Nach gut anderthalb Wochen intensiver Arbeit und vorrangig Aufbau- und Konditionstraining trat Alba Berlin – Ausgabe 2015/16 – zum ersten Testspiel an. Dabei lag der Schwerpunkt natürlich auf dem Testen. Ohne die deutschen Nationalspieler Niels Giffey und Alex King, die bosnischen bzw. serbischen Internationalen Elmedin Kikanovic und Dragan Milosavljevic und den neuen point guard Will Cherry, der zwar seinen neunen Kollegen bei der Arbeit zusah, aber noch nicht mitwirkte, fehlte gleich eine handvoll wichtiger Spieler. So wurde der Kader mit eigenem Nachwuchs sowie Aushilfsspielern für die Vorbereitung aufgefüllt. Als Gast hatte man sich den letztjährigen Sechsten der polnischen Liga, Slask Wroclaw eingeladen.
Nachdem das Team der polnischen Gäste in den Play offs mit 0-3 sieglos im Viertelfinale ausschied, musste Coach Raijkovic seinen Hut nehmen und wurde durch den erfahrenen Serben Mihailo Uvalin – über 20 Jahre Coaching Erfahrung in Serbien (u.a. Roter Stern Belgrad), Belgien (u.a. Meister mit Oostende) und Polen (u.a. Meister mit Zielona Gora und zweifacher Coach of the year) – ersetzt. Dieser musste diesen Sommer einen kompletten Neuaufbau starten, aber – anders als Alba Berlin – keinen Spieler für die Basketball-EM abstellen. Lediglich Nachwuchsspieler Maksym Kulon blieb vom letztjährigen Team, alle anderen Spieler sind neu. Den Aufbau übernimmt der junge, direkt vom College gekommene Rashard „Ky“ Madden, ein sehr großer point guard. Ihm zur Seite steht sein erfahrener Landsmann Anthony Smith, der über BBL-Erfahrung mit den Eisbären Bremerhaven verfügt. Im Frontcourt ergänzen sich der relativ kleine, aber reboundstarke F/C Jarvis Williams – direkt vom College nach Polen gewechselt – und der größere und kräftigere Serbe Sasa Borovnjak gut. Borovnjak konnte sich zunächst nicht in der spanischen ACB und der griechischen HEBA durchsetzen, aber in der zweiten spanischen Liga in der letzten Saison viel Spielpraxis sammeln. Auf den ukrainischen Forward Vitaly Kovalenko traf Alba bereits vor zwei Jahren bei den Spielen gegen Khimik Yuzhne, wo dieser aber nur im Rückspiel in der Ukraine einige Akzente setzen konnte. Ergänzt werden diese fünf Importspieler durch einige polnische Spieler wie den euroleague-erfahrenen shooting guard Kamil Chanas (30), den ebenfalls erfahrenen guard Michal Jankowski (28), Forward Jarmakowicz oder der noch sehr junge Nachwuchs-Nationalspieler Mateusz Stawiak (20).
Bei Alba fehlte also gleich eine handvoll Spieler, die sich einige BBL-Teams sicher als starting five wünschen würden, Wroclaw kam mit einem komplett neu zusammen gestellten Team, somit war nicht mit viel mehr als einem ersten Abtasten zu rechnen.
Alba Berlin begann mit Jordan Taylor, Ismet Akpinar, Marc Lyange, Mitchell Watt und Jonas Wohlfarth-Bottermann. Ivan Aska wurde in diesem Spiel nach leichten Oberschenkelproblemen geschont, hat aber nach dem Spiel schon wieder recht locker trainiert. Zu Beginn entwickelte sich ein ausgeglichenes Spiel, kein Team konnte sich deutlich absetzen. Alba setzt zunächst auf alt Bewährtes, aggressive Defense über das gesamte Feld. Mitchell Watt hatte zu Beginn ein wenig Probleme ins Spiel zu finden, konnte sich dann aber steigern. Es wurde hauptsächlich der Abschluss am Brett gesucht, lediglich Ismet Akpinar versuchte sich zwei Mal aus der Distanz, wovon er einen Wurf traf. Akpinar hinterliess einen dynamischen Eindruck, traf seine 4 Freiwürfe und erzielte mit 7 Punkten die meisten für Alba Berlin im ersten Viertel. Trainingsspieler Dragan Labovic (Ex-Frankfurt) packte 6 dazu und Jordan Taylor zeigte seine defensive Klasse. Zum Ende des Viertels stellte Alba auch mal kurz auf Zonendefense um. mit 21-16 für Alba ging es in die erste Pause.
Ähnliches Spiel zu Beginn des zweiten Viertels. Alba machte verständliche Probleme bei der Abstimmung durch viel Intensität wett und erhöhte den Druck in der Defense, was Wroclaw vor Probleme stellte und für eine deutliche Führung (35-23) bis Mitte des Viertels sorgte. Mitte des zweiten Viertels konnte sich WoBo zwei mal stark am Brett in Szene setzen. Starke Presse führte zum Ballverlust beim Einwurf der Gäste. Durch einige Fehlwürfe bei Alba konnte Wroclaw durch eine erfolgreiche fast breaks bis ca. 2 Minuten vor der Halbzeitpause auf 40-33 verkürzen. Den Rest des Viertels hatte dann Alba wieder im Griff, nach einer 8-0 Serie ging es mit 48-33 in die Halbzeitpause. Kuriosität am Rande: Die Polen erzielten einen Eigenkorb! Wer bekam die Punkte? Ismet Akpinar zu diesem Zeitpunkt „Captain on the court“! Akpinar war auch der Mann der ersten Halbzeit, mutig beim Zug zum Korb, sicher beim Spielaufbau und mit 16 Punkten Topscorer der ersten Hälfte. Eine erste Hälfte, in der Alba das Reboundduell klar mit 24-15 gewann und erstaunlich gut auf den Ball aufpasste, d.h. sich nur 4 turnover leistete, von den 3 auf das Konto von Mitchell Watt gingen. Gute Szenen hatte auch Youngster Robert Glöckner, der auf 5 Punkte kam, zwei nach schönem turnaround jumpshot.
Das dritte Viertel begann aus Albas Sicht mit einem der seltenen, aber schön heraus gespielten Dreier durch Marc Lyange. Auch Jordan Taylor zur Mitte des Viertels mit Dreier aus dem Lauf, im Anschluss sofort ein steal und vorne wieder Punkte per lay up. Gegen Mitte des dritten Spielabschnitts war die Führung mit 60-46 immer noch komfortabel. Dann durften auch – zusammen mit Ismet Akpinar – die Spieler aufs Feld, die in der Saison kaum in Albas Rotation stehen werden wie Zivanovic, Labovic, Zylka und Glöckner. Da fehlte dann doch ein stückweit die Abstimmung und auch die offensive Qualität. Die letzten 5 Minuten des dritten Viertels gingen mit 9-4 an die Gäste aus Wroclaw.
Den letzten Spielabschnitt eröffnete Ismet Akpinar per Dreier, die Polen antworteten mit dem Ex-Bremerhavener Anthony Smith aus gleicher Distanz. Für Alba konnte sich der junge Ferdinand Zylka mit einem langen Zweier auf dem scoring board verewigen und Labovic spielte am Brett seine ganze Erfahrung aus, was sich zu einem 7-3 Start für Alba ins letzte Viertel summierte. Nach tollem Pass von Zivanovic erzielte Mitchell Watt ein sog. „and one“. Der Ball wurde gut um die Zone gepasst bis er beim freien Zivanovic landete, der für Drei verwandelte. Generell war das letzte Viertel defensiv nicht mehr ganz so stark, aber vorne gab es immer wieder schöne Aktionen zu bewundern. In den letzten Minuten konnte sich Youngster Zylka noch mal mit guten Aktionen zeigen, auch wenn der letzte Wurf des Spiels, ein Dreier, daneben ging. So endete das erste Spiel der Saison mit einem deutlichen 98-74 für Alba Berlin.
Fazit
Der erste Test ist gelungen, aber natürlich für die Saison nicht besonders aussagekräftig. Dafür fehlte zu viel von der Kernrotation. Viele Spieler konnten sich phasenweise gut in Szene setzen, durchgängig hat Jordan Taylor den besten Eindruck hinterlassen, klar der „Chef“ auf dem Feld und einer Defense zum Zunge schnalzen.
Spielereinschätzungen folgen.
Ein Gedanke zu „Erster Test von Alba Berlin gegen Slask Wroclaw – Spielbericht“