
Endlich fliegen wieder Bälle durch Netze, wenn Alba Berlin heute in einem nicht-öffentlichen Testspiel auf Stelmet Enea Zielona Gora trifft und sich davon erste Erkenntnisse über den aktuellen Stand der Vorbereitung erhofft. Es wird das erste – und für einige Zeit einzige – Testspiel mit „voller Kapelle“ sein, denn gleich voraussichtlich sechs Spieler werden sich morgen in Richtung Nationalmannschaften für die nächsten drei Wochen verabschieden. Somit kommt diesem Spiel eine exponierte Bedeutung bei.
Wie voll die Kapelle tatsächlich sein wird, wird sich zeigen, denn Joshiko Saibou deutete gegenüber alba-inside Fußprobleme an, Martin Hermannsson plagt sich mit einer Fingerverletzung herum und Tim Schneider wird nach seiner Verletzung auch noch nicht wieder mitwirken können. Voller als heute wird die Kapelle in den nächsten drei Wochen jedoch nicht mehr sein, erst in den beiden Testspielen gegen Saragossa und das Euroleague-Team Baskonia Vitoria kurz vor dem Saisonstart (23. bzw. 25.09.) wird Coach Aíto wieder alle Spieler zur Verfügung haben. Gerade für die neuen Spieler wie Johannes Thiemann, Rokas Giedraitis und Martin Herrmannsson ist das Verpassen von großen Teilen der Vorbereitung alles andere als optimal, aber Jammern nützt nichts und andere Teams haben ähnliche Situationen. Zudem eröffnet es dem Nachwuchs Möglichkeiten, sich zu zeigen und anzubieten.
Als Gegner hat sich mit Stelmet Enea Zielona Gora ein guter, alter Bekannter angesagt, auf den die Berliner in den letzten Jahren immer wieder in der Vorbereitung getroffen ist. 2013 gab es einen knappen Sieg, vor Jahresfrist sorgte Luke Sikma mit einem double-double (13 Punkte, 12 Rebounds) für einen Erfolg und deutete an, was man von ihm erwarten würde können. Aber auch kurz vor der Saison 2016-17 ließ eine deutliche Niederlage gegen diesen Gegner einige Schwachstellen erkennen, die sich dann durch die gesamte Saison ziehen sollten.
Nun also auf ein Neues. Ein erstes Testspiel lässt sich sicher nicht mit einem Testspiel kurz vor Saisonbeginn vergleichen, bietet aber einen ersten Blick auf die neu verpflichteten Spieler. Bei Alba Berlin erfreulich wenige, aber auch Zielona Gora muss nur wenige Spieler ersetzen, sodaß zwei doch recht eingespielte Formationen aufeinander treffen werden. Der polnische Halbfinalist der letzten Saison, knapp mit 2-3 am späteren Meister Anwil Wloclawek setzt dabei sehr stark auf Erfahrung. Die polnischen Nationalspieler Lukasz Koszarek (34, PG) und Adam Hrycaniuk (34, C) befinden sich bereits im Herbst der Karriere, rücken in die zweite Reihe zurück, können aber mit viel Erfahrung immer noch helfen. Aber auch der Ex-Münchner und -Ulmer Boris Savovic (31, PF), Urgestein Przemyslaw Zamojski (31, shooting guard, seit 2013 im Verein und ebenfalls Nationalspieler) und der neu verpflichtete Starting Center Frank Hassell (29) haben die 30 bereits überschritten bzw. kratzen daran.
Diese „alten Hasen“ bilden das Gerüst des Teams, das allerdings noch nicht komplett ist. Zu diesem Gerüst gehören aber auch Markel Starks (27), der als bester Assistgeber (7,3 apg) der vergangenen Saison in der starken türkischen Liga nach Zielona Gora wechselt. Mit 22 Punkten pro Spiel war er zudem einer der besten Punktesammler der TBL. 2016-17 hatte er einen Kurzauftritt (4 Spiele) bei den Fraport Skyliners. Mit der Verpflichtung von Michal Sokolowski, der mit 25 Jahren schon das Küken der Kernrotation ist, ist dem nächstjährigen Teilnehmer an der multi-nationalen VTB League mit Kalibern wie ZSKA Moskau, Lokomotiv Kuban Krasnodar oder Zenit St. Petersburg, ein Coup gelungen. Der Swingman wurde in der abgelaufenen Saison zum besten polnischen Spieler der Liga gewählt. Nicht vergessen darf man den slowenischen Nationalspieler und amtierenden Europameister Edo Muric (26, small forward). Ergänzt wird der Kader durch einige einheimische Talente.
Stelmet Enea Zielona Gora befindet sich schon etwas länger in der Vorbereitung. Man hat bereits ein Testspiel gegen Jamalex Polonia Leszno absolviert und hatte gegen den Zweitligisten wenig Mühe. Am Ende stand ein 103-70 Erfolg, der auch dank einer Dreierquote von über 63 % zustande kam. Zamojski blieb von downtown mit 4/4 ohne Fehlwurf und Starks versenkte fünf Dreier bei sieben Versuchen. Am Ende standen 23 Punkte für den neuen Aufbauspieler zu Buche. Der neue Center Frank Hassell lieferte mit 24 Punkten und 12 Rebounds ein double-double ab. Auch Savovic (17) und Zamojski (14) punkteten ebenfalls zweistellig.
Alles in allem erwartet ALBA Berlin zum Auftakt der Testsaison ein ernstzunehmender Härtetest und echter Prüfstein. Das kann aber eher Erkenntnisse bringen, als ein blow out Sieg gegen einen unterklassigen Kontrahenten. Aber Hauptsache, es geht überhaupt wieder los …