Er wa die vorerst letzte Verpflichtung von Alba Berlin und soll das Team unter dem Korb verstärken. Deon Thompson ist ein wendiger und schneller Frontcourtspieler, der sehr gut zu der schnellen Spielweise von Sasa Obradovic passt. Defensiv ist er dank seiner langen Arme immer für einen steal gut.
Hallo Deon, wie geht es dir? Wie bist du mit den ersten schweren Trainingseinheiten klargekommen?
Bisher komme ich gut klar, der Coach macht das sehr gut, wie er uns langsam an alle Sachen heranführt. Am ersten Tag, als wir ankamen, am Mittwoch, begannen wir damit Offensivsysteme zu laufen, sind ein wenig den Court hoch und runtergerannt. Jeden Tag lernen wir ein wenig mehr dazu, von Tag zu Tag wird es etwas schwieriger. Ich mag es, wenn uns der Trainer langsam Schritt für Schritt an neue Übungen heranführt.
Was sind deine ersten Eindrücke von deinen neuen Mitspielern?
Ich bin beeindruckt davon, was wir bisher schon alles schaffen konnten. Wir sind jung, aber gleichzeitig auch sehr ambitioniert. Jeder hier möchte hart arbeiten und sich verbessern. Wir freuen uns auf die neue Saison, wir werden in der Euroleague spielen können und auch in der deutschen Liga.
Du bist bereits in einer bestechenden Form, du läufst fast den Guards davon, was hast du im Sommer gemacht um in Form zu bleiben?
Ich hatte eigentlich gar keine Möglichkeit, nach dem Saisonende in Ljubljana aus der Form zu kommen. Nach dem Saisonende bin ich direkt nach North Carolina an meine alte Uni gegangen, wo mich mein ehemaliger Coach Jonas Sahratian auf die NBA summerleague vorbereitet hat. Ich war also gut auf die summerleague vorbereitet und als diese Ende Juli vorbei war, habe ich ein paar Tage freigemacht und zu Hause bei meiner Familie in Kalifornien verbracht. Aber das war nur eine Woche und dann bin ich wieder zurück nach North Carolina geflogen um mich weiter vorzubereiten. Dort habe ich ein wenig Grundlagentraining mit den College Kids gemacht um in Form zu bleiben. Und von dort bin ich direkt nach Berlin geflogen und nun bin ich hier.
Wahrscheinlich hörst du die Frage schon mal gehört, vielleicht schon ein mal zu viel, aber wir wissen leider die komplette Antwort noch nicht: Du bist ein relativ kleiner Center, in der Euroleague und auch in der BBL wirst du auf einige sog. 7-footer, also Spieler die 2,10 m und grösser sind,treffen. Was kannst du tun, um diese fehlenden Zentimeter wettzumachen?
Ja, ich bin als Center vielleicht ein wenig zu kurz geraten, aber ich spiele hart und auf diese Weise versuche ich die fehlende Grösse auszugleichen. Ich versuche härter als meine Gegenspieler zu spielen, kann ganz gut springen und mich schneller bewegen als Spieler, die größer als ich sind; das ist mein Vorteil. Letzte Saison in der Euroleague habe ich genau diese Vorteile ausgespielt.
Du hast deine College-Zeit an der Universität von North Carolina verbracht, die einen sehr guten Ruf in Bezug auf ihr Basketballprogramm hat. Wusstest du, dass zwei ehemalige Alba-Spieler, Henrik Roedl und Ademola Okulaja ebenfalls mal „Tar Heels“ waren?
Ja, ich weiss ein wenig davon, ich weiß, dass Okulaja – 1993 glaub ich – mal mit North Carolina die Meisterschaft gewonnen hat und inzwischen nicht mehr spielt. Ich weiß, das Roedl und Okalaja an meinem College waren, aber ich weiß nicht sehr viel von ihnen.
Du hast selbst einmal die College-Meisterschaften gewonnen, das bedeutendste oder zweitbedeutendste Sportereignis in den USA vor bzw. nach dem Superbowl. In Deutschland ist Universitätssport ziemlich unbedeutend. Was macht die besondere Faszination von College-Sport für dich aus, warum ist das so eine grosse Sache?
Wir sind am College alle noch Amateure, wir sind alle noch sehr jung, 18, 19, 20 Jahre alt, wir streben nach dem nächsten Level, d.h. Profi zu werden. Wenn du am College bist, spielst du für die Ehre, für den Namen auf deinem Trikot, für deine Uni. Da spielst du mit so viel Leidenschaft und Intensität. In der NBA gibt es einige Spieler, die lassen es während der Hauptrunde etwas ruhiger angehen, legen erst in Playoffs richtig zu, aber wenn du am College spielst, dann spielst du für die Ehre, in jedem Spiel, in jedem Training. Das bedeutet einem wirklich viel und wenn du dann noch, so wie ich mit North Carolina, die Meisterschaft gewinnst, ist das etwas Großes und einfach großartig.
Wer war dein erster wichtiger Trainer und was hast du ihm zu verdanken?
Das ist schwer für mich zu sagen, ich hatte viele gute Trainer in meiner Basketball-Karriere. Als ich jung war, da war es Bob Gallup, an der high school waren es dann George Tachibana und Andru Vaughan, die mich als fetten und übergewichtigen Schüler in Form brachten. Später dann in North Carolina Roy Williams und der bereits erwähsnte Jonas Sarahthian und auch in Griechenland, bei meiner ersten Station im Ausland, oder letzte Saison in Ljubljana Filipovski … ich habe jedem einzelnen viel zu verdanken und ich kann eigentlich niemanden herausheben. Ich habe es allen gemeinsam zu verdanken, dass ich der Spieler und Mensch geworden bin, der ich nun bin.
Du hast auf einer renommierten Universität gespielt, in der Basketball-Nationalmannschaft der USA U19 und U21, in Griechenland und Slowenien … welches sind die berühmtesten Spieler, mit denen du zusammen gespielt hast.
Oh, das ist eine lange Liste. Am College Ty Lawson, Tyler Hansborough, Denny Greene, Wayne Ellington, Brandon Wright, Marvin Williams oder von der Nationalmannschaft Michael Beasley, Stephon Curry. Donte Greene, DeAndre Jordan und viele andere mehr, mit denen ich zusammengespielt habe …
… wusstest du, dass Donte Greene Deutscher ist, einen deutschen Pass bekommen könnte?
Oh nein, wirklich? Das wusste ich nicht, das ist cool.
Wir haben gesehen, dass du viel auf dem Feld mit deinen Mitspielern redest, besonders in der Defense. Das ist eine positive Sache, gefällt es den Trainern, dass du so viel in der Defense redest?
Zunächst einmal entspricht das meinen Naturell. Ausserdem habe ich das in North Carolina von Coach Williams so gelernt, der immer wollte, dass wir viel in der Defense reden. Und wenn alle Spieler in der Defense miteinander kommunizieren, ist deine Defense sehr stark. Und was man ständig im Training macht, nimmt man auch mit ins Spiel. Deshalb rede ich im Training viel mit meinen Mitspielern.
Was war der größte Augenblick deines Lebens bisher, beim Basketball oder ganz allgemein?
Natürlich, der Gewinn der College-Meisterschaft war ein großartiger Moment in meinem. Dann, letzte Saison das erste mal in der Euroleague zu spielen, gegen Barcelona, in deren Halle zu spielen, die Stadt zu erleben. Genauso Siena. Oder in der Nokia Arena in Tel Aviv gegen Maccabi zu spielen, ein Team und eine Halle mit einer großen Vergangenheit. Das war toll und jede Saison wird es bisher besser. Abseits des Spielfelds … ? … das ist schwer zu sagen … ich bin 23 Jahre alt und hoffentlich besteht mir der größte Augenblick meines Lebens noch bevor.
Du wirst das erste Mal in Deutschland sein, nicht wahr? Hast du irgend jemanden nach seinen Erfahrungen gefragt? Was erwartest du von Deutschland?
Ja, ich habe eine Menge Leute gefragt. Ein Freund von mir, Marcus Ginyard, hat zwei Jahre in Bayreuth gespielt. Er hat mir erzählt, dass er mal Berlin besucht hat und wie gut es ihm dort gefallen hat. Ich kenne Bryce Taylor, der in der letzten Saison in Berlin gespielt hat; er ist aus Kalifornien, ich bin aus Kalifornien und wir haben einen gemeinsamen Freund. Ich habe Bryce Taylor nach seinen Eindrücken über Deutschland, Berlin und Alba befragt und er hat mir erzählt, wie wunderbar die Stadt ist, wie professionell und gut organisiert alles bei Alba ist. Egal, wen man fragt, man hört nur gute Dinge über Alba. Und das gleiche gilt für die Stadt Berlin. Ich freue mich schon darauf, die Stadt zu sehen und zu erkunden.
Zurück zum Basketball. Eine aufregende und hoffentlich erfolgreiche Saison liegt vor dir. In welchen Bereichen deines Spiels möchtest du dich in der nächsten Saison speziell verbessern und was sind deine Ziele für die neue Saison?
Ich möchte mich vor allem bei der Konstanz verbessern, konstant auf einen sehr hohen Niveau spielen und trainieren. Wenn ich müde werde, möchte ich mich nicht zurück lehnen sondern weiter auf höchstem Niveau kämpfen und spielen. Im letzten Jahr haben wir es mit Ljubljana nicht in die Top16 der Euroleague geschafft. Ich finde es aufregend gemeinsam als Team in die Top16 der Euroleague einzuziehen. Dafür möchte ich auf höchstmöglichem Niveau spielen. In der letzten Saison hat Bamberg einige Titel gewonnen. Wir wollen da um die Meisterschaft kämpfen. Das sind meine persönlichen Ziele und die Ziele die ich mit dem Team erreichen möchte.
Dafür wünschen wir den größtmöglichen Erfolg, danke für das Gespräch.
NCAA Champion 1993 war natürlich Henrik Rödl. Ademola Okulaja war ein Tar Heel 1995 bis 1999.
Schönes Interview!