Am, Sonnabend (10.05.2014, 19:30 Uhr) startet Alba Berlin in der Max-Schmeling-Halle in die Playoffs der Saison 2013/14 der Basketball-Bundesliga. Die Berliner treffen dabei als Dritter der Hauptrunde auf den Sechsten, ratiopharm Ulm. Sowohl in den den beiden Bundesligapartien als auch im Pokalfinale in Ulm konnte sich das Team aus der Hauptstadt gegen die Schwaben durchsetzen, sah sich dabei jedoch ein Mal einem stark durch Verletzungen geplagten Gegner durchsetzen und konnte die anderen beiden Partien nur knapp gewinnen. Die Bilanz für die aktuelle Saison klingt deutlichlicher als sie tatsächlich ist und lässt eine Viertelfinalserie erwarten, die keinesfalls so deutlich sein könnte, wie man anhand der Ausgangslage vermuten würde.

Duell mit Tücken
Mit Ulm treffen die Berliner auf einen Gegner, der über die Saison diverse Verletzungen zu verkraften hatte und dadurch einige nicht erwartete Niederlagen hinnehmen musste. Aus diesem Grund gehen die Ulmer auch nur von Platz sechs in die Playoffs. 14 Niederlagen waren deutlich zu viel, um die Playoffs von einer besseren Position angehen zu können. Gegen die anderen Playoff-Teams gab es lediglich fünf Siege bei neun Niederlagen, sechs Heimniederlagen sind auch ungewöhnlich für ein Team, dessen Heimhalle bislang für die gegnerischen Teams als schwer einnehmbar galt. Positiv überzeugen konnten die Schwaben auf europäischem Parkett, wo sie mit 11 Siegen bei sieben Niederlagen bis unter die besten 16 Teams vorstiessen. Ebenfalls überzeugend war der Auftritt beim Pokalturnier in eigener Halle, wo im Halbfinale der große Favorit Bayern München Basketball eliminiert wurde und man erst im Finale dem Playoff-Viertelfinalgegner aus Berlin unterlegen war. Mit den Ulmern bekommt es Alba mit einem Gegner zu tun, der offensiv über viel Potenz und variable Möglichkeiten verfügt und die zweitmeisten Punkte der Hauptrunde erzielte. Das Team von Coach Leibenath ist immer in der Lage, über 90 Punkte zu erzielen – wenn man sie lässt. Wenn sie ins Laufen kommen und sich in einen Rausch spielen, sind sie für jeden Gegner brandgefährlich. Gefährlich sind sie auch dadurch, daß man sich nicht auf einige wenige Leistungsträger konzentrieren kann. Die Punkteverteilung ist variabel und breit gestreut. So sieht Coach Sasa Obradovic das Problem nicht so sehr darin, einen einzelnen Spieler wie Per Günther zu stoppen: „Es geht definitiv nicht nur um Per Günther. Es ist vor allem wichtig, ihr schnelles Umschalten von Verteidigung auf Angriff [transition offense] einzuschränken. Ulm erzielt die Hälfte seiner Punkte aus Schnellangriffen, einer der Schlüssel des Spiels wird es sein, genau das zu verhindern. So wie wir es im Pokalfinale getan haben. Per Günther ist dabei ein wichtiger Spielgestalter, aber ebenso gefährlich sind Spieler wie Cameron Long oder Will Clyburn, die eine gute Saison spielen. Oder Daniel Theis, der als deutscher Spieler eine verlässliche Konstante im Ulmer Spiel ist. Nach Fehlwürfen, turnovern und gegnerischen Rebounds dürfen wir nicht so viele Punkte am anderen Ende des Felds zulassen.“
Druck und Anspannung
Bis auf Leon Radošević sind alle anderen Spieler fit. Beim kroatischen Center beobachtet man Tag für Tag den weiteren Heilungsprozess, kann aber noch keine definitive Aussage machen, wann er wieder einsatzfähig ist, Und angespannt! Jeder ist voll fokussiert auf die Playoffs, ungeduldig, heiss. Die Stimmung wirkt intakt; Akeem Vargas drückt dem Senior Sven Schultze einen flapsigen Spruch, weil dieser „nur“ pünktlich zum Training erschienen ist und nicht wie Vargas 30 Minuten früher. Schultze kontert, aber Vargas hat die Lacher auf seiner Seite. In gewisser Weise entlädt sich Druck.
Nach zwei Jahren mit Viertelfinal-Aus hat Alba Berlin Druck. Ein erneutes Ausscheiden in der ersten Runde wäre der Super-Gau für den Verein. Da hilft es auch nichts, daß der Verein bewusst vor der Saison tief stapelte und als Ziele lediglich das Erreichen der zweiten Runde im Eurocup, die Qualifikation für das Pokal Top4 sowie das Erreichen der Playoffs ausgegeben hatte. Bezüglich der ersten beiden Ziele wurde mehr erreicht, als vorab ausgegeben wurde, trotzdem wäre ein Scheitern im Viertelfinale der Playoffs angesichts der Saisonleistungen nicht nur eine Überraschung sondern schlichtweg ein Desaster. Der eigene Erfolg weckt Erwartungen, setzt das Team unter Druck. Die Spieler des Pokalsiegers wirken entschlossen und sollten aus zwölf Siegen in Serie auch genug Selbstbewusstsein haben, aber einige von denen können mangels Erfahrung nur erahnen, was in den Playoffs auf sie zukommt. Die drei Siege gegen Ulm müssen aus den Köpfen und deshalb warnt Obradovic vor allzu viel Optimismus: „Das erste Spiel der Serie ist sehr entscheidend für uns. Zu 100 % konnten wir uns nicht auf Ulm vorbereiten. Diese hatten jetzt 10 Tage Zeit, in denen sich Coach Leibenath sicher noch einige taktische Anpassungen der Systeme und Überraschungen einfallen lassen hat. Ich glaube nicht, daß wir Ulm in drei Spielen besiegen können, ich rechne mit einer schweren Serie. Im ersten Spiel können sie uns mit einigen Neuerungen überraschen, aber darauf werden wir dann im zweiten Spiel reagieren können. Deshalb ist auch das erste Spiel besonders schwer. Wir müssen da mental stark sein und vor allem die Ruhe bewahren, dürfen nichts überstürzen. Im Laufe der Serie werden wir aber unsere Chancen nutzen!“
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Heimspiel auswärts
Da die eigentliche Heimstätte der Berliner am kompletten Wochenende durch eine Zirkusveranstaltung belegt ist, muss Alba Berlin für das Spiel gegen Ulm in die Max Schmeling Halle ausweichen. Zwischen 1996/97 und 2007/08 spielte das Hauptstadt-Team zwölf Jahre in dieser Halle. Nicht die schlechtesten Jahre! Alle acht Meisterschaften wurden in dieser Halle gewonnen, der Club entwickelte sich zum dominierenden deutschen Basketball-Verein und etablierte sich auf europäischer Ebene. Obwohl der Verein als auch Coach Obradovic als ehemaliger Spieler persönlich durchaus positive Erinnerungen mit dieser Halle verbinden, ist gerade der Coach alles andere als glücklich mit dieser Situation, sieht dadurch den Heimvorteil verloren: „Dieser Umzug in die Schmelinghalle ist auch ein Punkt, der mir vor dem ersten Spiel ein wenig Sorgen macht. Ich hätte lieber in unserer Heim-Arena gespielt, dort kennen wir jedes Detail in und auswändig. Es ist wie ein Auswärtsspiel für uns. Bis auf das eine Spiel gegen Rom haben wir nie dort gespielt, das Licht ist dort anders, die Sicht ist dort anders. Wir haben dort nur ein einziges Mal trainiert.“ Bei den Spielern sieht es nicht viel anders aus. Nachwuchsspieler Ismet Akpinar sieht „eine Menge Tradition die die Schmelinghalle hat und ein bestimmt tolles feeling für die Fans„, auch ein gutes Omen durch den Sieg gegen Rom im bisher einzigen Spiel dort, aber meint so wie Obradovic ebenfalls „ich denke, es wäre für uns als Spieler besser gewesen, in der O2 world als unserer jetzigen Heimhalle zu spielen. Wir Spieler und der Coach hätten die O2 World bevorzugt„. Um sich gleich danach kämpferisch und optimistisch zu geben „aber es wird uns alles nichts ausmachen. Wir werden alle unser Bestes geben und dann auch unser zweites Spiel in dieser Saison in der Max-Schmeling-Halle gewinnen„. Mit einer Leistung wie in den letzten Wochen sollte das für die Berliner auch „auswärts“ in der Max Schmeling Halle möglich sein.
Samstag, 10.05.2014 – 19:30 Uhr – Max-Schmeling-Halle Berlin