Alba Berlin gewinnt deutlich mit 84-66 gegen die BG Göttingen und feiert das 10jährige Jubiläum des eigenen Jugendprogramms.
Am 25. Spieltag der Basketball-Bundesliga empfing Alba Berlin am 05.03.2016 den Tabellen-15. aus Göttingen und gewann nach einem holprigen Start am Ende noch deutlich mit 84-66 (Halbzeit 42-40). Beim ersten Bundesliga-Heimsieg im Kalenderjahr 2016 hatten die Gastgeber in Center Elmedin Kikanovic (20 Punkte) sowie den us-amerikanischen Guards Jordan Taylor (16) und Will Cherry (14) die stärksten Protagonisten. Der erst 21jährige Neuzugang Brandon Ashley hatte mit 8 Punkten und 11 Rebounds einen gelungenen Einstand. Unter den knapp 11.000 Zuschauern, die dem am Ende ungefährdeten Sieg beiwohnten, befanden sich viele Spieler und Verantwortliche der Alba-Jugend, die das Spiel nutzten, um das 10jährige Jubliäum des Berliner Nachwuchsprogramms zu feiern.

Die Ausgangslage
Die „Veilchen“ aus Göttingen kamen als 15. der Tabelle nach Berlin, hatten sich aber vor einigen Wochen mit Ian Hummer, der in seinen ersten Spielen zum effektivsten Spieler der BBL avancierte, effektiv verstärkt. Die BG Göttingen hat zwar nur 6 Spiele gewonnen, mit genannter Verstärkung jedoch zwei der letzten vier.
Damit waren die Gäste in jüngster Vergangenheit stärker als der Gastgeber, der drei seiner letzen vier BBL-Spiele verloren und im Kalenderjahr 2016 bis dato – Anfang März – in heimischer Halle noch gar kein Bundesligaspiel gewonnen hatte. Zudem fehlten den Berlinern die Langzeitverletzten Niels Giffey und Robert Lowery, Dragan Milosavljevic aufgrund einer Sperre und Mitchell Watt, von dem man sich unter der Woche getrennt hatte. Bei nur noch vier ausländischen Profis sollte Neuzugang Brandon Ashley (21) gleich ins kalte Wasser geworfen, ohne genau zu wissen, was man von ihm nach nur zwei Trainingseinheiten erwarten könne. Unter diesen Umständen war die Ausgangslage nicht so klar, wie es der Tabellenstand hätte vermuten lassen könnte.
Der Motor stottert …
Göttingen hatte nichts zu verlieren und startete unbekümmert ins Spiel. Nach ausgeglichenem Start konnten sich die Gäste zwischen der 5. und 15. Minute deutlich absetzen. Bei Anspielen in den Post auf Kikanovic stürzten sich gleich bis zu drei Göttinger auf den Alba-Center und zwangen diesen zu Fehlwürfen, Fehlpässen oder schickten ihn an die Freiwurflinie. Mit wachen Augen und schnellen Händen gelangen den Gästen ein ums andere Mal Ballgewinne und einfache Punkte aus dem fast break. Zudem hatte der Alba-Frontcourt um Kikanovic, Loncar und Wohlfarth-Bottermann in der Verteidigung Probleme gegen die kleineren, aber deutlich schnelleren Gegenspieler. Offensiv lief bei Alba der Ball schlecht und es wurde zu oft und nur mäßig erfolgreich versucht, mit der Brechstange zum Erfolg zu kommen. In Zahlen drückte sich das durch nur drei erfolgreiche Feldwürfe bei 11 Versuchen im ersten Viertel sowie einem 14-20-Rückstand aus.
… und beginnt doch noch zu schnurren.
Das zweite Viertel begann, wie das erste endete und bis zur Mitte des Viertels konnte Göttingen den Vorsprung auf bis 9 Punkte ausbauen. So langsam dämmerte es den Spielern von Alba Berlin wohl, dass man in dieses Spiel mehr investieren müsse, wenn man es gewinnen will. Dementsprechend gingen sie in der Defense energischer zur Sache, aber vor allem in der Offense wurde der Ball sehr viel besser laufen gelassen und auch ohne Ball bewegten sich die Spieler besser und kämpften um gute Positionen. Will Cherry blies mit zwei erfolgreichen Dreiern zur Aufholjagd, aber generell kam Alba durch besseres Passspiel (9 Assists im zweiten Viertel) zu besseren Wurfpositionen und traf im zweiten Spielabschnitt sehr gute 10 Feldwürfe bei 16 Versuchen. Dementsprechend wurde das Viertel mit 28-20 gewonnen und die Berliner lagen zur Halbzeit schon knapp (42-40) vorn.

Die Viertel 3 und 4 waren im Wesentlichen Kopien des zweiten und wurden von den Gastgebern ebenfalls recht deutlich mit 7 bzw. 9 Punkten gewonnen. Alba hatte den Schlüssel zum Spiel gefunden und liess in der zweiten Halbzeit nichts mehr anbrennen. Sobald die Göttinger am Brett doppelten, wurde nicht mehr mit Macht versucht, abzuschließen, sondern der Ball nach aussen gepasst, rotiert und kam dann in den post zurück, wenn der Spieler dort eine bessere Position hatte. Im Abschluss ließen die Alba-Spieler unnötig einige Chancen liegen, das fiel aber bei 20 Offensiv-Rebounds nicht so sehr ins Gewicht. Die Gäste aus Niedersachsen mühten sich redlich und hatten noch die eine oder andere gute Phase, wirklich gefährlich konnten sie den Berlinern nicht mehr werden. In der Endabrechnung stand dank Leistungssteigerung ab Mitte des zweiten Viertels ein verdienter 84-66 Heimsieg, der erste anno 2016 in der BBL.

Unter Beobachtung
Zum Wochenbeginn hatte Alba Berlin Brandon Ashley aus der D-League unter Vertrag genommen und mit dieser nicht gerade risikoarmen Verpflichtung für Aufsehen gesorgt. Auf der einen Seite mit viel Talent gesegnet, auf der anderen mit 21 Jahren sehr, sehr jung, ohne Erfahrung im europäischen Basketball und körperlich für einen Frontcourtspieler doch recht schmal. Da sich die Berliner in der Woche auch noch von Mitchell Watt getrennt und weitere Unruhe in die Teamhierarchie gebracht hatten, war schon vor dem Sprungball klar, dass der Neuzugang wohl gleich ins kalte Wasser geworfen wird.
So waren 21.682 Augen gespannt auf den newbie gerichtet und warteten darauf, wann er den ersten, für frisch in Europa spielende Amis so typischen, Schrittfehler machen würde. In dieser Hinsicht wurden sie „enttäuscht“, einen turnover leistete sich Ashley im ganzen Spiel nicht. Gleich im ersten Viertel bekam er seinen ersten Einsatz für 2,5 Minuten und war zunächst eher bemüht, wenig Fehler zu machen und seinen Platz auf dem Feld zu finden. Es gab auch schon andere Amis, die von Sekunde Eins an diesen Europäern die Sportart erklären wollten. Ashley jedoch wohltuend zurückhaltend. Mit zunehmender Spieldauer traute er sich jedoch mehr zu und kam im zweiten Viertel zu seinen ersten Punkten für Alba. Der Wurf wirkte wacklig, was aber auch an der offensichtlichen Nervosität gelegen haben könnte. Wirklich überzeugen konnte Ashley beim Rebound. Dabei kommt ihm seine enorme Spannweite zugute, die die Ausmaße von Centerspielern hat, deutlich größer als die von gestandenen Centern wie z.B. Leon Radosevic, Amare Stoudamire, Sharrod Ford, Elmedin Kikanovic, Kreso Loncar, Mario Kasun uam. Mit seinen langen Armen befand er sich zumindest gegen den kleinsten Frontcourt der Liga aus Göttingen auf einer anderen Ebene. Während zwei Rebounds in fünf Minuten der ersten Halbzeit nichts Besonderes sind, so sind neun Rebounds in neun Minuten der zweiten Halbzeit eine außergewöhnliche Leistung.
Ashley bringt Schnelligkeit, Beweglichkeit und Rebounding in den Alba Frontcourt, damit wird er Unerfahrenheit und fehlende Masse ausgleichen müssen. Den Willen und das Potenzial dafür scheint er zu haben.

Das hatte Ashley selbst zu sagen:
Was sonst noch auffiel.
- leichte Aufwärtstendenz bei King und Vargas. Die beiden deutschen Spieler hatten in letzter Zeit wenig zur Offensive beigetragen. Gegen Göttingen gelangen ihnen kombiniert immerhin 15 Punkte. King hat in dieser Saison nur beim Hinspiel in Göttingen und gegen den MBC mehr Punkte erzielt, Vargas war nur in Craislheim und Frankfurt erfolgreicher. Alex King brachte diese gelungene Aktion sichtbar Selbstvertrauen:
- Reboundduell klar gewonnen. Gegen den kleinsten Frontcourt der Liga holte Alba 44-28 Rebounds, besonders 20-3 Offensivrebounds zeigen die Überlegenheit der Big man von Alba.
- schlechte Quote. Aus der Nah- und Mitteldistanz hat Alba zu viel liegen gelassen. Das hätte gegen diesen Gegner besser sein müssen/sollen.
- gutes Zusammenspiel, mal abgesehen vom ersten Viertel; 20 Assists bei 27 erfolgreichen Feldwürfen
- Das Alba-Nachwuchsprogramm ist riesig … und spielt besser Basketball als es singt! Da hat Alba in den letzten 10 Jahren etwas Großes aufgebaut.
- good news, Niels Giffey might be back. Der seit Monaten verletzte Alba-Forward wird in Kürze wieder ins Mannschaftstraining einsteigen.