Alba Berlin spielt in der Saison 2013/14 im Eurocup. Nachdem man sich in der letzten Saison noch mit der absoluten Elite des europäischen Basketballs messen durfte, geht es also aktuell eine Ebene tiefer zu Werke. Letztlich, weil man sich eben nicht für die Euroleague qualifizieren konnte. Realistisch betrachtet ist der Eurocup für das neu formierte Team von Alba Berlin immer noch Herausforderung genug. Der Eurocup bietet sicher nicht die ganz großen Namen des europäischen Basketballs (die spielen nun mal in der Euroleague), aber mit den Telekom Baskets Bonn, CAI Saragossa, Virtus Rom, BCM Gravelines Dunkerque und Belfius Mons-Hainaut immer noch recht attraktive Gegner. Diese wollen wir euch bei alba-inside nach und nach vorstellen.

Belfius Mons-Hainaut
gegründet
- 1959 als Union St. Joseph Quaregnon
- seit 2001 Dexia (-> Belfius) Mons-Hainaut
nationale Erfolge
- belgischer Pokalsieger 2006, 2011
- belgischer Vize-Meister 2006, 2009, 2013
internationale Erfolge
- Vize FIBA Eurochallenge 2008
Halle: mons Arena
Kapazität: 3.700 Zuschauer
media: homepage, eurocup
Der Basketball-Club in/bei Mons, gelegen in der Région Wallone, dem französisch-sprachigen Teil Belgiens wurde bereits 1959 als Union St. Joseph Quaregnon gegründet und spielte zunächst über Jahrzehnte in unterklassigen Ligen. 1991 stieg der Verein in die erste belgische Liga auf, sofort wieder ab, umgehend wieder auf und spielt nun seit 20 Jahren ununterbrochen in der belgischen Elite-Liga. Während dieses Zeitraums wurde der Verein entsprechend der jeweiligen Hauptsponsoren mehrmals umbenannt. Seit 2001 trat er unter dem Namen der belgisch-französischen Großbank DEXIA an. Im Rahmen der europäischen Finanz- und Wirtschaftskrise geriet auch Dexia in große finanzielle Schwierigkeiten und musste vom belgischen und französischen Staat mit mehr als 3 Milliarden (3.000.000.000) Euro gestützt werden. Änderungen der Gesellschaftsverhältnisse der Bank führten im letzten Frühjahr auch zu einer Änderung des Namens der Bank in Belfius, der sich der Basketballverein konsequent anschloss.
Seine sportlich besten Jahre hatte der Verein vor ca. 7, 8 Jahren, als man mit Omar Cook und Thomas Kelati zwei echte europäische Stars in seinen Reihen hatte, den belgischen Pokal gewann und Vizemeister wurde. Für den ganz großen Wurf in der Meisterschaft, im Sinne von einem Titelgewinn, reichte es bisher für Mons noch nicht. In der jüngeren Vergangenheit spielte der Verein regelmäßig oben in der belgischen Liga mit, scheiterte in (nicht so) schöner Regelmäßigkeit am Konkurrenten aus Oostende. So auch in der letzten Saison, aber als belgischer Vizemeister hat sich der Verein für den Eurocup qualifiziert.
Kader
backcourt
Guy Muya, Demontez Stitt,
Talor Battle,
Robert Vaden, Lorenzo Giancaterino, Justin Cage(+)
frontcourt
Monwell Randel, Maarten Rademakers,
Jason Love, Amaury Gorgemans,
headcoach
Yves Defraigne
Im Backcourt der Belgier hängt viel vom Nationalspieler Guy Muya ab. Für Mons lief es generell in dieser Saison nicht wirklich gut, aber ohne Muya (mit dem Alba 2006 schon mal gegen Oostende das mehr oder weniger große Vergnügen hatte) lief es noch ein Stück schlechter. Muya ist schnell, athletisch, defensiv stark, es fehlt ihm aber an einem Wurf aus der Distanz. Die aus Bonn bekannten Talor Battle und Robert Vaden sind gutes europäisches Mittelmaß und wenn sie mal heiß laufen auch für viele Punkte gut. Beide werfen mehr von jenseits der Dreierlinie als innerhalb und sind stark von guten Quoten abhängig. US-guard Demontez Stitt, der bereits mit Bar Timor zusammen spielte, ist der gefährlichste Dreierschütze der Belgier. Das Eigengewächs Lorenzo Giancaterino (ehem. belgischer Nachwuchs-Nationalspieler) kommt auf der kleinen Flügelposition nicht über eine bescheidene Backup-Rolle nicht hinaus. Der verletzte Amerikaner Justin Cage fehlt dem Team schmerzhaft.
Im frontcourt dominiert mit Jason Love der Star des Teams, bester scorer und bester Rebounder der Belgier. Der relativ kleine, aber bullige Forward-Center holt jeden dritten Rebound des gesamten Teams. Das liegt zum einen daran, daß die Belgier mit nur 28 Rebounds das drittschlechteste Team aller 48 Eurocupteams sind, aber auch daran, daß Love eben mehr als 9 abspringende Bälle sichert. Während Love direkt unterm Korb wühlt, verlässt sich sich sein Partner im frontcourt, der erfahrene US-Amerikaner Monwell Randle, eher auf seinen Wurf von aussen. Diese beiden tragen ganz wesentlich die Last in Mons‘ front court. Nachwuchstalent Maarten Rademakers, ein moderner, beweglicher Forward, bringt etwas Entlastung, Amaury Gorgemans ist eigentlich nur für etwas garbage time gut.
Coach Yves Defraigne, der auch schon zwei Jahre in Trier an der Linie stand, ist nicht zu beneiden. Er muss mangels Tiefe im Kader mit einer 8-er Rotation klar kommen, die sich durch die Verletzung von Justin Cage nun noch zu einer besseren 7er-Rotation verkürzt. Das kostet Kraft und führt früher oder später zu vielen Ballverlusten durch fehlende Konzentration bei den Leistungsträgern. Mons verliert am zweit-häufigsten von allen Eurocup-Teams den Ball. Wenig Rebounds, viele turnover, das führt zwangsläufig zu relativ wenigen eigenen Würfen. Die trifft Mons zwar recht mittelmäßig, insgesamt erzielen sie jedoch die wenigsten Punkte im gesamten Eurocup.
Mons und Alba spielten bereits vor zwei Jahren im Eurocup gegeneinander. Tatsächlich daran erinnern wird sich freilich nur noch Sven Schultze können. Bei den Belgiern stehen zwar noch drei Spieler von damals im Kader, aber Gorgemans und Giancaterino spielten damals nicht, Cage wird dieses mal nicht mitspielen können. Gleich am ersten Spieltag gab es einen knappen 78-74 Sieg in Belgien. Dabei erzielte Torin Francis ein double-double (10 pts, 10 rbs), Kyle Weaver (17/7), DaShaun Wood (17) und Yassin Idbihi (10) punkteten ebenfalls zweistellig. Beim Rückspiel in der O2 world wurde es dann mit 83-63 deutlich. Gleich 5 Spieler punkteten zweistellig: Wood (16 pts, 5 rbs, 9 ass), Francis (16/6), Allen (15/8), Taylor (11) und Idbihi (10).
Man muss natürlich vor jedem Gegner Respekt haben, auch vor den Belgiern aus Mons. Ganz unabhängig davon, daß die von ihren letzten 8 Spielen in Liga und Eurocup 7 verloren haben. Unabhängig davon, daß mit Mons das offensiv schwächste Team mit Alba auf eines der defensiv stärksten trifft. Unabhängig davon, daß Mons alle seine vier Eurocup-Spiele mit zweistelliger Differenz verloren hat (auch wenn drei davon auswärts und das Heimspiel gegen den Gruppenfavoriten Rom war). Trotzdem sollte man nun auch nicht Mons zu einem der stärksten Gegner aller Zeiten hoch stilisieren. So viel Selbstbewusstsein sollte Alba schon haben, in Belgien klar einen Sieg anzustreben. Sportlich ist das durchaus drin und zu erwarten. Alba hat die individuell stärkeren Spieler und zudem eine größere Tiefe im Kader. Und dass Alba physisch starken Druck auf einen Gegner ausüben kann, sollte sich auch so langsam herum gesprochen haben; die kurze Rotation der Belgier sollte man damit zermürben können. Das Problem könnte eher im mentalen Bereich liegen. Nach dem emotionalen Höhepunkt gegen Bayern München wird es schwierig, sich nochmals in kurzer Zeit so stark zu motivieren. Dass man gegen den krassen Aussenseiter der Gruppe spielt, spielt sicher auch im Hinterkopf eine Rolle. Sollte es nicht, ist aber trotzdem schwer aus dem Unterbewusstsein heraus zu bekommen. Trotzdem sollte Alba dieses Spiel möglichst gewinnen. Schon aus dem ganz pragmatischen Grund, weil die direkten Konkurrenten bereits gegen Mons gepunktet haben. Eine Niederlage würde doppelt schmerzen. Es kann nicht immer Feiertag sein, der war Sonntag, ein irgendwie nach Hause gewürgter Sieg mit ein paar Punkten würde schon reichen. Das ist doch zu packen, oder?