Ivan Aska (25) gilt als einer der angenehm ruhigen Zeitgenossen, die man unter doch recht expressiven Basketballern in der Regel eher selten trifft. Er ist den klassischen Weg vieler, vieler amerikanischer Basketballer gegangen. High school, college, undrafted, Europa. Dort hat er seinen Weg über kleinere Ligen und Teams in Belgien, Griechenland und Israel nun zu Alba Berlin geschafft. Hier soll der recht kleine, aber kräftige und sprunggewaltige Forward in den kommenden zwei Jahren den nach Mailand abgewanderten Jamel McLean ersetzen. Große Fussstapfen, aber Aska wird sich auch dieser Aufgabe mit so viel Willen und Energie widmen, wie er es schon immer in seiner Karriere getan hat. Mit Alba-inside sprach er über seine Persönlichkeit und seine Ziele als Basketballer und Mensch.

Was einem auffällt, wenn man sich deine Biografie ansieht, ist deine dreifache Staatsbürgerschaft. Wie ist es dazu gekommen?
Meine Mutter ist von den Virgin Islands, mein Großvater hat auch die Staatsbürgerschaft von Aruba, dann habe ich noch einen Onkel, der aus Puerto Rico stammt und mein Vater kommt aus Trinidad und Tobago. Alles in allem sind wir eine bunte Mischung, aber die Wurzeln meiner Familie liegen mehr oder weniger auf den Westindischen Inseln.
Eine vierte Staatsbürgerschaft von Trinidad und Tobago durch deinen Vater hast du aber nicht noch? Du selbst bist in den USA geboren?
Nein, „nur“ USA, Puerto Rico und Virgin Islands. Durch die Familie bin ich viel herum gekommen, viel gereist, das war schon interessant. Ich selbst bin in Oklahoma geboren, aber nach wenigen Monaten, noch bevor ich ein Jahr alt war, sind wir nach Fort Lauderdale, Florida, umgezogen und dort habe ich eigentlich mein ganzes Leben gelebt. Dort bin ich zur high school gegangen und von dort aus ans College nach Kentucky zu den Murray State Racers in der Ohio Valley Conference gegangen.
Fort Lauderdale wird auch als das „Venedig Amerikas“ bezeichnet. Nun sind wir hier ganz in der Nähe des Originals. Es ist schade, dass du das wohl nicht sehen wirst um den Vergleich anzustellen, aber erkennst du hier in Caorle schon Parallelen zu deiner Heimat?
Es ist wirklich sehr ähnlich hier. Ich mal Fort Lauderdale sehr. Es ist in der Nähe von Miami und es gibt eine Menge zu erleben. Man kann relaxen, an den Strand gehen, es ist meist schönes Wetter, mal abgesehen von der Hurrikan Saison. Eigentlich so ähnlich wie hier, bloß daß hier kaum Zeit zum relaxen ist, jedenfalls für uns nicht.
„Du bist zu klein!“ Wie oft hast du diesen Satz schon gehört? Mal abgesehen davon, dass du wohl nicht tatsächlich zu klein sein kannst, sonst wärst du nicht professioneller Basketballer geworden. Wie machst du diesen Nachteil wieder wett?
Ja, ich bin etwas „undersized“, ein wenig kleiner als der Durchschnitt der Front court Spieler. Dafür bin ich athletisch und schnell. Meine Karriere habe ich auf den kleinen Positionen im back court begonnen. Durch diese Erfahrungen in Verbindung mit Schnelligkeit und Kraft habe ich heute die Fähigkeit auch guards zu verteidigen. In jedem Jahr versuche ich mein Spiel und mich im Kopf weiter zu entwickeln. Ich bin flexibel und kann verschiedene Positionen spielen. Man muss damit leben, wie groß man nun mal ist und das Beste daraus machen. Und einfach immer hart arbeiten.
Sasa Obradovic meinte, du könntest von Position 1 bis 5 alles verteidigen. Auf welcher Position fühlst du dich selbst aber am wohlsten?
Ich fühle mich selbst auf der Position des power forwards zu Hause und in bestimmten Situationen spiele ich gerne auch mal als small forward. Small forward ist auch die Position, die ich die meiste Zeit in meiner Jugend gespielt habe, auf der high school, teilweise auch noch am College. Erst später habe ich mich in Richtung der großen Forward Position entwickelt. Das habe ich meinem College Coach zu verdanken, der mich sehr unterstützt und mir mit vielen kleinen Dingen geholfen hat, um mein Spiel zu verbessern. Das war der Schlüssel, dass ich überhaupt hier bin, dass ich es zum Profi geschafft habe. Steve Prohm hat erkannt, wo meine Fähigkeiten liegen und diese gefördert. Er ist nicht nur im Spiel ein guter Coach, sondern ebenfalls im Training.
Du bist streng gläubig, inwiefern beeinflusst das dein tägliches Leben?
Eigentlich beeinflusst es gar nicht so sehr mein tägliches Leben. Ich halte einige Grundwerte für wichtig, zu denen man genauso stehen könnte, wenn man nicht streng gläubig ist. Da wäre z.B. die Überzeugung, dass man hart arbeiten muss, ganz unabhängig von irgendwelchen Widrigkeiten wie mangelnde Größe oder ähnliches. Arbeitseinstellung ist wichtiger als Talent, man muss Dinge immer wieder und wieder versuchen, bis sie funktionieren. Aber Kraft, diese Mühen immer wieder auf mich zu nehmen, ziehe ich schon aus meinem Glauben. Niemand ist perfekt, aber ich glaube fest daran, dass, wenn man viel in eine Sache investiert, früher oder später etwas Gutes dabei heraus kommen wird.
Hast du eine Art Lebensmotto, wie z.B. Jordan Taylor, der sich auf einen bestimmten Psalm in der Bibel bezieht?
Eigentlich keinen direkten Bezug zur Bibel, aber schon eine Art Lebensmotto. „Der beste Weg, die Zukunft vorauszusagen, ist, sie selbst zu gestalten“. Eine Mentalität zu entwickeln, hart zu arbeiten, die richtige Dinge zu tun, immer positiv zu bleiben. Das kann dir im täglichen Leben dabei helfen, eine erfolgreiche Zukunft zu gestalten.
Zurück zum Sport. Du hast in Europa schon in Belgien, Griechenland und Israel gespielt. Wie unterscheiden sich diese Ligen voneinander bzw. von dem, was du schon über die BBL weisst?
Belgien war so ein Zwischending, mit relativ schnellem Spiel, relativ ähnlich zu dem, was ich von der BBL schon weiß. Griechenland war strukurierter, physischer, viel pick & roll und in Israel wird sehr schnell gespielt, viel run & gun. Aber in all diesen Ländern habe ich einige wichtige Dinge gelernt, die mir in der BBL helfen werden. Die Dinge, die ich in diesen Ligen und durch die Coaches dort gelernt habe, haben mich in die Situation gebracht, jetzt in Deutschland spielen zu können.
Du erwähntest, dass Alba Berlin für dich „der nächste Schritt auf der Karriereleiter“ ist. In welcher Hinsicht glaubst du, werden dich die zwei Jahre bei Alba weiter bringen?
Ich halte die deutsche Liga für eine der besten in Europa und Alba für eines der besten Teams in dieser Liga. Ich kann hier bei Alba viel lernen, besonders vom Coach. Die ganze Organisation Alba ist großartig. Zudem werde ich das erste Mal im Eurocup spielen, auch das ist eine neue Erfahrung und ein nächster Schritt für mich. Und wie erwähnt, die Coaches bei Alba werden mir helfen, mich bei den Dingen zu verbessern, wo ich mich noch verbessern muss. In den Gesprächen mit dem Coach hatte ich den Eindruck, dass er mich entscheidend voran bringen kann und will. Außerdem war er ja selbst ein sehr guter Spieler.

Hast du vor deinem Engagement bei Alba mit ehemaligen Alba- oder BBL-Spielern über ihre Erfahrungen und Meinungen mit bzw. zu dem Verein gesprochen?
Als ich letztes Jahr in Israel gespielt hatte, habe ich Alba Berlin im Spiel bei Maccabi Tel Aviv gesehen, was sie gewonnen hatten. Das war beeindruckend. Ich hatte auch einige Mitspieler, die schon mal in der deutschen Liga gespielt haben. Diese habe übereinstimmend gesagt, dass Alba eine sehr gute und zuverlässige Organisation ist. Jeder hat mir zugeraten, zu Alba zu gehen und alle meinten, dass das ein guter nächster Schritt für meine Karriere wäre.
Du hast in den letzten beiden Sommern in der NBA Summerleague gespielt und hattest dort auch gute Auftritte, in den endgültigen Kader eines NBA-Teams hast du es jedoch nicht geschafft. Was fehlt dafür noch?
Was fehlt, sind die Dinge, an denen ich arbeite. Da ist z.B. mein Dreierwurf, „3 and D“, Dinge an denen Sasa mit mir arbeitet. Ich bin jetzt für die nächsten zwei Jahre bei Alba, spiele zum ersten Mal Eurocup gegen sehr gute Gegner und vielleicht bin ich danach dann auf dem level für die NBA. Jeder hat seine Zeit, um bereit für die NBA zu sein. Bei mir wird das eher nicht auf der Position des Power forwards sein, eher als small forward, was ich ja auch zu Beginn meiner Entwicklung gespielt habe. Ich habe relativ spät mit Basketball begonnen und sicher noch eine ganze Menge Entwicklungspotenzial. Grundsätzlich hat jeder Basketballer während seiner gesamten Karriere noch Möglichkeiten, sich zu entwickeln, aber ich denke, bei mir ist da im Moment noch besonders viel Raum.
Du spielst bei Alba Berlin mit der Nummer 42 und hast auch früher schon mit dieser Nummer gespielt. Gibt es eine Geschichte zu dieser Trikotnummer bzw. Zahl?
Ja, dazu gibt es tatsächlich einen Hintergrund. Vor meinem letzten Jahr an der high school war ich an einem wichtigen Punkt in meinem Leben, musste eine Entscheidung treffen, wie es weiter geht und es stand im Raum, nicht ans College zu gehen und alles hinzuschmeissen. Ein richtiger Tiefpunkt. Damals hatte ich einen sehr guten Freund, Ryan Reid [Anm.: NBA draft 2nd round 27, Kurzeinsätze OKC, letzte Saison Nancy, France ProA], der wie ein Bruder für mich war. Wir waren sehr eng befreundet und er wusste um meine Sorgen. Er hatte damals die Nummer 42. Ich habe zu ihm ein wenig aufgeschaut wie zu einem großen Bruder und als er von der high school abging, habe ich die Nummer 42 von ihm übernommen. Das hat mich an ihn erinnert und – sicher ist das Einbildung -, aber mit seiner Nummer 42 lief es auf einmal wieder besser für mich. Auch am College hatte ich die 42 und als ich nach Europa kam ebenfalls. Als es hieß, ich könne mir bei Alba eine Nummer aussuchen, habe ich natürlich auch die 42 genommen. Die 42 ist eine Glückszahl für mich geworden.

Ambitioniert, harter Arbeiter, voller Energie, „glue guy“, jemand, der viel für die Teamchemie macht, jemand, der auch immer mal für einen Witz oder Spaß zu haben ist … so beschreiben dich öfter mal Mitspieler. Wie würdest du deine Persönlichkeit und Mentalität selbst beschreiben?
Ich bin sehr schüchtern bei Menschen, die ich nicht kenne und ich bin ein sehr ruhiger und bescheidener Mensch. Anders ist es, wenn ich mit Mitspielern zusammen bin. Da bin ich auch albern (goofy) und für Späße zu haben. Generell bin ich aber eher zurück gezogen, bin kein lauter Mensch, nicht expressiv, eher nach innen gerichtet.
Dirk Nowitzki hat einmal gesagt, „Basketball ist Jazz“ und wollte damit die Gemeinsamkeiten von Musik und Sport bzw. die Abhängigkeit von Rhythmen bzw. das Ausbrechen daraus zu verdeutlichen. Wie wichtig ist Musik für dich? Gibt es bestimmte Dinge, die du vor dem Spiel immer hörst um dich zu pushen oder runter zu kommen?
Ja, Musik ist auch für mich wichtig, aber ich brauche Musik nicht, um mich zu pushen. Ich höre eigentlich den ganzen Tag Musik. Musik, die mich beruhigt, bei der ich mich entspanne. Musik gehört auch zu meiner Routine vor den Spielen, aber auch da eher etwas Ruhiges, R & B oder Reggae oder ähnliches.
Vielen Dank für das Gespräch und viel Erfolg mit Alba Berlin
