Die Stimmung ist gekippt

Vor dem Pokalspiel am vergangenen Mittwoch, sagte ich zu meinem Dauerkartennachbarn, dass dies der Wendepunkt (zum Gutem) der Saison wird. Vier Viertel und eine Verlängerung später, fühle ich mich in meinen Worten, so lächerlich es auch klingen mag, bestätigt. Kann das Team noch tiefer sinken als jetzt?

Beim heutigen Medientraining sprach Gordon Herbert länger als sonst. Er zeigte sich enttäuscht von der Leistung am vergangen Mittwoch, insbesondere weil seiner Meinung nach das Team die Woche zuvor gut trainiert hatte. Die größten Schwächen sah er in der Offensive: „Die vielen Turnover in der Half-Court Offense führen dazu, dass wir leichte Punkte kassieren. Das killt unsere Defense. Wir nehmen schwierige Würfe am Mann. Es ist besser wenn man die 24 Sekunden überschreitet und der Gegner einen Einwurf kriegt, dann können wir wenigstens die Verteidigung ordnen.“ Auch das frühe Aussteigen aus den Systemen, sah der Headcoach problematisch. Zwar will er keinen „robotic Basketball“ spielen lassen und findet es wichtig, den stärksten Offensivoptionen Freiräume zu gewähren „aber nach zwei, drei Pässen schon aus dem System auszubrechen ist zu früh. Wir müssen die Mischung finden, den Spielern die Systeme ordentlich beizubringen,aber auch  wie sie sie spielen sollen.“

Ein aktuelles Problem sieht Herbert darin, dass mehrere Spieler das Zepter im Alleingang übernehmen wollen, wenn es eng wird. Passend dazu, bezog er auch Stellung zu der Aussage von DaShaun Wood im Tagesspiegel (http://www.tagesspiegel.de/sport/alba/alba-berlin-jeder-fuer-sich-allein/6219684.html). Herbert meinte, man braucht eben auch Leute die auf dem Feld, die die Drecksarbeit übernehmen können: „In einem Meisterschaftsteam übernimmt jeder Spieler diese sogenannte Drecksarbeit. In einem Playoffteam vielleicht 60% der Spieler und bei einem Nicht-Playoffteam nur 25%. Das ist auch der Grund weshalb Bamberg so erfolgreich ist. Ein Casey Jacobsen oder ein Suput übernehmen beim aktuellem Deutschen Meister auch die schmutzige Arbeit“.

Nichtsdestotrotz ist der Trainer von seiner Mannschaft durchaus überzeugt: „Wir haben ordentliche Jungs im Team. Alle sind charakterlich einwandfrei“. Bezüglich einer Nachverpflichtung äußerte sich der Headcoach zurückhaltend: „Wir haben noch einen freien Platz im Kader, aber insgesamt ist das, das Spielermaterial, welches wir  haben und mit dem wir durch die Saison gehen werden.“

Die Spieler zeigten sich, zumindest öffentlich, heute nicht besonders beeindruckt von der aktuellen Weltuntergangsstimmung. Heiko Schaffartzik flachste mit Torin Francis und beide warfen Dreier um die Wette. DaShaun Wood lachte gemeinsam mit Marko Simonovic und beneidete Lucca Staiger um seine neuen knallroten Basketballschuhe („Man, I wanted those“). Yassin Idbihi sagte, dass sein Körper das Spiel am vergangenen Mittwoch gut angenommen hätte und dass er nun hofft weiter seinen Rhythmus zu finden. Derrick Allen sieht im kommenden Spiel gegen die Artland Dragons ein Richtungsweisendes Spiel und zieht Parallelen zur vergangen Saison, als die Quakenbrücker Berlin aus dem Pokal warfen. Dafür konnte damals Alba den Ligavergleich für sich entscheiden und an die Niedersachsen vorbeizuziehen und den Schwung mit in die Playoffs  nehmen.

Bei der aktuellen Lage sollten die Spieler vorsichtig sein. Derzeit sitzt das Team auf einem Pulverfass. Eine weitere Leistung wie gegen Braunschweig am Samstag könnte der springende Funke sein, der alles in die Luft jagt. Die Stimmung ist nun endgültig gekippt. Die Kritik seitens der Fans war das letzte Mal beim Bamberg-Debakel in der vergangen Saison so groß. Erstmalig wurde auf Facebook zu Aktionen (Stimmungsboykott etc.) gegenüber der Mannschaft aufgerufen. Wenn der sonst so brave und eher lethargische Berliner Basketballfan schon zu solchen Mitteln greifen will, soll das schon etwas heißen. Facebook hat schon die eine oder andere Revolution ins Laufen gebracht, Vorsicht ist also geboten.

Und nun zum Abschluss: Wieso denke ich, dass der vergangene Mittwoch der Wendepunkt der Saison war? Weil ich hoffe, dass die Mannschaft nun begriffen hat, dass es so nicht weitergehen kann. Weil ich hoffe, dass das Spiel morgen gewonnen wird und Alba wieder auf Platz zwei klettert und von nun an wieder besser spielt. Die Hoffnung stirbt zuletzt.

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