann. Albainside möchte diese Teams – Maccabi Electra Tel Aviv, Mens Sana Montepaschi Siena, Club Baloncesto Unicaja Málaga, Asecco Prokom Gdynia und Elan Chalon sur Saone – hier näher vorstellen:
Élan Sportif Chalonnais
gegründet:
- 1955 Zusammenschluß aus Association Sportive Chalonnaise und Élan de Saint-Jean des Vignes
- 1970 Zusammenschluss mit dem Fussballclub Bourgneuf Val d’Or Mercurey
nationale Erfolge:
- französischer Meister 2012
- französischer Ligapokal 2012
- französischer Pokal 2011, 2012
internationale Erfolge:
- Finale im Saporta Cup 2001 (Niederlage gegen Maroussi Athen)
- Finale Eurochallenge 2012 (Niederlage gegen Besiktas Istanbul)
Halle: Le Colisée
Kapazität: 5.000
Media: facebook, homepage, euroleague
Der Basketball-Club Élan Sportif Chalonnais aus der ostfranzösischen Kleinstadt Chalon-sur-Saône (ca. 50.000 Einwohner) hat eine tiefe und lange regionale Verwurzelung im Burgund; eine landesweite Bedeutung hat der Verein erst seit verhältnismäßig wenigen Jahren. Im Jahr 1955 schlossen sich die beiden Clubs Association Sportive Chalonnaise und Élan de Saint-Jean des Vignes zu Élan Sportif Chalonnais zusammen. 1970 erfolgte dann der Zusammenschluss mit dem Fussballclub Bourgneuf Val d’Or Mercurey. Von da an sollte es aber nochmals fast 25 Jahre dauern, bis der Club professionell Basketball spielte. Fast zweieinhalb Jahrzehnte spielte das Team aus Chalon zunächst im Amateurbereich bzw. semi-professionell in der vierten und dritten Liga Frankreichs.
Zur Saison 1993/94 stieg der Club in die zweite Liga Frankreichs (ProB) auf und nur zwei Jahre später erfolgte dann der Aufstieg in die ProA, die erste Liga und somit die Professionalisierung des Basketballs in Chalon. Lange Jahre galt auch in der ersten Liga das Motto „Mittendrin und irgendwie“ dabei. Chalon spielte immer in der ersten Liga mit, mal mit mehr, mal mit weniger Erfolg, immer ein Pendeln zwischen oberen und unterem Mittelfeld, seltene Ausreisser nach oben, d.h. Halbfinale in der Liga, inklusive. 2007 – mit Ex-Albatros John Best im Team – reichte es zu Platz 3.
Auch europäisch reichte es selten mal dafür, im zweiten oder dritten europäischen Wettbewerb eine Runde weiter zu kommen. Die positivste Ausnahme war der Einzug ins Finale des Saporta-Cups 2001, wo man dann jedoch Maroussi Athen unterlag. 2009/10 schaffte es Élan Chalon in die zweite Runde (Top 16) der drittklassigen Eurochallenge.
Der grosse Aufstieg des Basketballs im Burgund begann im Prinzip erst in den letzten beiden Jahren. 2010/11 wurde man in der Liga Dritter der Hauptrunde und hat mit dem französischen Pokal den ersten Titel der Vereinsgeschichte gewonnen, aber das war erst der Anfang….
In der letzten Saison erfolgte dann der Durchmarsch auf ganzer Linie. Élan Chalon hat in der Saison 2011/12 alles gewonnen, was es in Frankreich zu gewinnen gibt. Zunächst wurde die sog. „Semaine de As“, das französische Pokal-Top8 gegen Gravelines Dunkerque gewonnen, womit man erfolgreich Revanche für die Niederlage gegen den gleichen Gegner im Jahr zuvor genommen wurde. Der französische Ligapokal wurde wie schon im Jahr zuvor gewonnen, wieder gegen CSP Limoges und die Krönung der bisherigen Entwicklung war dann der Meistertitel gegen Le Mans im einzigen Finalspiel. In Frankreich gibt es nur zwei Runden Best of 3 und ein einziges Finale an neutralem Ort.

In die europäische Saison startete Chalon mit einer Niederlage in der Qualifikation zum Eurocup gegen Matej Mamics Zedevita Zagreb und musste in der drittklassigen Eurochallenge antreten. In der Vorrunde hatte man mit Gegnern aus Holland, Rumänien und Russland keinerlei Probleme und qualifizierte sich souverän für die Zwischenrunde. Dort trafen sie neben Teams aus Ungarn und wiederum Belgien auch auf die Baskets Bonn aus der BBL. In der sehr ausgeglichenen Gruppe, in der am Ende alle vier Teams eine ausgeglichene 3-3 Bilanz hatte konnte man sich dank diverser Quervergleiche als Erster durchsetzen. Wichtig war dafür auch der 88-66 blowout-Sieg gegen die Bonner. Durch ein 2-0 im Viertelfinale von Ex-Albatros‘ Luka Pavicevic erreichte Chalon das Top4. Im Halbfinale konnten sich die Franzosen noch klar gegen Triumph Ljubertsy durchsetzen, im Finale verhinderte dann aber der große Favorit Besiktas Istanbul (der auch schon die Artland Dragons Quakenbrück ausgeschaltet hatte) mit Stars wie Pops Mensah-Bonsu, Zoran Erzeg, Carlos Arroyo, David Hawkins und Marcelus Kemp knapp die Erfüllung des Traums vom ersten europäischen Titel.
In die neue Saison geht Élan Chalon – neben einer riesigen Portion Enthusiasmus und Stolz – und mit einem nahezu unveränderten Team. Von den absoluten Leistungsträgern der Saison 2011/12 musste bzw. wollte man nur den nigerianischen Center Alade Aminu in Richtung Türkei und den amerikanischen Guard Malcolm Delaney in die Ukraine ziehen lassen. Der Abgang der beiden amerikanischen small forwards und Rollenspieler Bryant Smith und Laquan Prowell (nach Giessen) dürfte in jedem Fall zu verschmerzen sein. Die Spieler, die als Ersatz für die Abgänge geholt wurden, kann man mit Fug und Recht als Verstärkungen bezeichnen. Für die Centerposition kam mit Shelden Williams ein amerikanisches Kraftpaket mit immerhin 369 NBA-Spielen auf den breiten Schultern. Die Verantwortung für die Spielgestaltung wollte man u.a. in die Hände des jungen Amerikaners Marcus Denmon legen. So jedenfalls der Plan. Da sich aber Denmon gleich im ersten Ligaspiel verletzte und länger ausfällt, hat man noch kurzfristig den viel erfahreneren Brion Rush nachverpflichtet, mit dem Alba auch schon während dessen Gastspiel bei Krasnye Krylia Samara das Vergnügen hatte. Verchlechtert hat sich Chalon dadurch auf gar keinen Fall. Der größte offseason Coup ist aber sicher, daß man den absoluten Schlüsselspieler, Meisterschaftsgaranten und MVP der französischen Liga, Blake Schilb, trotz vieler anderer Angebote aus Europa weiterhin an sich binden konnte.
Kader (externer link)
backcourt
Steed Tchicamboud, Nicolas Lang, Ulysse Adjagba,
Brion Rush, Yakuba Outtara,
Blake Schilb, Jordan Aboudou,
frontcourt
Ilian Evtimov, Joffrey Lauvergne, Clint Capela,
Shelden Williams, JBAM (Michel Jean-Baptiste Adolphe),
coach
Gregor Beugnot
Seit 10 Jahren ist Gregor Beugnot als Headcoach für die Geschicke von Élan Chalon verantwortlich, ist mit dem Team durch Dick und Dünn, gute und schlechte Zeiten gegangen. Lohn für die Treue zum Verein waren die Titel in der vergangenen Saison sowie die Qualitfikation für die Euroleague. Dafür hat er das Team gar nicht großartig geändert, bestenfalls feinjustiert.
Auf der pointguard position muss der französische Nationalspieler Steed Tchicamboud (31) einen Großteil der Last übernehmen. In der Nationalmannschaft nur back up muss der relativ große guard im Verein sehr viel Verantwortung übernehmen, steht lange auf dem Feld, viel läuft über ihn. Tchicamboud ist sowohl vom Perimeter als auch durch den Zug zum Korb gleichermaßen erfolgreich. Mit fast 5 assist gibt er im Team die meisten Vorlagen. Dahinter kann der junge U20-Europameister Nicolas Lang (22) ein paar Minuten entlasten, spielt aber die meiste Zeit als back up auf der Zwei. Lang gilt als großes Talent, auf dem 2,00 Meter großen guard ruhen große Hoffnungen für die Zukunft, für einen 22jährigen bekommt er schon viel Spielzeit und rechtfertigt diese mit guten Leistungen. Vor Lang startet auf der shooting guard position mit Brion Rush (27) ein Spieler, der erst vor wenigen Tagen zum Team gestossen ist. Er soll den verletzten Marcus Denmon ersetzen. Das gelingt ihm ausgesprochen gut, möglicherweise war genau er das Puzzleteil, was Chalon noch gefehlt hat. In den beiden Spielen ohne Rush (Supercup und Liga) gab es zwei Niederlagen, mit ihm zwei Siege (Euroleague und Liga). Rush ist ein reiner Schütze, der aus allen Positionen treffen kann. Momentan fehlt noch die Bindung zum Team, aber das dürfte von Spiel zu Spiel besser werden. Mit Krasnye Krylia Samara spielte Rush bereits zwei mal im Eurocup gegen Alba Berlin. Weder die 18 Punkte in Berlin noch die 8 Punkte im Rückspiel in Samara reichten jedoch zum Sieg. Auf der kleinen Flügelposition spielt mit Blake Schilb (28) DER Schlüsselspieler der Franzosen. Der MVP der letzten Saison in der französischen Liga, ist Dreh- und Angelpunkt, offensiv wie defensiv stark, geht in seine vierte Saison in Chalon. Dabei hat er immer mindestens 15 Punkte im Schnitt pro Spiel erzielt und um die 5 Rebounds geholt. Schilb kann sich seinen eigenen Wurf kreieren. Die drei jungen, französischen Nachwuchsspieler im back court Ulysse Adjagba (19), Yakuba Outtara (20) und Jordan Aboudou (21) werden über bescheidene back up Rollen nicht hinaus kommen.
Im Frontcourt trifft man zunächst auf einen alten Bekannten aus der BBL. Ilian Evtimov (31), gebürtiger Bulgare mit französischem Pass, konnte in der Saison 2007/08 im Trikot der Deutsche Bank Skyliners Frankfurt mit durchschnittlich 13 Punkten und 6 Rebounds überzeugen, die darauffolgende Saison war mit 8 Punkten und 2 Rebounds dann jedoch recht enttäuschend. In Frankreich gehörte er in den letzten beiden Jahren zu den Leistungsträgern in Chalon. In der so erfolgreichen letzten Saison legte er Starter 10 Punkte und 4 Rebounds auf. Dabei verlässt sich Evtimov oft auf seinen guten Wurf von aussen, direkt unter dem Korb ist er eher selten anzutreffen. Dafür fehlt es ihm auch etwas an Länge und Masse. Wenn er mal heiss läuft und man ihn lässt, dann trifft er auch mal 4/5 Dreier wie im ersten Euroleague-Spiel gegen Assecco Prokom Sopot. Ganz anders verhält es sich beim neu verpflichteten Center Shelden Williams (28), der mit der Empfehlung von 369 NBA-Spielen nach Ostfrankreich wechselte. In der letzten Saison in New Jersey bekam er ordentliche 22 Minuten Spielzeit, die er zu 5 Punkten und 6 Rebounds nutzte. Der Absolvent der in Basketballkreisen hoch angesehenen Duke University (2006 an Nr. 5 von den Atlanta Hawks in der ersten Runde gedraftet) ist für einen Center mit 2,06 m relativ klein, dafür aber physisch sehr stark. Er holt trotz seiner Größe auch viele Rebounds. Einen besonders guten Wurf hat er nicht, er braucht den Ball relativ nah am Korb und da geht er auch mit allem hin, was er hat. Dahinter kommt mit JBAM (32) vom französischen Übersee-Departement Martinique ein Spieler, der sich in den letzten beiden Jahren zu einem Publikumsliebling in Chalon entwickelt hat. Sein vollständiger Name Michel Jean-Baptiste Adolphe ist so beeindruckend wie seine Statur. Auf nur 2,05 m verteilt sich jede Menge Muskelmasse, mit der er alles abräumt, was sich auf den Korb zubewegt. Ebenso wie seinem Center-Kollegen Williams fehlt es ihm an range beim Wurf. Seine Aufgabe ist es hauptsächlich, mit seiner Masse vorne Platz für seine Mitspieler zu schaffen und unter dem eigenen Korb alles dicht zu machen, auszuboxen, Rebounds holen. In nur 14 Minuten Einsatzzeit hat er in der letzten Saison knapp 5 Rebounds im Schnitt geholt. Als back up im frontcourt erhält der junge französische Forward-Center Joffrey Lauvergne (21) noch regelmäßig Spielzeit. Der ehemalige U16- und U20-Nationalspieler für Frankreich ist der Typus des modernen Frontcourt-Spielers. Trotz 2,11 m verfügt er einen guten Wurf bis jenseits der Dreierlinie und eine sehr gute Beweglichkeit. Der junge schweizerische Nachwuchs-Nationalspieler Clint Capela (18) wird nicht über garbage time hinaus kommen.

Die Spiele in Chalon werden im – inzwischen – 5.000 Zuschauer fassenden Colisée ausgetragen. Seit 2002 spielt Élan Chalon im „Kolliseum“, einer für ursprünglich 4.000 Zuschauer konzipierten reinen Basketball-Halle. Um den Anforderungen der Euroleague zu entsprechen wurde die Kapazität kürzlich auf 5.000 Zuschauer erhöht.
Die Farben des Vereins und der Fans sind Rot und Weiss. Die Fans in Frankreich sind denen in Deutschland bei der Art des Supports recht ähnlich. Enthusiastisch, lautstark, kreativ. Eine Ultra-Szene gibt es dort im Wesentlichen nicht.

Dies ist ein weißes Blatt! Alba Berlin und Élan Chalon sind bisher noch nie aufeinander getroffen, das Aufeinandertreffen in der Euroleague ist für beide Teams eine Premiere. Grundsätzlich ist Albas Bilanz gegen französische Teams nicht schlecht, 17 Siegen stehen 13 Niederlagen gegenüber, in Berlin hat Alba Berlin nur drei mal gegen ein französisches Team verloren – und ds soll auch so bleiben!
Vielleicht erinnern sich ältere Fans noch daran, als Alba zum allerersten Mal in der Euroleague angetreten ist. Es hilft auf jeden Fall, die aktuelle Situation in Chalon ein wenig zu verstehen. Dort herrscht nach der tollen letzten Saison und vor dem Auftritt in der europäischen Königsklasse Enthusiasmus, Stolz, Aufbruchstimmung – so wie seinerzeit in Berlin! Das Team ist nominell gut besetzt, aber nicht fürchterlich angsteinflössend. Aber es ist nahezu komplett zusammen geblieben, eingespielt und versteht sich gut. Das alles zusammen mit der vorgenannten Aufbruchstimmung könnte Kräfte freisetzen.
Das Team von Élan Chalon hat mit Tchicamboud, Rush, Schilb, Evtimov und Williams eine starke und erfahrene starting five. Dahinter kommt aber fast nur noch Talent. Abgesehen von JBAM ist der Rest der Bank im Schnitt gerade 20 Jahre alt, niemand älter als 22. Dementsprechend spielt die starting five über 30 Minuten, manche deutlich länger. Mit schnellem Spiel kann man das Team von Chalon mit zunehmender Spieldauer zermürben. Generell sollte Alba im Frontcourt Vorteile im Bezug auf Schnelligkeit und Beweglichkeit haben. Im back court hat Chalon einige gefährliche Schützen, von denen immer mal einer oder gar mehrere heißlaufen kann / können. Im Spiel gegen Prokom Sopot, welches Élan Chalon recht problemlos gewonnen hat, konnte man auch Schwächen beobachten: Die perimeter defense und die transition defense wirkten da doch verbesserungswürdig. Superstar Blake Schilb nahm viele schlechte Würfe, aber darauf sollte man sich nicht verlassen, daß der das in Berlin wieder tut. Der kann auch mal ein Team allein abschiessen. Ähnliches gilt für Brion Rush. Auf Alba kommt in der Defense viel Arbeit zu.