Alba kann einfach nicht mehr verlieren. Zumindest in der Bundesliga nicht. Erheblichen Anteil daran hat auch Alex Renfroe. Ende Januar könnte er die Mannschaft verlassen und dafür Jonathan Tabu zurückkehren. Wie entscheidet der Verein bei dieser vielleicht wegweisenden personellen „Problematik“?
Für den Begriff Luxusproblem spuckt der Duden-Online zwei Bedeutungen aus:
„a. Problem, das im Vorhandensein mehrerer guter Lösungsmöglichkeiten in einer besonders günstigen Gesamtsituation besteht
b. (abwertend) Problem, das gegenüber anderen, gewichtigeren als unbedeutend angesehen wird“
Setzt man diese Sätze im aktuellen Kontext zu Albas derzeitiger Situation, passt das wie Arsch auf Eimer. Aber fangen wir von vorne an:
Die Albatrosse eilen derzeit in der Bundesliga von Sieg zu Sieg. Der beste Saisonstart seit 14 Jahren wurde mit einem 97:58 Kantersieg über die Artland Dragons Quakenbrück gefeiert. Sicherlich zeigten die Gäste zuletzt nicht ihre beste Verfassung aber den bis dato Tabellen-Vierten derart abzuwatschen spricht Bände über das diesjährige Alba-Team. Gegen Ludwigsburg wurde dann am Dienstag noch ein Arbeitssieg nachgelegt. Nach zwölf Spieltagen hat das Team aus der Hauptstadt bereits drei Siege Vorsprung auf die Verfolgergruppe. Auch europäisch winkt bei einem weiteren Sieg der Einzug in das Euroleague Top-16, unter Umständen ist auch noch ein dritter Platz in der Gruppe möglich. Sasa Obradovics Team setzt einfach die Erfolgsgründe der vergangenen Spielzeit weiterhin um: In der Defensive werden die gegnerischen Mannschaften zermürbt, in der Offensive glänzt an jedem Abend jemand anderes – oder einfach alle.
Als würden die guten Nachrichten nicht abreißen, lichtet sich nun mittlerweile auch das Verletztenlazarett. Martin Seiferth ist seit seinem Handbruch seit geraumer Zeit wieder im Mannschaftstraining eingestiegen und auch Jonathan Tabus vollständige Genesung wirkt nicht mehr allzu entfernt. Damit wären wir wieder bei den eingangs erwähnten Bedeutungen eines Luxusproblems.
Die Rückkehr des Belgiers wirft auch große Fragen auf. Was soll nämlich mit Alex Renfroe passieren? Der Vertrag des US-Amerikaners läuft Ende Januar aus. Renfroe kam als Ersatz für Tabu und überzeugte zuletzt immer mehr. Mit seinem schnellen Antritt belebt der 28-Jährige das Offensivspiel sichtlich. Auch wenn dem gegenüber oftmals haarsträubende Turnover gegenüberstehen: aus dem jetzigen Team ist Renfroe nicht mehr wegzudenken.
Auch Mithat Demirel betonte uns gegenüber, die Stärken des Guards: „Alex war schon einer der besten Transitionspieler als er aus den Staaten nach Europa kam. Aber mittlerweile strahlt er auf dem Spielfeld auch Souveränität aus und kontrolliert das Tempo sehr gut, dafür hat er ein außerordentliches Gefühl.“ Der Sportdirektor hebt, neben Renfroes Reboundfähigkeiten, auch Fortschritte in der Verteidigung hervor: „Er hat sich defensiv bei uns noch einmal verbessert. Außerdem ist er auch charakterlich ein sehr guter Typ, der gut in die Mannschaft passt.“
Es bedarf keines Experten, die Worte Demirels so zu deuten, dass scheinbar alle im Verein zufrieden mit Renfroe seien. Doch durch die Rückkehr von Tabu würde eine Verlängerung des Vertrags des US-Amerikaners auch bedeuten, dass Alba die Saison mit 8 Ausländern fortführen würde. Abgesehen von den finanziellen Hürden, müsste Obradovic dann auch zusehen, wie er die Rotation ändert und ob sich dadurch auch die Teamchemie ändern könnte.
„Never change a winning Team“ lautet ein bekanntes Sprichwort im Sport. Es läuft derzeit alles gut für die Albatrosse aber spätestens im Januar müssen Entscheidungen getroffen werden ob das funktionierende Gebilde geändert wird oder nicht. Selbst wenn es im Verein eine Tendenz geben sollte: Demirel hält sich bedeckt. „Wir haben noch mehr als vier Wochen Zeit und werden keine Entscheidung aus dem Bauch heraus treffen“ sagte uns der Sportdirektor.

Während die Alba-Fans nun warten, kann bereits spekuliert werden wie sich das Spiel mit dem Abgang von Renfroe ändern würde. Eine Spekulation, an der sich Demirel nicht beteiligen will aber angesprochen auf die Unterschiede zwischen Tabu und Renfroe sagt er: „Tabu ist nicht so schnell, dafür körperlich und beim Distanzwurf stärker.“ Bis Tabu seine Fähigkeiten wieder vollständig der Mannschaft zur Verfügung stellen kann, dauert es jedoch noch etwas: „Er hatte ja eine schwere Verletzung. Wir rechnen, dass er Ende Januar oder eventuell noch später dem Team helfen können wird“, sagt Demirel.
So lange die Mannschaft weiterhin so stark Auftritt wie bisher und alle fit bleiben, kann in Berlin weiterhin über die personellen Veränderungen debattiert werden. So lange bleibt es aber immer noch ein Luxusproblem. Zum Glück.