Elmedin Kikanovic war einer der ersten Neuzugänge des Sommers. Der 27-Jährige reiht sich mit seinen Fähigkeiten in den neuen und variablen Frontcourt von Alba Berlin ein. Obwohl Kikanovic auch Deutsch versteht, gehört er eher zu den ruhigeren Zeitgenossen im Kader. Das mag vielleicht auch mit seiner nicht ganz leichten Vergangenheit zu tun haben; zu Beginn seiner Karriere wurde der Bosnier für ein Jahr gesperrt, nachdem er, unabsichtlich, eine verbotene Substanz zu sich genommen hatte. Mit uns sprach er darüber, dazu beantwortete er uns noch Fragen zur EM und seine Kenntnisse zu Alba und der BBL.

Hallo Elmedin, bevor wir anfangen, zuerst die Frage, ob wir dieses Interview auf Englisch oder vielleicht doch auf Deutsch führen können?
(lacht) Besser auf Englisch, auf Deutsch kann ich nicht alles verstehen (spricht auf Deutsch, wechselt danach ins Englische). Ich kann aber auch versuchen ein paar Antworten auf Deutsch zu geben.
Hast du dir eventuell vorgenommen jetzt in Berlin dein Deutsch etwas aufzufrischen?
Das sollte ich tun. Ich habe Deutsch vor 8 Jahren in der Schule gelernt, das meiste hab ich aber vergessen.
Lass uns ein wenig über die Eurobasket reden, bevor wir zu Alba kommen. Du bist gerade von der bosnischen Nationalmannschaft zurück, die EM ist ja für euch auch recht enttäuschend gelaufen. Wie war dein Eindruck?
Natürlich war es enttäuschend, unser Hauptziel war es unter die letzten 16 zu kommen. Wir hatten viele Probleme, uns haben zwei NBA-Spieler gefehlt, dazu noch Nihad Djedovic. Wir sind ein kleines Land mit einer begrenzten Anzahl an Top-Spielern, wenn dann welche ausfallen wird es sehr schwer. Trotzdem haben wir es geschafft Israel zu besiegen, das hat uns eine klare Ausgangslage vor dem Finnland-Spiel verschafft. Gewinnen wir das Spiel, kommen wir weiter. Leider haben wir dann schlecht gespielt, Finnland dagegen gut und deswegen haben wir verloren. Danach hatten wir keine Chancen mehr auf die nächste Runde. Natürlich war das enttäuschend, gegen Finnland hätten wir viel besser spielen müssen. Aber so ist nun mal der Sport, wir müssen nach vorne blicken.
Obwohl Bosnien ein kleines Land ist, findet man schnell einige Verbindungen zu Alba. Nihad Djedovic oder Alex Renfroe …
(lacht) Ein waschechter Bosnier!
Da stimme ich dir zu aber ok, er ist bosnischer Nationalspieler. War Alba ein Thema während der Zeit bei der Nationalmannschaft?
Natürlich, ich habe viel mit Alex über Alba gesprochen, habe ihn nach seinen Eindrücken gefragt. Auch davor habe ich mit ex-Alba Spielern gesprochen, Marko Marinovic z.B. Mit ihm hatte ich ja in Russland gespielt.
Du bist ja ein ehemaliger Spieler von Roter Stern Belgrad, Sasa Obradovic ist dort eine Legende. Hat es sein Status leichter gemacht, dich zu überzeugen?
Als mir mein Agent von Albas Angebot berichtet hat, wollt ich recht schnell unterschreiben. Davor hatte ich noch andere Angebote aber ich hab lieber abgewartet. Für Alba habe ich mich entschieden, weil es in Deutschland und Europa ein großer Name ist, der wohl populärste Klub in Deutschland und man regelmäßig vor mehr als 10.000 Zuschauern spielt. Die ambitionierten Ziele haben mich auch angesprochen.
Was weißt du über die Basketball-Bundesliga?
Letzte Saison haben wir in der Eurochallenge gegen Frankfurt gespielt. Die Leute mit denen ich mich über die BBL unterhalten habe, haben mir gesagt, dass es eine sehr physische, toughe Liga ist. Das sind im Groben die Informationen, die ich habe.
Du bist der größte Spieler im Kader, die Rollen auf den großen Positionen sind aber nicht so klar verteilt, Jonas Wohlfarth-Bottermann ist der einzige reine Center. Du bist, wie Aska und Watt, eher ein Tweener. Was erwartest du im Zusammenspiel mit den anderen?
Wir haben Spieler die offensiv, wie defensiv verschiedene Positionen besetzen können. Ich bin erst seit drei, vier Tagen beim Team. Wir müssen noch die besten Optionen finden. Ich denke das wird schon gut passen, sobald wir uns alle besser kennen und länger zusammenspielen. Ich kann zusammen mit Mitch, Aska oder Jonas auf dem Feld stehen, ich sehe da keine Probleme.

Lass uns ein wenig über deine Vergangenheit reden, du musstest vor ein paar Jahren eine komplette Saison wegen einer Doping-Sperre aussetzen. Kannst du uns nochmal genau erklären, was damals passiert ist?
Das war vor 5 bis 6 Jahren, ich habe damals Nahrungsergänzungsmittel, Kreatin, zu mir genommen. Darauf war jedoch nicht deklariert worden, dass es eine für mich verbotene Substanz, Methylhexanamin, enthielt. Bei einer Doping-Kontrolle wurde es mir dann nachgewiesen. Danach begann eine lange Prozedur, zunächst sperrte mich der Nationalverband von Bosnien für 8 Monate. Die FIBA war damit nicht einverstanden und erhöhte die Sperre auf ein Jahr. Das war natürlich eine sehr schwere Phase in meinem Leben, ich durfte nicht das machen, was ich am besten kann. Ein Jahr ohne Basketball, das war sehr schwer.
Wie kann man sich das vorstellen? Was macht ein Profi-Basketballer wenn er fit ist aber ein Jahr lang nicht spielen darf?
Ich habe in der Zeit alleine trainiert, Gewichte gestemmt, mich fit gehalten. Aber es ist natürlich sehr hart alleine zu trainieren. Eigentlich waren es ja nicht 12 Monate, sondern sogar 14 Monate ohne Basketball. Die Sperre ging von Juni bis Juni und im Juli/August spielt ja niemand. Mein Comeback habe ich dann mit der Nationalmannschaft bei der EM 2011 gegeben.
War es dir auch verboten, dich mit einem anderen Team fit zu halten? Alba hatte ja gerade auch einige Trainingsspieler, die sich fit gehalten haben.
Nein, es war meine Entscheidung, alleine in meinem Heimatort zu bleiben.
Was hast du aus diesen Geschehnissen mitgenommen? Welche Lehren hast du daraus gezogen?
Ich habe natürlich daraus gelernt, ich achte jetzt darauf, nur das zu nehmen, was mir der Teamarzt verschreibt. Ich nehme nur Nahrungsergänzungsmittel, die auch wirklich bekannt sind. In der Situation damals war es sehr schwierig nachzuweisen, dass ich unabsichtlich etwas Verbotenes zu mir genommen habe. Die Ergebnisse der Kontrollen zeigen ja nur, dass du etwas zu dir genommen hast. Man ist ja dafür auch selber verantwortlich, was man verbraucht. Ursprünglich sollte ich ja sogar für 2 zwei Jahre gesperrt werden, die Strafe wurde dann reduziert, weil ich zeigen konnte, dass ich unabsichtlich „gedopt“ habe.
Viele Dank für deine Offenheit und für das Gespräch Elmedin!

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