
Alba Berlin besiegt die Brose Baskets Bamberg in der ausverkauften O2-World mit 87:81 in einem Thriller, der dem Klassiker des Deutschen Basketballs in allen Belangen würdig war. Top-Scorer in der erwartet hitzigen Begegnung war Alba’s Derrick Allen mit 20 Punkten. Ausschlaggebend für Albas Sieg war letztendlich die in der zweiten Halbzeit gezeigte Mannschaftsleistung und der unbedingte Wille das Spiel nach 30 Minuten Rückstand doch noch zu gewinnen.
Schon vor dem Spiel sollte ein jeder Zuschauer wissen, dass es Alba ernst sei, Bamberg um jeden Preis zu schlagen und in einem, über die Videoleinwände ausgestrahltem, Film, quasi dem Prolog zum Klassiker, sprach Heiko Schaffartzik darüber welche Ehre es für ihn sei als Berliner für Alba Berlin zu spielen und dass er immer gewinnen will, egal, ob im Spiel oder im Training! Bamberg wolle er einfach schlagen, weil er die, so der Wortlaut, einfach nicht mag. Spätestens bei dieser Aussage, die schon im Vorfeld der Ausstrahlung die Fans beider Lager angestachelt hatte, war der Geräuschpegel in der O2-World rekordverdächtig.
Im Spiel musste Heiko Schaffartzik, wie auch Rückkehrer Julius Jenkins auf Bamberger Seite, zunächst auf der Bank Platz nehmen. Gordon Herbert schenkte zum wiederholten Male den amerikanischen Legionären DaShaun Wood, Kyle Weaver, Bryce Taylor, Derrick Allen und Torin Francis das Vertrauen.
Der Forderung den Funken überspringen zu lassen, von den Fans auf einem überdimensionalen Plakat vor Spielbeginn präsentiert, kam als erstes Kyle Weaver mit einem verwandelten Dreier zum 3:2 nach. Alba konnte in der Folge die Führung bis auf fünf Punkte vergrößern, um anschließend von Bamberg mit einem 9-0 Run überrascht zu werden. Mit noch knapp drei Minuten auf der Uhr, beim Spielstand von 13:14 kam dann auch der ehemalige Albatross Julius Jenkins zum Einsatz. Besonders aufgefallen ist dabei das von Jenkins zur Schau getragene leuchtend neon-grüne Schuhwerk. Basketball-technisch fielen in diesem Viertel jedoch andere auf: Besonders spektakulär wurde es zum Ende des 1. Viertels, als Marko Simonovic beherzt zum Korb zog, um von Nationalsspieler Tibor Pleiss ans Brett geblockt zu werden. Auf der anderen Seite des Spielfelds war es dann wieder Tibor Pleiss, der unter dem Jubel der Bamberger Fans, nach Zuspiel von Suput mit Alley-Oop abschloss. Bamberg führte zu diesem Zeitpunkt mit fünf Punkten.
Im zweitem Viertel folgte dann die Intialzündung für Alba Berlin. Marko Simonovic fasste sich direkt nach Anpfiff des zweiten Viertels erneut ein Herz, zog in der Nähe der Baseline zum Korb und drückte den Ball über Julius Jenkins hinweg, direkt vor dem Alba-Fan Block, krachend in die Reuse. Dieser rutschte, der Standfestigkeit durch die Wucht von Simonovics athletischer Aktion und dem Körperkontakt beraubt, auf seinem Gesäß in Richtung des Polsters der Korbanlage. Der Block hinter dem Korb tobte, genauso wie die restliche Halle und auf den Lippen der Anhänger konnte man die Worte : „ In your Face Jenkins“ ablesen. Bis zu diesem einschneidendem Erlebnis war der Held früherer Tage kaum aufgefallen und lag nun auch noch symbolisch am Boden.

Doch wer dachte, das das alles war,was Jenkins zu bieten hatte, hatte sich getäuscht. Kampflos und gedemütigt wollte sich der Superstar der BBL nicht ergeben. Es folgte die große Jenkins-Show: Mit 7 Minuten auf der Uhr des 2. Viertels hatte diese mit dem ersten Dreier des Shooting Guards begonnen. Es folgten ein weiterer Dreipunktewurf, ein Steal und ein Dunking. Bamberg führte mittlerweile mit elf Punkten. Nach einer kleinen Unkonzentriertheit vom einstigen MVP, die in einem Fehlpass endete, traf Jenkins potwendend den dritten Dreier zum 33:43. Timeout Alba ! In der Halle wurden erstmals Julius Jenkis Sprechchöre laut , nur nicht wie früher aus dem Alba-Block, sondern von den Bamberger Fans. Die feierten den introvertierten Neu-Bamberger, der nach zehn Minuten mit elf Punkten und Drei von Drei Dreipunktewürfen das Parkett verlies.
Doch DaShaun Wood hatte wieder einmal etwas dagegen, dass es in Berlin die ganz große Julius-Jenkins-Show gibt und erhöhte die eigene Drehzahl. Der MVP der Basketball-Bundesliga punktete erst mit einem Floater aus der Zone, dann mit einem Lay-Up, um anschließend noch ein Assist auf Derrick Allen zu geben. So schraubte sich der Wirbelwind aus Detroit zu ebenfalls zehn Punkten zur Halbzeit, während Alba mit 41:47 zurücklag.

Nach der Halbzeit konnte sich keins der Teams einen entscheidenden Vorteil erarbeiten und so blieb es ungefähr bei dem Acht-Punkte-Vorsprung der Bamberger, bis es zu der vom Bamberger Coach Flemming als Schlüsselszene bezeichneten Aktion kam. Nach einem Offensiv-Foul von Pedrag Suput bekam dieser obendrein ein Technisches Foul und schickte so DaShaun Wood beim Stand von 52:60 an die Linie, der auf 53:60 verkürzen konnte. Mit diesem vierten Foul von Pedrag Suput verabschiedete sich auch die Disziplin der Bamberger. Coach Flemming mahnte in der Pressekonferenz nach dem Spiel genau diesen Punkt an, den er als die Lehre aus diesem Spiel zog.
Anschließend offenbarte sich, dass es, auch wenn es nach der ersten Halbzeit ganz danach aussah, gestern keine Jenkins-Show werden sollte. Jenkins verwarf nach einem Foul von Heiko Schaffartzik beide Freiwürfe vor dem Alba Fan-Block und die Halle feierte dies wie einen gewonnenen Titel. Zuvor hatte Weaver Alba durch einen Dreipunkte-Wurf auf vier Punkte an Bamberg herangeführt. Zwei weitere Freiwürfe von Wood brachten Alba sogar auf zwei Punkte an Bamberg heran, doch Bamberg konnte bis zum Ende des Viertels den Abstand wieder vergrößern und führte nach einem Buzzer-Beater von Roberts zur Viertelpause mit 73:64. Normalerweise eine Führung, die ein Deutscher Meister nicht mehr verspielt.
Nicht so an diesem Sonntag, denn Heiko Schaffartzik hatte wie auf der Videoleinwand vor dem Spiel angekündigt keine Lust zu verlieren und so kämpfte sich ALBA mit ihm und Yassin Idbihi als Leader wieder zurück ins Spiel. Mit einem 7-0 Run, der aus einem Korb von Idbihi und Schaffartzik und zudem einem Mitteldistanzwurf von Bryce Taylor enstand, war Alba erneut auf zwei Punkte an Brose dran. Ein weiterer 12-0 Run besiegelte dann das Schicksal von Bamberg. Yassin Idbihi und Derrick Allen bearbeiteten die Bretter und trugen somit auch dazu bei, dass Alba letztendlich 14 Offensivrebounds holte und insgesamt mit 36 zu 28 bei den Rebounds die Bamberer überragte. Zudem leitete DaShaun Wood das Spiel unauffällig aber sicher mit nur einem Turnover und brachte sich immer dann ein, wenn es von Nöten war. So war es auch Wood, der den entscheidenden Drive zum Korb ansetzte, in der Zone unter dem Korb durchtauchte und traumhaft zur ersten Alba Führung nach dreizig Minuten per Korbleger abschloss.
Alba deklassierte desweiteren die Brose Baskets mit 23:8 im letzem Viertel, leistete sich in der zweiten Hälfte nur noch ein Turnover und konnte durch eine aggressive Verteidigung den in dieser Saison ungeschlagenen Meister bezwingen. Während die Halle den dritten Heimsieg gegen den Double-Sieger der letzten zwei Jahre in Folge noch frenetisch feierte gab sich Heiko Schaffartzik, dem die letztem Punkte per Freiwurf vorbehalten waren, bescheiden: „Es war eins von 34 Spielen in dieser Saison. Nach der Hauptrunde kommen die Playoffs und dann wird man sehen, wie dieser Sieg einzuordnen ist und wissen wer der Top-Favorit in der Liga ist.
An diesem Sonntag in der O2-World war für den geneigten Fan indes wieder vieles beim Alten. Julius Jenkins war der gefeierte Held, dieses Mal von den Bambergern, aber wie so oft nur in der ersten Halbzeit. Jenkins nahm in der zweiten Halbzeit keinen Wurf und wieder einmal hatte er geglänzt bevor DaShaun Wood , das Spiel an sich riss und mit 17 Punkten, 8 Assists und 5 Rebounds Jenkins, den zwischenzeitlichen Sieger des Duells der Erzrivalen, überstrahlte.
Für Alba geht es schon am Dienstag gegen KK Buducnost Podgorica im Europacup weiter, während die Brose Baskets nach Zagreb reisen um bei KK Zagreb in der Euroleague anzutreten.
Guter Beitrag!! Ziemlich wahr! Wäre aber auch nicht JJ like gewesen, ALBA ganz cool abzuschießen. Er hat eine Halbzeit für Bamberg gespielt und eine für ALBA 😉
Das sind übrigens wir auf dem Bild. Gestern war es hart JJ und ALBA-Fan zu sein…..
Danke an beide Teams für einen tollen Abend!
Lehrreicher Blogpost. Cool, wenn man das Thema auch mal aus einer anderen Perspektive betrachten kann.