Alba Berlin spielt in der Saison 2013/14 im Eurocup. Nachdem man sich in der letzten Saison noch mit der absoluten Elite des europäischen Basketballs messen durfte, geht es also aktuell eine Ebene tiefer zu Werke. Letztlich, weil man sich eben nicht für die Euroleague qualifizieren konnte. Realistisch betrachtet ist der Eurocup für das neu formierte Team von Alba Berlin immer noch Herausforderung genug. Der Eurocup bietet sicher nicht die ganz großen Namen des europäischen Basketballs (die spielen nun mal in der Euroleague), aber mit den Telekom Baskets Bonn, CAI Saragossa, Virtus Rom, BCM Gravelines Dunkerque und Belfius Mons-Hainaut immer noch recht attraktive Gegner. Diese wollen wir euch bei alba-inside nach und nach vorstellen.

CAI Saragossa (Zaragoza)
gegründet
- 2002 als Basket Zaragoza 2002 S.A.D (CAI Zaragoza)
nationale Erfolge
- Meister der LEB (zweite spanische Liga) 2007/08
- Halbfinale ACB 2012/13
internationale Erfolge
- Qualifikation für den Eurocup 2013/14
Halle: Pabellón Príncipe Felipe
Kapazität: 10.774 Zuschauer
media: homepage, eurocup
Bei „Saragossa“ wirft das Kopfkino zunächst eine schreckliche Schlager-Band aus. Brrrrh! Die Stadt Saragossa, Provinzhauptstadt der autonomen Region Aragón, liegt im recht unwirtlichen Norden Spaniens, weit ab von irgend einem Meer. Viele, viele Städte Spaniens leben gut vom Tourismus, Saragossa gehört eher nicht dazu. Die Großstadt (680.000 Einwohner) ist industriell geprägt, lebt stark vom Automobilbau, leidet aber wie Spanien allgemein an der aktuellen Wirtschaftskrise.
Bei CAI Zaragoza handelt es sich um einen lupenreinen Retorten-Club, de facto am Reissbrett entstanden. Der Club wurde 2002 von einigen reichen Industriellen der Region Aragon und der Stadt Zaragoza gegründet und eine Lizenz für die LEB Gold (zweite spanische Liga) gekauft. Finanziell unterstützt wird der Verein von anbeginn maßgeblich von der namensgebenden Sparkasse Caja Inmaculada (CAI), einem der größten Bankunternehmen Spaniens mit Hauptsitz in Zaragoza. Zudem wird der Club – wie in Spanien allgemein üblich – von der Stadt Zaragoza, die dem Verein die 11.000 Zuschauer fassende und kommunal betriebene Halle zur Verfügung stellt, und der Region Aragón unterstützt. Das „Projekt“ ging fast von Anfang an schief, denn in der ersten Saison musste das Team beinahe gleich wieder absteigen, konnte aber mit Ach und Krach in der Relegation die zweite Liga halten. Dort verblieb man dann auch bis zur Saison 2007/08, in der die Meisterschaft der LEB gewonnen und somit der Aufstieg in die ACB erreicht wurde. Dort stieg man dann umgehend wieder ab … und umgehend wieder auf. Seit 2010/11 spielt Saragossa ununterbrochen in der höchsten spanischen Liga. Nach zwei Jahren im gesicherten, unteren Mittelfeld der ACB gelang in der letzten Saison der Durchbruch. In der Hauptrunde der ACB erreichte das Team einen angesichts der Tiefe und Stärke der Liga sehr guten fünften Platz. Damit noch nicht genug, wurde im Viertelfinale auch noch der favorisierte Valencia BC ausgeschaltet, in Spiel zwei wurde nach dreifacher Verlängerung gewonnen. Im Halbfinale war man dann jedoch Real Madrid klar mit 0-3 unterlegen.
Kader
backcourt
Jonathan Tabu, Pedro Llompart, (Javier Marín)
Michael Roll, Jon Stefansson
Pere Tomàs,
frontcourt
Joseph Jones, Damjan Rudez
Giorgi Shermadini, Viktor Sanikidze, (Albert Fontet)
headcoach
José Luis Abós
Headcoach José Luis Abós ist DIE Konstante bei CAI Zaragoza schlechthin. 2009 führte er das Team aus der zweiten in die erste Liga und ist seitdem für die Geschicke des Teams von der Seitenlinie aus verantwortlich. Für die Wiederholung des letztjährigen Erfolgs in der ACB sowie für den erstmaligen Auftritt im Eurocup hat sich der Coach einen internationalen Star-Kader zusammen gestellt. Belgier, Georgier, Amerikaner, Isländer, Kroate … und nur zwei Spanier, die regelmäßig signifikant Spielzeit bekommen. Damit spielt er eine lupenreine 9er Rotation, bei der die Minuten jedoch recht ausgeglichen verteilt werden, kein Spieler 30 Minuten spielen muss. Bei der Austellung der starting five variiert Abós stark je nach jeweiligem Gegner.
Den Spielaufbau bei CAI Zaragoza teilen sich der belgische Neuzugang Jonathan Tabu (kam vom italienischen Spitzenteam Cantu) und der spanische Routinier Pedro Llompart, der bereits letzte Saison in Diensten Saragossas stand. Der belgische Nationalspieler Jonathan Tabu (28) ist der beste Dreierschütze des gesamten Eurocups (75 %) und trifft in jedem Spiel mindestens einen Dreier, aber Llompart steht ihm mit über 47 % nicht viel nach. Kein Wunder, daß beide öfter von jenseits der Dreierlinie werfen als innerhalb. Generell sind beide erfahrene und sehr disziplinierte Aufbauspieler, die selbst recht wenig werfen (gut 4 Würfe pro Spiel), dann aber sehr gut treffen, egal von wo. Wildes Spiel gibt es von beiden nicht, die Spielorganisation ist effektiv. Viel Klasse findet sich auch auf den Aussenpositionen (SG, SF). Zunächst wäre dort der isländische Nationalspieler Jon Stefansson zu nennen, der vor gut einem Jahrzehnt von Trier aus seinen Zug um die Welt (Dallas Mavericks) aber vor allem durch diverse Ligen Europas (Russland, Italien, Spanien) antrat und nun in Zaragoza eine späte sportliche Heimat gefunden zu haben scheint, dort seine dritte dritte Saison absolviert. Stefansson ist in keinem Bereich wirklich überragend, ist mit seiner Erfahrung von über einem Jahrzehnt in europäischen Top-Ligen ist er trotzdem wichtig für das Team. Der 26-jährige US-Amerikaner Michael Roll hatte in der letzten Saison bei Saragossa seinen ersten Auftritt in einer großen europäischen Liga und erwies sich als „steal“ für die Nord-Spanier, hatte mit seiner 50%igen Dreierquote maßgeblichen Anteil an der so erfolgreichen letzten Saison. Roll ist die erste scoring option bei Saragossa, niemand wirft öfter als er (knapp 8 Würfe pro Spiel). In den letzten Spielen hat er allerdings seinen shooting touch etwas verloren und ist weder in der Liga noch im Eurocup auf dem Niveau der letzten Saison. Dieser shooting touch kann jedoch von einem Moment auf den nächsten wieder kommen. Aus dem hervorragenden Basketball-Nachwuchsprogramm von Joventut Badalona kam zu dieser Saison Pere Tomàs eben aus Badalona nach Zaragoza. Mit Badalona spielte er 2010, damals erst 20 Jahre alt, auch gegen Alba Berlin und erzielte 7 bzw. 0 Punkte. Tomàs ergänzt die beiden Schützen Stefansson und Roll gut mit seinem guten Zug zum Korb. De facto könnte man den 27-jährigen kroatischen Nationalspieler Damjan Rudez, der seine zweite Saison in Zaragoza spielt, auch fast dem back court zuordnen. Rudez ist ein sog. cornerman, der zwischen Position 3 und 4 hin und her wechselt und sogar eher in Richtung Drei tendiert.
Fallls jemand mal nach einem guten Beispiel für einen stretch forward sucht, wird wenig Bessere als Damjan Rudez finden. Mit 2.08 m bringt er Gardemaß für beide Forward-Positionen mit. Allerdings zieht es ihn stark nach aussen, wo er von seinem sehr, sehr guten Wurf lebt. Er trifft knapp 70 % seiner Dreier und jeden zweiten Zweier, die in der Regel Mitteldistanzwürfe sind. Den Bereich unmittelbar unterm Brett meidet er wie der Teufel das Weihwasser. Wühlen, Schieben, Drücken, Arbeiten mit den Ellenbogen sind seine Sache nicht. Genau das sind allerdings Dinge, bei denen sich der bullige US-Forward Joseph Jones (27) wohl fühlt. Jones, der ein bescheidener Freiwerfer ist, spielt ebenfalls seine zweite Saison in Saragossa. Seine 125 muskulären Kilos, auf 204 cm verteilt, weiß er am Brett effektiv einzusetzen. Jones ist der beste Rebounder im Team der Spanier. Über 6 Rebounds in ca. 22 Minuten können sich sehen lassen. Besonders auch angesichts der beachtlichen Konkurrenz im eigenen Team im Frontcourt. Diese besteht nämlich aus dem frontcourt der georgischen Nationalmannschaft. Center Giorgi Shermadini (24) war DIE Top-Verpflichtung Saragossas in der letzten Off-Season. Ein waschechter amtierender Euroleague-Champion! Das ist er letzte Saison mit Olympiakos Priäus geworden, nachdem er die Saison noch beim israelischen Renommierclub Maccabi Tel Aviv begonnen hatte. Seine bisherigen Stationen, zu denen auch noch unter anderem Panathinaikos Athen kommt (mit denen er das Triple aus Pokal, Meisterschaft und Euroleague-Titel), sind schon ein Indiz, welches Potenzial renommierte Coaches in ihm sehen. Shermadini galt als eines der größten Talente seines Jahrgangs und ist gewissermaßen der Prototyp des modernen Centers: Groß (2,16 m), schnell, beweglich, guter Wurf, große Reichweite – in einer Person vereint. Der Status als Talent ist allerspätestens seit dieser Saison vorbei! In Saragossa ist Shermadini ohne Wenn und Aber als Starter und Leistungsträger eingeplant und kommt mit diesem neuen level bisher gut zurecht. Sein Partner im frontcourt bei CAI Zaragoza als auch in der georgischen Nationalmannschaft ist sein Landsmann Viktor Sanikidze (27), mit dem Alba Berlin schon in der letzten Saison (bei Montepaschi Siena) zu tun bekam. Sanikidze ist mit allen Wassern gewaschen und bringt viel Erfahrung nach Zaragoza mit. Ein Power Forward, der immer mit viel Einsatz und Energie spielt und kämpft, guter Verteidiger.
Alles in allem kann Coach Abós zu weiten Teilen auf das letztjährige Team verlassen, welches punktuell noch verstärkt wurde. Zaragoza ist ein sehr diszipliniertes Team, variabel aufgestellt. Systems first! Die Spanier legen viel Wert auf gutes Systemspiel, erarbeiten sich gute Optionen für gute Würfe, die sie oft auch hochprozentig treffen. Von jenseits der Dreierlinie sind sie das zweitbeste Team des Eurocups, treffen als Team fast 50 % und haben einige Spezialisten dafür im Team. Team first! Zaragoza spielt mannschaftsdienlich, einen Star im Team gibt es eigentlich nicht. Aus der 9er Rotation kann jeder einzelne Spiele entscheiden, in der Regel entscheiden sie es aber als Team. Es gibt wenig Isolation und 1-on-1.
Im heimischen Pabellón Príncipe Felipe mit einem Fassungsvermögen von knapp 11.000 Zuschauern können sie sich im Eurocup auf die Unterstützung von über 7.000 heissblütigen spanischen Fans verlassen. Selbst in der zweiten Liga hatten sie seinerzeit schon ähnlich großen Zuspruch.
An das Hinspiel am 23. Oktober diesen Jahres in der O2 World können sich die meisten sicher noch erinnern. Ein gutes Spiel mit letztendlich gutem Ausgang (71-68) aus Sicht von Alba, aber auch ein hartes Stück Arbeit. Ein Sieg des Willens bei einem Spiel, das mit der Verletzung von Leon Radosevic seinen negativen Höhepunkt hatte. Dafür ist Jonas Wolfarth-Bottermann beeindruckend in die Bresche gesprungen. Reggie Redding hatte in dieser Begegnung vielleicht sein erstes Top-Spiel für Alba, dem er in der Folge noch einige folgen lassen hat. Topscorer und mit einer guten Leistung wie so oft: David Logan, der 7 seiner 18 Punkte im letzten Viertel erzielte.
Saragossa IST schlagbar! Das gilt ja grundsätzlich für jedes Team der Welt, die Frage ist nur, wie wahrscheinlich das ist. Im Eurocup hatte Saragossa erst zwei Spiele, die beide (gegen Mons und Rom) gewonnen wurden, in der Liga gab es neben zwei Heimsiegen auch zwei Niederlagen in eigener Halle. Man kann also Zaragoza auch in deren Halle besiegen. Dafür bedarf es allerdings eines sog. A-games von Alba Berlin. Alle Mannschaftsteile müssen viel Energie in der Defense investieren, schnell auf den Beinen sein, den guten Schützen der Spanier auf den Füssen stehen. Geduldig die Angriffe ausspielen! Helfen würde auch ein „blackout“-Viertel, wie es sich Saragossa zum Beispiel in Gravelines geleistet hatte (5-30 im vierten Viertel). Auch am letzten Wochenende gab es im Heimspiel gegen Badalona wieder ein solches Blackout-Viertel (9-22 im dritten Viertel), das Spiel konnte jedoch noch knapp mit 87-83 mit einer ausgeglichenen Teamleistung gewonnen werden. Die Spanier gehen also mit einem Erfolgserlebnis in das Eurocup-Spiel. Das gilt für Alba allerdings auch. Alba ist seit einigen Spielen in guter Form. Als deutsches Team sollte man einen Sieg bei einem ACB-Playoff-Team nicht erwarten – so sind die Kräfteverhältnisse dann doch noch nicht -, aber Alba kann selbstbewusst in das Spiel gehen und sooo gering sind die Chancen auf einen Auswärtssieg nun auch nicht!
Auf geht’s Alba, kämpfen und siegen!