Alba Berlin spielt in der Saison 2016/17 im Eurocup und damit zum 27. Mal ununterbrochen in einem der beiden höchsten europäischen Vereinswettbewerbe. Das ist eine Konstanz, wie sie in Europa ihresgleichen sucht und auf die keine zwei handvoll Teams verweisen können. Nach vielen Querelen zwischen dem Basketball-Weltverband FIBA und der ECA (Organisation der Euroleague und des Eurocups), Kampf mit harten Bandagen und dreckiger Wäsche hinter den Kulissen gehen zur Saison zwei konkurrierende Wettbewerbe in Europa an den Start. Sportlich haben Euroleague und Eurocup den Kampf gegen die FIBA Basketball Championsleague recht deutlich gewonnen, mussten aber selbst dafür auch „bluten“. Beide Wettbewerbe wurden verkeinert; die Euroleague als Premiumprodukt gewollt als Kompression der absoluten europäischen Spitze, der Eurocup nicht so freiwillig, sondern durch starken Druck der FIBA bedingt. Somit trifft Alba Berlin nicht auf wie geplant fünf Gegner, sondern nur noch auf vier. Diese vier Gegner haben es aber in sich. Alba muss nur einen einzigen Konkurrenten hinter sich lassen, um in die nächste Runde zu kommen, aber auch das wird bei den Gegner aus Russland, Litauen und zwei Mal Spanien alles andere als einfach. Namentlich sind das Khimki Moskau mit Euroleague-Etat und -Kader, die talentierten Litauer von Lietuvos Rytas Vilnius, der baskische Traditionsclub Bilbao Baskets und gleich im ersten Heimspiel Montakit Fuenlabrada. Diese wollen wir euch bei alba-inside nach und nach vorstellen.

BK Chimki, Moskau Region
gegründet
- 1997 als BK Chimki
nationale Erfolge
- russischer Pokalsieger 2007/08
internationale Erfolge
- Eurocup-Sieger 2011/12, 2014/15
- Eurocup-Vize 2008/09
- FIBA EuroCup-Vize 2005/06
- FIBA Euro Challenge Dritter 2004/05
- VTB League Sieger 2010/11
- VTB League Vize 2008/09, 2014/15
Hallen: Khimki Basketball Arena / Krylatskoye Sports Palace
Kapazität: 3.500 / 5.000 Zuschauer
media: homepage, eurocup
Bei Chimki /Khimki (Химки) handelt es sich um eine eigenständige Stadt – so gesehen ist die Bezeichnung „Chimki Moskau“ nicht ganz korrekt – am nördlichen Rand, d.h. am äußeren Autobahnring, der russischen Metropole Moskau. Die Stadt beherbergt gut 230.000 Einwohner, von denen viele nach Moskau zum Arbeiten pendeln, etwas Industrie wie zum Beispiel wichtige Teile der russischen Luft- und Raumfahrtindustrie), die für viele Stadtränder großer Metropolen typischen Outlet Stores und Shopping Malls … und ansonsten wirklich nichts! Bei einem Alter der Stadt von gut 75 Jahren hat sie keine wesentliche Historie und wirklich nichts überregional Sehenswertes zu bieten. Wenn man sich nicht für Basketball interessieren würde, hätte vermutlich noch nahezu niemand etwas von der Stadt gehört. Es sei denn, er ist Umweltschützer. Vor einigen Jahren geriet die Stadt auch überregional in die Schlagzeilen, weil der Bürgermeister große Waldstücke abholzen lassen und als lukrative Baugrundstücke verhökern wollte – mit beträchtlichem eigenen Nutzen versteht sich.
BK Chimki ist ein lupenreiner Retortenverein. Er wurde 1997 gegründet, startete in der dritten Liga, 1998 zweite Liga, 1999 erste Liga, 2000 international im Korac-Cup. Wenn das nötige Kleingeld vorhanden ist, kann es schnell gehen. In dieser Saison feiert der Club sein 20-jähriges Jubiläum und hat sich aus diesem Anlass auch gleich ein neues Logo zugelegt. „Nicht gekleckert, sondern geklotzt“ könnte als Überschrift über der Geschichte des Vereins stehen. Geld spielte dabei durchaus eine wichtige Rolle und war eigentlich immer reichlich vorhanden. Für den aktuellen geschätzten 20 Millionen Euro Etat zeichnen das Immobilien-Unternehmen „Khimki Group“, der Energieriese Mosoblgaz, ein weiteres Bau-Unternehmen, ein Hersteller von Nahrungs-Ergänzungsmitteln, eine Bank, diverse Shopping Malls und einige weitere Sponsoren verantwortlich. Vielleicht etwas mehr als „Sponsoren“ im herkömmlichen Sinn. Der Präsident des Klubs war zuvor CEO (Vorstandsvorsitzender) des größten Sponsors, im Aufsichtsrat sitzen der CEO des zweitgrößten Geldgebers, einige leitende Angestellte der Stadt- und Regionalregierung und der CEO eines großen Minen-Unternehmens. Das „Modell“ Bamberg lässt grüßen …
Sportlich fällt auf, dass Khimki Moskau international deutlich mehr gewonnen hat, als national. Das lässt sich leicht erklären. National hat man mit dem russischen Armeesportklub ZSKA Moskau eines der erfolgreichsten Teams Europas vor der Nase, in diesem Fall sogar in direktem geografischen Sinne. Da ist es einfacher den Eurocup zu gewinnen, was Khimki gleich zwei Mal gelang, zuletzt in der vorletzten Saison. Zudem gibt es seit einigen Jahren gar keine nationale erste russische Liga mehr, die besseren russischen Teams wie BK Khimki spielen in der trans-nationalen VTB League mit hauptsächlich Teams aus den früheren Sowjetrepubliken. Diese hat Khimki trotz starker Konkurrenz auch ein Mal gewonnen. Über die Jahre hat der Klub dank des üppigen Etats viele Stars des europäischen Basketballs oder gar aus der NBA und Nationalspieler diverser Länder verpflichtet. Darunter waren mit Wassily Karassev, Ademola Okulaja und Kresimir Loncar auch drei Spieler mit Alba-Vergangenheit. Generell verpflichtet der BK Khimki aber in anderen finanziellen Regionen als die Berliner. Mal abgesehen von den identischen Trikotfarben gelb und blau unterscheiden sich beide Vereine in so ziemlich allen Bereichen.
Kader
backcourt
EJ Rowland, Jacob Pullen, Vjatscheslav Saitsev
Alex Shved, Egor Jaltsev, [?Markel Brown?]
Sergej Monya, [Justin Carter], Stanislav Initski
frontcourt
Nobel Boungou Colo, Waleri Likhodey, [Perry Jones III]
Marko Todorovic, Dmitri Sokolow, Ruslan Patejew
headcoach
Dusko Ivanovic
Der extrovertierte Headcoach Dusko Ivanovic mit dem auffälligen Karl-Lagerfeld-Zopf ist einer der ganz großen Namen im europäischen Basketball. Der Montegriner war selbst ein europäischer Spitzenspieler und gewann zusammen mit Albas Ex-Coach Luka Pavicevic, Toni Kukoc, Dino Radja und Velimir Perasovic zwei Mal die Euroleague. Seine Karriere als Coach startete Ivanovic als sog. Spielertrainer im letzten Jahr aktiven Karriere als Spieler in Fribourg (Schweiz) im Alter von 36 Jahren. In gut 20 Jahren Trainerkarriere hat er es immer wieder geschafft, bei großen – und gut zahlenden – Clubs einen Vertrag zu bekommen. Neben Höhen gab es auch einige Tiefen. Die Höhen finden sich dabei eher am Anfang der Karriere, wo ihm zur Jahrtausendwende mit Limoges das „Triple“ aus dem Gewinn des Korac-Cups, des französischen Pokal und der französischen Meisterschaft gelang. Mal von der eher unbedeutenden schweizerischen Liga abgesehen, muss man ansonsten nach wirklichen Titeln eher suchen. Auch wenn man berücksichtigt, dass er eher für Teams gearbeitet hat, für die ein Pokalsieg mehr oder weniger unbedeutend ist, es um Meisterschaften geht. Wirkliche Erfolge gelangen vornehmlich mit Baskonia Vittoria, für die er insgesamt 10 Saisons tätig war und mit denen er zwei Mal die Meisterschaft in Spanien gewann und zwei Mal ins Finale der Euroleague einzog. Ein paar Punkte gibt es durchaus auch auf der negativen Seite. Mit dem großen FC Barcelona hat er zu deren Seiten als absolutes europäisches Topteam de facto nichts gewonnen. Okay einen spanischen Pokal, aber auf jeden Fall zu wenig, was auch zu seiner vorzeitigen Entlassung führte. Auch bei der nächsten Station, Vittoria zum Zweiten, wurde der Vertrag nach einem schlechten Saisonstart vorzeitig gekündigt. Ivanovic saß den Rest der Laufzeit, noch fast zwei Jahre aus. Um dann beim griechischen Topclub Panathinaikos Athen anzuheuern, wo er nach weniger als einer Saison ebenfalls entlassen wurde und wiederum das zweite Jahr bei vermutlich guten Bezügen ohne Kontrakt bei einem anderen Team verbrachte. Nun also BK Khimki, wo er Mitte März diesen Jahres die litauische Basketball-Legende Rimas Kurtinaitis beerbte, dem eine Niederlagenserie zum Verhängnis wurde, nachdem er immerhin fünf Jahre sportlich das Team vom Moskauer Stadtrand geleitet hatte. Ivanovic gilt als Coach der alten Schule, ist mit Sicherheit kein „player’s coach“, Autorität ist bei ihm sehr wichtig und wenn es nur den Hauch eines Zweifels daran gibt, hat er ausgesprochen wenig Humor. Das bekam auch der neu verpflichtete amerikanische Power Forward Perry Jones III – immerhin mit über 150 NBA-Spielen in der Vita – zu spüren. Nach „Meinungsverschiedenheiten“ mit dem Coach war der nach einem einzigen Saisonspiel schon wieder weg. „Er hat nicht in unser Team gepasst“ heisst es lapidar im Ivanovic-Sprech. Ein Nachfolger wird gesucht, wird aber wohl bis zum Spiel in Berlin noch nicht gefunden zu sein.
Ansonsten kann Ivanovic aber aus dem Vollen schöpfen. „Jugend forscht“ gilt dabei bei einer Starting Five mit einem Altersdurchschnitt von gut 31 Jahren wirklich nicht, Ivanovic setzt auf Erfahrung. Auch von der Bank. Die internationalen Spieler haben fast alle Erfahrung im Eurocup, der Euroleague bzw. sogar der NBA, die russischen sind fast alle aktuelle oder ehemalige Nationalspieler. Das ist beachtlich, wenn man bedenkt, dass es ja „nur“ der Eurocup, die zweite europäische Liga, ist.
Für die neue Saison wurde das Team relativ stark umgekrempelt, alle ausländischen und einige der russischen Profis sind neu dazu gekommen. Das Sahnestück des Kaders ist dabei der back court. Mit Alex Shved (27) befindet sich der teuerste Spieler in Europa (über 10 Mio Euro für drei Jahre) in Khimkis Reihen. Der Comboguard ist der Dreh- und Angelpunkt des Teams und maßgeblich für den Erfolg verantwortlich. Zum Saisonbeginn fehlte Shved den Russen und das führte – neben dem noch nicht eingespielten Kader – mit zu zwei unerwarteten Niederlagen in der VTB League zu Hause gegen VEF Riga und im Eurocup bei Montakit Fuenlabrada. Beim Saisondebut des Ex-NBA-Spielers, der auch für mehr Geld als in Khimki bei den NY Knicks hätte bleiben können, gab es einen Heimsieg gegen das letztjährige Euroleague-Top4-Team Lokomotiv Kuban Krasnodar und 21 Punkte in 16 Minuten von Shved. Shved war übrigens nicht so ein so-irgendwie-mit-dabei-NBA-Spieler, sondern kam bei seiner letzten Station auf 26 Minuten, 15 Punkte und 5 Rebounds. Als Verteidiger gegen Shved kann man sich fast aussuchen, welchen „Tod“ man sterben will. Sehr gutes Ballhandling ermöglicht ihm jederzeit den Zug zum Korb, mit fast 2 Metern Größe kann er über andere Guards aber auch einfach von aussen drüber werfen und darüber hinaus hat er auch noch ein Auge für den besser positionierten Mitspieler. Das macht ihn so wertvoll.
Die Fäden im Spielaufbau zieht aber ein erfahrener Veteran, der 33-jährige Earl „EJ“ Rowland. Der Amerikaner mit bulgarischem Pass, der schon mit den Artland Dragons Pokalsieger wurde und auch für die Telekom Baskets Bonn spielte, ist viel in der Welt herum gekommen und hat dabei einiges an Erfahrung gesammelt. Erfahrung, die ihm nun auch in Chimki zugute kommt. Er ist ein scorender Guard, der auch mal einen Wurf von aussen treffen kann, aber klar den Zug zum Korb bevorzugt. Zu den besten Verteidigern gehört Rowland eher nicht. Noch nicht so wirklich angekommen ist Neuzugang Jacob Pullen. In der letzten Saison hat er Cedevita Zagreb noch in die Top16 der Euroleague geführt, von dieser Dominanz ist er – zumindest noch – ein Stück entfernt. Die Guard Rotation runden der russische Nationalspieler Jegor Wjaltsew (31) und der aus Wolgograd gekommene Wjatscheslaw Saizew (27) ab. Beide tragen mit 17 / 21 Minuten erheblich zum Teamerfolg bei, Saizew ist sogar der beste Vorlagengeber und zieht die meisten Fouls bei Khimki. Die kleine Flügelposition teilen sich der erfahrene russische Nationalspieler mit NBA-Erfahrung Sergej Monya (33), welcher nun schon in seine sechste Saison für Chimki geht, und der sprunggewaltige Justin Carter (29), der auf zwei Jahre Euroleague-Erfahrung bei Galatasaray Istanbul (wo er beim „Skandalspiel“ in Berlin mit 2 Pünktchen aber keinen bleibenden Eindruck hinterliess) und Pinar Karsyaka Izmir, wo er mit 14 Punkten und 5 Rebounds einer der absoluten Leistungsträger war. Monya ist der zweitbeste Scorer im Team, der beste Dreierschütze und der beste Rebounder und trotz seines fortgeschrittenen Alters spielt er mit knapp 30 Minuten länger als jeder andere Spieler. Carter fremdelt noch ziemlich mit der Spielidee von Ivanovic und ist noch sehr weit von seinem eigentlichen Leistungsvermögen entfernt. [Nachtrag: Wenn wir das schon merken, dann Ivanovic erst recht! Carter wurde kurz vor dem Spiel in Berlin entlassen und ist schon nicht mehr dabei. Ersetzt werden soll Carter durch Markel Brown, einen US-Guard mit 111 NBA-Spielen, der in der vergangenen Woche von den Cleveland Cavaliers aus dem vorläufigen NBA-Kader für die kommende Saison gestrichen wurde. In Berlin wird er aber wohl noch nicht dabei sein. Ein positionsgetreuer Wechsel ist es aber nicht; Carter war Forward, Brown ist PG/SG. Inzwischen der sechste im Team, was ein wenig Fragen nach der Sinnhaftigkeit des moves aufkommen lässt.] Das ist die Chance von Stanislaw Ilnitski (22). Das Eigengewächs und „Küken“ im Team, das alle russischen Nachwuchs-Nationalmannschaften durchlaufen hat, bekommt unverhofft viel Spielzeit und nutzt diese recht ordentlich. Mit der vollständigen Genesung von Shved werden sich die Spielanteile und Rotationen im back court aber noch einmal deutlich verändern.
Der front court ist nicht schlecht besetzt und kann mit den großen Namen und Leistungen des back courts nicht wirklich mithalten. Ein wenig macht sich doch der Abgang von Penny Jones bemerkbar (s.o.). Somit ist der französische Nationalspieler Nobel Boungou-Colo (28) in der Rotation eine Position aufgerückt, konnte die größere Rolle aber zumindest im Eurocup noch nicht rechtfertigen. Der Stretch Four, der die letzten beiden Jahren mit CSP Limoges Euroleague gespielt hat (im letzten Jahr zusammen mit dem Berliner Heiko Schaffartzik), steht zwar relativ lange auf dem Feld, kriegt dort aber wenig Produktives zustande, besonders seine sechs Dreierversuche gingen allesamt daneben. Ganz anders sieht es in der VTB-League aus, dort trifft er seine Dreier sicher (5/8). Da sich der Combo-Forward recht viel am Perimeter aufhält, holt er entsprechend wenig Rebounds. Mit 2,02 ist er für einen Power Forward auch recht kurz geraten. Der 30-jährige Walerij Lihodej begann in der Jugend bei Chimki und kehrt nun im Herbst seiner Karriere zu seinem Heimatverein zurück. Der ehemalige russische Nationalspieler und Eurocupsieger (2013 mit Lokomotiv Kuban) hat auch den Dreier im Repertoire, spielt aber insgesamt etwas korbnäher als sein französischer Kollege. 4 Rebounds in 16 Minuten sind recht ordentlich. Gardemaß von jeweils 2,10 m bietet der BK Chimki auf der Center-Position auf. Diese teilen sich der junge Montegriner Marko Todorovic (24) und der erfahrene Dmitri Sokolov (31). Todorovic ging mit 18 Jahren nach Spanien und verbrachte dort die ersten fünf Jahre seiner Karriere auch bei Spitzenteams wie Barcelona und Bilbao, war dort jedoch Rollenspieler mit kleinerer Rolle. So auch in der vergangenen Saison für Chimki in der Euroleague. Er hat Talent, Können, Länge und Gewicht, ist aber nicht unbedingt der starting Center, den man bei einem Team mit den finanziellen Möglichkeiten wie Chimki erwarten würde. Erfahrung bringt Sokolov in den Frontcourt. Er weiß wo er stehen muss und kann seinen knapp 120 Kilogramm auch die Position halten, effektiv ausboxen und macht die Drecksarbeit unter den Körben. 4 Rebounds im Eurocup klingen nicht gerade sensationell, wirken aber imposanter, wenn man berücksichtigt, dass Sokolov diese in nur 13 Minuten erreicht. Alles in allem wirkt der Frontcourt aber etwas knapp besetzt mit nur 4 Spielern, die wenigen Minuten des langen Ruslan Pateev (2,13 m) mal aussen vor.
Viele Zuschauer wollen die Spiele vom BK Chimki im heimischen Basketball Center nicht sehen. Beim Heimspiel verteilten sich 1.500 Zuschauer in der Halle, im letzten Jahr waren es in der Euroleague auch oft genug unter 3.000 Zuschauern. Zumindest ein Bereich, wo Alba Berlin klar die Nase vorn hat.
Alba Berlin hat im Jahre 2006/07 im ULEB Cup schon einmal gegen die Rand-Mosokwiter gespielt und damals sogar den direkten Vergleich gewonnen. Im Hinspiel in Chimki behielten noch die Gastgeber mit 82-77 knapp die Oberhand und konnten sich dabei auf Kelly McCarthy und den derzeitigen Bamberger Vereemenko verlassen, während Ademola Okulaja nur wenig für seinen russischen Arbeitgeber beitragen konnte. Alba spielte da mit einer 7er Rotation, wo mit Avery, Jenkins, Owens, Greene und Canak fünf Spieler zweistellig punkteten. Das Rückspiel konnten dann die Jungs von Coach Rödl in der Max-Schmeling-Halle nach Verlängerung mit 90-83 gewinnen. Überragend dabei William Avery mit 20 Punkten, 7 Rebounds und 6 Assists, Sharrod Ford mit Double-Double (10 pts / 10 rbs) und Chris Owens mit 20 Punkten. Ein Grund für den Sieg war auch eine überragende Dreierquote von 60 % (Avery 5/8). Deutlich besser als beim Hinspiel zeigte sich Okulaja in seiner Heimatstadt aufgelegt, aber was hat es ihm genützt… An die Mercedes Benz Arena, damals noch O2 world, sollte sich auf Seiten der Gäste noch Justin Carter erinnern können. Die besten dürften es nicht sein; zum einen randalierten die Gästefans, zum anderen verlor er auch das Spiel mit Galatasaray Istanbul. Inzwischen muss man sagen „hätte sich erinnern können“, denn er ist ja nun nicht mehr dabei.
Eigentlich hat Alba Berlin keine Chance gegen Chimki Moskau. Eigentlich … Eigentlich hatten sie gegen Bilbao auch keine Chance. Allerdings muss man auch sehen, dass bei Bilbao der Kader bei weitem der Kader nicht so gut wie beim BK Chimki besetzt ist, sie aber eine sehr gute Form hatten … bis zum Spiel gegen Alba, in der Liga legten sie auch gleich noch eine Niederlage bei den Nonames von Andorra nach. Bei Chimki ist es genau anders herum; der Kader ist hochklassig und tief wie der Baikal-See, bei der Form passt es noch nicht so ganz. Je eine Niederlage in Liga und Eurocup passen nicht in den Plan und vor allem nicht zu den hohen Ansprüchen von Coach Ivanovic. Nach jeder Niederlage wurde bis jetzt ein Spieler entlassen. Wenn dieser Rhythmus beibehalten wird, könnte das für viel Bewegung sorgen. Die Niederlage zu Hause zum Saisonstart gegen Riga kann man sicher unter Anlaufproblemen verbuchen. Auch im Eurocup sind die Russen aber noch nicht in der Spur. Der Heimsieg gegen Vilnius war schon ziemlich knapp und in Fuenlabrada setzte es sogar eine Niederlage. Interessant dabei, dass ausgerechnet Ex-Chimki-Spieler Popovic den Favoriten regelrecht abgeschossen hat (22 Punkte) und mit Carlos Cabezas ein weiterer ehemaliger Spieler seinen Anteil am Spielausgang hatte. Es zeigt, dass der BK Chimki auch schlagbar ist. Allerdings sind sie mit Ausnahmespieler Shved ein Team auf einem anderen level. Pech für Alba, dass er ausgerechnet jetzt wieder fit ist, aber man muss es nehmen wie es kommt. Der Abgang von Carter wird sich aber eher nicht bemerkbar machen. Dessen knapp 6 Minuten kann Shved ganz locker mit übernehmen.
Chimki spielt ein ganzes Stück schneller als Alba, nimmt fünf Würfe pro Spiel mehr als die Berliner, trifft aber schlechter. Ein wichtiges Element in ihrem Spiel ist der Zug zum Korb, besonders durch EJ Rowland und Saitsew und in Zukunft natürlich auch Shved. Dadurch ziehen sie sechs Fouls mehr als Alba, was ihnen 13 Freiwürfe mehr einbringt. Die Spielweise der Rand-Moskauer und der im Verhältnis nicht ganz so gut besetzte front court ist nicht unbedingt prädestiniert für viele Rebounds, in diesem Bereich sind sie nur knapp vor Alba, die ein wirklich schlechtes Reboundteam sind. Die Big Man sind hauptsächlich für die Drecksarbeit da, ausboxen, schieben, Position durchdrücken. Das ist wichtig, taucht aber in keiner Statistik auf; für den front court schlagen bescheidene 20 Punkte (im Eurocup) zu Buche. Punkten ist Sache des back courts, der über 60 Punkte erzielt. Ganz anders bei Alba, bei denen der front court fast 40 Punkte erzielt.
Im Prinzip ist damit auch klar, wie beide Teams in Berlin zum Erfolg kommen wollen. Alba muss den Ball ans Brett bringen und dort abschließen oder den kick out Pass auf die Schützen wie Johnson, Milosavljevic, Siva oder Atsür spielen, Chimki wird immer wieder zum Korb (und Fouls) ziehen. Die Chancen sind aufgrund der Qualität für Chimki größer, die sind klarer Favorit, aber jedes Spiel beginnt bei 0-0 und was möglich ist, wenn es perfekt läuft, hat Alba erst letzte Woche in Bilbao gesehen.
Auf geht’s Alba, kämpfen und siegen!