In den vergangenen Jahren gab es eine hohe Fluktuation an Spielern im Alba-Kader. Das bedeutete meist auch, sich ständig an neue Center gewöhnen zu müssen (mit Ausnahme von Yassin Idbihi). Dabei gab es von sehr talentierten Spielern, bis durchschnittlich begabten Bigmen alles zu bestaunen, aber die Konstanz hat nach der Zeit von Jovo Stanojevic, Patrick Femerling (und später Adam Chubb und Blagota Sekulic) zu wünschen übrig gelassen. Nun geht Leon Radosevic in seine zweite Spielzeit mit Alba. Der Kroate ist offensiv enorm talentiert und gehörtz, trotz seines Alters von gerade mal 24 Jahren, sicherlich zu den besten Centern der Basketball-Bundesliga. Im Rahme des Vorbereitungsturniers in Zgorzelec, nahm er sich ein paar Minuten Zeit unsere Fragen zu beantworten.
Leon, letztes Jahr bist du nach Berlin gewechselt, um eine größere Rolle einzunehmen. Dafür sollst du auch auf lukrativere Angebote verzichtet haben. Ist dein Plan nach einem Jahr aufgegangen? Gibt es noch Luft nach oben?
Ich glaube, es gibt noch viel Raum für Verbesserungen. Leider konnte ich, anders als letztes Jahr, wegen der Verletzung diesen Sommer nicht so wie gewünscht mit Dino (Radja) zusammenarbeiten und auch nicht in der Nationalmannschaft mitwirken. Deswegen konnte ich nicht so an meinem Spiel arbeiten, wie ich es mir erhofft hatte. Jetzt in der Preseason hoffe ich mit Hilfe der Coaches einiges aufholen zu können.
Es kursieren Geschichten, dass du mit dem kroatischen Verband zerstritten bist und deswegen nicht für die Nationalmannschaft spielst. Kannst du das genauer erklären?
Dieses Jahr habe ich gesagt, ich will im Sommer zur Nationalmannschaft. Es gibt aber immer noch einen Konflikt mit dem Präsidenten des Verbandes. Ich will aber diese Probleme aus der Welt schaffen, mein Ziel ist die EM im nächsten Jahr.
Was war der Grund für den Streit?
Sie wollten mir damals nicht die Freigabe geben, als ich von Cibona Zagreb nach Mailand wechseln wollte. Sie wollten, dass ich mir die Freigabe erkaufe. Damals war ich noch in der Jugend-Nationalmannschaft. Ich habe für die Freigabe bezahlt, aber habe dann gesagt, dass ich nicht mehr für die Nationalmannschaft spielen werde.
Du bist aber optimistisch und erwartest eine Veränderung?
Vielleicht ja. Der Präsident wird wohl bald in den Ruhestand gehen und es werden neue Verantwortliche an die Macht kommen. Mal schauen.
Alex King hat in einer Basketballzeitschrift geschrieben, du wärst ein sehr fröhlicher, kindlicher Mensch, Du hättest eine Vorliebe für Sportautos. Was machst du in deiner Freizeit in Berlin?
Normalerweise versuche ich mich auszuruhen. Ich verbringe viel Zeit mit Vojdan oder meiner Freundin, wir gehen ins Kino oder essen etwas. Wir versuchen auch Orte von Berlin zu sehen, die uns die Jungs aus Berlin empfohlen haben.
Da du gerade Vojdan erwähnst. Du teilst dir ein Zimmer mit ihm. Wie können wir uns das vorstellen. Vojdan gilt als sehr ruhig, du sollst eher ein Spaßvogel sein…
Das ist einfach die beste Kombination. Er ist eher ruhig und ich rede dafür viel. Er spricht ja eher weniger, weil er nicht so gut Englisch kann. Mit den Coaches und mit mir, redet er mehr. Wir verständigen uns dann auf Serbisch und/oder Kroatisch.

Letztes Jahr hattest du mehrere kleinere Verletzungen, die dich immer für ein paar Wochen auß der Bahn geworfen haben. Gibt es einen bestimmten Plan oder ein gezieltes Training das du absolvierst, um das in Zukunft zu vermeiden?
Ja, mit unserem Athletiktrainer absolviere ich eine besondere Vorbereitung um mich vor Knöchel-Verletzungen besser zu schützen. So weit läuft es ganz gut und ich hoffe das bleibt auch so.
Das hoffen wir natürlich auch. Letztes Jahr warst du öfters mal mit Power Forwards auf dem Spielfeld, die auch von außen werfen konnten. Auch Kendall konnte eher in die Richtung gehen. Wie läuft jetzt das Zusammenspiel mit Jamel McLean?
Er mag es mehr die Initiative unter dem Korb zu ergreifen. Ich spiele jetzt mehr in einer Rolle, die der von Levon (Kendall) letztes Jahr ähnelt. Ich agiere zwar nicht von der Dreierlinie aber doch mehr von außen. Das wird schon klappen.
Bevor du zu Alba gekommen bist, hast du in namhaften europäischen Teams gespielt, bist also auch ein wenig rumgekommen. Wie hast du die BBL wahrgenommen? Gab es da Überraschungen für dich?
Die Liga hat mich überrascht. Bevor ich zu Alba gekommen bin und mir mein Manager sagte, dass ich nach Berlin wechsle, war ich etwas skeptisch (über die Liga). Die Basketball-Bundesliga hat nun mal nicht so eine große Historie. Wenn ich aber z.B. die Infrastruktur betrachte, unsere Arena, die Trainingshalle etc. dann muss man sagen, dass die Voraussetzungen wesentlich besser sind, als z.B. in Mailand. Fast alle Arenen in der Bundesliga sind wesentlich besser als die meisten Hallen in Europa. Es ist schön und ich bin glücklich, in Deutschland zu spielen.
Alba ist nach einem Jahr im Eurocup, wieder in der Euroleague zurück. Du hast in der Vergangenheit schon mehrmals Euroleague gespielt, war erwartest du?
Ich hoffe und denke, dass wir gute Chancen haben das Top 16 zu erreichen. Ich denke alle Teams in unserer Gruppe, die um die nächste Runde kämpfen, werden die gleichen Chancen haben. Der Coach wird uns schon richtig einstellen und uns helfen, die nächste Runde zu erreichen.
Kommen wir nochmal auf das Zusammenspiel mit Jamel zurück. Von den Spielen die wir beim Turnier in Zgorzelec gesehen haben (gegen CEZ Nymburk und Szolnoki Olaj KK), konnte man sehen, dass ihr vor allem offensiv noch viel Arbeit vor euch habt. Du hast oft den Ball im Lowpost gefordert und dir Platz erkämpft aber die Anspiele kamen nicht immer an. Bist du dann etwas frustriert?
Nein. Wir arbeiten noch an unserem Spiel. Sowohl defensiv, als auch offensiv. Ich habe diese Rolle angenommen, um den neuen Spielern zunächst zu helfen. Die Trainer erwarten von mir auch, den Ball so oft wie möglich in Brettnähe zu fangen, weil das relative leichte Punkte bedeutet und die Inside/Outside Balance dann stimmt. Da ist dann keine Frustration bei. Natürlich könnte es noch besser laufen, aber zum jetzigen Zeitpunkt ist das in Ordnung.
Für einen Center bist du ja noch sehr jung, besitzt aber schon zahlreiche Fähigkeiten. Welche sind deine Ziele für die Zukunft? Gibt es etwas Bestimmtes, dass du erreichen möchtest?
Ich denke der größte Traum für jeden Basketballspieler ist es, in der NBA oder in der Euroleague zu spielen. Ich will das Beste geben um in meiner Karriere davon einen Teil zu erreichen.
Wäre die NBA-Summerleague weiterhin eine Option für dich?
Vor zwei, drei Jahren habe ich dort ein paar Trainingseinheiten absolviert. Mal sehen, ich weiß es noch nicht. Mein Vertrag läuft noch ein Jahr und dann werden wir weiter schauen.
Danke für das Gespräch Leon!